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, Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 Ak. L5 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlici) 42 Pfg. Einzelne Nummern 40 Pfg. — Alle Postan- Palten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. MÄmtz-MliW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit IO Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschasi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Mut Ikhnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigriu „Jllustrirteu U«terhattm»gSblatt". Mit land« «nd hauSwirthschaftlicher Monatlbeilagr. Nr. 6. Donnerstag, den 13. Januar 1898. 64. Jahrgang. akoLales «nd Sächstsches. Dippoldiswalde. Statt wie in früheren Jahren die Schützengesellschaft, wird Heuer der Turnverein nach bereits erlangter behördlicher Genehmigung das Arrangement eines Maskenballes in die Hand nehmen. Schon ist ein Ausschuß, bestehend aus sechs Tur»' rathsmitg lieber» thätig, die Vorarbeiten zu erledigen. Als Tag der Abhaltung ist Mittwoch, der 16. Februar bestimmt, während als Ort des Balles die Lokalitäten der „Reichskrone" gewählt worden sind. Dec Masken ball wtrdkeinallgemeinöffentlichersein, wndern es werden dazu nur eine Anzahl hiesiger Vereine ein.eladen werden, wodurch schon zumeist die Garantie für ein zwang loses aber durchaus decenteS Vergnügen geboten wird. Daß, da das Maskensest gerade in den Händen der Turner liegt, dasselbe durch Reigen und Charakter tänze mehr als sonst belebt werden wird, läßt sich wohl erwarten. Sollten durch einen reibt zahlreichen Besuch die Einnahmen die großen und vielfachen Ausgaben übertreffen, so wird jeder etwaige Ueberschuß dem Turnhallenbaufond zugesührt werden. So ist es das erste Mal, daß durch Veranstaltung eines Masken balles auch ein recht lobenswerlher Zweck vielleicht gefördert werden kann. — Am Hohen Neujahr hielt der Turnverein einen äußerst gelungenen Herrenabend mit Vrloosung im „Stern" ab. — An demselben Tage bescheerte der Bürgeroerein ffchs bedürftigen und würdigen Kindern, wobei Herr Oberlehrer Hellriegel eine herzliche An sprache an die Beschenkten und deren Angehörige, so wie an die erschienenen Milgltederdes Vereins hielt. Die Gaben bestanden in nützlichen BekleidungSgegcnständen. Schmiedebrrg, 10. Januar. Gestern Abend er freute in der geräumigen Veranda des Gasthauses zur Buschmühle Herr Photograph O. Lonke aus Höcken dorf eine zahlreiche Zuhörerschaft durch seinen bereits in weiteren Kreisen bekannten hochinteressanten „populär astronomischen Vortrag Vom Weltall". Nach ein leitenden Bemerkungen über Photographie und Spektral analyse, über Ruhe und Bewegung, über die Ansichten der Alten von der Gestalt der Erde und dem Wesen der Himmelskörper und über die Kant Laplacesche Theorie der Entstehung unseres Sonnensystems er läuterte der Vortragende, unterstützt durch eine große Reihe prachtvoller Lichtbilder, die Ergebnisse der astro- Phystschen Forschung über das Wesen der Fixsterne, der Nebelflecke, der Sonne und der Planeten, machte mit dem Zuhörer im Geiste eine Reise nach dem Monde und seinen schroffen, kahlen Ninggebirgen, ließ den Hörer in Bewunderung erstaunen beim Anblick einer großartigen Erdscheinlandschast (entsprechend unserer Mondscheinlandschasl), der Vollerde (Vollmond) und einer Erdfinsterniß, führte dann wieder die Ver sammlung ins große Weltall zurück, sprach über die Milchstraße, die Kometen und Meteorite, über den vermeintlichen Welt- oder richtiger Ecduntergang im Jahre 1899 und schloß unter lebhaftem Beifall mit einer höchst gelungenen Veranschaulichung der Bewegung der Planeten und Monde um die Sonne. — Daß das Publikum, dichtgedrängt in dem überfüllte» und wegen der Lichtbilder verfinsterten Saale, den von edler Wärme und einer tiefreligiüsen Auffassung getragenen Ausführungen des Redners drei Stunden lang nicht nur ohne ein Zeichen der Ungeduld, sondern in einer gehobenen Stimmung folgte, die sich am Schluffe bis zu einer andächtigen Bewunderung der Größe und Herrlichkeit der Wellschöpsung steigerte, ist die beste Kritik des Vortrags, ist aber auch ein erfreuliches Zeichen dafür, welch sittlicher Ernst und welch reges Streben nach Bildung trotz mancher gegentheiltger Zeichen unser Volk erfüllt. — Wenn eS den Redner möglich wäre, sein ab und zu allzuhoch ausloderndcS Feuer dec Begeisterung in Ton und Gebende ein wenig zu dämpfen und noch etwas peinlicher seinen Vortrag dem Maße der Vorbildung seiner jeweiligen Zuhörerschaft anzupaffen, so würde das im Interesse eines augenblicklichen und dauernden Erfolges mit Freude zu begrüßen sein. Da Herr Lonke seinen Vortrag ohne jeden Entgelt hielt, einige freiwillig dargebrachte Gaben aber als Grundstock zu einer ihm als Ideal vorschwebenden Volkssternwarte (?) bestimmte, so sei ihm auch an dieser Stells herzlicher Dank aus gesprochen. Seifrrsdorf. In hiesiger Parochie wurden im verflossenen Jahre geboren 88 Kinder, öl Söhne und 37 Töchter. Davon kamen auf Seifersdorf 24 Ge burten, 8 S., 16 T., auf Großölsa 38, 23 S., 15 T., aus Spechlritz 7, 4 S., 3 T., auf Malter 9, 7 S., 2 T., aus Seifen 2, 2 S., auf PaulSdorf 5, 4 S., 1 T. und auf Paulshain 3 Söhne. Unter den Ge borenen befanden sich 3 Todtgeburten (1 S. und 2 T), sowie leider auch 9 uneheliche (7 S. und 2 T.). Konfirmirt wurden 59 Kinder (29 Knaben und 30 Mädchen). Aufgeboten wurden 40 Brautpaare, davon hier getraut 29 Paare. Gestorben sind 56 Personen, 30 männl, und 26 weibl. In SeiserSdors starben 21, 6 männl, und 15 weibl., in Großölsa 25, 18 männl, und 7 weibl., in Spechtritz 2 männl., in Malter 2 weibl., in Seifen 1 weibl., in PaulSdorf 4, 3 männl, und i weibl., in Paulshain 1 männl. Unter diesen Verstorbenen befanden sich 11 Ehemänner, 7 Ehefrauen, 2 Wittwer und 5 Wittwen und 1 ledige weibl. Person. Kommunicirt haben 1549 Personen, nämlich 712 männl, und 837 weibl., davon haben im Hause 27 Personen dos hl. Abendmahl empfangen. Seifersdorf. Nach abgelegter Lehrprobe wurde der z. Z. in Johnsbach wirkende Hilfslehrer Mühl bach als zweiter ständiger Lehrer an hiesiger Schule vom Schulvorstande gewählt. Obengenannter Herr wird Ostern a. o., so Gott will, hier in sein neues Amt eingewiesen werden. Bis dahin aber wird die erledigte Lehrerstelle Hierselbst durch einen Vikar ver waltet. Glashütte. Das Moser'sche Lustspiel: „Der Militärstaat", das beim Stiftungsfeste des hies. Kgl. Sächs. Miliiärvereins so guten Erfolg erzielte, wurde am vergangenen Sonntag noch einmal öffentlich auf geführt. Gegen 300 Personen waren anwesend und amüsirten sich köstlich über das humorvolle und so inhallreiche Stück. .Das treffliche Spiel der Dar stellenden trug hierzu wesentlich mit bei. Nach dem Theater fand Ball statt. Der Reingewinn obiger Auf führung beträgt 104 Mark 40 Pfg. und fließt zur Hälfte in die Frauenbegräbnißkasse des Kgl. Sächs. Militär-Vereins und zur andern Hälfte in den Tvrn- hallenbausond des hies. Turnvereins. Kreischa. Im Jahre 1897 wurden in der Parochie Kreischa 131 Kinder geboren und zwar in Kreischa 74, in Lungkwitz 33, in Gombsen 6, Herms dorf 5, Kautzsch 8, Wtttgensdors 3, Saida 1 und Zscheckwitz —. Getauft wurden 129 Kinder. Trau ungen waren 34, davon 23 aus Kreischa, 7 aus Lungkwitz, 1 aus Gombsen. Beerdigt wurden 80 Personen, nämlich 43 aus Kreischa, 26 aus Lungk witz, 2 aus Gombsen, 3 aus Hermsdorf, 5 aus Kautzsch, 1 aus Saida; in Wittgensdors und Zscheck witz ist Niemand gestorben. Kommunikanten wurden 1601 gezählt, davon 857 aus Kreischa, 320 aus Lungkwitz, 149 aus Gombsen, 95 aus Hermsdorf, 68 aus Kautzsch, 80 aus Wittgensdors, 24 aus Saida, 8 aus Zscheckwitz. Im Jahre 1896 wurden 5 Kinder weniger geboren, 8 Paar weniger getraut, aber 35 Personen mehr beerdigt. Die Zahl der Kommuni kanten ist um 117 gestiegen. Die Zahl der unehe lichen Geburten beträgt I7«/o. Breitenau. Hier wird nächstes Frühjahr der Bau eines zweiten Gasthauses beginnen. Leider liegt der Bauplatz nur 3 Min. vom jetzigen Gasthofe ent fernt. Die Genehmigung deS Bezirksausschusses steht zur Zett noch aus. Den örtlichen Verhältnissen ent sprechender wäre es jedoch und für den altrenommirten ErbgerichtSgasthof weniger schädigend, wenn man die zweite Schankstätte in das im Winter vom Oberdorfs ost vollständig abgeschnittene Unterbreitenau mit Wald dörfchen verlegte. Sadisdorf. In der Angabe von Geburten 1897 in Nr. 4 dss. Bl. muß es heißen: Naundorf 14 (6 männl., 8 weibl.), Niederpöbel 16 (8 männl., 8 weibl.) Dresden. Am 10. Januar hielten beide Stände kammern Sitzung ab. Die Erste Kammer be schäftigte sich nach Begrüßung durch den Präsidenten und der Erledigung der Negistrande mit dem münd lichen Berichte über den Antrag des der Zweiten Kammer angehörigen Abg. Hausse und Gen., die Auf hebung der gemischten Transitlager und der Zollkredite für Getreide sowie die Aussuhrvergütung für Mühlen produkte betreffend. Nach längerer Debatte wurde der Antrag in seinem ersten Theile gegen 3, im zweiten Theile einstimmig angenommen. — Die Zweite Kammer bewilligte die Titel 38, 44, 61 und 69 des außerordentlichen StaatS- haushaltsetals für 1898/99, betreffend die Erweiterung der Bahnhöfe Oederan und Erdmannsdorf, die Ver legung der Staatsstraße Zschopau-Etrenfriedersdorf aus Bahnhof Wilischthal sowie die Herstellung eines vierten Geleises zwischen Coswig und Pieschen, allent halben nach der Regierungsvorlage. Die Berichte erstatteten die Herren Abgg. Wehner und Behren«. Zum ersten Punkte sprach Herr Abg. vr. Schöne, im klebrigen fand keine D-balte statt. Auf der Tagesordnung der Sitzung der Zweiten Kammer am II. Januar stand die Schlußberathung über die mündlichen Berichte der Beschwerde- und Petitionsdeputation über die Petitionen des vr. ostow. Braun in Beucha wegen eines Schadenersatzes und des Kaufmanns Hermann Puschmann in Falknstein wegen Schadenansprüchen, über die Beschwerde des Johann Andreas Rodig in Weißenfels wegen RechtS- verweigerung und Rechtsbeugung in Erbschastssachen und die Petition des Staatsasststenten Ludwig Ferdinand v. d. Planitz in Dresden um Gewährung einer Unter stützung aus Staatsmitteln. Auf Antrag der Bericht erstatter, der Herren Abgg. Däbritz, Schmole, Huste und Liebau, ließ die Kammer die Eingaben auf sich beruhen. — Die frühlingsgleiche Witterung der jetzigen Tage fördert ungemein den Fortgang des Brückenbaues der fünften (Eisenbahn Mbbrücke auf Neustädter Seite. Die Bogenkonstruktion zwischen dem ersten Landpsetler und dem auf dem Steindamm befindlichen zweiten Pfeiler ist vollendet. Rüstig wird jetzt an der Fertig stellung des eisernen Oberbaues gearbeitet. Ein fahr barer Dampfkrahn befördert auf festgefügter Hochbahn die riesigen Eisenmassen vom Slapelplatzs nach dem Arbeitsorte, der Abends, durch unzähtige Naphta- lampen erleuchtet, ein phantastisches Bild zeigt. Die noch offene Elbe ermöglicht ein unablässiges An bringen der Eisentheile mittels Schiff:s. Leipzig. Wie das „Leipz. Tagbl." erfährt, be stätigt sich die Nachricht, daß es sich bei der vor Kurzem in Aachen vorgenommenen Verhaftung eines Bezirksfeldwebels um Landesverralh handelte. Die Sache sei bereits beim Reichsgericht anhängig gemacht. — Mit den Nachforderungen an die Aussteller scheint die Direktion der Leipziger Ausstellung kein Glück zu haben, wenigstens haben Landgericht Leipzig und Oberlandesgericht Dresden in einer Klage gegen den Fabrikanten R. entschieden, daß die Aussteller, die in Folge der Nichtbel^gung eines Eckplatzes durch die Ausstellungsleitung in den Besitz eines solchen gelangt, ohne dies beantragt zu haben, nicht verpflichtet werden können, die erhöhte Gebühr für einen unverlangten Eckplatz zu zahlen. Der Entscheid ist von Bedeutung für eine ganze Anzahl obschwebender Klagen.