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Die „Weißeritz-Zeitung" st-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljiihrlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, eimnonatlm) 43 Big. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie chie Agenten nehmen Be stellungen an. Wchnitz-IkitM Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden^ werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im reoaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: PäUt Ithttt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirtrn ynterhaltungSblatt".Mit land- «ad hauSwirthschaftlicher ManatSbeUage. Nr. 4. Sonnabend, dm 8. Januar 1898. 64. Jahrgan-. Gedenktage für 1898. Zum 25jiihr. Regierungsjubiläum Königs Alberts von Sachsen. 8. Januar. 1861. Im Auftrage seines Vaters überbringt Kronprinz Albert von Sachsen dem König Wilhelm von Preußen die Glückwünsche zu seiner Thronbesteigung. 9. Januar. 1873. Der Urheber des Krieges 1870/71, Napoleon III., stirbt, fast vergessen von aller Welt, aufdem einsamen Landsitz Chislehurst in England. 1v. Januar. 1871. Beginn der dreitägigen Schlacht Le Mans. England am Nil. Der neue Feldzug, welchen die Engländer seit etwa Jahresfrist gegen den Mahdi Achmed Abdallah führen, um endlich den egyptischen Sudan der Schre ckensherrschaft der Derwische wieder zu entreißen und die ungeheueren reichen Gebiete am weißen Nil dem beherrschenden Einflüsse Englands zugänglich zu machen, ist plötzlich in ein entscheidendes Stadium getreten. Mit fieberhafter Eile werden von verschiedenen Punkten des britischen Kolonialbesitzes aus Truppenverstärkungen nach Egypten abgesendet, um dann zweifellos aus dem sudanesischen Kriegsschauplatz« Verwendung zu finden, und auch der größere Theil der englischen Garnison von Kairo ist in möglichster Schnelligkeit nach der oberegyptischen Grenze beordert worden, wie es heißt, zum Nachtdienst. Was es igtt diesem „Nachtdienst" eigentlich auf sich hat, das erscheint alleroings noch einigermaßen unklar; vielleicht sind die beiden von Kairo nach Wady Halfa abgegangenen englischen Re gimenter nur bestimmt, die Verbindung der englisch- eqyptischen Expeditionsarmee unter Kitchener Pascha mit der egyptischen Nückzugslinie besser ausrecht zu er halten, vielleicht sollen sie aber auch die Reihen des Kitchener Expeditionskorps verstärken helfen, das jeden falls einem scharfin Waffentanze entgegengeht. Nur darüber, durch welche Ereignisse denn schließlich diese energischen militärischen Vorkehrungen der Engländer -am Nil verursacht worden sind, besteht noch keine völlige Klarheit, da sich die Nachrichten hierüber wider sprechen. Es scheint indessen, daß die Meldungen über «inen unvermutheten Vorstoß der Derwische gegen das englisch-egyptische Expeditionskorps ebenso zu der Wieder aufnahme der englischen Offensive in der Richtung mach Chartum hin beigetragen haben, als die Gerüchte «über das Vordringen der französischen Nilexpedition unter Marchand nach Osten. Zwar bewahrheitet sich die zuerst aus englischer Quelle selber stammende Sensationsmeldung von dem angeblichen Austauchen der Expedition Marchand in der Gegend von Chartum nicht, immerhin unterliegt eS kaum einem Zweifel, daß die Engländer von ernsten Besorgnissen wegen der immer deutlicher hervortretenden Absichten Frank reichs auf die wichtigen Ländereien am oberen Nil erfüllt sind. Sie wollen daher den Franzosen zuvor kommen und den Feldzug geben den Mahdi jetzt forciren, um durch di« Wtederbesetzung Chartums eine vollendete Thalsache als Beweis für die wiederher gestellte Herrschaft Egyptens und seines englischen Hintermannes über den Sudan zu schaffen. In wieweit diese Absicht völlig zur Durchführung gelangen «wird, das bleibt allerdings noch abzuwarten. Die iMahdisten haben bei Metemmeh und dem gegenüber «m Nil gelegenen Schendi eine starke Stellung inne, die von etwa 20000 der wilden Krieger des Mahdi besetzt sein soll, sie liegt etwa Halbwegs zwischen Berber »und Omdurman und kann von dem engltsch-egyptischen - Expeditionskorps nicht umgangen, muß also gei ommcn werden. Daß dies nicht ohne erbitterlen Widerstand seitens der Derwische geschehen wird, ist sicher, die eng lische Heeresleitung dürfte denn auch an den bevor stehenden Kampf bei Metemmeh und Schendi nicht ohne umfassende Vorbereitungen Herangehen. Nach dem Fall dieser VertheidigungSstellung werden sich aber die Derwische vielleicht auf einen letzten VerzweiflungS- kamps unter den Mauern Omdurmons selbst eiurichten, so daß es daselbst möglicher Weise nochmals zu einem harten Strauß für die Truppen Kitchener Paschas kommt. Dann jedoch fragt eS sich noch, was der Negus Menelik von Abessinien zu dem weiteren Vor marsch der Engländer auf Chartum sagen wird. Der abeffyaische Herrscher hat schon den bisherigen Sudan- feldzug der Engländer nicht mit allzufreundltchen Augen betrachtet, und der Uebergang Kassalas aus italenischem in englischen Besitz wird die Gefühle des Negus gegenüber den Engländern schwerlich entgegen kommender gestaltet haben. Sollte er aber wirklich gegen die Fortführung des engltsch-egyptischen Feld zuges von Berber nach Chartum ernstlichen Einspruch erheben und mit seinen tapferen und zahlreichen Streitern gegen das Expeditionskorps Kitchener Paschas vorrücken, so müßte England natürlich auf seinen Plan der Wiedereroberung Chartums verzichten, gegen den Mahdi und den Negus zugleich wäre den Eng ländern ein Krieg gar nicht möglich. Falls Menelik jedoch auch fernerhin neutral bleibt, so werden die Derwische allein t.rotz ihrer wilden Tapferkeit der bester gelüsteten und disziplinirten englisch - egyptischen Truppenmacht gewiß nicht Stand zu halten vermögen, und dann wird die englische Flagge auf lange hinaus in den fruchtbaren Gebieten am Weißen und Blauen Nil triumphiren. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die abnorme milde Witterung, die diesmal der Winter uns schon im alten Jahre brachte, findet auch im neuen Jahre seine Fortsetzung sogar in gesteigertem Maße, da seit den letzten drei Tagen auch jeder Nachtfrost verschwunden ist und das Thermometer schon früh 5—7 Grad Celsius Wärme zeigt. Natürlich sind die ersten schüchternen Versuche, welche die ungeduldigen Schlittschuhläufer aus der Eisbahn anstelle» durften, daher auch wieder ein gestellt und zu Master geworden und der Eisklub hat seine Thätigkeit noch nicht entfalten können. Reinhardtsgrimma. Wie wir hören, wird der Mannergesangverein „Liedertafel" Sonntag, den 9. Januar, eine Theateraufführung veranstalten, zwar nicht öffentlich, doch sind zahlreiche Gäste, durch Mit glieder eingesührt,. sehr willkommen. Das reichhaltige Programm weist außer einigen komische» Einzeloor- trägen drei sehr humoristische Einakter auf und ver spricht den geehrten Theaterbesuchern, einen höchst genußreichen Abend zu bereiten, zumal auch den Tanz lustigen Gelegenheit geboten ist, nach der Ausführung das Tanzbein in ausgiebigem Maße schwingen zu können. Höckendorf. Morgen Sonntag, den 9. Januar, soll im Wegbrod'schen Gasthose Abends y»8 Uhr zum ersten Male hier eine Evangelisationsversammlung stallsinden. Solche Versammlungen werden jetzt öfters tm Lande hin und her abgehalten. Sie haben den Zweck, die Wahrheit der heiligen Schrift und die hohe Be deutung, welche das Evangelium von Jesu Christo für die ganze geistige und kulturelle Entwickelung der Menschen hat, noch in anderer Weise uns darzulegen, als das die Kirche mit ihren Gottesdiensten sonst thut und thun kann. Denn die Evangelisation ist ein Werk der inneren Mission, welches gegen daS vielfach so gleichgiltige oder doch nicht selten gewohnheitsmäßige Wesen und Leben in der heutigen Christenheit an- kämpst. Und der, der hier voraussichtlich mehrere Vorträge in seiner bekannten so edlen und doch ge meinverständlichen Weise halten wird, Herr Missions sekretär E. Just auS Dresden, ist durch die An schauungen und Erfahrungen, die er als Missionar unter den Heiden in Indien gewonnen Hal, gewiß vor Anderen in der Lage, in dieser Beziehung nun auch der Kirche in der Heimath zu dienen. So darf man gewiß einer zahlreichen Versammlung entgegen sehen. Der Zutritt ist für alle auch auswärtigen kon- firmilten Gemeindeglteder beider Geschlechter frei. Hermsdorf i. E. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer Robert Kirsten ist eine Kuh verendet, welche nach be- zirkSthierärztlichem Gutachten mit Milzbrand be haftet gewesen ist. Der Kadaver ist daher vorschrifts mäßig vergraben und sind gegen Weiterverbreilung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Kirsten besitzt noch 18 Rinder, welche bei vorgenommener Untersuchung durchgehends gesund er schienen. Sadisdorf. Beim hiesigen Standesamt« wurden für 1897 angemeldet: a) 69 Geburten (31 männl., 38 weibl.), davon kommen auf Sadisdorf 15 (7 männl., 8 weibl.), Obercarsdorf 15 (5 männl., 10 weibl.), Naundors 15 (7 männl., 8 weibl.), Nieder pöbel 15 (7 männl., 8 weibl.), Kipsdorf 9 (5 männl., 4 weibl.); b) 33 Sterbesälle, als auS Sadisdorf 5, Obercarsdorf I I (inkl. 1 Todtgeb. und I Unglücks fall), Naundorf 9, Niederpöbel 5, Kipsdorf 3. — Höchstes Lebensalter 85 V» Jahre. — o) Ehen wurden 20 geschloffen und 15 Aufgebote bekannt gemacht. Dresden. Am Schluffe des vorigen Jahres noch fielen die Bretterhüllen, welche den Skulpturenschmuck an dem neuen ZentralbahnhosSgebäude bisher verborgen hatten. Hoch auf dem Gipfel über dem prächtigen Portal der großen Halle des Gebäudes er hebt sich eine nach dem Entwürfe deS Herrn Prof. Nentsch von den Bildhauern Herren Becher und Schellenberg in sogenanntem Tetchstetn ausgeführte Kotoffalgruppe, deren ganze Höhe von der Basis auS gemeffen 4,70 Meter beträgt. Den Hauptantheil bietet eine allegorische Figur (Saxonia), die Herrscherstab und Schild trägt, zwei andere, tue halbe Höhe der Hauptfigur erreichende Gestalten, stellen die Wiffen- schast und die Technik dar. Das Werk bildet mit den beiden Genien, die an beiden Seiten des Portals an gebracht sind und elektrische Bogenlampen tragen, einen hervorragenden Schmuck des im übrigen einfachen Ge bäudes, an welchem jede Ueberladung vermieden ist. Dresden. Der Staatssekretär tm Reichspostamte, Herr v. PodbielSki, wird nächste Woche nach Dresden kommen. Wie verlautet, sollen die Verhandlungen, welche mit einer Anzahl böhmischer Jadustrieorte wegen Angliederung an den Dresdner Fernsprech verkehr seit längerer Zeit schon geführt werden, zum endgilligen Abschluß gebracht werden. — Prinz Albert siedelt am 7. Januar nach Oschatz über, um als Premierlieulenant rm dortigen Ulanenregiment einzutreten. Pirna. Der Oberpostassistent Vogel, der, wie noch erinnerlich sein wird, am 7. Juli v. I. nach einer bedeutenden Unterschlagung im Amte flüchtig wurde, in Ungarn aber bald vom Arme der Gerechtig keit ereilt ward, wurde vom Landgericht Dresden wegen Unterschlagung im Amte zu 4 Jahren Gesängniß und 5 jähr. Unfähigkeit, ein öffentliches Amt bekleiden zu können, verurtheilt. Roßwein. Unser Stadtbad wurde in den ersten 12 Wochen seines Bestehens von 8750 Personen be nutzt. Es wurden verabreicht 6619 Schwimmbäder, 1881 Wannenbäder und 250 Dampfbäder. Im Durch schnitte haben wöchentlich 730 Personen, also täglich über 100 gebadet. Die Besucherzahl ist wesentlich größer gewesen, als man bei Errichtung des Stadt bades annahm. Wurzen. In schwere Klagelieder ergehen sich die meisten Gastwtrlhe in Wurzen. Am 1. d. M. ist daS neue Polizeiregulativ über daS Kellnerinnenwesen in Kraft getreten. Eine Anzahl Wirthe hat, um nicht um II Uhr schließen zu müssen, die Kellnerinnen ent- lassen. Andere Wirthe wieder haben die weibliche Gästebedienung beibehalten und schließen zur bestimmten Stunde ihre Wirthschaflen. Fortgesetzt ergehen sich viele Wirthe in lautdn Klagen über die neuen Be-