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- .Weißerttz-Zeitmig- -»-scheint mSchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich »ttt Pfg., emlnonatka) 42 "'-'z. Einzelne Stummem 10 Pfg. — Alle Postan- üalten, Postboten, sowie Die Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. tznserate, welch« bei d«t bedimtenden Auflaa» deß Blattes eine sehr"wiA fame Berbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oerea Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate Mit entsprechen den, Aufschlag.— Einge sandt, in, redaktionelle» Lheile, die Spalterqeile 20 Pfg: Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmaunschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Pätü Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtteiligem »Lllrrstrirte« U«terhattimg»blatt". Mit land- rrrrd hauSwirthschastlicher Mmeat-beUage. Nr. 149. Dienstag, den 29. Dezember 1896. 62. Jahrgang. n I I I ir-n-ü-n- m „i.i Äirii-ssäV sn Lokales und Sächftsches. Dippoldiswalde. ES war am Weihnachtstage 4S6, als der Frankenkönig Chlodwig zu Rheims die heilige Taufe empfing. Dem Namen nach war er nun wohl ein Christ, aber sein Herz blieb nach den geschichtlichen Ueberlieferungen heidnisch, grausam und herrschsüchtig. 14 Jahrhunderte find seitdem ver flossen. Das Christenthum fand durch den heiligen Lehreifer des BonisaziuS und durch den allerdings ost gewaltthätigen BekehrungStried Karls des Großen immer mehr Eingang bei den Deutschen, denen es auch Vorbehalten war, durch einen glaubensfesten und frei- müthigen Luther die durch Menschenwerk verdunkelten Lehren des Heilandes wieder in reinem Lichte der Menschheit herzustellen, und auf unsere Zeit, 350 -Jahrs nach dem Tode des Reformators, können wir -im Rückblick auf den ersten christlichen König aus deutschem Stamme das Wort LesstngS anwenden: „Die Jungen denken bester, als die Alten thaten." Freudig ergreift man die Fsder, denn Freudiges ist vom verflossenen Weihnachtsfest zu berichten. Kaum hatten am heiligen Abend die Kirchen glocken das Fest eingeläutet, als in den meisten Stuben der Chriftbaum erglänzte und „O du fröhliche u. s. w." ertönte es durch die Stadtkapelle aus Straßen und Plätzen, gewissermaßen ein Weih nachtsgeschenk des Herrn Stadtmusikdirektors Jahn an seine Konzerlbesucher. Darauf erklang eS „Stille Nacht." Ja, stille, heilige Nacht ist auf dem Fried- Hofe, wo ein junges Weib auf das Grab ihres einzigen Lieblings ein Christbäumchen pflanzt und Kinder ihren dahingeschiedenen Eltern einen Kranz als Weihnachtsgabe auf den stillen Hügel legen. Still und matt zieht auch der fremde Wanderer der Herberge zur Heimath zu, wo aber bald ebenso fröhliche Weihnachtsstimmung Einkehr hält, denn durch thatkräslige Unterstützung aus der Stadt und Um gegend ist der Herbergsvater, Herr Bliemel, in den Stand gesetzt, die 26 Zugewandsrten mit reinen und «ganzen, wenn auch nicht ganz neuen Kleidungs- und Wäschestücken auSzustasfiren. Dazu erhielten dieselben kräftiges Abendbrot, Bier, Zigarren und Nachtlager unentgeltlich. Am ersten Feiertage früh 7 Uhr nach der Mette begab sich Herr DiakonuS Büchting in die Herberge, hielt mit den Anwesenden eine kurze An dacht ab und ermahnte sie, nicht das rechte Wanderziel zu verfehlen, worauf dse Fremden noch mit Kaffee .und Stollen bewirlhet und dann entlassen wurden. Wir aber rüsten uns zu einem Gang in den Haupt- gotteSdienst, wo eine andächtige Gemeinde den Worten des Predigers lauscht, der die heilige Weihnachtssreude -als Krone aller Freuden bezeichnet, denn keine Freude sei so tief, reiche so weit urd währe so lang wie jene. Gewissermaßen als Begründung dieses Thema» singt der Chor mit Musikbegleitung HändelS: „Uns ist ein Kind geboren." Bei den Abkündigungen wurde «mit vermeldet, daß die Kirchengemeinde 2 schöne Weihnachtsgeschenke erhalten habe, und zwar von den Geschwistern Lincke aus Anlaß des am 28. Oktober -gefeierten 100jährigen GeschästSjubtläumS ein von dem Bildhauer Schneider in Copitz aus Ptrnaischem und französischem Sandstein hergestelltes, mit dem ChristuS- monogramm nnd den Symbolen der 4 Evangelisten künstlerisch geziertes Lesepult und von mehreren Damen und Herren etu stark vergoldetes Taufbecken mit Eingravierung deS Spruches: „Lasset die Kind- üein" und der Taufe Jesu. So wurde auch hiermit große Freude verkündigt. — War schon am 1. Feier tage der feit vielen Tagen die Erde verdunkelnde Nebel gewichen, so leuchtete am 2. Tage die klarste, hellste Weihnachtssonne über die schönste, mit Schnee leicht bestreute Flur, ein Wetter und eine Landschaft, wie sie zum Schlittschuhlauf und zur Schlittenfahrt nicht schöner gedacht werden können. Schade, daß der 3. Tag Thauwetter brachte. Doch die schönste Freude ist es, wenn sie sich mit Liebe vereint. Nach diesem Grundsätze handelte der Bürgerverein, indem derselbe am 2. Abende ein Wohlthätigkeitsconcert zum Besten einer Christbescherung an arme Kinder veranstaltete und den dichtbesetzten RathhauSsaal durch verschiedene Vorträge, aber ganz besonders durch 2 recht flott ge spielte, überaus launige Einakter aufs Beste unterhielt. Der erste und dritte Abend wurde durch Concerte der Stadtkapelle im Stern- und SchützenhauSsaale auS- gefüllt und boten, wie nicht anders zu erwarten, herr liche Darbietungen. — Ueber die Vorstellungen der Gesellschaft Kartchs behalten wir uns Besprechungen vor. — Auch eine Art Weihnach»Sbescheerung erlebte einige Tage vor dem Feste ein Fremder, der angeblich in der Reichelschen Fabrik Arbeit suchte, daselbst aber vor Erschöpfung und Hunger zusammenbrach. Dar gereichte Speisen und Getränke wurden mit einem wahren Heißhunger verschlungen. Eine schnell ver anstaltete Sammlung unter dem Personal stattete ihn mit einem hübschen Sümmchen Reisegeld aus. — Wir machen hierdurch unsere Leser nochmals auf die Kollektiv - Gra ulalion aufmerksam. Die ZetchnungSstellen sind aus der betreffenden Annonce in unseren letzten Zeitungsnummern zu ersehen. — Am zweiten Weihnachtsfeiertage abends gegen 8 Uhr konnte ein gelblich und bläulich leuchtendes Meteor beobachtet werden, das einen solchen Hellen Schein verbreitete, daß Gegenstände scharfen Schatten warfen. Die Erscheinung dauerte nur wenige Sekunden. Breitenau. Die vom Schulvorstand mit Zustim mung deS Kirchenpatrons, Herrn Graf von Hohenthal- Püchoü aus Lauenstein, erfolgte Wahl des bisherigen Lehrers in HauSdorf, Herrn Wilhelm Hermann Göhlert, zum hiesigen Kirchschullehrer, hat die Bestätigung des Königlichen Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterrichts erhalten und wird von Herrn Göhlert sein neues Amt Mitte nächsten Monats angetreten werden. Dresden. Die am Weihnachtsheiligabend übliche Familientasel deS königlichen Hauses fand Nachmittag S Uhr bei dem Prinzen Georg im Palais Zinzendorf- straße statt. An derselben nahmen außer dem König, der Prinz Friedrich August, sowie der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg, der Prinz Albert und die Prinzessin Mathilde theil. — In dem Palais Zinzendorfstraße veranstaltete Prinz Georg eine Weih- nachtSbescheerung für eine Anzahl armer Kinder. Am Tage zuvor hatte Prinz Friedrich August eine gleiche Feier veranstaltet, an der auch die Frau Großherzogin von Toskana mit den beiden jungen Prinzen als Zuschauer theilnahmen. — Bekanntlich vollendet sich am 16. Februar 18S7 ein Zeitraum von 400 Jahren, seitdem Philipp Melanchthon geboren worden ist. Wie das evangelisch lutherische Landeskonststorium in der soeben zur Aus gabe gelangten Nummer 15 seines Verordnungsblattes bekannt macht, hat es im Einverständniß mit den in LvrmAvUoig beauftragten Herren StaatSministern be schlossen, auch in unserer Landeskirche, und zwar am Sonntag LsptuaZosimao, den 14. Februar 18S7, eine kirchliche Feier dieses wichtigen Gedenktages veranstal ten zu lasten, in der Weise, daß in dem Haupt- bez. Nebengottesdienst von den Geistlichen aus Melanch- thonS Bedeutung hingewiesen, die Gemeinde über eine Person und sein Werk belehrt und zur Nach- olge in seinem Glauben und Wandel, sowie zu rankbarer Treue gegen die hohen Güter der Reformation erweckt werde. Bestimmte Texte sinv für diese Feier zwar nicht vorgeschrieben, das Landeskonsistorium hat aber auf einige besonders geeignete Schriftsteller» hin gewiesen. — Die 9 sächsischen landwirthschastlichen Schulen werden in diesem Winter von inSgesammt 437 Schülern besucht. Davon entfallen auf Annaberg 30, Auerbach 3b, Bautzen 80, Chemnitz 58, Freiberg 46, Meißen 74, Pegau 29, Rochlitz 28 und Wurzen 57. Bon den 437 Schülern sind 418 Sachsen. Außerdem besuchen die Garteubauschul« in Bautzen S und die Gärtner-FortbildungSschule daselbst 25 Schüler, ferner die Gärtner - For bildungSschule in Chemnitz ebenfalls 25 Schüler. Loschwitz. Um zwei jüngst, hier frei gewordene Schutzmannstellen hatten sich 108 Persyüeu be worben. Vom 1. Januar 1897 ab hat nach Eintritt der beiden Neugewählten unser« Gchutzmannschaft eine Stärke von 6 Mann und eS wird mit genanntem Datum auch eine neue Dienstordnung eingeführt, welche die ständige Anwesenheit einer Polizeiperson im Wachtlokale ermöglichen wird. — Der Bau der Bergschwebebahn nach der „Schönen Aussicht" soll, nach Angabe der „Elbgau- presse" bestimmt am 1. Februar k. I. in Angriff genommen werden. Riesa. Eine erregte Debatte brachte hier die letzte Stadtoerordneten-Versammlung, in welcher mit- getheilt wurde, daß die Uederschreitungen de» bewilligten Aufwandes für Um- und Reparaturen bauten an der Artilleriekaserne den Betrag von rund 11000 Mk. ausmachen. Die Ausgaben wurden zwar als nothwendig anerkannt, doch ließ man die Ent schuldigung der Rathsmitglieder nicht gelten und all seitig griff die Auffassung Platz, datz hier sehr eigen» mächtig gehandelt worden sei. Roßwein. Der hiesigen Kirchgemeinde — im weiteren Sinne der ganzen Stadtgemeinde — ist von den Schülern der „Deutschen Schlosserschule" ein schönes Weihnachtsgeschenk gewidmet worden. ES be steht aus zwei vorzüglich gearbeiteten Gaskandelabern für die Ausschmückung der Freitreppe zum neuen Hauptportal der Kirche. Diese Kandelaber stehen auf Porphirpostamenten und stellen einen sich aus krausem Blätterwerk erhebenden schlanken Säulenschaft dar, der die auf zierlichem Laubwerk ruhende, mit reicher Ornamentik auSgestattete Laterne trägt. Diese Kande laber, wie die ebenfalls von den Schülern der Schlosser schule auSgesührten prächtigen Beschläge an der Por- talthür gewähren eine erfreuliche Voraussrtzung für die GesammtauSführung des Schmucks bei dem Auf gang zur Kirche, wenn erst das ihr von der „Deutschen Schlosserschule" zngedachte, künstlerisch gestaltete schmiede eiserne Geländer vollendet sein wird. Oschatz. Eine Anzahl hiesiger Besitzer von Schank lokalitäten mit weiblicher Bedienung hat bei dem Sladirathe um Aufhebung der polizeilichen Anordnung, wonach ihre Schankstätten Nachts 12 Uhr zu schließen sind, gebeten und wünscht, daß allgemein, auch in ven Gasthöfen und in den übrigen Restaurationen, für 1 Uhr eine Polizeistunde eingesührt wird. Nach längerer Verhandlung gelangte der Rath in seiner Sitzung vom 21. Dezember nicht zu einem zustimmen den Beschlüsse, sondern beschloß vielmehr nach dem Berichte über diese Sitzung, daß einige Gasthöfe mit weiblicher Bedienung noch einer schärferen Kontrole unterworfen werden und eventuell gegen diese Wirths mit KonzessionSentziehuug vorgegangen werden soll. Wurzen. Das von hier gemeldete Attentat auf einen Gymnasiasten scheint nun doch erfunden zu sein. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschloffen. Die Behauptung des als Augenzeuge ausgetretenen 9jährigen Schulknaben, daß er den Vorfall gesehen habe, ist unwahr. Wie ermittelt worden, ist der dem Gymnasiasten Lommatzsch angeblich entrissene Kaffee von einer Papiersabrikarbeiterin noch an demselben Tage unversehrt am Ufer des Mühlgrabens vor der Papierfabrik aufgefunden worden. Leipzig. Da« hier zusammengetretene Preis richterkollegium zur Beurtheilung der eingegangenen Entwürfe für das Völkerschlacht-Denkmal hat nach sorgfältigster Sichtung und Prüfung die Preise wie folgt oertheilt: 1. Preis (6000 Mark) an Archi tekt Wilhelm Kreis - Charlottenburg, 2. Preis (4000 Mark) an Architekt Otto Rieth-Berlin, 3. Preis (2500