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Mchmtz-MiW Inserate, welche bei dtz bedeutenden Auflage deU Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Psg. di» Spaltenzeile oder oer«t Raum berechnet. — Dl» bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die „»«ißeritz.Zeitung" «rscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lk Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan- - stallen, Postboten, sowie dir Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Miglich« Umtshauxtmaimfchast, das Königliche Amtsgericht und de» Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirte« UuterhattungSblatt". Mit land- «nd havSwirthschastlicher ManatlbeUagr. Nr. 126. Sonnabend, dm 31. Oktober 1896. 62. Jahrgang. Reformation-fest. Da steht der junge, schüchterne Mönch an der Thür der Schlosskirche zu Wittenberg, seine Hand hält die Rolle, auf welche er die 9ö Protestsätze verzeichnet hat, die sein Gewissen ihm diktirte, und jetzt faßt er den Hammer und laut hallen die Schläge durch die Abendstille; er aber ahnt nichts davon, daß er der Welt den Krieg erklärt hat, daß er von diesem Augen blick im Kampfe steht. Einer gegen Alle. Ja, Einer, aber Einer mit Gott! Und darum gehörte ihm der Steg. Reformationsfest feiern wir heut. Erneuerung der Kirche an Haupt und Gliedern. Es wird uns ja nicht ganz leicht, uns vorzustellen, was am Anfang des 16. Jahrhunderts aus der christlichen Kirche ge- morden war. Dem Christen war der freie, offene Zu gang zum ÄotteSherzen versperrt; er bedurfte der Für sprache der Heiligen, um sein Gebet dem himmlischen Vater angenehm zu machen. Und die GotteSgaben Vergebung der Sünde, Leben und Seligkeit, sie kamen nicht wie ein milder Maienregen von oben herab, sie waren in Rom zur Aufbewahrung und Verwaltung niedergelegt, und statt mit Strömen der Gnade vom Himmel her wollte „der heilige Vater" das Dürsten deS Menschenherzens nach Frieden mit armseligen Tropfen non Ablaß und Absolution stillen. DaS „allein aus Gnaden selig" war ausg-löscht über dem EingangSthor in die christliche Kirche und an seine Stelle hatte man das Wort „Werkgerechtigkeit" gesetzt. Den beiden wahren Sakramenten hatte die Kirche fünf falsche hinzugefügt und das Abendmahl dem Laien verkürzt durch Entziehung des Kelches; daS priester liche Geschlecht, das heilige Volk hatte ste zerspalten in CleruS und Laien; kurz das Urgebilde der allge meinen heiligen christlichen Kirche war verloren ge gangen und an seiner Stelle stand die römische Kirche mit soviel Jrrthum, Wahn und Aberglauben, daß ein christliches Gemüth kaum noch den Kern der Wahrheit darin entdecken konnte. Da kam der Knabe David; in seiner Schleuder trug er zwei Geschosse, die nannte er Formal- und Materialprinzip, und mit ihnen warf «r den Riesen in den Sand. Weg mit der irrenden Tradition, nur die heilige Schrift bietet die Wahrheit, und der Kern dieser Wahrheit heißt: „sola kicks" allein durch Glauben gerecht und selig". So steht er da, der Mann mit dem AindeSherzen, gegen «ine Welt in Waffen kampfbereit, den Frieden GotteS in sich tragend, so steht er da und läßt die Feinde anstürmen. Und wie die Wogen an den Felsen, so bricht sich der Feinde Toben an seiner Rüstung, das Feld muß er behalten, denn Gott ist mit ihm und aiebt durch ihn seinem lieben deutschen Volke sein Evangelium mit her lautern GotteSkraft, seine Sakra mente mit der Süudentilguug, seinen Frieden aus .Gnaden wieder. Halte, waS Du hast, Du deutsches Volk. Bewahre Dir das köstliche Gottesgeschenk, dqS Volk der Refor mation zu sein. Lola ficks, allein durch den Glauben wehre den römischen Trug und Aberglauben von Dir ab, sola Läo schlag nieder, was in Dir an Unglauben -und Sünde täglich gegen Dich aufersteht, soIa Säe haüeLu,4vie^tnft LitnSotteSkämpfer vr. M Luther,, -die theuren Erbstücke Wort und Evangelium rein und unverfälscht und gieb ste so an Sohn und Enkel weiter, damit Du bleibst, wa» Du warst in den Tagen der Reformation, die Stadt, die auf dem Berge liegt, das Licht aus dem Leuchter, dgS Dal« der Erde. Walt'- Gott! -Lokales rmd Sächsisches. Dippoldiswalde. Da mit Ende des Jahre» die Wahlzeit de» Herrn Stadtrath F. A. Heinrich, de» verdienstvollen Leiter» deS städlsschen Schulwesen», ihr Ende erreicht, nahm am gestrigen Donnerstag das Stadtverordneten-Kollegium eine Neuwahl vor und wurde der Genannte wiederum mit Stimmenmehrheit als Stadtrath auf Zeit gewählt. — Im Turnverein wird jetzt nach der Turn stunde auch noch fleißig geübt und geprobt, denn es gilt, zu dem Ende November stattfindenden Concerte, welches zum Besten des Turnhallenbaufonds abgehalten wird, ein gediegenes und abwechslungsreiches Programm zu bieten. Gesangliches, Turnerisches und Humoristisches wird in demselben vertreten sein und auch ein inter essanter Reigen, als besonderes Zugstück, wird nicht fehlen. — Auf einer Inspektionsreise begriffen, revidirte Herr Gewerbeschulrath Enke aus Dresden die hiesige Handelsschule und zwar hörte er je eine Lektion in Buchführung und Rechnen in der ersten Abtheilung an. Die weiter beabsichtigte Revision in der Deutschen Müllerschule konnte wegen der erst Ende dieses Monats zu Ende gehenden Ferien nicht stattfinden. — Die auf Grund des Gesetzes vom 26. April 1892 für da» laufende Jahr den Schulgemeinden des EchultnspekttonsbezirkeS Dippoldiswalde vom König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht bewilligten StaatSbeihilfen betragen zusammen 30000 Mk. und können — insoweit noch nicht ge schehen — gegen Abgabe der den Schulvorständen zu gestellten, vom Vorsitzenden namensunterschriftlich zu vollziehenden, mit Datum und Etempelabdruck zu ver sehenden Quittungen im Oktober bei den Ortssteuer- Einnahmen oder, dafern diese die Zahlung nicht voll zu leisten vermag, bei der König!. Bezirkssteuer-Ein nahme erhoben werden. — Die diesjährigen Herbst - Kontrol - Ver sammlungen, zu welchen sämmtltche Reservisten, Dispositions-Urlauber und zur Disposition der Ersatz- Behörden Entlassene zu erscheinen haben, finden im Bezirke deS Königlichen Meldeamts Dippoldiswalde wie folgt statt: Dienstag, den 10. November, Norm. 10 Uhr in Kipsdorf (Hotel zur Tellkoppe); Mittwoch, den II. November, Vorm. 10 Uhr in Lauenstein (Schützenhaus); Donnerstag, den 12. November, Vorm. 10 Uhr in Kreischa (Blasche'S Etablissement); Freitag, den 13. November, Vorm. 10 Uhr in Frauenstein (Gasthof zum Stern); Sonnabend, den 14. November, Vorm. 10 Uhr in Dippoldiswalde (Schützenhaus). Besondere Gestellungsbefehle werden nicht ausgegeben. Es liegt daher im, Interesse der Betheiligten, die bei den Stadt- und Ortsbehörden und an öffentlichen Plätzen im Orte auShängendeu Bekanntmachungen, weiche Zeit und Ort der Kontrolversammlung ent halten, einzusehen. Die Militärpapiere sind mitzu bringen. Nichterscheinen zu der befohlenen Kontrol versammlung hat Arrest zur Folge. Außerdem wird noch ganz besonders darauf aufmerksam gemacht, vaß die zur Kontrolversammlung berufenen Mannschaften für den ganzen Tag, an welchem dieselbe stattfindet, unter den Militärgesetzen stehen. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 10. Sep tember d. I. durch Blitzschlag bet dem WirthschaftS- besitzer Baumgart in Pretzschendorf entstandenen Brandes hat die Kgl. BrandverflcherungSkammer der Gemeinde spritze von Colmnitz und der Spritze der freiwilligen Kenerwehr -von Oderbobritzsch Prämien »ach Höhe von- 30 Mk. und beziehentlich 25 Mk. bewilligt. — Die Hoffnungen der Jäger, daß die Hasen jagd in diesem Jahre eine recht ertragsreiche werde, scheinen sich nicht zu erfüllen, da bis jetzt fast auf allen Revieren der näheren und wetteren Umgegend sich Hasenmangel fühlbar macht. Als Ursache der mangel haften Fortpflanzung wird der nasse Eovzmer bezeichnet. . — Am 30. Oktober wird in Hennersdorf (Bez. Dresden) in Vereinigung mit der Postagentur daselbst eine mit Fernsprecher versehene Telegraphen.Be triebst eile mit beschränktem Tagesdienst eröffnet. Gleichzeitig wird daselbst der Unfallmeldedienst ein gerichtet. Poffendorf. Kommenden Montag, den 2. Nov., wird mit dem diesjährigen Kirchweihfest das 300jähr. Kirchenjubtläum gefeiert. Im Festgottesdienste, Vorm. 9 Uhr, hält Herr Pastor Nadler die Predigt, worauf eine Ansprache des Herrn Superintendent Meier- Dippoldiswalde folgt. Nachm. 2 Uhr findet für die Kinder ein Festgottesdienst statt. Dresden. In der 18. Sitzung am 28. Oktober der ev.-luth. Landessynode gelangte zunächst ein Erlab der in Lvangsliois beauftragten Staatsminister zur Kennlniß der Synode, nach welchem der Schluß' der letzteren aus Mittwoch, den 4. November, an beraumt wird. Zur zweiten verathung über den mit Erlab Nr. 7 vorgelegten Entwurfs eine» Kirchen gesetz,S, eine Einschränkung de» BesetzungSoerfahrenS bei geistlichen Stellen betreffend, lag ein Antrag de» S.-M. Pfarrer vr. Schönberg vor, welcher einige Aenderungen in 8 1 a fordert. Dieser Antrag ver anlaßte eine lebhafte Debatte, in welcher für den Antrag der Antragsteller sowie die S.-M. Pfarrer Siebenhaar, Gemeindevorstand Reinhold, Gemeinde vorstand Weinhold, Gutsbesitzer Däwrritz und Pfarrer Große eintraten, während der Referent des Ausschusses, Geh. Rath vr. Wach, dem Anträge Schönberg mehr mals entgegentrat. Auch die S.-M. Kammerherr Freiherr v. Friesen, Amtshauptmann vr. Rumpett, AmtShauptmann Freiherr v. Wirsing, Bürgermeister Zeidler und Superintendent Merbach sprachen gegen den Antrag Schönberg und für die Beschlüsse der ersten Lesung. Nachdem der Präsident des Lande-- konsistoriumS v. Zahn in längerer Ausführung die Fassung der ersten Lesung vertreten und zu Z 1 a und 6 eine Verbesserung in Vorschlag gebracht hatte, zog E.-M. Pfarrer vr. Schönberg seinen Antrag zurück. Nachdem noch die S.-M. Geh. Kirchenrath v. Pank, Pastor prim. Wetzke, Prinz v. Schönburg-Waldenburg, Pfarrer Große und Superintendent Schmidt gesprochen und ihre Stellung zu der Vorlage begründet hatten, wurde die Generaldebatte geschloffen und die 88 1 bi mst 5 nach der Fassung der ersten Berathung mit dyr vom Kirchenregimente beantragten Abänderungen an genommen. Zu Z 6 sprachen noch die S.-M. Geh. Kirchenrath 0. Pank und Geh. Kommerzienrath Niet hammer, während der Präsident deS ÄmdeSkonfifto- riums v. Zahn nochmals auf einige von dem S.-M. Geh. Kirchenrath v. Pank ausgesprochene Wünsche Auskunft gab. Nunmehr wurde 8 6 und in nament licher Abstimmung daS ganze Gesetz angenommen. ES folgte die Berathung über den Antrag deS Pelt? tionSauSschusseS, die Petition a) der Löbauer Prediger konferenz und Gen. und d) der Freiberger Diözesan versammlung, das Zuchtversahren betreffend, auf sich beruhen zu lassen. Nachdem der Berichterstatter den Antrag de» Ausschusses begründet hatte, sprachen im Sinne der Petenten die S.-M. Superintendent Häffel- barth und Pfarrer Scheuffler. Nachdem noch der Vizepräsident Oberhospredtger 0. Meier und Ober» konsistortalrath v. Ackermann im Sinne des LandeS- konststorium» in eingehender Weise sich über die Peti tion ausgesprochen hatten, wurde der Ausschußantrag angenommen. — Als Prinz Friedrich August am 29. Okt. Vormittag in das Palais am Taschenberge rette« wollte, glitt das Pferd aus und stürzte mit dem Reiter. Der Prinz blieb unversehrt. Ein Gendarm, der dem Prinzen behilflich sein wollte, wurde derart verletzt, daß er ins Schloß getragen werden mußte. — Mit einem Vorträge deS Herrn Geh. Regierung»- rath Professor vr. Maercker-Halle a. S. über „Anbau von Braugerste" verbunden mit einer um 1 Uhr zu eröffnenden Ausstellung von sächsischer Braugerste, beginntdieOekonomischeGesellschast im König reiche Sachsen Freitag, den 6. November, Nachm. 4 Uhr in der deutschen Schänke zu den „drei Raben" DreSden-Altst. Marienstraße 20 in diesem Winter halbjahre ihre fachwtffenschastlichen Borträge. Da»