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«Lokales und SLchstfches. Dippoldiswalde. Nach beendeten Michaelisferien nimmt am heutigen Montag das Lehren und Lernen wieder seinen Anfang. Für das in der Ausbildung begriffene „junge Deutschland" bedeutet das Winter halbjahr eine Periode strammer Arbeit, da ein statt liches Pensum zu erledigen ist und deshalb gar-tüchtig inS Zeug gegangen werden muß, um den Abschluß für den Ostertermin und damit für die „Versetzung" zu einem befriedigenden zu gestalten. Die MichaellS- Censuren haben in dieser Hinsicht den deutlichen Hin weis darauf gegeben, wo es bisher noch kritisch aussah und wo daher jetzt hauptsächlich die Kraft eingesetzt werden muß. — Kirmessonntag und Männergesang- vereinSconcert sind zwei Begriffe, die durch die Länge der Zeit so eng verwachsen find, daß sie sich nicht mehr trennen lassen. Wie auf den Kirmestisch der Karpfen, so gehört zum Abend obiges Concert, und wir glauben, daß sich der echte Dippoldiswalder die Kirmes ohne dasselbe gar nicht mehr denken kann. Um an diesem guten Alten mit Treue zu halten, hat sich auch diesmal der Gesangverein mit verschiedenen Liedern ausgerüstet, um den Concertbesuchern etwas Gediegenes vortragen zu können. Kräftige und launige Männerchöre werden mit stimmungsvollen, zarten ge mischten Chören, Quartetten und Solis und Jn- strumentalsätzen abwechseln. Wir brauchen nur oie Komponisten Koschat und Silcher zu nennen, um den gemüthlichen und gemüthvollen Theil des ConcerlS zu kennzeichnen. — Geschäftsbericht des Vorschubvereins auf Monat September. Einnahme: Geschäftsantheil Mk. 50, Spareinlagen Mk. 3977, Darlehne Mk. 8000, zurück gezahlte Vorschüsse Mk. 24784, Provision Mk. 355, Zinsen Mk. 760; — Ausgabe: Vorschüsse 24l64, zurückgezahlte Spareinlage Mk. 9097, zurückgezahlte Stammeinlage Mk. 59. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes bei dem Gutsbesitzer Mende in Pretzschendorf am 7. August d. IS. hat die Königliche BrandversicherungS- Kammer den Spritzen der Gemeinden FriederSdorf und Röthenbach Prämien nach Höhe von 30 Mk. und beziehentlich 25 Mk. bewilligt. — Am Sonnabend früh in der 5. Stunde wurde Im Garten der Bezirks-ArbeitS-Anstalt hier der in derselben als Versorgter untergebrachte frühere Hand urbeiter Karl August Mühle aus Börnchen bei Glas hütte, 69 Jahre alt, todt ausgefunden. Mühle hat vermuthltch einen Fluchtversuch unternommen und sich zu diesem Zwecke aus einem Schlassaal-Corridorfenster in der 2. Etage des AnstaltS-GebäudeS an einem von ihm selbst aus Tautheilen hergestelltem Seile herab lassen wollen, ist aber infolge Zerreißens desselben abgestürzt und an der hierbei erlittenen Gehirn erschütterung verstorben. Außer der Gehirnerschütterung hatte sich derselbe auch einen Bruch deS rechten Ober schenkels zugezogen. — Im zeitigen Frühjahre fand Herr Gutsbesitzer Z. in Elend beim Reistgladen im Walde ein nur einige .Tage altes Rehkälbchen, das jedenfalls seine Mutter 'verloren hatte, da es sich beinahe verschmachtet in einem «lenden Zustande befand. TrotzdeM nahm die Gattin des Obigen sich des ThierchenS an und hatte die Freude, dasselbe, allerdings mit größter Mühe, durch die Eaugflasche zu retten und groß zu ziehen. Da« Rehböckchen, welches schon die Anfänge zum Gehörne zeigt, kann jetzt schon auf den Tisch gucken und wird gleichsam al- Familienglied mit angesehen. Gespannt ist man, ob dem jetzt noch ganz zahmen Thier« nunmehr nicht auch FretheitSgedanken in den Sinn kommen werden, die es eine« Tage» wieder dem Walde zutreiben. — Nachdem die großen Herbstübungen beendet und die Reservisten in da» Civilverhältniß wieder zu kM" brti- ou». ^ag, Donner«- taa und Vvmuwend. — P5ei» viertelj«hr«ch 1 M. SS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Ma- Einzeln« Nummern 10 Pfg- — «lle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« bet d« bedeutenden Auflage deS Blattes eine s«r wirk same «erden mit 10 Spaltenzeile oder Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entknochen dem Aufschlag. — Einae- sandt, im redaktionell« Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Kmlshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. 62. Jahrgang. Nr. 115. Dienstag, den 6. Oktober 1896. Verantwortlicher Redacteur: PäUi Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrieren Unterhaltungsblatt". Mit land- »ad harr-Mirthschastlichrr MoaatpbeUage. rückgekehrt sind, geht im Monat Oktober die Ein stellung der Rekruten wieder vor sich. Der Haupteinstellungstag der Rekruten für die im König reich Sachsen dislocirten Infanterie-Regimenter, der Jäger und Schützen, der Feld- und reitenden Artillerie, sowie der Pioniere ist Sonnabend den 17. Oktober. Die Einstellung der Rekruten der Kavallerie (Garde reiter, Husaren, Ulanen und CarabinierS) erfolgt Sonn abend den 10. Oktober, die des Train-BataillonS Nr. 12 am 3. November 1896, bezw. am 1. Mai 1897. Die Zwei-, Drei- und Vierjährig-Freiwilligen werden gleichzeitig mit den Rekruten eingestellt. Die Einstel lung der zum Dienst ohne Waffen ausgehobenen Re kruten (Oekonomie-Handwerker und Krankenwärter) ging bereits am vorigen Donnerstag bei allen sächsi schen Truppentheilen vor sich. Hartmannsdorf bei Frauenstein. Muthmaßlich aus Schwermuth infolge körperlicher Leiden erhing sich hier ein 73 Jahre alter, verwtttweter und kinderloser Gutsauszügler. Zinnwald. Zur Unterhaltung der Fortbildungs schule Zinnwald-Georgenfeld sind der hiesigen Schul gemeinde auch für das lausende Jahr 40 Mk. als Beihilfe auS Staatsmitteln zugegangen. Dresden. Die 6. ordentliche Landessynode der evangelisch - lutherischen Kirche des Königreichs Sachsen wird am heutigen Montag im Sitzungssaals der I. Sländekammer durch den Vorsitzenden der in Lvaugsliois beauftragten Staatsminister, Kultusminister v. Seydewitz, mit einer Ansprache eröffnet. Nach Ueber- nahme des Präsidiums durch den Alterspräsidenten und besten Anzeige über die Beschlußfähigkeit der Synode wird die Wahl des Präsidenten und Vize präsidenten, der beiden Sekretäre und die Verpflichtung der beiden Präsidenten durch den Alterspräsidenten vorgenommen. Dann erfolgt die Uebernahme deS Vorsitzes durch den neugewählten Präsidenten, die Verpflichtung der beiden Sekretäre und der anwesenden Synodalmitglieder sowie hierauf die Constituirung der Synode. Den Schluß der ersten Sitzung pflegen die Wahl des LegitimationS - und des Redaktions- Ausschusses zu bilden. In einer weiteren Sitzung wird die Wahl deS Verfassungs-Ausschusses, deS Pe titions-Ausschusses uüd eventuell von Ausschüssen für einzelne Erlasse vollzogen, woraus in die eigentlichen Berathungen der Synodalvorlagen eingetreten wird. — Die äarolabrücke zu Dresden, der man zur Zeit ihrer Erbauung keinen großen Verkehr und mit hin auch keine nenmnSwerthen Brückeneinnahmen zu traute, brachte im vergangenen Jahre 13299 Mark Brückenzoll ein. Rechnet man hiervon die 3422 Mark betragenden Ausgaben ab, so verbleibt immer noch eine Nettoeinnahme von 9877 Mark. Die Steigerung des Verkehrs und die der Einnahmen ist so bedeutend geworden, daß man für dieses Jahr eine Einnahme von 30000 Mark erwartet. Inbegriffen ist hierbei der feste Betrag von 1000 Mark von der Deutschen Straßenbahngesellschaft. — Die mächtigen Eisenkonstruktionen des Miltel- perronS des neuen Personenhauptbahnhofs sind nunmehr in der ganzen Länge der geplanten Anlage montiert und Überspannen die Tiefgeleise in weitem Bogen. ES erübrigt nun noch, die Zinkbedachung auf zulegen und die Verglasungen vorzunehmen — Arbeiten, welche allerdings noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Weiter hat man jetzt auch mit der Auf stellung der Eisentheile auf dein nördlichen Hochperron begonnen, welcher ein ähnliche» Aussehen wie der zur Zeit im Verkehr befindliche Südperron erhalten wird. Inzwischen ist der Steinbau zum Tiesbahnhof an der östlichen Stirnseite der Gesammtaiilag« bis zu beträcht licher Höhe gefördert worden und dürfte bald seiner Vollendung entgegengehen. — In Schirgiswalde wurde jetzt die neuerbaute evangelische Kirche eingeweiht. Hieran knüpfen die Zeitungen die Notig, daß nun sämmtliche sächsische Städte eigene Kirchen besäßen. Dies stimmt abet nicht. Die 3557 Einwohner zählende Stadt Brand, 6 Kilometer von Freiberg entfernt, besitzt keine Kirche; die Stadt ist nach ErbiSdorf eingepfarrt. Freiberg. Der Ort Großschirma bei Freiberg besitzt zwei Schulgebäude. Die Schule im Unterdorfe wurde vor ungefähr 3 Jahren umgebaut, die im Ober dorfs unlängst auch von der Behörde als nicht mehr ausreichend bezeichnet. Infolgedessen war vom Schul vorstande ein Anbau an dieselbe geplant und von der Behörde bereits genehmigt worden. Ehe man jedoch zur Ausführung des Planes schritt, brannte eS neben der Kirche, und auf dieser Brandstelle beschloß man nun eine Zentralschule zu errichten. Mit diesem Be schlüsse war jedoch ein großer Theil der Bevölkerung nicht einverstanden, und da dieser nirgend» Gehör sand, haben etwa 60 Familien bei der hiesigen kgl. Superintendentur ihren Austritt auS der Kirchen gemeinde erklärt. Hoffentlich gelingt es doch noch, die erregten Gemüther zu beseitigen. Riesa. Unser Kirchenneubau schreitet im Aeußeren seiner Vollendung entgegen. Die Deck arbeiten sind ziemlich fertiggestellt und gegenwärtig ist man mit dem Einziehen de» bunten Fensterglases beschäftigt. Dagegen ist der innere Ausbau, nament lich was die Ausschmückung der Kirche anlangt, noch sehr im Rückstände. Die Malerarbeiten, die bereits im August ihren Anfang nehmen sollten, haben bi» heute noch nicht beginnen können. ES erscheint daher sehr fraglich, ob der in Aussicht genommene Termin der Einweihung der Kirche, Ostern 1897, wird einge halten werden können. Oederan. Ein Herr Moritz Schüller von hier erläßt in auswärtigen Blättern folgendes Inserat: „Rezepte und GeschäftSvortheile aller Art, die gewinn bringendsten Haupt- und Nebengeschäste rc. erfährt Jeder durch unser Buch gegen 20 Pf. in Briefmarken. Schüuer's Bureau, Oederan i. S." Es handelt sich hier um ein von Herrn Schüller herausgegebenes Büchlein „Praktische Anleitung für den Weg zum Wohlstand", in welchem der Herausgeber 811 Rezepte anpreik, die er gegen Einsendung von 3 bis 30 Mk. abgeben will. Rezept Nr. 810 „WaS hat man zu thun, wenn man zahlungsunfähig ist und nicht in Konkurs fallen will, und wie fängt man eS an, um mit seinen Gläubigern auf außergerichtlichem Wege fertig zu werden?" kostet 20 Mk. Rezept Nr. 80Ü „Die Geheimnisse des PserdehandelS* wird für 25 Mk. geliefert. Hoffentlich fallen nicht allzuviele von der Sorte, die nicht alle werden, darauf herein. Kamenz. Wie nunmehr bestimmt feststeht, wird das am 1. April nächsten Jahres Hierselbst Garnison beziehende Bataillon nicht, wie früher gemeldet, da» 3. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 103 aus Bautzen sein, dasselbe wird vielmehr aus je 2 Kom pagnien deS Infanterieregiments Nr. 104 in Chemnitz und deS nach Straßburg abkommandirten sächsischen Infanterieregiment Nr. 105 kombinict werden. Leipzig. In der näheren und ferneren Umgebung Leipzigs befinden sich sehr viele Schlachtendenk mäler, die an die großen Kämpfe um Deutschlands Einigung in dem großen Jahre 1813 erinnern. Leider sind sie für den Fremden nicht leicht zu finden, da die Wege dazu nicht überall gut erhalten sind und zum größten Theile auch die Wegweiser fehlen. Immer hin verdienen sie noch allgemeine Beachtung, weniger um ihres künstlerischen Werthes willen, als vielmehr wegen des guten Geistes, der sich darin verkörpert, insofern man daraus erkennt, wie Deutschland seine große Tobten ehrt. In Möckern steht da» Blücher- Denkmal, auf dem Monarchenhügel bei Liebertwolkwitz eine hohe Steinpycamid«, mit 138 Kanonenkugeln vom Schlachtfeld« verziert, zur Erinnerung an den 18. Ok tober 1813. Nicht wett davon befindet sich «in Se-