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Verantwortlicher Redakteur: Paul Ikhnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten NnterhaltuugSblatt^' Mit land« «nd hanSwirthschastlicher ManatSbeilagr olokales «nd Sächsisches Mich drei« Donner»- Dresden. Die Ausstellung des sächsischen Hand« Werks und Kunstgewerbes ist mit einer groben Echluß- seier am Sonntag Abend 8 Uhr geschloffen worden. Bei derselben übergab Oberbürgermeister Beutler dem Vorsitzenden des Ausschusses die große goldene Medaille der Stadt Dresden. — Die Gründungsarbeiten zum Bau eine» neuen Gebäudes für die König!. Zoll- und Steuerdirektion an der Stallstrabe haben den ganzen Sommer in Anspruch genommen und eS wird noch längerer Zeit zu deren Fertigstellung bedürfen. Man war nämlich genöthigt, den Grund bis zu 7 m Tiefe auszuschachten, weil man auf die alten zugeschütteten Gräben der ehemaligen Dresdner Festungwerke gestoben war. Dieses untaugliche Grundmaterial muhte zunächst be seitigt werden, bevor man die weit über 1000 odm haltende neue Bettung aus Stampfbeton Herstellen konnte. — Angesichts der bevorstehenden Einstellung von Rekruten wird darauf hingewiesen, daß alle Rekruten verpflichtet sind, vor ihrer Einstellung ein etwa gegen sie schwebendes Gerichtsverfahren der zuständigen Mi litärbehörde anzuzeigen. Sie werden gegebenen Falls nicht eher eingestellt, als bis die Strafsache einschließ- lich der Strafvollstreckung erledigt ist. Unterlassen sie die rechtzeitige Anzeige, so werden sie bei einer gegen sie erfolgenden Verurtheilung behufs Verbüßung der Strafe wieder entlassen, gleichviel wie lange sie als dann bereits gedient haben. Im nächsten Jahre werden sie alsdann erneut ausgehoben, ohne daß ihnen die vorausgegangens Dienstzeit angerechnet wird. Gchellerhau. Wie sehr unsere Gebirgsgegend als Sommeraufenthalt für wohlhabende Großstädter in Ausnahme ist, beweist wieder, daß das Ltebscher'sche — Schöner, sonniger und wärmer als fast alle Erntetage war der Erntedanksonntag, an dem sich unser von Herrn Gärtner Philipp mit Früchten und Blumen geschmackvoll geschmücktes Gotteshaus von dankbaren Kirchenbesuchern füllte. Herr DiakonuS Büchting legte seiner Festpredigt den IS. und 16. Vers des 145. Psalm zu Grunde und brachte in ihr folgen den Hauptgedanken zur Ausführung: „Unsere Augen warten auf Dich, Du treuer himmlischer Vater, und Du hast unser Gebet erhört. Du gabst uns Brod sür den Leib, wir danken Dir. Gieb uns auch das rechte Heil sür unsere Seele, wir bitten Dich." Nächst dieser erbaulichen Predigt trug auch das Absingen des 100. Psalms, Kirchenmusik von Hellriegel, wesentlich zur Erhebung der Herzen bei. — Auch eine Art Erntefest feierte die hiesige Müllerschule, indem dieselbe durch eine Ausstellung der Zeichnungen und Hefte vor Augen führte, daß auch jetzt unter der Leitung des Herrn Direktor Ehemann und durch hingebende Lehr tätigkeit des ganzen Lehrerkollegiums, sowie durch instruktiven, auf praktische Ergebnisse hinzielenden Unterricht die Schüler in immerhin kurzer Zeit bis zu einer anerkennenSwerthen Stufe selbständiger Kon struktionsfertigkeit gebracht werden. Dippoldiswalde. Am vergangenen Sonnabend Vormittag fand in hiesiger Deutscher Müllerschule die feierliche Entlassung der diesjährigen Abiturienten statt, wobei Herr vr. Auerbach in wohldnrchdachter Rede zunächst den gezeigten Fleiß lobend anerkannte und dringend bat, in allen Lagen des künftigen Lebens die Ideale desselben hochzuhalten, ihnen nachzuleben und fortgesetzt an der eigenen Weiterbildung zu arbeiten zum Wohle für sich selbst. An die Entlassung schloß sich die Zensurenvertheilung an, worauf Herr Direktor Ehemann das Sommersemester sür geschlossen erklärte. Mitglieder der städtischen Kollegien hatten sich zu dem Entlassungsakte eingefunden. — Ueber Saatenstand und Ernte im König» reich Sachsen schreibt die „Eächs. Landw. Zeitschrift": Die Witterung in der Berichtszeit — 15. August bi- 15. September — bildete eine Fortsetzung regenreicher oder trüber kühler Tage der vorausgegangene» vier Wochen. In manchen Bezirken hat es täglich geregnet, sodaß mit Recht behauptet werden kann, daß so un günstiges Erntemetter, wie im August und der ersten Hälfte des September d. IS., seit Jahrzehnten nicht vorgekommen ist. So schwer wie in diesem Jahre ist dem Landmann da» Einbringen der Ernte noch selten gemacht worden. Wintsrroggen und Winterweizen konnten vielfach nur in mäßig trockenem Zustand« geerntet werden und wird vielfach über Verderben der Früchte in den Scheunen und Schobern geklagt. Nur in wenigen Bezirken konnte die Ernte der Sommer halmfrüchte, wenn auch unter ungünstigen Verhältnissen, geborgen werden. Sehr viel Gerste und noch mehr Hafer liegen seit Wochen geschnitten aus den Feldern, und sind dem täglichen Regen preisgegeben. Auf dem Erzgebirge steht noch sehr viel Hafer in grünem Zustande, da die nöthige Wärme zum Reisen fehlte. Zu der mehr oder weniger guten Schüttung der Körnerfrüchte kommt noch, daß dieselben durch Nässe und Auswuchs stark minderwerthig und schwer ver käuflich sein werden, besonders Gerste und Hafer. Auch von der Gcummternte, die vielfach reichlich aus gefallen ist, konnte noch wenig eingeheimst werden. Der größte Theil deS zweiten Wiesenschnittes liegt noch auf dem Felde und ist durch Verderben ausgesetzt. Am schwersten nasse und kühle Witterung der letzten Stand der Kartoffelfelder betroffen, haltende Nässe ist das Kartoffelkraut — Von R. Fritzsche'S Kursbuch für Sachsen, das übrige Mitteldeutschland, Böhmen und die Haupt, sächlichsten Anschlußbahnen in Nord- und Süddeutsch land, sowie Schlesien rc. ist die Winterausgabe er schienen. Dieselbe enthält die vom 1. Oktober ab giltigen Fahrpläne der Eisenbahnen, Fahrposten und der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffe und außer einer Eisenbahnkarte des dichten sächsischen Netzes eine solche für Mitteldeutschland. Aus dem übrigen reichen In halte des beliebten Kursbuches sei nur hervorgehoben: das Verzeichniß der verkehrenden direkten Wagen, ein Verzeichniß der direkten Verbindungen mit größeren Städten und Badeorten, Preisverzeichnisse sür sämmt- liche Fahrkarten der Stationen Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau, eine Preistafel sür Monats karten, die frequentesten Verbindungen enthaltend, ein Verzeichniß der Berge und Aussichtspunkte des Erz gebirges, der Lausitz und der Sächsischen Schweiz mit Angabe der Zugangsstationen, der Entfernungen davon und deS betreffenden Fahrplans und vieles Andere. Besonders heroorzuheben ist, daß das Kursbuch auch die Personensahrposten nachweist. Das Merkchen, dessen Verbreitung in Sachsen, Thüringen rc. ganz enorm ist, kann zum Preise von 50 Pfennigen an allen Fahrkartenschaltern, in den Buchhandlungen rc. erlangt werden. — Unter den veränderten VerkehrSverhältniffen und unter der ungünstigen Lage der Landwirthschasl hatte auch der Kram- und Viehmarkt am Freitag und Sonnabend zu leiden, dazu benutzten die Land- wirthe die beiden trockenen Tage, um ihr Grummet zu bergen. Darum fehlte eS mehr an Käufern als an Verkäufern, und in der Hauptsache war meist ver gnügungssüchtige» und schaulustiges junges Volk in d'e Stadt gekommen, das in Schaukel, Schiebstand und im Kaisertheater, einem Panorama mit recht guten Bildern neuester Begebenheiten und Vorführung me chanischer, oft recht komischer Figuren, und beim Tanz -in der „Reichskrone" Vergnügen fand. Dazu wird bei den Buden der Pulsnitzer manches brennrothe Pfefferkuchenherz zwischen den Rekruten und ihren Liebchen vor der langen Trennung auSgetauscht worden isein. Im Gasthof zum „rolhen Hirsch" bot die Sing- fpielgesellschast „Münch", bei der auch ein Schnell zeichner seine staunenSwerthe Geschicklichkeit vorführte, viel Unterhaltung. — Wir machen darauf aufmerksam, daß nächsten Donnerstag Dorm. S Uhr in hiesiger Stadtkirche die «letzte Wochenkommunion dieses Jahres für unsere Parochie stattfindet. — Die Schalter deS Postamtes werden vom 1. Oktober an erst von früh 8 Uhr an geöffnet sein. — Interessante und empfehlenSwerthe Neuerungen jin Baumaterialien sind sowohl bet dem neuen -ktchel'schen Fabrikgebäude, als auch bei dem Liebel ten Neubau an der Bahnhofstraße zur Verwendung gekommen. Während bet dem ersteren Gebäude zur Herstellung der Decken Hohlziegel auf Eisenträgern genommen worden find, hat man bei letzterem 6 ein starke Cementdielen benutzt, welche au» Tuffstein und Cement mit Eiseneinlage hergestellt find und ebenfalls zwischen Eisenträger, welche bis 3 m von einander entfernt sein können, eingeschoben werden, so daß hierdurch die die Nässe dem ist durch die 6 Wochen der Durch die an fast allerort» zeitig abgestorben, sodaß das Wachsthum der Knollen beeinträchtigt wurde. Letztere sind zumeist klein und wenig mehlhaltig. Allenthalben tritt die Fäule auf, die früheren und feineren Sorten sind stärker, zu» Theil dis zu 50 Proz. davon betroffen, und steht weiter zu befürchten, daß, wenn nicht bald regenfreie» und warmes Wetter eintritt, auch die späten und widerstandsfähigeren Sorten dem gleichen Verderben anheimfallen und von der ganzen Ernte nur wenig zu retten sein wird, da die Kartoffeln in Keller und Miete sich nicht lange halten werden. Der Stand der Futter- und Zuckerrüben ist im Ganzen befriedigend, doch werden sie in ihrem Ertrag gegen da» Vorjahr ziemlich zurückstehen, auch wird der Zuckergehalt Mangel» Inserate, welch« bet d« bedeutenden Auflage de» Blatte« ein« sehr wirk same Verbreitung finden werden mit IS Pfg. di« Spaltenzeile pder verM Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. Etmze- sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeil« --OPfg. Kellereien nun auch horizontal abgedeckt werden, wo durch man schon an Konstruktionshöhe spart. Den Fußboden kann Holzdielung, Asphalt oder Linoleum bilden. Weiter fallen uns in Liebel» Hause die dünnen Zwischenwände auf, welche ebenfalls aus solchen Cement« dtele» gebaut sind und zwar ohne jede» Bundholz. Dabei ist nicht zu befürchten, daß sie dem unbequemen Lauscher Vortheil bieten oder die Kälte durchlaffen würden, denn diese Cementwerkstücke wirken schall dämpfend, wie sie auch die Wärme isoliren. Steigen wir hinauf in die Mansardenwohnung, so sehen wir, daß auch zum Verschalen der Balken 3 om starke Cementbretter benützt worden sind. Bei schönem, glatten, gleichmäßigen Aussehen und schnellem Ab trocknen bieten diese Baustücke noch neben absoluter Feuer- und Echwammsicherhett den Vortheil der Zeit-, Lohn- und Materialersparniß, denn für Wohngebäude genügt ein 3 wm starker Tünchaufzug von Kalkmörtel, während die Wände in untergeordneten Räumen nur gefugt zu werden brauchen. Neben Liebel'S Wohn haus« steht ein langer Fabrikschuppen, dessen Außen wände aus gleichem, 10 ow starken Material gebaut worden sind, und nur zur Unterlage für das flache Dach ist Holz benützt worden. Aus diese Cementdielen, erfunden von Stolte in Genthin, von denen der <zm fix und fertig 3,»« —3,»« Mk. kostet und die schon mehrfach in Dresden, Berlin, Sybillenort und ander wärts verwenvet worden sind, hat die Sächsisch-Thü ringische Cememdtelensabrik von PaulOehmichen Patent sür Sachsen. Von derselben ist Herrn StetnbruchS- besitzer Stadtrath Liebel hier Licenz ertheilt worden, so daß jene Baustücke aus dessen Fabrik bezogen werden können. Gut und das abgebrannte Berger'sche Gut, beide in Gchellerhau, von Dresdner Herren zu guten Preisen angekauft worden sind, welche zum Theil schon diese», zum Theil erst nächste» Jahr mit Luxuswohnungen bebaut werden sollen. Poffendorf. Mit Anfang dieser Woche haben an unserer Schule die 14 tägigen Michaelisferien, auch Kartoffelferien genannt, begonnen. Recht sonnige Tage für die Kartoffelernte find nun erwünscht. tag und Sonnabend. — PrM vierteljährlich 1R. 25 Pfg., zweimonatlich »4 Pfg-, einmonattich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.