Volltext Seite (XML)
Mchmtz -MW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsökatt für die Migkche Amtshauptmamschast, das Königliche Amtsgericht und den Atadtrath zu Dippoldiswalde. Inserate, «eiche bei der bedeutenden Auflage de- Blattes eine sehr wirk same Berbreitungfinden, werden mit 10 Pfg- di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die „Weißerttz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljührlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. «Änzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirteu Unterhaltungsblatt".Mit land- und hanSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 104. Donnerstag, den 10. September 1896. 62. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Anmeldungen zur Aus stellung des hiesigen BienenzuchtoereinS laufen er freulicher Weise recht zahlreich, und nicht nur aus der näheren Umgebung ein. Auch wurden bereits mehrere Ehrenpreise für die Prämiirung gestiftet. — Vielen Turnern wird es eine Freude lein zu vernehmen, daß der Ausschuß der deutschen Turner schaft in seiner letzten Sitzung in Köln beschlossen hat, das nächste deutsche Turnfest im Jahrs 1898 in Hamburg abzuhalten. SeiferSdorf. Die Ausbildung unserer freiwill. Feuerwehr ist nunmehr beendet. Nächsten Sonntag, von '/«2 Uhr Nachmittags an, soll die Prüfung in Gegenwart des Kreisvertreters, Herrn Simon-Cölln, siattfinden und erstreckt sich dieselbe auf Theorie und Praxis. Wehren der nächstgelegenen Orte haben hierzu Einladung erhalten. Am Abende wird ein Ball die hiesigen wie fremden Kameraden im Saale des Gast hofs vereinigen. Possendorf. Daß beim Radfahren noch immer nicht die rechte Vorsicht angewendet wird, beweist fol gender Unglücksfall. Als am vergangenen Sonntag Nachts ein Radfahrer im ziemlich raschen Fahrgange und ohne Licht angezündet zu haben auf der Dippoldis walde—Dresdner Straße den Possendorfer Berg hin- absuhr, stürzte er in der Nähe des Gasthofes mit seinem hohen Rade und zog sich hierbei ganz erhebliche Verletzungen im Gesicht zu, sodaß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Der Verunglückte wurde am anvern Tage mittelst Droschke nach seinem Wohn orte Cotta befördert. Hermsdorf i. Erzgeb. Am Sonntag Nachmittag ertrank im hiesigen Kirchenteiche das circa zweijährige Söhnchen deS Gasthossbesitzers Rei nicke. Muthmaß lich hatte das Kind am Teiche gespielt und war in den selben hineingesallen. Dresden. Die Abreise des Königs zu den schlesischen Manövern erfolgt am heutigen Mittwoch, Nachmittags 6 Uhr 14 Min., nach Bautzen, woselbst großer Empfang stattfindet. — Der Schluß der Ausstellung des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes findet laut Beschluß des Ausschusses nunmehr endgültig am Sonntag, den 27. d. M., statt. Die geplante Verlängerung der Ausstellung erfolgt demnach nicht. Montag, den 28. dieses Monats, ist offizieller Schluß mit entsprechender Feierlichkeit. — Die Berufung der in Lvangosioib beauftragten Staatsminister zum Zusammentritt ver 6. ordentlichen Landessynode am 5. Oktober ist nunmehr er- ,schienen. — Das neue Finanzhaus in DreSden-Neustadt wird in den nächsten Tagen bezogen werden und wird LaS alte am 12. September Mittags geschloffen werden. — Das „Kaiserabzeichen", jene ehrende Echießauszeichnung, welche bis jetzt von der 2. Kom pagnie des künigl. sächs. Schützenregiments Nr. 108 getragen wurde, ist auch diesmal von der Dresdner Garnison behauptet worden. Einige Mannschaften des 1. (Leib-) Grenadierregiments Nr. 100 wurden am Montag früh mit dem Zeichen dekorirt gesehen. Diese« Kaiserabzeichen wird am rechten Oberarm ge tragen und besteht aus einem goldenen Eichenkranz, in dessen Mitte sich zwei gekreuzte Gewehre und darüber die Kaiserkrone befinden. Wie verlautet, ist dies Abzeichen der 8. Kompagnie genannten Regiments am Sonntag in Gombitz, wo das Regiment ver- quartiert lag, im Beisein deS Brigade-, RegimentS- und anderer Kommandeure der Kompagnie übergeben worden. ES verbleibt nun dasselbe bis nächstes Manöver bet der betreffenden Kompagnie (Hauptmann Hoch). — Beim Grundgraben zum Bogen der Weißeritz brücke an der Reisewitzerstrabe in Plauen b. Dresden sind am Sonnabend eine Statue und ein noch gut erhaltener Kinderkopf, aus Sandstein gemeißelt, aus gesunden worden. Die Statue, der leider der Kopf, sowie Arm- und Beintheile fehlen, zeigt das Wappen der Stadt Dresden, darüber die Buchstaben L. X. 2. v. und darunter die Jahreszahl 1728. Die Funde sind wahrscheinlich ehemalig im Garten deS Parkes Reise witz ausgestellt gewesene Kunstwerke, die beim Bau der alten Brücke im Jahre 1848 schon als Trümmer mit versenkt wurden. — Das Schloß Sibyllenort, der landschaftlich schöne Sommersitz Sr. Maj. des Königs von Sachsen, ist während des vergangenen Sommers, namentlich an den Sonntagen, von Tausenden von Besuchern besich tigt worden. Das an Kunstschätzen so reiche, neuein gerichtete und zeitgemäß ausgestattete Schloß, dessen Besuch der hohe Eigenthümer während seiner Abwesen heit bereitwilligst gestattet, birgt gegenwärtig eine hoch interessante Ausstellung werthvoller chinesischer Sticke reien, welche Ihre Maj. die Königin jüngst in Frank reich ankausen ließ. Es befinden sich in der Samm lung prachtvolle große Wandverkleidungen, Decken, Teppiche u. s. w. Besondere Aufmerksamkeit erregt eine wunderbare Bettdecke, mit figürlichen Darstellungen in reichster Stickerei. Diese Decke hatte vor wenigen Jahren ein Besucher des Schlosses dadurch beschädigt, daß er ein Stück aus derselben herausgeschnitten und entwendet hatte. Die Decke ist jetzt wieder ergänzt worden und zwar so vorzüglich, daß es schwer ist, das neue Stück herauszufinden. Der Park, ver das präch tige Schloß umgiebl, ist im letzten Frühjahr ebenfalls mehrfach verändert und verschönert worden und die neuen Anlagen sind in erfreulicher Weise gediehen. Der Park ist jetzt ebenfalls sür das Publikum geöffnet. Dahlen. Für die Haupt- und Delegirtenversamm- lung des Erzgebirgsvereins, die am 27. und 28. September hier abgehalten wird, hat der Zweigverein Rechenberg-Bienenmühle und Umgegend noch den An trag eingebracht: „Die bereits am 23. August 1891 in Weipert mit dem Nordwesiböhmischen Gebirgsvereins- verbande verabredete, leider auf sächsischer Seite noch unausgeführte einheitliche Wegebezeichnung im Gebiete des Erzgebirges nun ungesäumt zu beginnen und energisch durchzusühren, zu welchem Zwecke die Mit arbeit geeigneter Kräfte aller Zweigvereine unter Führung einer besonderen Kommission und die Ver- willigung eines Berechnungsgelbes nöthig erscheint. Roßwein. Die beiden städtischen Kollegien ge nehmigten einen Vertrag der Schlachthausbaukommission mit der hiesigen Fleischerinnung, nach welchem letztere bis zum 2. Januar 1898 einen öffentlichen Schlacht Hof auf einem der Innung gehörigen, noch nicht bestimmten Grundstücke in Betrieb zu setzen hat. Die Entschädigungsansprüche von Privatschlächtereien in Folge der mit der Inbetriebsetzung des Schlacht hofes verbundenen Einführung des Schlachtzwanges im Schlachthofe hat die Fleischerinnung aus ihren Mitteln zu befriedigen. Der Betrieb des Schlacht hoses stehl unter Aufsicht des Stadtraths, welcher den Thierarzt und den Fleischbeschauer ernennt und die Einkünfte bestimmt, die sie aus den Mitteln der In nung zu beziehen haben. Der Stadtrath führt auch die Aussicht über die von der Innung angestellten Be amten und kann dieselben im Falle gröblicher Ver letzung ihrer Pflicht sofort entlassen, ohne daß der Innung ein Einspruchsrecht zusteht. Der Stadtrath erläßt die Statuten und Regulative sür den Betrieb des Schlächthofes, der Jedermann zur Benutzung offen zu stehen hat. Doch hat die Innung das Recht, von Personen, welche, ohne Mitglieder zu sein, Fleisch ge werbsmäßig vertreiben, für die Benutzung des Schlacht hofes einen Ausschlag von 25 Proz. bei d?n vom Etadtrath nach Anhörung der Innung festzusteHnden Gebühren zu erheben. Die Innung hat at alle Ver ordnungen des Stadtrathes auSzusühren, welche be zwecken, die Einrichtungen des Schlächthofes auf zeit gemäßer Höhe zu erhalten oder Vergrößerungen der Anlagen, je nach dem wechselnden Bedarf auszuführen. Gewinnt die dem Stadlrathe vorgesetzte Regierungs behörde die Ueberzeugung, daß die Innung nicht den in diesem Vertrage übernommenen Verpflichtungen genügt, löst sich die Fleischerinnung auf oder stellt sie den Betrieb deS Schlachthofes ein, so hat der Stadt rath den Schlachthof mit allen Einrichtungen und Jn- ventarstücken für die Stadtgemeinde in Eigenthum zu übernehmen. Der von der Etadtgemeinde dafür zu zahlende Preis besteht in demjenigen Theil der Her stellungskosten, welcher bis dahin noch nicht (durch den Ueberschuß der Einnahme deS Betriebs) getilgt worden ist. In diesem Vertrage ist mithin der Versuch ge macht worden, einen Mittelweg einzuschlagen zwischen der Uebernahme des Schlachthofes in städtische Regie und einem im Eigenthum der Fleischerinnung stehenden, von ihr verwalteten Schlachthof. Jedenfalls kommen die ohne Zweifel recht erheblichen Einnahmeüberschüffe nicht der Etadtgemeinde, sondern der Fleischerinnung zu Gute, während erstere doch entweder der Innung die Mittel zum Bau und zur Einrichtung au» der städtischen Sparkasse darleihen oder, falls die Innung sie von dem „Landwirthschaftlichen Kreditverein sür das Königreich Sachsen" entleihen will, die Garantie dafür übernehmen müssen wird. Frankenberg. Nach einer Bekanntmachung der Postbebörde wird der Fernsprechverkehr auch zwischen Frankcnberg und Freiberg eröffnet und für ein Gespräch von 3 Minuten 50 Pf. an Gebühren erhoben. Freiberg war von den von hier aus im Ferngespräch zu erlangenden zahlreichen Stationen deshalb noch ausgeschlossen, weil es im Dresdner Oberpostdirektionsbezirk liegt. Es bedeutet die Ver kehrserweiterung an sich wohl einen Fortschritt, aber er ist belanglos, da die Zahl der hiesigen Theilnehmer am Fernsprechverkrhr seit Mitte dieses JahreS so wesentlich gesunken ist, daß etwa nur noch die Hälfte der einstigen Angeschloffenen dem Fernsprechwesen - treu geblieben ist. Die Ursache deS ZurücktrittS so vieler war die Durchführung der Maßregel, daß 14 der ersten Theilnehmer, welche 1892 um den Fern sprechverkehr — entgegen dem bis dahin nur lokalen Sprechverkehr — anhiellen, denselben nur unter Zu sicherung eines MtuimalertrageS auS dem Fernverkehr erhielten. Man war, da Jahre hindurch nicht von Erhebung eines Defizits die Rede war, im guten Glauben, „es habe sich die Angelegenheit erledigt". Der hinkende Bote kam aber mit vorigem Jahres wechsel sür viele sächsische Mittelstädte nach, es hieß: „Defizite decken", und so kamen auf drei Jahre sür jeden der betheiligten hiesigen Telephonangeschloffenen nahe an 190 Mk. Es wurden Versuche herbeigeführt, den PostfiskuS zum Rücktritt von einer solchen Maß regel zu bewegen. Aber eS war selbst die Inter vention der Etadtbehürde vergeblich. So mußten 14 Garantiezeichner obige Summe zahlen und gewärtig sein, daß die gleiche Forderung noch einmal für die Jahre 1895/96 und 1896/97 wiederkehrt. Borna. Neuerdings ist die Bestimmung getroffen worden, daß im Pferdekrankenstalle zu Lobstädt jederzeit Pferde aus allen Theilen des Königreiche» Sachsen Aufnahme finden können. Die zur Zeit im hiesigen Kreise grassirende und auch in den Nachbar städten immer weiter um sich greifende Gehirn- und Rückenmarksentzündung der Pferde fordert leider immer noch Opfer; im Bezirke der AmtShauptmannschast Borna sind im laufenden Jahre 1896 bl» Ende August allein 24o Pferde an dieser Seuche umgestanden gegen 122 im ganzen Jahre 1895. Erst in de: allerletzten Zeit scheint die Krankheit einen Stillstand nehmen zu wollen, da im vorigen Monat nur 10 Pferde um gestanden sind, während der Juli einen Vulust von