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-Lokales mrd KLchstsches. Dippoldiswalde. Vom König!. Ministerium deS Innern sind der Müllerschule sowie der Handels- und der Strohflechtschule hier auch für das laufende Jahr wieder Staatsbeihilfen bewilligt worden und zwar der ersteren eine solche von övOO Mk., während die die Handels- und Strobflechtschule je 200 Mk. erhalten haben. Gewiß ein Beweis des Wohlwollens und Vertrauens, welches gedachten Anstalten Seiten der EtaatSregierung entgegengebracht wird. — Der Müller- schule ist außerdem auch vom Deutschen Mühlen- verbande eine Jahresunterstützung von 3000 Mk. ge währt worden. — Wie im vorigen Jahr, so fiel auch am Sonn- läge das Reiterschteßen der Echützengesellschaft mit dem Sommerfeste der Sächsischen Fechtschule zu sammen. Der Auszug der Schützen war diesmal etwas schmucker auSstaffirt durch einen von Herrn Blümel dekorirten niedlichen Triumphwagen, welcher die von dem Reiterkönig Herrn Restaurateur Kästner gestiftete und von Herrn Maler Pöge wirklich recht treffend gemalte Scheibe, die Schlacht bei Beaumont darstellend, trug und von den Zielerknaben gezogen wurde. Rach dem darauffolgenden Schießen errangen sich die Herren Emil und Richard Heinrich die Würde als Reiterkönig, bezüglich al» Marschall, al» welche «Meint wöchwMch drei mal: Dirnstag, Donners tag und TonnabeNd. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern K Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- bedeutenden Auflage d«S Blatte» ein« sehr wirk same Berbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder de«N Raum berechne^ — ta bellarische und complicirte Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, nn redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile ' 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtraih zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ,Illustrirteu UnterhaltungSblatt". Mit land- und hauSwirthschastlicher MonatSbeilage. Nr. 100. Dienstag, dm 1. September 1896. 62. Jahrgang. Zum Sedan Tage. ES ist und bleibt eine schöne DankeSpflicht des lebenden deutschen Geschlechtes, sich des gewaltigen, den Ruhm der deutschen Tapferkeit in alle Welt hin- auSverkündenden Tage» von Sedan in Liebe und Freude, in Hoffen und Vertrauen zu erinnern, denn dieser große SiegeStag, an welchem in einer Weise, wie eS die ganze deutsche Geschichte vorher nie auf zuweisen hatte, alle deutschen Stämme vereinigt unter grober gemeinsamer Führung Schulter an Schulter kämpften, war der eigentliche Geburtstag der deutschen Einheit und des neuen deutschen Reiches. Denn ohne den gemeinsamen großen Sieg der deutschen Waffen bei Sedan wäre der Segen von der Nothwendigkeit der nationalen deutschen Einheit nicht so tief in die deutschen Herzen gedrungen, und ohne den Sedantag hätte es keine deutsche Kaisecproklamation zu Ver sailles am 18. Januar 1871 geben können. So feiern wir denn auch nun in in allen deutschen Gauen, zumal im verflossenen Jahre die fünfund zwanzigjährige Gedenkfeier der großen Siege in glanz voller und würdiger Weise im ganzen Reiche statt gefunden hat, das Sedansest mehr als eine innere nationale Feier als ein glänzendes Triumphfest nach Außen. Es gilt zumal dem jungen Geschlechte gegen über durch Erziehung und entsprechende Feierlichkeiten den nationalen Gedanken wach und hoch zu halten, denn unsere Jugend muß wissen, daß den Vätern das große deutsche Reich nicht als eine leichte Morgengabe in den Schooß fiel, sondern daß es erkämpft wurde durch die Weisheit und den Wagemuth erleuchteter Fürsten und Staatsmänner und durch die Tapferkeit und die Aufopferung des geeinigten deutschen Volkes in Waffen. Herzliche, tief empfundene Dankbarkeit gegen die alten Helden und muthigeS, festes Geloben, «S ihnen, wenn es gelten sollte, des Reiches Einheit und Unantastbarkeit zu vertheidigen, gleich zu thun, sollen daher hauptsächlich die Früchte des Sedan-Tages für das junge Geschlecht sein! Dem gesummten deut- ichen Volke, den Kindern eines großen gemeinsamen Vaterlandes, klinge aber am Sedan-Tage, der die un widerstehliche Macht der deutschen Einheit offenbarte, die über allen Parteihader erhebende Mahnung des großen deutschen Dichters als Gelöbniß von den Lippen: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In keiner Roth unS trennen und Gefahr!" sie vor dem Einzuge von dem Vorsteher Herrn Ober lehrer 6. Hellriegel proklamirt wurden. Auf ein während deS Schießens abzesendeleS Huldigungstele gramm an Se. Maj. König Albert ging am Montag folgende Antwort ein: „Ich danke der privil. Schützen gesellschaft zu Dippoldiswalde herzlich für den Mir zugegangenen freundlichen Gruß. Albert." Unter dessen hatte sich unter den schattigen Linden des SchützenhauSgartenS, begünstigt durch regenfreies, warmes Wetter, ein reges Leben entwickelt. Während die Stadtkapelle in der mit der Büste Er. König!. Hoheit des Prinzen Friedrich August geschmückten Musikhalle concertirte, strömten ganze Schaaren Neu gieriger in die Schaubuden, um über die schwierigen, mit seltener Gewandtheit auSgesührten Zauberstückchen zu staunen oder die Landsleute aus dem dunklen Erdtheile anzusehen. Andere versuchten ihre Treff sicherheit, die einen in einer Schießhalle, die andern bei einem Glücksrad neuester Konstruktion, dessen kuchensüßen Gewinne besonders die hoffnungsvolle Jugend anlockten. Schmucke Blumenverkäuferinnen sanden für ihre zierlichen, duftenden Gaben bald unter den jungen Herren hochschätzbare Käufer. Im Saale waren die am Montag Abend 6 Uhr zur Verloosung kommenden zahlreichen Gewinne ausgestellt, unter denen die Nähmaschine wohl in manchem Mädchenherzen eine heimlichglühende Hinneigung erweckt haben mag. Wenn diese Zeilen gelesen werden, dann ist vielleicht die Glückliche schon gefunden, die die Maschine heimlragen darf. Zahlreiche Besucher des Sommerfestes füllten den Garten, so daß eS schwer fiel, noch einen Sitz platz zu finden. Abends 8 Uhr begann ein sehr frequentirter Ball. Wie brillant die programmgemäße Illumination des Gartens ausgefallen ist, kann nicht berichtet werden, da gegen Uhr noch nichts davon zu merken war und die gichldrohende Kühle den weiteren Aufenthalt im Freien unbehaglich machte. — Zu der großen Kaiser- und Königsparade bei Zeithain, an welcher auch die Mtlttärvereine theilnehmen dürfen, werden auch Mitglieder des hiesigen Militär vereins sich betheiligen. Der Sonderzug, welcher die alten Krieger befördert, geht allerdings schon früh fünf Uhr von Dresden ab. — Die Gewähr für weiteres günstiges Wetter dürfte ein Naturschauspiel bieten, welches man am heutigen Morgen beobachten konnte. Die lebendigen Zäune, die Beerensträucher, die kleinen Bäume, ja selbst der Fußboden war überall mit unzähligen Spinnen geweben bedeckt, die vom Tau benetzt und in der Morgensonne glitzernd jedem Naturfreunde einen prachtvollen Anblick boten. — Wir erlauben uns, nochmals auf das Konzert am 2. September aufmerksam zu machen, in dem sich besonders die Herren Veteranen eine recht anschauliche Erinnerung an die Schlacht von Sedan verschaffen können. — Die Unterbezirksversammlungen des Bezirks Dippoldiswalde vom K. S. MilitärvereinSdund finden folgendermaßen statt: Im Unterbezirk Dippoldiswalde am 27. September Nachmittags im Gasthofe zu Höcken dorf. Im Unterbezirk Frauenstein am 11. Oktober Nachmittags im Gasthofe zum „Stern" in Frauen stein. Im Unterbezirk Altenberg am 11. Oktober Nachmittags im Schießhause zu Lauenstein. — Im Gurkenhandel ist eine wichtige Neue rung getroffen worden. Die Bestrebungen von In teressenten, den Gurkenhandel nicht mehr nach der Zahl, wie bisher üblich war, zu betreiben, sondern nach Gewicht umzugestalten, sind von Erfolg gekrönt worden und wird im Großhandel bald überall in Deutschland durchgeführt. Manche Händler werden sich an diese Veränderung nur schwer gewöhnen und sagen: „da hört doch der Surkenhandel aüf." — Mit dem 1. September beginnt die bis mit 31. Dezember dauernde Schonzeit der Forelle (Vach-, Berg-, Stein-, Wald-, Gold-, Echwarzforelle. Höckendorf. Nach bezirkSthierärztlichem Gutachten ist eine beim hiesigen WirthschaftSbefitzer Straßberger wegen plötzlicher Erkrankung getödtete Kuh mit Milze brand behaftet gewesen. Der Kadaver ist daher vor- schriftSmäßig vergraben und sind gegen die Weiter verbreitung der Seuche alle sonstigen Schutz- und Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Straßberger be sitzt noch 3 Rinder, welche bei vorgenommener Unter suchung zur Zeit gesund erschienen. Tharandt. An der Forstakademie haben dieser Tage unter dem Vorsitz des Oberforstmeisters Täger- Schwarzenberg die diesjährigen Försterprüfungen stattgesunden. Das Waldexamen wurde auf dem WeodischcarSdorser Staatsforstrevier abgehalten. Boa zehn Reviergehilfen bestanden sechs die Prüfung. Dresden. In DonatS „Neuer Welt" zu Tolke witz wurde am Freitag Abend nach Schluß deS Kon zerts die Büffetmamsell räuberisch angefallen und der Kasse im Betrage von hundert Mark, sowie mehrerer Werthsachen beraubt. Man fand die BedauernSwerthe mit verbundenen Augen in einer Blutlache liegend. Auf ihre Hilferufe kamen Leute herbei, die die Unglück liche in völlig leblosem Zustande vorfanden. Erst später erholte sich das Opfer dieses Raubanfalles. — Nunmehr, da am Dresdner Hauptbahnhof sowohl das Mauerwerk der inneren Baulichkeiten als auch die erforderlichen Stützmauern und Rampen ihrer Fertigstellung entgegengehen, kann man sich ein an nähernd richtiges Bild von der für die endgiltige Inbetriebnahme sämmtlicher Anlagen geplanten Ber- kehrSweise machen. Die Güter-, Personen- und Schnell züge der Berlin-Leipzig-Dresden-Bodenbach-Prager- Linie werden die Hochgleise, die Personen- und Schnell züge der Reichenbach-Chemnitz-DreLden-Görlitzer-Linie die Tiefgleise benützen. Die Züge der Linie DreSden- Görlitz und die VorortSzüge nach Tharandt und Arns dorf werden unter Benutzung der Auf- und Abfahrts rampen die Chemnitzer Tiefgleise unter der Falken brücke überschneiden, ebenso die VorortSzüge der Linie CoSwig-Pirna und sämmtliche Züge der Linie Leipzig- Bodenbach, während umgekehrt der Verkehr der beiden letztgenannten Linien, von den Hochgleisen an der Wienerstraße ausgehend, keine Steigungen mehr zu überwinden haben wird, um die Kurve der Verbin dungsbahn DreSden-Altstadt-Neustadt zu erreichen. Die Dresdner Bahnhöfe werden nach ihrer Fertig stellung Niveauverhältnisie aufzuwetsen Haden wie kein anderer Bahnhof der Welt. — Weithin sichtbar erhebt sich im Westendpark zu Plauen bei Dresden der schmucke Bismarck- Thurm, dessen feierliche Einweihung seitens der Gemeinde am 2. September erfolgt. Königsbrück. Wegen der am 11. September in hiesiger Gegend noch staltfindendeNTruppenbewegung wird die für diesen Tag in Aussicht genommene Thier schau dem Vernehmen nach wahrscheinlich einige Tage später stattfinden. Bis jetzt sind schon ca. 100 Thier« zur Anmeldung gelangt — ein Resultat, das für eine erstmalige Schau befriedigend ist. Äautzrü. lieber die in den Tagen vom 10. bis 12. September in Aussicht genommene Anwesenheit des Königs in der Stadt Bautzen herrscht schon jetzt unter der Bevölkerung allgemeine Freude. In den hiesigen Vereinen regt man sich emsig, dem Monarchen gegenüber die Liebe der Bevölkerung durch eine Hul digung zum Ausdruck zu bringen. Man hofft all gemein, daß der König bereit ist, eine solche anzu nehmen. Leipzig. Für Mittwoch Abend hatte ein Leipziger „Comitö" eine Versammlung zu Bonorand zu dem Zwecke «ingeladen, für den Berg im Rosenthale (den „Scherbelberg") «inen besseren Namen ausfindig zu