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Mchmtz-IeitW Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amtshaupimannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Die „Weigert--Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie Die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« kei da bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfa. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten UnterhaltnngSblatt". Mit land- «nd hauSwirthschaftlicher ManatSbeilagr. Nr. 95. Donnerstag, dm 20. August 1896. 62. Jahrgang. - - — ———— '' , " -Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Um eine bessere Gelegenheit zum Verkaufe unseres einheimischen Obstes herbeizu führen, will das Direktorium des Landesobstbauvereins eine BerkaufS-Vermittelungsstelle einrichten, durch welche den Mitgliedern der Obstbauvereine ein leichterer und günstigerer Verkauf des Obstes ermög licht und den Obst-Großhändlern zugleich eine günstige Einkaufsstelle geboten werden soll. ES wird zu diesem Zwecke auf die Zeit vom September bis Februar n. I. in der Hauptmarkthalle in DreSden-Friedrichstadt ein Platz gemiethet, welcher den Mitgliedern der Obstbau vereine kostenfrei zur Ausstellung von Mustern ihres verkäuflichen Obstes (vorläufig nur Aepfel und Birnen) unter gewissen Bedingungen zur Verfügung gestellt werden soll. Die Geschäftsstelle deS Landesobstbau- vereinS, Glacisstraße 7, sieht sobald als möglich An meldungen über die Betheiligung der Obstproduzenten entgegen. Reinholdshain. In der am vergangenen Sonntag stattgefundenen Monatsversammlung des König!. S. Militärvereins überreichte Herr Baron von Trütschler- Falkenstein jun. zu Reinholdshain unter feierlichster Ansprache einen prachtvollen goldenen Fahnennagel. Desgleichen wurden auch von einer Anzahl Gönnern des Vereins namhafte Geldgeschenke gespendet. Der stellvertretende Vorsteher Kamerad Bellmann sprach im Namen des Vereins allen den edlen Gebern den kameradschaftlichsten Dank aus. JohnSbach. Seit Mitte voriger Woche ist der bisher an der Vorderseite des Gasthofs zu Bären hecke (Haltestelle Bärenhecke - JohnSbach) befindliche Briefkasten an der Wartehalle desselben angebracht und wird mit jedem daselbst verkehrenden Personen zuge geleert. Diese, auf Ersuchen des Herrn Gast- wirth Enderlein eingesührte Neuerung dürste rücksicht- lich der dadurch ermöglichten bedeutend schnelleren Briefbeförderung besonders von der hiesigen und um wohnenden Geschäftswelt nur mit Freuden zu be grüßen sein. — Das vom hiesigen Gesangverein unter gütiger Mitwirkung deS Herrn Lehrer König aus ZaunhauS- Rehefeld am vor. Sonntag zum Besten unsrer Volks bibliothek hier gegebene Concert war von gediegenem Inhalt und erfreute sich eines zahlreichen Besuchs. — Der Keuchhusten, welcher schon seit mehreren Wochen unsre Kinder Heimsucht, hat vorigen Sonntag und Montag leider auch 3 Todesfälle herbeigeführt. Lungkwitz. Einem hiesigen Maurer und land- avirthschastlichen Arbeiter sind von der Versicherungs anstalt für das Königreich Sachsen auf die Zeit vom 16. Oktober 1893 bis zum 31. Jull 1896 gegen- ivärtig 522 Mark 60 Pfg. Altersrente nachgezahlt -worden. Jedenfalls wieder ein erneuter Beweis von den segensreichen Folgen der heutigen Gesetzgebung, Die allerdings die Zufriedenheit der Umsturzpartei «nd insbesondere des Abgeordneten Horn-Löbtau noch Aei weitem nicht zu erlangen vermag, da letzterer noch «vor wenig Jahren bei einer Versammlung in Elend erklärte, daß für das Wohl der Arbeiter rc. noch sehr vieles zu fordern sei und alles bis jetzt Gebotene nur «als „Palliativmiltelchen" bezeichnete. Jagdhaus Rehrfeld. Vergangenen Donnerstag -empfing Ihre Majestät den Besuch Er. Kgl. Hoheit deS Prinzen Max, der am folgenden Morgen in hie siger Echloßkapelle die Messe zelebrirte. Freitag trafen am Mittag Se. Kgl. Hoheit Prinz Johann Georg nebst Gemahlin und am Abend Ee. Majestät wieder hier ein. Während die Kgl. Hoheiten am Sonnabend ihre Rückreise aniraten, blieb Ee. Maj. der König bis Montag Abend hier. Die für Montag auf Reheselder Revier befohlene Treibjagd mußte infolge deS Un wetter« abgesagt werden. Pretzschendorf. Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit beim Brande in Niedercolmnitz am 18. Juni d. I. hat die König!. BrandverstcherungSkammer der Spritze der hiesigen freiwilligen Feuerwehr 30 Mk. Prämie bewilligt. Dresden. Wie man dem „DreSdn. Journal" von zuständiger Seite mittheilt, wird aus Anlaß der am 3. September bet Zeithain flattfindenden großen Militärparade der Besuch von Fürstlichkeiten am Dresdner König!. Hofe erwartet. Nach den zur Zeit vorliegenden Anmeldungen werden in Dresden ein treffen : Kaiser Wilhelm, Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogtums Braunschweig, mit seinen beiden ältesten Söhnen, den Prinzen Friedrich Heinrich und Joachim Albrecht, Prinz Ludwig von Bayern mit seinem ältesten Sohne, dem Prinzen Rupprecht, Prinz Leopold von Bayern, Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, Fürst Heinrich XIV. Neuß j. L., Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin, der Erbprinz Reuß j. L. Außer den Suiten dieser Fürstlichkeiten werden auch zahlreiche andere fremdherrliche Offiziere in Dresden anwesend sein. Nach der Parade findet in der König!. AlbrechtSburg zu Meißen voraussichtlich Nachmittags um 6 Uhr eine große König!. Tafel zu etwa 300 Gedecken statt, an welcher die vorgenannten Herrschaften nebst Gefolge, die fremdherrlichen Offiziere, sowie die Generale und Stabsoffiziere rc. des König!, sächsischen Armeekorps und der an der Parade betheiligten königl. preuß. 4. Gardekavallerie-Brigade theilnehmen werden. Die Ankunft der fürstlichen Besuche steht für den 2., die Abreise für den 4. September zu erwarten. Dresden. Die 25. Hauptversammlung des Deut schen Apothekervereins fand am 18. August unter zahlreicher Betheiligung der aus allen Theilen Deutsch lands eingetroffenen Mitglieder statt. Die Spitzen der königlichen und städtischen Behörden, des LandeS- medizinalkollegiums, der Kretshauptmannschaft u. s. w. waren zugegen, um der Eröffnung der pharmaceutischen Ausstellung beizuwohnen. Die Eröffnungsrede hielt Apotheker Müller-Dresden. Bis Mittag waren 400 Theilnehmer eingetroffen. — Von einer Neckerei mit traurigem Ausgange wird aus Seeligstadt berichtet. Dort lag ein Theil des Bautzener Infanterieregiments verquartiert. In dem Gehöft des Gutsbesitzers Dietrich befand sich das Quartier der Soldaten neben der Mägdekammer. Ein in der Holzwand befindliches Astloch gab zu Neckereien Anlaß; die Soldaten entfernten den darin steckenden Papierftöpsel, die Mädchen verstopften die Oeffnung wieder. Einer der Soldaten kam nun aus den un glücklichen Einfall, den Stöpsel mit seinem Seiten gewehr durchzustoßen. Bei der Ausführung dieser un klugen Idee befand sich gerade eine 17jährige Ernte magd, die Tochter eines WirthschaftSbesitzerS in Cröbeln bet Liebenwerda, mit dem Gesicht in der Nähe der Oeffnung, und die Spitze des Seitengewehrs drang ihr so unglücklich in ein Auge, daß dieses sofort auslief. Die Verletzte wurde nach dem ländlichen Kranken hause in Cölln gebracht. Der Soldat wird seine thörichte Idee schwer büßen müssen. Arauenhain. Die Zigeunerplage hat sich wieder einmal in hiesiger Gegend in einer Weise fühl bar gemacht, daß nur allseitig dem dringenden Wunsche Ausdruck verliehen werden muß, daß unserer ansässigen Landbevölkerung gegen sie energischste Hilfe werde. Am 17. August lagerte eine vielköpfige Bande von Elsässer Zigeunern an den von Raden nach Merz- dorf führenden Wege. Nichts Böses ahnend, kam der Knecht des Radener Müllers mit seinem Geschirre ge fahren, da wurde er von den braunhäultgen Teufeln umringt, zweier Säcke mit je zwei Cenlnern Mehl Inhalt, sowie einer Summe baaren Geldes von 25 Mark beraubt. Freigekommen fuhr der Knecht sofort nach Frauenhain, dessen dienstfreies Bahnhofspersonal mit dem von Zabeltitz herbeigerufenen Gendarm an der Spitze auf einem schleunigst requirirten Wagen den Zigeunern nacheilte, um diesen ihre Beute wieder ab zujagen. Die räuberische Schaar hatte aber jedenfalls schon Wind von der nach ihr veranstalteten Razzia bekommen, denn es glückte nur einen Theil der Bande auf der Elsterwerdaer Straße, dort wo sich dieselbe mit dem Raden-Merzdorfer Wege kreuzt, zu erreichen. Die eigentlichen Diebe waren bereits auf Strauch zu entwichen und wurde die Jagd nach ihnen, nachdem unter großem Halloh und dem Kreischen ver Zigeuner weiber und Kinder die Durchsuchung der zuerst er reichten Zigeunerwagen, ohne ein Resultat zu ergeben, vorgenommen worden war, dorthinzu fortgesetzt. Außer dem Radener Müller ist auch dem hiesigen BahnhosS- wtrth durch die Zigeuner ein nicht unbeträchtlicher Schaden erwachsen, da dieselben das noch auf dem Acker deS Wirths befindliche Heidekorn, natürlich ohne zu bezahlen, in ihre Pferde verfütterten. Königstein. Es ist jetzt die Zeit des Weiß- wurmfangeS wieder gekommen. Allabendlich sieht man an unseren Elbufern mächtige Feuer emporlodern, welche d'e Fangstätlen dieses Insektes bilden. Durch die elektrische Beleuchtung bez. durch die hellglänzenden Bogenlampen werden die Thierchen auch angelockt und so kommt es vor, daß Morgens ganze Klumpen derselbe an Fenstersimsen u. s. w. zu finden sind. SebuiH. In Bezug auf die neuprojektirte Eisen bahn, welche im Anschluß an die Linie Sebnitz-Rixdorf, von letzterem Orte über Zeitler, Altehrenberg und Rumburg nach AltwarnSdorf führen soll, ist jetzt dem Unternehmer Fabrikanten I. Lindner in Altehrenberg, sowohl von Seiten der sächsischen, wie der österreichi schen Regierung die Genehmigung zur Vornahme der generellen Vorarbeiten ertheilt worden. Das sächsische Ministerium hat an die Ertheilung dieser Bewilligung jedoch die Bedingung geknüpft, daß bei Ausführung des Bahnbaues aui sächsischem Gebiete bei Seifhenners dorf eine Station errichtet und dieselbe durch eine die Mandau überbrückende Zufuhrstraße mit der links seitig sich hinziehenden Dorsstraße verbunden werde. Die AbsteckungS- und VermeffungSarbeiten dürften daher demnächst in Angriff genommen werden. Sebnitz. Ein eigenartiger Radfahrer-Unfall ereignete sich am vergangenen Donnerstag auf der hiesigen Promenadenstraße. Ein junger Mann, der die Brücke in ziemlich schnellem Tempo passiren wollte, sah sich in diesem Moment genöthigt, einem Fußgänger auszuweichen und rannte hierbei mit solcher Wucht an das Brückengeländer an, daß er mitsammt vem Bicycle kopfüber in das Wasser stürzte. Zu seinem Glück war der Wasserstand ziemlich hoch, und diesem Umstande ist es zu verdanken, daß der Radler beinahe ohne jede Beschädigung davongekommen ist. Sirbenlehn. Wie schon mitgetheilt worden ist, wird hier zum Herbste eine Fachschule für Schuh macher eröffnet. Nach einer weiteren Bekanntmachung des eingesetzten Ausschusses wird sich der Unterricht hauptsächlich auf Fachzeichnen, Buchführung, Material kunde, Fußanatomie und Rechnen erstrecken. An diesem Unterricht werden alle Lehrlinge theilnehmem. Da neben wird auch eine Klaffe für Gesellen eingerichtet, in welcher besonders Buchführung, Korrespondenz und Materialkunde gelehrt werden. Der Kursus ist ein jährig und kostet nur 5 Mk. LeiSnig. An den Rath ist nunmehr der von der gesammten Bürgerschaft mit größter Spannung er wartete offizielle und endgültige Bescheid vom König!. Sächsischen Kriegsministerium gelangt, daß unser jetzige» Bataillon (3. Nr. 139) vom I. April nach Dübeln verlegt wird und Leisnig ein aus den vierten Batail lonen zusammengezogenes neusormirte« Bataillon eine neuen Regiments mit niedrigerem Etat an Mann schaften erhält. In dem Schreiben wird ausdrücklich anerkannt, daß das Verhältniß zwischen Bürgerschaft und Garnison ein sehr zufriedenstellendes gewesen sei und den Wünschen der Militärbehörde feiten» der