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-Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die von den Bezirksvorstehern mit dankenSwerlher Bereitwilligkeit übernommene Samm lung milder Gaben für die Brandkalamitosen der Nachbarstadt Frauenstein hat ein sehr erfreuliches Er- gebniß gehabt, denn es konnten zusammen 512 Mk. 50 Pf. an das Unterstützungs-Komitee abgeliefert werden. — Bei dem VerbandStag des sächs. Schuhmacher- JnnungSverbandeS in Riesa fanden die von den In nungen Sachsens ausgestellten Zeichnungen und unter Aufficht gefertigten praktischen Arbeiten ihrer Lehrlinge besondere Beachtung. Die Fachschule der Dresdner Schuhmacher-Innung erhielt hierbei für ihre Zeich nungen 6 erste und 9 zweite Preise. Die praktischen Arbeiten derselben wurden durch 5 erste Preise, 6 zweite Preise und durch einen dritten Preis ausge zeichnet. — Zu den Obliegenheiten der Landbriefträger ge hört bekanntlich auch die Annahme von Postsendungen auf ihren Bestellungsgängen. Die Landbrieslräger haben zu diesem Zwecke ein Annahmebuch bei sich zu führen, das zur Eintragung der von ihnen unterwegs angenommenen Werth- und Einschreibsendungen, Post anweisungen, gewöhnlichen Packete und Nachnahme sendungen dient und nach jevem Bestellgange von einem Beamten der Postanstalt durchgesehen wird. Die Auflieferer können derartige Sendungen entweder selbst in das Annahmebuch eintragen oder die Ein tragung den Landbriefträgern überlassen. Im letzteren Falle muß dem Absender auf Verlangen durch Vor legung des Buches die Ueberzeugung von der ge schehenen Eintragung gewährt werden. Auf diese Weise ist jedermann in den Stand gesetzt, bei Auf lieferung einer Sendung — abgesehen von gewöhn lichen Briefen — durch Vermittelung des Landbrief trägers deren richtige und pünktliche Weiterbeförderung «von vornherein sicher zu stellen. Postanweisungsbeträge -nehmen die Landbriefträger übrigens nur dann ent gegen, wenn ihnen gleichzeitig das ordnungsmäßig .ausgefüllte Formular zur Postanweisung mit über geben wird. — Die Jagd auf Hasen und Feldhühner soll nach Urtheilen auS Jägerkreisen in diesem Herbste eine sehr ergiebige werden, weil das seitherige warme und trockene Wetter der Vermehrung des Wildes ganz be sonders günstig gewesen ist. — Der Rath, auf Kirschen kein Bier zu trinken, wird oft ertheilt, aber nicht immer befolgt. Einem jungen Manne in Bischweiler hat die Außer achtlassung dieser Vorsicht das Leben gekostet. Der einzige Sohn eines Schlächtermeisters aß Kirschen zum Nachtisch und trank zwei Glas Bier. ES stellte sich sofort eine Verdauungsstörung ein, sodaß eine Ge därmeoperation vorgenommen werden mußte. Bald daraus trat der Tod ein. Börnchen bei Glashütte. Ein recht betrübender Fall, der namentlich jungen Leuten, welche mit Thieren umzugehen haben, eine recht ernste Mahnung sein muß, ereignete sich in diesen Tagen bei einem hies. Gutsbesitzer. Ein daselbst in Diensten stehender Knecht stieb aus einem nichtigen Anlaß ein Pferd mit dem Fuße in die Fessel. DaS sonst lammfromme Thier schlug aus und verletzte den jungen Menschen der maßen, daß derselbe nach kurzem, aber furchtbar schmerz haftem Krankenlager im Alter von 19 Jahren ver schieden ist. Kreischa. In nächster Zeit werden unsere Orts- briefträger mit Packetwagen ausgerüstet werden. Diese Einrichtung ist Herrn Postverwalier Leuthold zu danken; «» wird dadurch vermieden, daß die Brief träger die mitunter sehr schweren Packete und Kisten am Arme tragen müssen, auch eine schnellere Be stellung wird dadurch ermöglicht. „Oskkäitz.Schmitz" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. " W Pfg., zwennonatlich 84 Pfg-, einmSnatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Jnserate, welche bei d« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« M Pfg. Amtsötatt für die Königliche AmLshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrirteu Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauiwirthschastlicher NtanatSbeilage. Nr. 86. 62. Jahrgang. Donnerstag, dm 30. Juli 1896. Kreischa. In der Hauswaldmühle hat ein Bach stelzenpärchen ein KukukSei ausgebrüiet. Der Kukuk wurde in einen Käfig gebracht und komisch ist es an zusehen, mit welcher Fürsorge die kleinen Bachstelzen dem größeren Kukuk daS Futter bringen. Kreischa. Der hiesige landwirthschaftliche Verein hat beschlossen, die Rinderschau am 27. September d. I. abzuhalten. Poffendorf. Die gemeinsame Ortskrankenkaffe für Poffendorf und Nachbarorte hielt am Sonntag eine außerordentliche Generalversammlung ab, zu welcher sich die Mitglieder recht zahlreich eingefunden hatten. Es waren zwei eingegangene Anträge zu er ledigen, von denen der eine, freie Wahl unter den im Kaffenbezirk praktizirenden Herren Or. inoä. Ponath- Possendorf und vr. woä. Mathe-Hänichen, Anlaß zu längerer und lebhafter Debatte gab und schließlich mit 131 gegen 18 Stimmen abgelehnt wurde. Somit bleibt Herr vr. insä. Ponath alleiniger Kaffenarzt für genannte Ortskrankenkasse. Tharandt. Ein 19jähriger czechischer Schneider geselle, Namens Rosa, stach in der Nähe der Restaura tion „Krug zum grünen Kranze" in Neu-Döhlen seinen Arbeitskollegen in geradezu unmenschlicher Weise. Am Kopf, an den Händen und anderen Körperthetlen war das arme Opfer mit Schnittwunden bedeckt. Der Messerheld wurde verhaftet. Dresden. Prinz Max empfing am Sonntag die Priesterweihe in der Echutzengelkirche zu Eichstädt, durch Bischof Wahl aus Dresden. — Den reisenden Handwerksburschen, die die Alte Stadt beleben, durch die Lokale und über den Marktplatz schweifen und um eine milde Gabe an sprechen, wird viel zu wenig Aufmerksamkeit gespendet. Ja, es giebt Besucher, die die bettelnden Leute mit unangenehmen Worten abweisen, vermuthlich weil sie nicht wissen, was die Fechtbrüder zu bedeuten haben. Es sind Männer, zumeist Mitglieder der Künstler vereinigung „Mappe", die sich in den Dienst der Wohlthätigkeit gestellt haben und zu edlen Zwecken sammeln. Anfangs galt eS, für die Ferienkolonien zu sammeln, dann traten andere Zwecke in ihre Rechte; an den letzten Tagen der vorigen Woche wurde z. B. für die Abgebrannten in dem Städtchen Frauenstein gesammelt. Es ist bekannt, daß dieses Grobfeuer, daS gegen 15 Häuser in Asche legte, meist ganz arme Be wohner betroffen hat, die einer Unterstützung bedürftig sind. Man lege also gern ein Scherflein in die Mütze der Burschen, wenn sie um „Schlafgeld" oder sonst etwas bitten, und sei versichert, daß man ein gutes Werk damit lhut. Oft ist das Betteln auch von gutem Erfolge begleitet gewesen, eS sind Tage gewesen, an denen 90 und einmal auch 141 Mk. zusammen gefochten wurden. Das sind natürlich Ausnahmen. Aber auch die kleinsten Gaben wirken segenbringend, und viele Wenige machen ein Viel. — Auch die Thiere werden bezüglich ihrer Woh nungen anspruchsvoller. Früher bauten die Schwalben in Hausfluren, an Stallungen; jetzt genügt dies nicht mehr. Auf der Blumenstraße 47 hat im Frühjahre ein Pärchen im Stuck des Salons der 1. Etage ein Nestchen gebaut und darin gebrütet. Nachdem jetzt die Jungen ausgeflogen sind, hauen sie neben dem alten ein neues Nest. Gottleuba. Spuren eine- eigenartigen Blitz schlages lasten die aus der Wegstrecke durch den hochgelegenen Ortstheil Lichtenberg stehenden Tele graphenstangen erkennen, indem der Blitz nicht, wie naturgemäß, der Drahtleitung gefolgt, sondern an jeder Stange herabgefahren ist und dieselbe zer splittert hat. Mügeln. Am Beamtenwohnhaus«Neubau an der Gommernschen Straße brach angeblich in Folge Ueberladung des Gerüste» mit Dachziegeln dieses plötz lich zusammen, wobei der Arbeiter Zschaler aus Eedlitz, welcher sich mit noch zwei Leuten gerade auf dem Gerüst befand, durch die nachstürzenden Hölzer und Dachziegel nicht unerheblich am Kopfe und rechten Beine verletzt wurde. Die anderen Beiden kamen mit dem bloßen Schrecken davon. Hainichen. Daß das hiesige Flurgebiet in seiner Tiefe Kohlen birgt, ist für die hier Wohnenden kein Geheimniß mehr, da der Bergbau auf Kohle Hierselbst bis in die neueste Zeit hineinreicht. Am erträgniß- reichsten war der Bau, der namentlich aus der benach barten Berthelsdorfer Flur betrieben wurde, vom Ende der zwanziger bis in die Mitte der vierziger Jahre diese» Jahrhunderts. DaS jährliche Förderquantum schwankte zwischen 50 und 75 Tausend Zentnern. In der ersten Hälfte der siebziger Jahre wurden neue Abbauversuche angestellt. Jni Jahre 1871 traf man in Unterberthels- dorf auf ein Kohlenschmitz von 3 Fuß Mächtigkeit. Hierdurch angeregt, wurde man zur Gründung einer Kohlenbergbaugesellschast veranlaßt, die aber ihre Be mühungen von nur geringem Erfolg gekrönt sah. Wie nunmehr gerüchtweise verlautet, geht man gegenwärtig allen Ernstes mit dem Gedanken um, diese Steinkohlen bergwerke zu Berthelsdorf aufs neue zu erschließen. Besonders freudig ist dabei der Gedanke zu begrüßen, daß gleich am Orte der Produktion eine große elek trische Zentralstation errichtet werden soll, bestimmt, nicht nur die maschinellen Einrichtungen de» Berg werkes selbst zu treiben, sondern auch Licht und Kraft für einen Umkreis von 15 icw dieser hochindustriellen Gegend zu gewähren. Den verschiedensten Gewerben unserer Gegend würde durch eine derartige elektrische Kraftabgabe die Möglichkeit gegeben werden, dre hie sigen günstigen Absatzverhältniffe bester auSzunützen; für die Weberei besonders würde der Elektromotoren betrieb ein gar nicht hoch genug zu schätzender Vor- theil sein. Chemnitz. Von einem recht bedauerlichen Unfälle wurde ein in der Schillervorstadt wohnhafter pen- siontrter Beamter betroffen, welcher sich in seiner Woh nung, als er einen auf den Boden gefallenen Gegen stand aufhob, mit dem rechten Auge in die Zinken einer über den Tisch vorragenden Gabel stieß, sodaß das Auge sofort auslief. Der Betroffene ist nach ärzt lichem Urtheile der Sehkraft auf dem Auge verlustig gegangen. Annaberg. Peinliches Aufsehen erregt hier daS nunmehr erfolgte amtliche Eingeständniß, daß that- sächlich Selbsteinschätzungen dortiger einkommensteuer pflichtiger Bürger als Makulatur verkauft worden sind. Aue. Der Gemeinderath von Zelle (2840 Ein wohner) beschloß, den Anschluß an die Stadtgemeinde Aue (8500 Einwohner) zu genehmigen. Beide Ge meinden find so eng an einander gelegen, der Bahn hof Aue liegt sogar in Zeller Flur, daß die Vereini gung nur zum Nutzen für beide Gemeinden sein kann. Reichenbach. Die Sache mit dem auf wunder bare Weise wiedergefundencn Vetterschen Kinde hat neuerdings eine Wendung genommen, die ebenso frappant als interessant ist, es hat nämlich noch ein anderes Ehepaar Namens Rietschel aus Gautsch bei Leipzig das Vetlersche Kind als das seinige reklamirt. Das genannte Ehepaar besaß ein am 9. Februar 1884 geborenes Töchterchen Namens Friederike Hedwig, daS am 22. Dezember 1890 auf bisher unaufgeklärte Weise verschwand. Die Eheleute Rietschel glauben nun in dem Vetterschen Kinde das ihrige vor sich zu haben. Am Sonntage erfolgte nunmehr in Gegen wart des Herrn Bürgermeisters Klinkhardt die Gegen- Überstellung des Vetterschen KindeS, daS jedoch auf das bestimmteste erklärte, die Rietschelschen Eheleute nie gesehen zu haben. (Fortsetzung de» Sächsischen in der Beilage.)