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84 Pfg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie di «Agenten nehmm Be stellungen an. „Mei-erttzS-itm,," ersWnt Wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend, -- werden mit 10 Pfg. die Spalteiueil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag, — Einge sandt, u>i redaktionellen Theile, die Spalterizeile »0 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmarmschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: PäUl Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Hllustrirten NulerhaltnngSblatt". Mit land- mtd hanSwirthschaftlicher Msnattteilage. Nr. 74. Donnerstag, den 2. Juli 1896. 62. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Heuernte hat auch in unserer Gegend überall begonnen. Dieselbe verspricht noch einen guten Ertrag zu liefern, da das GraS, welches Nach den kalten FrühjahrStagen noch recht dünn stand, sich zuletzt doch noch sehr gut bestockte und entwickelte. — Durch das anhaltende Regenwetter der letzten Tage hat aber die Ernte eine höchst unlieb same Verzögerung erlitten. — Herr Gutsbes. Steyer, der Vertreter unseres ländlichen Wahlbezirkes im sächsischen Landtage, wird in nächster Zett seinen bisherigen Wohnort Reinholds hain verlassen, um in Dresden beim landwirthschaft- lichen Kreditvereine im Königreiche Sachsen eine leitende Stellung einzunehmen. Wir brauchen wohl kaum daran zu erinnern, daß Herr Steyer in vielen Ehren ämtern seine Kräfte dem Bezirk gewidmet hat, und dürfen wohl erwarten, daß er auch fernerhin bei seinem anerkannten Gemeinsinn immer noch der unsere sein werde. — Herrn Steyer aber wünschen wir in seiner neuen Stellung ebensolche Erfolge und Anerkennung wie bei uns. — Der Handarbeiter B. hier, der vor einigen Jahren in der sächs. Landeslotterie einen bedeutenden Gewinn gemacht, hat sich, nachdem dieser verthan war, am vergangenen Sonntag durch Erhängen selbst ent leibt. — Bei der hiesigen Sparkaffe wurden im Monat Juni 744 Einzahlungen im Betrage von S1343 Mk. 54 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 353 Rückzahlungen im Betrage von 76085 Mk. 90 Pf. Glashütte. Die Ferien an der deutschen Uhr macherschule beginnen am 26. Juli und enden den 16. August. — Das Vogelschießen der hies. Schützengesell- schast wird dies Jahr den 26., 27. und 28. Juli ab gehalten werden. Am Sonntag darauf, den 2. Aug., findet Kinderfest statt. — Nächsten Sonnabend werden Lehrer und Schüler der deutschen Uhrmacherschule einen Ausflug nach Dresden zum Besuche der Gewerbeausstellung unter nehmen. Poffendorf. Der Gustav Adolf-Zweigverein zu Dippoldiswalde und Umgegend begeht, so Gott will, Sonntag, den 12. Juli d. IS., in unserem Orte sein Jahresfest und zwar mit FestgotteSdiest nachmit tags 2 Uhr, für welchen Herr DomdtakonuS Hanitzsch- Freiberg die Predigt übernommen, und mit einer Ver sammlung im Schumann'schen Gasthofe nach beendig tem Gottesdienste, bei welcher Herr Bezirksschulinspektor Richter - Dippoldiswalde den Vorsitz führt und Herr Pastor Schädlich-Reichstädt den Bericht zugesagt hat. Alle Freunde der evangelischen Sache sind zur Theil- nahme an diesem Feste herzlich etngeladen. — Nächsten Sonntag, den 5. Juli, nachmittags '/,2 Uhr, findet in unserem TotteShause wieder Kinder gottesdienst statt. Dresden. Königin Karola hat sich am 1. Juli Vormittags von Niedersedlitz über München zu einem mehrwöchentlichen Kurgebrauch nach Brennerbad in Tyrol begeben. — Der Mörder Robert OSwin Fleischer, welcher in der Nacht zum 17. Mai in der Nähe der Walther- siraße in Dresden - Friedrichstadt dem Töpfergesellen Koch sein jugendliches Leben raubte und ihn bestialisch verstümmelte, soll geisteskrank sein und dem Vernehmen nach in eine Irrenanstalt überführt werden. — Das Ergebniß der II. Internationalen Garten bauausstellung darf auch in finanzieller Beziehung als ein erfreuliches bezeichnet werden. Obwohl infolge der höchst ungünstigen Witterung die beiden Haupttage, der erste Sonntag nnd der darauf folgende Montag, sehr gering« Einnahm« brachten, war d« Besuch doch fönst außerordentlich zahlreich; da die Ausstellungs leitung überdies, ohne am unrechten Orte zu sparen, sich bestrebte, dem Voranschlags gemäß zu wirthschaften, so sind nicht allein die Kosten gedeckt worden, sondern es wird vielmehr auch eine Wiederherstellung und Ver größerung des von der Gartenbaugesellschaft „Flora" verwalteten Ausstellungsfonds möglich werden. Eine Inanspruchnahme der Garantiezeichner ist unter solchen Verhältnissen unbedingt ausgeschlossen. — Das königl. sächs. Ministerium des Innern hat aus Anlaß des ihm von der Kreishauptmannschaft Bautzen vorgelegten Entwurfes eines OrtsgesetzeS über Herstellung und Abgabe von Gas und Elektrizität zu Leucht-, Wärme- und Krastzwecken entschieden, daß eS mit den in Sachsen bestehenden gesetzlichen Vorschriften nicht für vereinbar Halle, daß die Herstellung von GaS und Elektrizität zu Leucht-, Wärme- und Kraftzwecken, deren Weiterleitung von der Erzeugungskelle und Ab gabe an dritte Personen innerhalb eines Gemeinde bezirkes lediglich der Gemeinde vorbehalten sei. Dem betreffenden Ortsstatute ist daher vom Ministerium die Bestätigung versagt worden. In derselben Verord nung sagt das Ministerium, daß indeß, wenn auch die Einsührung eines Monopols der Gemeinden unzulässig sei, damit nicht ausgesprochen werden solle, daß nun mehr die Gemeinden dann, wenn durch die elektrischen Verbindungen, durch das Legen der Kabel und Rohre öffentliches Areal, namentlich Wegeareal, berührt werde, dies ohne Weiteres zu dulden hätten. In dieser Beziehung blieben vielmehr den Gemeinden ihre Rechte vollkommen gewahrt. — Die Ortskrankenkasse zu Leipzig hatte in der Generalversammlung vom 31. März 1896 eine Statutenänderung beschlossen, betr. die Erweiterung der Kaffenleistungen, bestehend in Gewährung freier ärztlicher Behandlung, Arznei und Krankengeld von 26 auf 34 Wochen. Diese Aenderung ist nun seitens der Königs. Kreishauptmannschaft genehmigt worden und tritt am 1. Juli d. I. in Kraft, dergestalt, daß diejenigen kranken Mitglieder, die zum Zeitpunkte des Inkrafttretens noch nicht volle 26 Wochen hindurch die Krankenunterstützung bezogen haben, die Kranken unterstützung weitere 8 Wochen erhalten. Pirna. Der Rath unserer Stadt hat sich für Einsührung einer Biersteuer entschieden, von der er eine Jahreseinnahme von rund 7600 Mk. zu erzielen hofft. Königstein. Am vergangenen Sonntag Vormittag ereignete sich auf dem Lilienstein ein entsetzlicher Un glücksfall. In dem dortigen Gasthause blieb am Sonnabend der in Dresden, Elisenstraße 2, wohnhafte Lagerist Fischer mit seinen zwei Töchtern, der 15 Jahre alten Paula und dem 12jährigen Hannchen über Nacht, und Vater und Kinder erfreuten sich des herrlichen NaturgenuffeS auf diesem herrlichen Punkte unseres Elbsandsteingebirges. Am Sonntag Vormittag nun unternahmen Vater und Kinder einen Rundgang über das Plateau, als plötzlich beide Mädchen trotz der Wahrnungen des Vaters auf einen abseits des ge bahnten Weges gelegenen, nicht umzäunten Felskegel nahe dem alten Obelisken traten und mittelst Fern glases die Aussicht genossen. Plötzlich trat Paula fehl, schrie laut auf, riß ihre Schwester Hannchen mit sich und beide Mädchen stürzten die etwa 120 Meter tiefe Felswand hinab. Paula Fischer wurde mit zer schmetterten Gliedern am Fuße des Felsens auf gesunden und verstarb binnen wenigen Minuten an Zerreißung innerer Organe, Hannchen Fischer aber lag aus einem 25 Meter hohen Vorsprung des Kegels und wurde erst nach zwei Stunden, nachdem Seile und Leitern herbetgeholt waren, von htlsbereiten Männern herabgeholt. Auch sie war inzwischen an den beim Hsrabsturze erlittenen schweren Verletzungen, darunter mehrere Echädelbrüche, verstorben. Der als bald auf die Kunde von dem Unglück aus Königstein Herbetgeeilte Arzt vr. Schreiner könnt« nur noch den eingetretenen Tod der verunglückten Mädchen feststellen. Und von Mitgliedern der Königsteiner Feuerwehr wurden die Opfer jugendlicher Waghalsigkeit mittels Wagen nach dem Königsteiner Friedhöfe gebracht. Der untröstliche Vater wurde von allen Seiten auf da herzlichste bedauert, der Unfall ist aber um so schmerz licher, weil die EicherheitSvorrichtungen auf dem Pla teau des Liliensteins ausgezeichnet find, so daß seit vielen Jahren dort ein Unglück nicht vorgekommen ist und sträflicher Wagemuth wiederum zwei hoffnungs volle Menschenblüthen vernichtet hat. Wurzen. Einen Krebsschaden für die soliden stehenden Geschäfte bilden die sogenannten Wander lager-Verkäufe. Nun giebt eS zwar eine Besteuerung derselben, aber die Inhaber der Wanderlager wissen die Behörden und das Publikum so zu täuschen, daß es oft sehr schwer hält, sie zu überführen und zur Steuer heranzuziehen. Der Stadtrath zu Wurzen hatte nun das in der Jakobgaffe von September bis Anfang April unter marktschreierischen Reklamen von dem Kaufmann Albert RegenSberg betriebene Kleider-, Hüte- und Mützengeschäst als Wanderlager beurtheilt. Der Königl. Kreissteuerrath sowie das König!. Finanz ministerium traten dieser Ansicht bei. In Folgeideffen wurde Regensberg wegen Steuerhinterziehung mit 400 Mk. bestraft. Er erhob aber gegen den Straf bescheid des Stadtraths Widerspruch. In der Königl. EchöffengerichtSverhandlung wurde aber Regensberg mit seinem Widerspruche abgewiesen. Für den Fall, daß er die Geldstrafe nicht bezahlt, hat er 40 Tage Haft zu verbüßen. Ferner hat derselbe an den Stadt rath auf 31 Wochen (so lange hatte der Verkauf des Wanderlagers gedauert) 1860 Mk. städtische Steuer und 200 Mk. Staalssteuer zu entrichten (d. i. für jede Woche 50 Mk.) Mittweida. Die Besucher des hiesigen Tech nikums scheinen rauflustige Gesellen zu sein und zwar derart, daß sich die Kgl. Amtshauptmannschaft Rochlitz veranlaßt steht, in einer öffentlichen amtlichen Bekannt machung darauf hinzuweisen, daß nach Z 8 der Schul gesetze des Technikums die Besucher des letzteren Ver sammlungen, Kommerse rc. nur mit Genehmigung des Direktors abhalten dürfen und daß nach H 6 derselben Gesetze den Technikern studentische Verbindungen aller Art verboten sind. Gast- und Schankwirthe, welche unerlaubte Vereinigungen der Techniker in ihren Ge werberäumen dulden, haben die Einleitung des Ver fahrens wegen Konzessionsentziehung zu gewärtigen. Schwarzenberg. Der Bezirksausschuß der hies. Kgl. Amtshauptmannschaft beschloß, gegen die Auf hebung der Verordnung des Kgl. Ministeriums des Innern vom 20. November 1880, die Prüfung der Feldmesser betreffend, vorstellig zu werden, da für den Bezirk ein Mangel an Feldmessern und Geometern vorhanden ist. Zwickau. Zum Zwecke einer wirksameren Milch- kontrole haben die städtischen Behörden in Zwickau be schlossen, daß gute Milch, wenn sie als unverdächtig angesehen werden soll, ein specifischeS Gewicht von 29°—33° nach dem Soxhlet'schen Milchmesser, sowie mindestens 8°/-> Rahmgehalt und 3°/» Fettgehalt be sitzen muß. Auch müssen fernerhin die Mtlchtrans- portgefäße am Halse ein Schild mit der Bezeichnung ihres Inhalts (Voll- oder Mager- oder centrtfugirte Milch) tragen. lFortschung deS Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Der Reichstag hat Ende voriger Woche die Epezialberathung des Bürgerlichen Gesetzbuches, welche im Ganzen acht Sitzungen erforderte, zum Ab schluß gebracht. Die Vorlage weist in ihrer jetzigen Gestalt gegenüber der KommisfionSfaffüng keine tief- einschneidenden Abänderungen auf, von den zahlreich gestellten Abänderungsanträgen sind die allermeisten abgelehnt worden, Dienstag und Mittwoch hat der Reichs »