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dem Aufschlag.— Einge» sankt, im revakti-Mellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. «schetntvdchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. A> Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Bf«. «Änzelne Nummern 10 Pfg- - All- Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welchr bet da bedeutenden Auflage des Blatte- eine sehr wirk same Verbreitung finden, wetden Mit die SpaltenzeD oder deren Raum berechnet- — Ta- Nr. 71. 62. Jahrgang. Donnerstag, den 25. Juni 1896. «LoLaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Unter Vorsitz ihres Obermeisters hielt die hiesige Schuhmacher-Innung im „goldnen Stern* ihr Johannis Quartal ab, bei welcher Gelegen heit u. A. ein Schreiben der Handels- und Gewerbe kammer zur Verlesung kam, wonach Gesellen, welche 10 und mehr Jahre bei einem Meister in Arbeit stehen, von dort aus künstlerisch auSgesührte Diplome erhalten. Weiter wurde nach Erledigung verschiedener innerer Angelegenheiten in Gegenwart der unterdessen er schienenen Deputirten deS Gewerbevereins und deS JnnungS - Ausschusses ein Lehrling, der zu diesem Zwecke sein von der Prüfungskommission als vorzüglich mit der Zensur I ausgezeichnetes Gesellenstück in der Wohnung des Obermeisters angefertigt hatte, von letzterem mit markigen Worten zum zünftigen Gesellest des ehrbaren Schuhmacher-Handwerks gesprochen. Hier auf ergriff Herr Stadtrath Heinrich das Wort und überreichte dem Losgesprochenen unter Ermahnungen und guten Nathschlägen für seine Zukunft in Aner kennung seines guten Verhaltens und seiner Leistungen «in Diplom. — Endlich beschloß man, den bereits im vorigen Jahre geplanten Besuch der Dresdner Schuh macher-Innung dieses Jahr zur Ausführung zu bringen und sich zum Besuche der Dresdner Gewerbe-Aus stellung dem hiesigen Gewerbeverein anzuschließen. — Am Montage gelangte in der Versammlung deS Gewerbevereins ein Dankschreiben des Herrn Bürgermeister Voigt für Ernennung zum Ehren mitglieds und Ueberreichung des Diploms zum Vor trage. Dann wurde auf eine Anfrage der Handels und Gewerbekammer zu Dresden zur Antwort gegeben, daß man der Landkundschast wegen einen Ladenschluß vor 9 Uhr (Sonnabend 10 Uhr) nicht für empfehlens- werth hält. Schließlich beschloß man, in der ersten Woche des August einen Ausflug nach Dresden behufs Besichtigung der Gewerbeausstellung zu unternehmen und an die Mitglieder einen Beitrag aus der Kaffe -u zahlen. — Das 1. Sommer-Abonnementsconcert der städt. Kapelle, das am Donnerstag wegen des Gewitters verschoben worden war, mußte in Folge eingetretener starker Abkühlung am Montag im Saale des Schützen hauses stattfinden. Der Besuch war daher ein nicht zu zahlreicher, und die schönen, gut ausgeführten Vor träge für Blasinstrumente würden im Freien auch eine noch angenehmere Wirkung erzielt haben, eS sind daher den nächsten Concerten günstigere Umstände zu wünschen. — Vor einer Reihe von Jahren hatte gebrauchte Gerberlohe wenig Werth. Nur ein kleiner Theil wurde zu Lohkuchen gepreßt oder abgetrocknet, viel mehr fuhr man in die Weißeritz, um nur Platz zu gewinnen. Seit in den letzten Jahren mehr Dampf- keffelanlagen entstanden sind, hat sich die Nachfrage dafür schon mehr gesteigert, da man dort auch nassen Loh verwerthen kann. In der neuesten Zeit aber scheint man letzteren zur Herstellung eines eignen Fabrikate» zu benutzen. Auch von hier wird solcher nach Dresden geliefert, der durch das Fuhrlohn schon auf einen hohen Preis zu stehen kommt. Er soll dort zu JsolirungS- tafeln gepreßt werden. — Wie verlautet, wird von der ReichSpok in einigen Ob-rpostdirektionSbezirken versuchsweise eine Leichtere Sommer-Uniform für die Postunterbeamten «ingesührt werden, und zwar eine blaue Leinenjacke mit Abzeichen. — Alpenfahrten. Die sächsischen und bayeri schen EtaatSbahn-Verwaltungen beabsichtigen zur Er leichterung deS Besuchs der Bayrischen, sowie der Tyroler und Schweizer Alpen Sonderzüge nach München, Salzburg, Bad Neichenhall, Kufstein und Lindau ab- zulaffen. Der erste Sonderzug wird am 4. Juli nur von Leipzig, Bayrischer Bahnhof, abgehen, während die weiteren Züge am 15. und 18. Juli, sowie am I5, August je von Dresden und Leipzig (bez. Chem ¬ nitz aus verkehren. Die Abfahrt erfolgt von Leipzig (Bayer. Bhf.) aus am,4. und 18. Juli, sowie am 15. August S Uhr 55 Min. Nachm., am 15. Juli aber 8 Uhr 50 Min. Nachm., von DreSden-Altst. aus am 15. Juli 6 Uhr — Min. Nachm., am 18. Juli und 15. August Nachm. 1 Uhr 25. Min., und von Chemnitz aus am 18. Juli und 15. August 3 Uhr 40 Min. Nachm. Alles nähere ist au» der jetzt er schienenen Uebersicht über die genannten Sonderzüge zu ersehen, welche auf Verlangen bei allen größeren sächsischen Staatsbahnstationen, sowie bei den Ausgabe stellen für zusammenstellbare Fahrscheinhefte in Leipzig (DreSd. Bhf.) und Dresden-Altstadt (Carolastr. Nr. 16) unentgeltlich abgegeben wird. Brieflichen Bestellungen sind zur Frankirung 3 Pfg. in Marke beizulegeu. Klingenberg. Das Klingenberger Sommerheim deS Gemeinnützigen Vereins ist gegenwärtig von 100 armen schwächlichen Kindern bewohnt, für welche ärzt licherseits eine Vorpflege schon jetzt für dringend noth- wenoig erachtet wurde. Vom 11. Mai bis 13. Juni waren daselbst bereits 25 Kinder untergebracht; eS waren die» solche, die im vorigen Winter krank ge wesen waren; der Aufenthalt dortselbst hat für diese einen großen Erfolg gehabt. Lockwitz. Daß das dem Schwein im Allgemeinen zugelegte Prädikat „dumm" nicht immer angebracht ist, bewies hier ein solches Schinken spendendes Borsten vieh. Dies Exemplar von der Raffe der Meißner Landschweine wurde mittelst Wagen zum Fleischer gebracht, um dort vom Leben zum Tode befördert zu werden. Schon glaubte man, bald im Genüsse wohl schmeckenden Wellfleisches schwelgen zu können, als die Hausfrau mit dem erschreckten Rufe: „Herrjemersch, dort kummt e Schwein, das sieht bald aus wie unseS", das ganze Haus alarmirte. Und wirklich war es so. Das Thier war der Klinge des übelwollenden Fleischer» entrückt und hatte das ziemlich entfernt liegende HauS seiner leiblichen Pflege wieder aufgesucht in Ansehung dessen, daß der steinerne Freßtrog entschieden dem höl zernen Brühtrog vorzuziehen sei. Auf dem durch Gärten, Gehöste, durch Bach und über steile Ufer an getretenen Heimwege orientirte sich das kluge Thier insofern, als es den von seinen Verfolgern gewünschten Weg — nicht einschlug. Wer konnte eS der Haus frau Übelnehmen, wenn sie nun meinte: „Nu füttern mer das liewe Vieh awer grade noch e paar Wochen, desto besser wär» de Wärschtel!" Die zum Schlacht fest geladenen Freunde und Nachbarn müssen also den Appetit noch etwas verbeißen. Dresden. In der „Zentralhalle" versammelten sich Sonntag Vormittag gegen 1000 Arbeiter des RatheS zu Dresden, um über ihre wirthschastliche Lage zu sprechen. Hierbei wurde dem Rathe zu Dresden Engherzigkeit gegen seine Arbeiter vorge worfen und eine Resolution eingebracht, in welcher zehnstündige Arbeitszeit pro Tag, ein Minimallohn von 30 Pf. pro Stunde und Wiedereinstellung der gemaßregelten Arbeiter gefordert wird. Dieselbe konnte aber nicht zum Beschluß erhoben werden, da bei den OrganisationSvorfchlägen wegen beleidigender Redens arten einem Redner da» Wort entzogen wurde, woraus ein wüster Tumult auSbrach, sodaß sich der anwesende Polizeikommissar veranlaßt sah, die Versammlung zu schließen, welche sodann nach dreistündiger Berathung lärmend auSetnanderging. — Ein Pferd vor dem Zweirade, das ist das allerneueste Produkt eines geniösen Kopses, wie man auf der Chaussee DreSden-Tolkewitz beobachten konnte. Ob derartige Fahrzeuge wohl auch praktisch sind? Dresden. Das winzige Frl. I-u ?rin/,o88o Po- P88S, welches im Zoologischen Tarten zu sehen ist, ist im Jahre 1879 in der Nähe von Paris geboren und zählt somit gegenwärtig 16 bez. 17 Lenze. Ihre Taillenweite beträgt 30 em, die Länge ihres Füß chens 5 ow und ihr Gewicht noch nicht ganz 7 kg. — Nicht wenig erschraken in einer der letzten Nächte in Wölfnitz bei Dresden einige Passanten, als sie an einem Baume auf der Straße eine weibliche Person hängen sahen. ES stellte sich indessen bald heraus, daß übermüthige Nachtschwärmer sich einen dummen Scherz gemacht hatten, indem sie eine lebens große Puppe ausknüpften. — Sus der sächsischen Schweiz wurde neulich be richtet, daß gegenwärtig die sogenannten Lobetänze wieder auSgesührt werben. ES wurde erwähnt, daß drese den KirmeSfesten ähnelnden Lobetänze, wohl richtiger Laublänze, zur Feier deS Erlöschens einer Seuche vor einigen Hundert Jahren eingesührt wurden. Eie find indeß ein uralter, deutscher, nicht mit Pest und Seuche zusammenhängender VolkSdrauch. Man saß unter Laubgezelten, tanzte, trank, hüpfte und sprang. Man hob die Tänzerinnen im Tanze und rief: „So hoch soll der Flachs werden!" E» ist also der Zusammenhang mit den altdeutschen Frühling»- festen und Maibräuchen nachweisbar. Sie wurden noch um 1400 in Deutschland gefeiert, auch in den verschiedensten Gegenden Sachsen» und zwar in der Regel gleich nach Pfingsten, so Mittwoch nach Pfingsten in Rüsseina, bei Döbeln, Roßwein u. s. w. Kleinzschachwitz. In seiner Gartenlaube feierte am Freitag der hiesige Hausbesitzer Größter seine Verlobung. In der Nähe davon halte sich der in demselben Hause wohnende Botenfuhrmann Laulenbach niedergelassen, welcher eine förmliche Lust in sich ver spürte, die Vorgenannten auf nur alle mögliche Art zu chicaniren. Größler stellte den unangenehmen Störenfried zur Rede, bei dem nun folgenden Wort wechsel ergriff Lantenbach eine Düngergabel und brachte seinem Gegner 3 gefährliche Stiche bei, infolge dessen derselbe wie leblos zur Erde sank. Erst durch das Hinzukommen einiger Personen lieb der Unhold von seinem Opfer ab. Er wurde beim Pirnaer Amts gericht eingeliefert. Meißen. Ein bedauerlicher Unfall ereignete sich am Sonnabend früh in dem Grundstücke des Kürschner - meister» Kloß. Dort befindet sich ein Eisenblechlager deS SchloffermeisterS Kloß. Ein 25 Jahre alter Ge hilfe desselben war damit beschäftigt, Blechtafeln herauS- zuziehen, als plötzlich der ganze Stoß umstürzte und den jungen Mann beide Beine schwer verletzte. Der eine Unterschenkel wurde an zwei Stellen gebrochen und dem Vernehmen nach ziemlich schwer zersplittert, der andere ebenfalls stark verletzt. Riesa. Freitag Abend wurde zwischen den be nachbarten Stationen Seerhausen und Stauchitz auf dem Bahnkörper ein todter Mann ausgefünden. Der selbe ist augenscheinlich von einem Eisenbahnzuge über fahren worden. Ob UnzlückSfall oder Selbstmord vorliegt, konnte noch nicht sestgestellt werden, auch ist die Person des Tobten noch unbekannt. Döbeln. Infolge eine» bei Freiberg niederge gangenen schweren Wolkenbruche» wuchs der Wasser stand der Mulde am 18. d. MtS. abends 8 Uhr binnen 1 Stunde um I'/, w. Um 11 Uhr bemerkte man bereits wieder den Fall des Wasserstandes. Borna. In liesiger Gegend ging am Donners tag ein.furchtbares Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen nieder, ebenso in der Gegend von Bram bach i. B. Leipzig. Am 22. Juni vor 25 Jahren wurde der Rücktransport der siegreich aus Frankreich zurück- kehrenden Truppen in der Nähe von Leipzig auf der Anhalter Bahn recht jäh und schmerzlich unterbrochen. Nachdem am Abend vorher das Füstlierbataillon des 2. pommerschen Grenadierregiments „Friedrich Wil helm" auf dem Leipziger Bahnhofe eingetroffen, in üblicher Weise verpflegt worden und fröhlich weittr gezogen war in der Hoffnung, daß eS nach letztmaliger Ueberichreitung der LandeSgrenze auch nun bald wieder sein ostpreußtscheS Standquartier erreichen werde, kehrte Verantwortlicher Redacteur: Mui Ithne in Dippoldiswalde. lvttt achtseitigem „Jllustrirten UnterhaltnngSblatt". Mit land- rmd hanSmtrthschastlicher M-natSbeUagr. IchMtz-MW Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Umtshanplmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde.