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-Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie nachträglich mitgetheilt wird, hat das Unwetter am verflossenen Sonnabend Nachmittag, den 13. d. M>, außer den in der letzten Nummer dieses Blattes bereits erwähnten, durch Blitzschlag am Wohnhaus des Gemeindegutes zu Waltersdorf verursachten Schaden auch noch weitere Schäden der nachstehend gedachten Art veranlaßt. Gegen '/»6 Uhr fuhr ein Blitzstrahl in einen, ca. 8 Schritte vom Wohnhause des Gutsbesitzers Ernst Seifert in Börnchen bei Glashütte befindlichen Birnbaum, sprang von diesem ab in den Viehstall und tödtete daselbst zwei Ziegen, daS Gebäude dagegen blieb im Uebrigen unversehrt. In Dittersbach bei Frauenstein schlug eia Blitz in das Seitengebäude deS Gutsbesitzers Fischer und verursachte — ohne zu zünden — erhebliche Beschädigungen an und im ge dachten Hause und vorzugsweise an dessen Schiefer dache. Durch kalten Blitzschlag wurde ferner das Wohnhaus des Gutsbesitzers und Gemeindevorsiandes Franke in PaulSdorf am Schieferdach, Schornstein, Putz an den Wänden rc. mehrfach beschädigt. Auch lähmte der Strahl im Viehstall ein Pferd und eine Kalbe des Genannten. Durch einen weiteren kalten Blitzschlag ist die Windmühle zu Possendorf nicht unerheblich beschädigt worden. Endlich schlugen gegen 8 Uhr deS Nachmittags zu gleicher Zeit zwei Blitze in die Leitung auf dem Wohnhaus des Gutsbesitzers und Geweinvevorstandes Göhler in Röthenbach, zündeten zwar nicht und richteten auch am Gebäude weiter keinen nennenSwerthen Schaden au, nahmen ihren Weg aber durch den Viehstall und erschlugen daselbst zwei werihvolle Kühe. — Die diesjährige Hauptkonserenz der Dippoldis- walder Diöcesangeistlichkeit findet heute Donnerstag Vormittag 10 Uhr im Rathhaussaale Hierselbst statt. — „Von dir, Gebirg, ich scheiden muß". Mit diesem Liede kehrte am Sonntag der hiesige Männer gesangverein von seiner nachträglichen Himmelfahrts partie heim, die er, '/,2 Uhr den Zug benutzend, über Kipsdorf, Bärenburg, Echellermühle, Schellerhau, Bärenfels unternahm. Zugleich hatte auch die Gesell schaft „Erholung" daS gleiche Ziel zu einem AuSfluge gewählt. Die reine, frische Gebirgsluft, der schattige, stets Neues bietende, nicht die geringste Anstrengung erfordernde Weg, der ruhige, abgeschloffene Aufenthalt in stiller Waldeinsamkeit der Echellermühle, wie auch nicht zum geringsten Theil die guten Bierverhältniffr daselbst und an allen anderen Orlen versetzten die Theilnrhmer der Partie in die heiterste Stimmung, die sich in frischem, fröhlichem Gesänge kundgab. — Die seit 8 Wochen unter den Schülern der Unterklaffen hiesiger Schule grassierenden Kopf- und Halsanschwellungen, der sogenannte Ziegenpeter, scheinen endlich ihr Ende erreicht zu haben. Da oft bis 7 Kinder in der Klaffe deswegen die Schule ver säumen und immer wieder andere nach und nach be fallen wurden, wirkte diese sonst harmlose Epidemie recht störend auf den Unterricht ein. — Trotz der langanhaltenden kühlen Tage zu Anfang des Frühjahrs scheinen sich die schädlichen In sekten doch leider recht zahlreich entwickelt zu haben. Besonders kann man jetzt an den Rosen beobachten, wie viele Knospen sich nicht entfalten können, da sie zerfressen sind und die fetten, grünen Larven der Rosenblattwespen finden sich ausfällig zahlreich in den zusammengerollten Blättchen. — Zu besetzen: Die 3. ständige Lehrerstelle in Kreischa. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Ein kommen: 1000 Mk. Gehalt, freie Amtswohnung, außer dem 72 Mk. für Fortbildungsschulunterricht, 30 Mk. für Uebernahme der Verwaltung der Volksbibliothek und event. 100 Mk. persönliche Zulage. Gesuche sind unter Beifügung sämmtlicher PrüfungS, und AmtS- fÜhrungszeugnisse bis zum 4. Juli an den Königl. Bezirksschulinspektor Richter in Dippoldiswalde ein» zureichen. — Die geringe Anzahl der Schwalben ist auch in diesem Jahre recht auffällig. Es müssen jedenfalls bei dem Zuge überS Meer enorme Mengen der Vögel umgekommen sein. Bereits im Vorjahre machte sich die Abnahme der Zahl der schnellen Vögel bemerkbar und es stellte sich später heraus, daß eine Menge von Schwalben auf ihrem Zuge nach der deutschen Hei- math umgekommen waren. Derselbe Fall scheint nun auch in diesem Jahre und leider noch mit viel größeren Verlusten etngetreten zu sein, was im Jnterreffe un serer Gärtner und Landwirthe sehr bedauerlich ist. Denn gerade die Schwalben sind eS, welche mit die besten Jnsektenvertilger abgeben. —11179 Zeitungen. Nach der diesjährigen Post zeitungsliste kann man aufinSgesammt11179Zeitungen abonniren, nämlich auf 8004 deutsche, von denen 938 im Auslande erscheinen, und 3178 ausländische. Die letzte Kategorie zerfällt wieder in 1178 englische, 928 französische, 191 dänische, 153schwedische, 133 italienische, 113 polnische, 101 holländische, 84 russische, 82 spa nische, 71 norwegische, 40 ungarische, 22 czechtsche, 13 rumänische, 10 griechische, je 8 finnische, littautsche, vlämische, wendische, 5 slovenische, 4 porlugisische, je 3 hebräische, lateinische, serbische, je 2 bulgarische, kroatische, isländische, romanische, ruthenische, slovakische und je ein 1 arabisches, armenisches, persische- und türkisches Blatt. Von den deutschen Zeitungen er scheinen allein 808 Blätter in Berlin, eine Zahl, in der es von keiner anderen Stadt übertroffen wird. Berreuth. In dem in hiesiger Flur gelegenen sogenannten „Kerbenteiche" wurde am Sonntag Vor mittag, den 14. dss. MtS., der 45jährige Hausbesitzer und Fabrikarbeiter Z. aus Ruppendorf entseelt auf gesunden. Derselbe war verheirathet und Vater von drei Kindern. Muthmaßlich liegt als Todesur sache Selbstmord infolge von Schwermuth vor. Bärenhecke. Der Hund des Handarbeiter- Kaiser, welcher am 8. dsS. MtS. die 17 Jahre alte Tochter des MühlenbefitzerS Schüller durch Biß in die rechte Hand schwer verletzte, hatte an demselben Tage außer der Ehefrau genannten Kaisers auch noch das 1'/» jähr. Kindchen des Werkführers Sieber in der zu Ditters dorf gehörigen Klingenbergschen Fabrik, sowie mehrere andere, im Müglitzthal ihm begegnete Hunde gebissen. Trotz dieser und noch weiterer, auf Wuthkrankheit hin deutender Symptome ist der Hund — weil derselbe vorher jederzeit sehr gutartig gewesen sein soll — vom Besitzer erst drei Tage später, am 11. dss. MtS., er schlagen worben. Bei der bezirkSthierärztlichen Unter suchung wurde das Vorhandensein ausgeprägter Toll- wuth sestgestellt. — Wenn man erwägt, welch namen loses Elend durch derartige Köter über ganze Familien gebracht werden kann, erscheint eS zweifellos dringend wünschenSwerth und angezeigt, daß durch thunltchst hohe Besteuerung dem allerwärtS so überhand nehmenden, deS öfteren ganz unsinnigen Halten von Hunden energisch gesteuert wird. Im vorliegenden Fall dürfte übrigens für den Besitzer des fraglichen Hundes die unterlassene Anzeigeerstattung über di« am letzteren wahrgeaommenen seuchenverdächtigen Er scheinungen noch sehr üble Folgen nach sich ziehen. Geising. An Stelle des für den verstorbenen Herrn Rektor Förster in dessen Amt eingerückten vor herigen Kantors Herrn Hunger, ist als Kantor und zweiter Lehrer der hiesigen Schule der zeltherige Lehrer in Thiendorf bei Großenhain, Herr Paul Heinrich Graupncr gewählt und ist diese Wahl vom Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht» bestätigt worden. Dresden. Die rapide VerkehrS-Entwickelung Dresden» zeigt ihre Schattenseiten ganz besonder» im Centrum der Stadt. Hier sind die Straßen bezüglich ihrer Breite und Anlage noch für eine Stadt berechnet. „«eikritz-SriNw-" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg, Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bet da bedeutenden Auflage de» Blatte» eine sehr wirk same VerbreitUli «finden, Waden mit 10 Pfg- die Gpaltenzeile ober deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complietrtr Inserate mit entsprechen den! Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshaupimannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. Mtt achtseitigem ,Hll«strirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und haaSwirthfchöstlicher Msnattteilage. Nr. 68. Donnerstag, dm 18. Juni 1896. 62. Jahrgang, sri-nsssssss-s « , die vielleicht 50000, aber nicht wie Dresden rund 350000 Einwohner aufweist. In den letzten Jahren tauchten, nachdem der große König Johann-Straßen» Durchbruch vollendet war, eine Anzahl Projekte auf, welche Dresden kreuz und quer durchbrechen wollten. Kein» berührte aber die Hauptfrage: Die Ablenkung des HauplvertehrS von dem Mittelpunkte Dresden-; im Gegentheil, die meisten derselben suchten neue Ver kehrsadern zu bilden, die den Verkehr nach dem Innern nur noch mehr gehoben hätten. Erst in neuester Zeit zeitigten die Verhältnisse mehrere Projekte, deren Durch führung der Landeshauptstadt ein ganz andere» Gesicht zu geben berufen sind. Die nächste Aussicht auf Aus führung hat unstreitig da» Rathsprojekt, welche- nicht» Geringeres zum Gegenstand hat, als die Niederreibung der südlichen Seite der Wilsdruffer und Niederlegung der nördlichen Seite der Echeffelstraße. Mit dem Fallen dieser Häuserreihen würde auch da» Rathhau» verschwinden und einem der Neuzeit entsprechenden Baue Platz machen müssen. Nun plant man Fol gendes: Am Altmarkt wird nur ein RepräsentationS- Rathhau» errichtet, welches neben den nothwendigften Repräsentationsräumen nur die Arbeit»- und Be- rathungSräume des StadtratheS enthält. Hinter dem selben erhebt sich dann ein vorwiegend aus Stein und Eisen bestehender Bau, die sogenannte Kaiserpaffage, die vorwiegend geschäftlichen Zwecken dienen soll und daher im Erdgeschoß nur Läden, in der ersten und zweiten Etage Kontor- und Bureauräume enthält. Drei große Durchlässe mit Lichthöfen würden den LängSbau durchschneiden. Ein zweites Projekt, die Verbreiterung der großen Brüdergaffe, der Rosmarin- und Frauenstraße, für welches im Augenblick ebenfalls lebhaft eingetreten wird, dürfte, wenn die Kaiserpaffage zur Ausführung gelangt, an sich hinfällig werden, um so mehr, als ein dritte» Projekt in engeren Kreisen lebhaft erwogen wird, welches in noch viel nach haltigerer Weise dem Durchgangsverkehr von Osten nach Westen und außerdem zur Verschönerung Dres dens und seiner herrlichsten Baudenkmäler dienen würde. Dresden. König Albert wird bei der am 18. Juni stattfindenden Enthüllung des Kaiser Wilhelm- denkmals auf dem Kyffhäuser durch Prinz Friedrich August vertreten werden. Pirna. Bei der Sonntag früh am Steigerhause im „Brodkord" abgehaltenen Uebung der freiwilligen Feuer wehr ereignete sich ein bedauerlicher Unfall, indem ein Steiger infolge Reißens eines Seile» 3 Stockwerke hoch herabstürzte. Der Verunglückte schien zwar keine äußeren, wohl aber innere Verletzungen erlitten zu haben, da er vom Platze getragen werden mußte. Au» der oberen Sächsischen Schweiz. Die Zeit der Abhaltung der sog. „Lobetänze" ist in unserem GebirgSgebtet herangekommen. Diese Fest lichkeiten wurden am Sonntag zunächst in Krippen und ReinhardtSdorf abgehalten. Die Ortschaften ge hören zu den Parochien, die vor einigen hundert Jahren von einer Seuche derartig heimgesucht wurden, daß die Bewohnerschaft faßt gänzlich ausstarb. Nach Erlöschen der Seuche sind daselbst die Lob- und Dankfeste ein geführt > orden, welche heute noch als „Lobetänze" bezeichnet werden, in der Hauptsache aber den KirmeS- festen ähnlich find. Strehla. Die hiesige Schützengesellschaft hat behufs Erbauung eines Schießsiande» die Erchen- brecher'sche Villa mit dem dazu gehörigen Felde er worben, da eine Einigung mit dem Besitzer deS Schützen - Hause» nicht erzielt wurde. Lommatzsch. Beim KellerauSschachten im Hause des Bäckermeisters Hessel wurde in der Tiefe von 2 Meter ein schön geformter, kleiner Eteinkrug, in welchem sich ein mit einer Menge Goldmünzen an gefüllte» Glasbüchschen befand, gefunden. Unter den Münzen, welche sämmtltch ausgezeichnet erhalten sind.