Volltext Seite (XML)
»«dmtenden Lüflage des Blattes eine sehr pPck- sam« verbretttmä finden, «erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Preis vierteljährlich 1 M. Ai Pfg., zweimonatlich «4 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Stummer» 10 Pfg. — Alle Postan- stallen, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Lmtsökatt für die Königliche Urntshauptrnannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten UxterhattmegVblatt". Mit land- «ud ha«»tt>irthschastlichrr Monattbeilage. Nr. 64. Dienstag, den 9. Juni 1896. 62. Jahrgang. I ! 1 —1 -Lokales und Sächsisches. > Dippoldiswalde. Unsere Turner werden bald, während früher scherzweise das Gegentheil behauptet wurde, in den Rus kommen, mit ihren festlichen Ver anstaltungen „Kaiserwetter" herbeizaubern zu können. Denn während noch am Sonntag Vormittage, wie man zu sagen pflegt, „die Gewitter sich abregneten", und der Himmel ein sehr trübes Gesicht zeigte, strahlte am Nachmittag Frau Sonne in freundlichster Weise auf die rüstige Turnerschar hernieder, welche in strammem Marsche zum Anturnen auSzog, um dasselbe wie im vorigen Jahre, also bei prächtigem Wetter, abzuhalten. Auf dem herrlich gelegenen Turnplätze angekommen, begrüßte der Vorsitzende, Herr Eidner, zunächst die aus Reichstädt und besonders zahlreich auS Rabenau, Turn verein I, sowie den darauf erschienenen Herrn Bürger meister Voigt, seit Kurzem Ehrenmitglied des hiesigen Turnvereins, mit dreifachem „Gut Heil!" Hierauf ließ der Turnwart, Herr Echieritz, mit Eiseastab an treten, um nach einem Aufmarsch, welcher allerdings etwas von der schleppenden Begleitung der Musik, die auf den rechten Fuß mit dem guten Takttheile ein setzte, beeinträchtigt wurde, die Freiübungen zu exer zieren. Die Uebungen, welche einzeln, zusammen gefaßt und in den Rotten widergleich exakt ausgesührt wurden, bestanden in der Kombination von Vor- und Hochhebhalten mit Schritt- und Grätschstellungen, Knie- und Rumpfbeugen und waren einfach aber prak tisch zusammengestellt. Nach einem Abmarsche wurde sodann unter Leitung der Vorturner in sechs Riegen flott an den verschiedensten Gerälhen geturnt. In zwischen traf noch eine Schar Dresdner Turngenoffen vom „Allgemeinen Turnverein" unter den Klängen von Trommeln und Pfeifen ein, ebenfalls freundlichst mit Gut Heil bewillkommt. Nach stattgefundenem Geräthewechsel folgten noch Kürturnen und das Spiel „Türkenkops", worauf man nach 5 Uhr ins Städtchen zurückmarschirte, um sich später zum frohen Balle im nett dekorirten Schützenhause wieder zusammenzufinden, bei dem ein duftiger Damenflor seine Sympathien für die edle Turnsache und ihre schmucken Vertreter durch zahlreiches Erscheinen kund gab. — 7. Juni. Heute fand auf hiesigem Rathhause die diesjährige Hauptversammlung des Bezirksobst bau v e r e i n S statt. Da das Direktorium beabsichtigt, im nächsten Frühjahr anstatt wie zeither junge Obst bäume, diesmal vorzügliche Sorten von Beerensträuchern an die Mitglieder deS Vereins zur Vertheilung zu bringen, so war für diese Versammlung von dem Vor sitzenden deS Vereins, Herrn RegierungSaffeffor von Kiesenwetter, der Herr Garteninspektor Braunbart aus Bautzen zu einem Vortrag über Beerenobstkultur ge wonnen worden. Derselbe verbreitete sich in seinen höchst interessanten Ausführungen hauptsächlich über Standort, Pflanzung, Pflege, Düngung und Schnitt der Stachel-, Johannis- und Himbersträucher, sowie des Weines zur Bekleidung dazu günstig gelegener Mauern. — Zu Prüfern der 1895er JahreSrechnung wählte man die Herren Beztrkssteuerinspektor Cron, hier und Lehrer Fleischer-Niedersrauendorf, welche beiden Herren auch sodann dem Direktorium deS Vereins, welches dem Wahlergebniß zu Folge im Uebrigen aus den zeitherigen Mitgliedern bestehen bleibt, zugewählt wurden. Mögen die Bestrebungen, welche die Mitglieder unseres Bezirksobstbauvereins der Hebung des Obstbaues in unserer AmtShauptmann- schast widmen, auch Heuer durch eine schließlich im Allgemeinen noch recht gesegnete Obsternte Freude und Befriedigung finden. — Mit Freuden ist eS zu begrüßen, daß eS durch einen Beschluß deS Bezirksausschuß der kgl. Amts- hauptmannschast nunmehr möglich ist, den Fußweg zwischen SeiserSdorf und Spechtritz auszubauen. In Zukunft wird also der Fußwanderer unser herrliches Thal am Flusse entlang gehen können, ohne genöthigt zu sein, wie bisher, einen ermüdenden Aufstieg auf die Höhe machen zu müssen. — Wie vorsichtig man bei dem Gebrauche von Stahlfedern sein muß, das beweist wiederum folgender aus Merseburg gemeldete Fall: Die acht jährige Tochter des Weichenstellers K. wurde in der Schule von einer Mitschülerin aus Versehen mit einer Stahlfeder in den Oberarm gestochen, wobei die mit Tinte gefüllte Feder abbrach. Am andern Morgen ging das Kind zur Schule; während des Unterrichts aber stellte sich eine bedenkliche Anschwellung deS Armes ein. Die Kleine wurde nach Hause geschickt und nun ergab sich bald, daß eine Blutvergiftung schnell Fortschritte gemacht hatte. Nachmittags 3 Uhr starb da« Mädchen. — Ueber die während des gegenwärtigen Eommer- halbjahreS von Dresden nach Berlin und Hamburg (mit Anschluß nach Helgoland und Kiel) abzulaffenden billigen Sonderzüge ist eine von den betheiligten Stationen unentgeltlich zu beziehende Uedersicht er schienen, welche genauen Ausschluß über die Fahrzeiten und ermäßigten Fahrpreise, sowie über die sonstigen Bestimmungen giebt. Danach werden am 6. und 20. Juni, 4. und 18. Juli, 1. , 15. und 29. August Sonderzüge von Dresden-A. nach Berlin abgelaffen, von denen sämmtliche mit Ausschluß des Zuges am 6. Juni, Anschluß an die Sonderfahrten von Berlin nach Hamburg, Kiel und Helgoland finde«. Ferner sind zur Erleichterung deS Besuchs der Berliner Gewerbe- Ausstellung ab Dresden Eonderzüge zu außerordentlich ermäßigten Preisen am 28. Juni, 12. und 26. Juli, 9. und 23. August nach Berlin und in der darauf folgenden Nacht zurück in Aussicht genommen. Außer dem verkehren am 4. und 18. Juli, sowie am 8. August d. Js. Sonderzüge von Leipzig, Magdeb.-B. nach Hamburg, zu denen in Leipzig Fahrkarten für Hin- und Rückfahrt zu ermäßigten Pr.isen ausgegeben werden. Zur Erleichterung der Benutzung dieser Züge werden auf verschiedenen größeren Stationen der Sächsischen Staatsbahnen Anschluß-Rückfahrkarten nach Leipzig zu den einfachen Personenzugsfahrpreisen ver kauft. Eine besondere Uedersicht giebt auch über diese günstig: Fahrgelegenheit nach Hamburg genügende Auskunft. Johntbach. Bei einem am vorigen Freitag hier auftreffenden Gewitter wurden Nachmittag gegen 4 Uhr durch einen von heftigem Donnerschlage begleiteten Blitz an dem vom Schuhmachermeister Kästner be wohnten Seitengebäude des Gutsbesitzers Grahl mehr fache, nicht bedeutende Beschädigungen am Dach, Thor- flügel und in der Wohnstube herbeigeführt. Die Bewohner kamen glücklicherweise mit dem Schreck davon. — Die gefürchtete DiphterttiS forderte in diesen Tagen hier wieder ein Kind zum Opfer. In derselben Familie liegt auch das einzige andere Kind an dieser Krankheit darnieder. Altenberg. Am 4. Juni beehrte Herr Kreis- Hauptmann Schmiedel-DreSden mit seinem Besuche auch die Vorschule für Eisenbahnbeamte zu Altenberg, unter Führung des Direktors der Anstalt, Pfarrer Haucke, besichtigte der Herr KreiShauptmann mit großem Interesse die Schul- und Jnternatsräume, nahm in den Unterrichtsstunden Kenntniß von den Leistungen der Schüler und sprach allenthalben seine volle An erkennung aus. Tharandt. Beim Abbruch des sehr alten Hinter gebäudes des Kaufmanns Reinh. Petzold (Ed. Ungers Nachf.) wurde am 4. Juni ein werthvoller Fund gemacht, bestehend aus 146 Stück vorzüglich erhaltenen großen Silbermünzen aus dem 17. und 18. Jahr hundert. Nach sofort eingeholtem sachverständigen Urtheil haben die Münzen einen numismatischen Werth von 800 bis 1000 Mark. Dresden. Der König trifft am 15. Juni von Sibyllenort in Villa Strehlen ein. Die Königin reift am 13. Juni von Sibyllenort nach Morewetz und trifft später in Villa Strehlen ein. — Ein eigenartiges Vorkommniß har sich kürzlich in Blase witz zugetragen. In der Eeidlitzerstraße dortselbst wohnt der ehemalige Schauspieler Konrad, welcher vor acht Tagen auf Grund eines ärztlichen Zeugnisses für „gemeingefährlich geisteskrank" zur Be obachtung seines Geisteszustandes in eine Irrenanstalt abgeführt wurde. Nach einigen Tagen wurde er nach Untersuchung durch drei Aerzte für vollkommen geistig gesund erklärt und auf freien Fuß gesetzt. Nunmehr stellt Konrad gegen den Arzt, welcher ihn für geistes krank erklärte, und gegen den mit dem Auftrage de» JnternirenS betrauten Beamten nebk Genossen Straf antrag wegen Freiheitsberaubung. Man darf auf den Ausgang dieser Angelegenheit sehr gespannt sein. Aötzfchenbroda. Die Kötzschenbrodaer Erdbeer börse, die gewöhnlich einen Monat dauert, beginnt in den nächsten Tagen ihre Thätigkeit. Im vorigen Jahre wurden mittelst Eisenbahn rund 40000 irg Erdbeeren, zumeist nach Leipzig und Berlin versandt; ungefähr die gleiche Menge wird jährlich »ach Dresden und nächster Umgebung verkauft und zu Wagen rc. ver schickt. Die Erdbeerbürse in Kötzschenbroda besteht seit nahezu 40 Jahren; nur vereinzelt ist eS vorgekommen, daß sie erst im Juni ihren Anfang nehmen konnte. Wilsdruff. Die Stadtverordneten beschlossen, die erledigte Bürgermeisterstelle durch einen Juristen zu besetzen, und die Einführung der Revidirten Städte ordnung zu beantragen. Pirna. Die vom Stadlbauamte entworfenen Pläne für den Neubau einer Batterie-Kaserne an der Rottwerndorfer Straße haben nunmehr im Wesent lichen die Genehmigung des königl. Kriegsministerium» gefunden, welches nur an einigen Punkten noch Aus stellungen zu machen gehabt hat. Der Rath hat da rauf beschlossen, die Pläne weiter bearbeiten zu lassen. Hiernach erscheint es nicht ausgeschlossen, daß schott im laufenden Jahre dieser Neubau einer Batterie- Kaserne in Angriff genommen werden kann. Pirna. Unsere Diöcese rüstet sich für das am 11. d. M. zu begehende 25jährige Ephoren-Jubiläum des Superintendenten vr. Bloch mann, des Seniors der sächsischen Ephoren. Der Jubilar erfreut sich in allen Kreisen der Bevölkerung einer großen Beliebtheit, und steht daher eine umfassende Theilnahme an der Feier zu erwarten. Colbitz. Die Doppelmörderin Anna Baier, die Januar 1888 in Lindenthal bei Leipzig die Messtnger- schen Eheleute ermordete, dann vom Leipziger Schwur gericht im Mai des genannten Jahres zum Tode ver- urlheilt, von Sr. Maj. dem König aber begnadigt wurde, befindet sich jetzt als unheilbar geisteskrank in der hiesigen Anstalt, wohin sie von Hubertusburg eingeliefert worden ist. Sie wird oft von gefährlichen Tobsuchtsanfällen heimgesucht. LeiSnig. Bei dem am 4. Juni über die hiesige Gegend ziehenden, lange anhaltenden Gewitter ward die beim Gutsbesitzer Ziechner im nahen Neudörfchen bedienstete Magd Anna Schreier, 21 Jahre alt und aus LeiSnig stammend, ohnweit des Gutes vom Blitz erschlagen. Die Verunglückte war mit mehreren Ge nossinnen auf dem Felde beschäftigt gewesen. Als die Weiber im Begriff waren, Schutz im Gutsgehöste zu suchen, fuhr der verderbliche Strahl hernieder, tödtete die Sch. und betäubte eine zweite Magd. Lommatzsch. Die an den hiesigen Bürgerschule« vakant gewordene Direktorstelle gelangt demnächst zur Ausschreibung. Für die Stelle ist ein Gehalt von 2700 Mk. und freie Wohnung festgesetzt. Borna. Die Bezirks-Ausstellung ist jetzt zum Abschluß gelangt. Der Besuch war so zahlreich, vaß die bedeutenden Kosten — 40 000 Mk. — reichlich gedeckt sind.