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mi wöchentlich drel- »,«. Dienstag, Donners« 4ag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LV Pfg., zweinronatlich -84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postaw Kalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. Inserat«, welche Sri dm bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit IS Pfg. di» Spaltenzeile oder oewn Napm berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 2V Pfg. Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschaft, das Königliche Umisgerichl und dm Stadlrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Hllustrirte« UnterhaltungSblatt^'. Mit land- rmd hauSwirthschastlicher MonalSbeilage. Nr. 55. Sonnabend, den 16. Mai 1896. 62. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das gestrige HimmelfahrtS- sest stand noch unter dem Zeichen der gestrengen Pan- «atius und Servatius. Wenn uns auch dieselben mit Frösten verschonten, brachten sie doch eine merkliche Abkühlung mit sich, und der rauhe Wind hielt Viele von der sonst gern unternommenen HimmelfahrtSpartte ab. Der Männergesangverein beschränkte die seine bis Kipsdorf und das Gartenconcert im „Steinbruch" mußte ganz auSsallen. Dagegen war die letzte Theatervorstellung wie die meisten ihrer Vor gänger recht lebhaft besucht. Man erfreute sich noch einmal an dem wirklich guten Spiele der Ungerschen Truppe, man wollte den Mitgliedern zum Abschiede durch reichen Besuch noch einmal danken für die mit großem Fleiß und Geschick einstudirten Vorführungen, für ihre noble Ausstattung, für das solide, angenehme Auftreten des Einzelnen außerhalb der Bühne, und nicht zum Wenigstens wollte man damit der Direktion ein „Auf Wiedersehen" zum Ausdrucke bringen. — Am heutigen 10. Ziehungstag fiel in die Kollektion der Firma Louis Schmidt hier ein Gewinn von 15000 Mark auf die Nr. 32385. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigksit gelegentlich des Brandes beim Gutsbesitzer Scherber in Börnersdorf am 22. März dieses Jahres hat die Kgl. Brandversicherungs-Kammer der Spritze der Gemeinde Breitenau, sowie der Spritze des Verbandes Göppersdorf mit Win gendorf Prämien nach Höhe von 30 Mark und beziehentlich von 25 Mark bewilligt. Poffendorf. Nur wenige Grad Wärme zeigte am Mittwoch und Donnerstag früh das Thermometer und diese Kühle wurde, besonders am Mittwoch, durch die lebhaft bewegte Luft noch bemerkbarer. Ganz ohne sind also in diesem Jahre die Weinmörder nicht vorübergegangen, obwohl die gefürchteten Nachtfröste nicht eingetrelen sind. Irgendwelchen Schaden haben die Weinmörder in diesem Jahre nicht verursacht. Zu wünschen bleibt nur, daß recht bald sonniges, warmes Wetter eintritt, was zum weiteren Gedeihen der Feld- und Gartenfrüchte unbedingt erforderlich ist. Während unsere Oekonomen in anderen Jahren um diese Zeit mit der Grünfütterung bereits seit einigen Wochen begonnen hatten, ist jetzt noch nicht daran zu denken. Der Klee ist noch weit zurück, steht auch stellenweise sehr mangelhaft. Erfreulicherweise haben wir aber dieses Jahr auf eine gute Heuernte zu rechnen. Poffeudorf. Unser Gotteshaus wird nächsten Herbst das Fest seiner 300jährigen Weihe begehen können. Der Kirchenvorstand wird diesen Tag nicht vorübergehen lasten, ohne durch «in äußeres bleibendes Zeichen «seinerseits der Wichtigkeit desselben Ausdruck zu geben. Man beabsichtigt unserem Gotteshaus« einen nicht prunkvollen, aber würdigen Schmuck in Gestalt bunter Altarfenster zu verleihen. Dresden. In den Räumen des königl. Kunst- gewerbe-MuseumS soll vom 25. Mai bis 5 Juli dS. IS. eine Sonderausstellung supstgeflerbssch igsereffqnter JnnungSgeräthe — Meisterstücke, JnnungSladen, Jnnungssahnen, Handwerkerzeichen, Embleme, Trink geschirre, Gesellen- und Meisterbriefe und dergl. — veranstaltet werden. An alle JnnungSvorstände ergeht daher das Ersuchen, den Besitz ihrer Innungen auf für die Ausstellung geeignete Stücke zu prüfen und letztere sodann der Direktion des königl. Kunstgewerbe- MuseumS für die Ausstellung leihweise zu überlasten. Letztere trägt auch alle entstehenden Kosten. Borna. In der hier stattgehabten Versammlung von Vertretern der in der A ntShquptmannschakt Borna bestehenden Gewerbevereine wurde nach eingehender Aussprache folgende vom Gewerbeoerein Geithain vor geschlagene Resolution angenommen: „Die Versamm lung ist der Ansicht, daß der gewerbtretbende Mittel stand durch den harten, gesetzgeberischen Eingriff in das Gewerbsleben schwer geschädigt und durch die Vorschläge der ReichSkommtssion für Arbeiterstatistik die Lebensfähigkeit einer ganzen Reihe von Geschäften in Frage gestellt, sowie dem verderblichen Detailreisen und dem Hauflrhandel nur Vorschub geleistet wird. Die Gewerbevereine ersuchen, einer auf den Laden schluß um 8 Uhr Abends gerichteten gesetzlichen Maß regel mit aller Entschiedenheit an maßgebender Stelle entgegenzutreten." Diese Resolution soll noch ein gehend begründet und sodann von den erwähnten Ge- werbeoereinen an den BundeSrath, den Reichstag und an die Handels- und Gewerbekammer zu Chemnitz abgesandt werden. Stollberg. Der Verein sächsischer Realschul lehrer, dem über 300 Mitglieder angehören, wird seine 5. Hauptversammlung am 25. und 26. Septbr. ds. IS. in unserem Orte abhalten. Den Festvorlrag hat Oberlehrer vr. Goldhan-Großhain übernommen, und zwar wird Redner über die Realschule und die soziale Lage sprechen. Weiter werden mancherlei Vor schläge über Erweiterung und Beschränkung einzelner Unterrichtsfächer zur Verhandlung gelangen. Zwickau. Der Rath hat unter Zustimmung deS Bezirksschulinspektors und mit Genehmigung des Mi nisteriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts be schlossen, die Sommerferien bst den hiesigen Bürger schulen von 3 auf 4 Wochen bis auf Weiteres unter der Bedingung zu verlängern, daß der entstehende Ausfall von Unterrichtszeit zum Theil dadurch aus geglichen wird, daß die Nachmittage an den beiden Jahrmarktsdienstagen nicht wehr schulfrei bleiben und die mündlichen Osterprüfungen bei allen Schulen um einen Tag abgekürzt werden. Zwickau. Zwickaus alte Urkunden besagen, daß in alten Zeiten 32 Leuchtpfannen, die mit Pech unter halten wurden, bei Feuersbrünsten und Tumulten an den Eckhäusern angebracht waren. Im Jahre 1727 wurde ein Versuch mit der Straßenbeleuchtung ge macht, 1825 aber dieselbe faktisch eingeführt. Im Jahre 1846 gab eS hier 62, jetzt 1000 Straßen laternen. Die Gasbeleuchtung wurde am 27. Febr. 1853 eingesührt, im Dezember 1894 kam hier, wenn auch nicht für die öffentliche Straßenbeleuchtung, das elektrische Licht zur Einführung. Schöneck. In der Nacht zgm 10. Mai traf der Gemeindediener von Schilbach beim Palrouillegang in der Nähe des Spritzenhauses eine unbekannte mittel große Mannsperson, die auf Befragen ausweichende Antworten gab. Als der Diener den Burschen unter suchen wollte, griff der Strolch ihn gewaltsam an, riß ihm die Uhr aus der Tasche und entfernte sich eiligen Schritts. Der Diener hatte bei dem Ringen ein zusammengebundenes Taschentuch erlangt, in dem sich ein langer Strick, eine Blechbüchse, mit Pulver (Naßbrand) und einigen Gewehrkugeln gefüllt, und ein JnstruktionSbuch vom Bezirksarmenhaus Altensalz befand. Der Diener verfolgte den Menschen einige tausend Schritt, plötzlich aber gab der Bursche auf den Gemeindediener einen Schuß ab. Glücklicherweise hatte der Schuß sein Ziel verfehlt, leider aber konnte der Bursche entweichen. Plauen i. V. Bei dem ersten sächsischen KreiS- turnfeste, das vor 14 Jahren in Chemnitz abgehalten wurde, nahmen an den Freiübungen 2478 Turner theil. Damals hatte her Kreis Sachsen 50000 Turner. Seitdem hat sich diese Zahl verdoppelt. Man wird also nicht fehlgreifen, wenn man annimmt, daß auf dem zweiten Kreisturnfest im Jahre 1897 in Plauen im Vogtlands mindestens 5000 Turner an den Freiübungen theilnehmen werden. Eine derartig große Turnerschaar kann nur durch elektrische Glocken signale kommandirt werden, wozu Bsockhäuschen ähn licher Art wie die an den Eisenbahnen auf dem Turn plätze errichtet werden müssen. Das erste Kreisturnsest war von 10000 Turnern besucht, leicht mögl ch ist es, daß diesmal 20000 Turner nach Plauen ziehen werden. Löbau. Am 21. August dieses Jahres steht der Oberlausitz ein Jubiläum bevor zum Gedächtniß der vor 550 Jahren erfolgten Begründung des sogenannten Sechsstädtebundes, welchen die fünf großen Städte der damaligen Ostmark oder Mark Budisstn, damals Nebenland des Königreichs Böhmen, Bautzen, Görlitz, Lauban, Kamenz und Löbau, mit der damals un mittelbar zu Böhmen gehörigen Stadt Zittau schloffen. Dieser Bund vergrößerte das Gebiet der gegenwärtigen Oberlaufitz durch das ansehnliche fruchtbare Zittauer Weichbild und gewahrte dem Land den nöthigen Schutz gegen die Raubritter, deren Burgen meist zerstört wurden, namentlich aber auch gegen die räuberischen Einfälle der Hussiten. Auch um die Förderung des geistigen Lebens der Bürgerschaft, sowie um die Ein führung der Reformation im 16. Jahrhundert hat sich der Bund verdient gemacht. Bis zur Theilung Sachsens, bei der Görlitz und Lauban zu Preußen kamen, ver sammelten sich die Vertreter der Sechsstädte regel mäßig — zum letzten Male am 13. September 1814 — im Rathhause zu Löbau, wo noch jetzt ein werth voller Pokal mit den Wappen der sechs Städte auf bewahrt wird. Zittau. Der „Spreeborn" bei Ebersbach, das heißt die Quelle der Spree, die ausdrücklich vom Feld marschall Moltke als solche bezeichnet worden ist, soll bekanntlich mit einem neuen Ueberbau versehen werden. Mit der Herstellung desselben wird demnächst begonnen werden. Auf einem einen Meter hohen Granitsockel wird sich ein eiserner achteckiger, von vier Seilen offener Pavillon erheben, der einen Durchmesser von fünf und eine Höhe von zehn Meter hat. Als Verzierung werden an dem Pavillon das deutsche und österreichische, sowie das sächsische und preußische Wappen angebracht, ferner die Wappen der Provinzen, durch die die Spree fließt, und diejenigen der an ihr gelegenen Städte. Der Ueberbau soll noch im Laufe dieses Sommers sertiggestellt werden. — Ein Brandunglück, das von geradezu ent setzlichen Folgen begleitet gewesen wäre, ist am Montag Vormittag in Reichenau noch glücklich verhindert worden. Um die Mittagsstunde sahen Vorübergehende aus einem Wohnhause des Oberdorfes Rauch dringen, was diese veranlaßte, die verschloffene Thür zu öffnen. Man sand die Betten und einen Kleiderschrank brennen. Das Feuer wurde bald gelöscht. Als Brandstifterin wurde die siebenjährige Enkelstochter des Eigenthümers ermittelt, die vorher sechs gleichalterige Gespielinnen in das Haus gelockt und eingeschloffen und hierauf das Feuer angelegt hatte, um jene zu verbrennen. Glücklicher Weise konnten die Kinder noch rechtzeitig aus ihrer gefährlichen Lage befreit und gerettet werden. Die kleine Brandstifterin ist seither verschwunden. (Fortsetzung deS Sächsischen in der Beilage.) Tagesgefchtchte. Berlin. Die Nachricht, daß der deutsche Kaiser in diesem Jahre nach Cowes reisen werde, ist, wie nunmehr auch die „B. N. N." von „zuverlässigster Seite" erfahren, unrichtig. Lord Lownsdale wird die kaiserliche Dacht auf der Regatta zu Cowes fahren und damit scheiden alle englischen Nachrichten Über die Anwesenheit des Kaisers, mögen sie mit noch so großem Applomb auftreten, aus der öffentlichen Er örterung aus. — Die Regierung bemüht sich stark, den Reichstag dahin zu bringen, daß er das Bürgerliche Gesetz buch noch in dieser Session in zweiter und dritter Lesung fertigstelle. Herr v. Boetticher hat sich über diese wichtige Geschäftsfrage mit den Führern einer Reihe von Parteien eingehend unterhalten und dabei erfahren, daß das Centrum die Vertagung der Session und somit auch des Bürgerlichen Gesetzbuchs bis zum