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Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei vollbesetztem Saale verlief am Sonntage die Nachfeier des Geburtstages Sr. Majestät König Alberts, welche der König!. Sachs. Militärverein in der ,Reichskrone" veranstaltete. Außer einem schwungvollen, von Kamerad Müller- PaulSdorf vorgetragenen Prolog und einiger mili tärischen Weise, die von der Stadtkapelle in anerkannt schneidiger Weise zum Vortrage kamen, erregten etliche humoristische Soldatenscenen die Lachmusk.ln der Zu schauer, die stch aber am meisten ergötzten über den Militärschwank von Krieg „Ein Strasenjubiläum", in dem ein Einjährig-Freiwilliger mit mehreren Kameraden das Jubiläum der 25. Bestrafung feiert, natürl ch ohne Nachtzeichen, und stch dann als Dame verkleidet vom Unteroffizier heimführen läßt. — Ueber die am Sonntag in der „Reichskrone" fiattgefuüdeue Generalversammlung deS Konservativen Vereins im DtppoldiSwalder Amtsgerichtsbezirke werden wir in der nächsten Nummer ausführlicher berichten. — Getreu seinem Grundsätze, neben der LeibeS- übung auch vaterländische Gestnnung zu pflegen und hochzuhalten, beging der hiesige Turnverein den Geburtstag Sr. Majestät König Alberts durch einen BereinSabend, in welchem der Vorsitzende, Herr Lehrer Gidner ein Lebensbild unseres geliebten Königs ent rollte. In eingehender Weise schilderte der Vortragende zunächst d«e Jugendzeit und treffliche Erziehung des damaligen Prinzen Albert, daraus in geschickter Weise verschiedene Begebenheiten einflechlend. Weiter feierte Redner den nunmehrigen Kronprinzen als Feldherrn ist den Jahren 1866 und 1870^71. Wohl war 1866 der Sieg nicht auf unserer Sette, aber die Ehre der sächsischen Armee wurde gerettet durch den vom Kron prinzen glänzend geleitenden Rückzug. Der Vortrag des Gedichte« „Die Jäger von Bor" von Anton Ohorn, Vor fünfundzwanzig Jahren. 28. April. Die Beschießung des Forts Jffy wird seitens der Regterungstruppen fortgesetzt. Im Etavthause zu Paris beantragt Miot die Ein setzung eines Wohlfahrtsausschusses. 2S. April. In pomphaftem Aufzuge ziehen in Paris die Mit glieder von 55 Freimaurerlogen vom Karouffelplatz mit ihren Fahnen, die noch nie das Tageslicht gesehen, zuerst nach dem Stadthaus und dann nach der Port Maillot und Porte Beneau, wo sie auf den gefährlichsten Stellen ausgepflanzt wurden. Als die weiße Fahne auf der Außenwache der Porte Maillot aufgezogen wurde, stellten die Versailler das Feuern ein. Die Delegirten der Freimaurer und einige Mitglieder des Raths gingen in die Avenue von Neuilly vor und baten um einen Waffenstillstand. Der kommandirende OWer, General Montaudon, der selbst Freimaurer war, schlug ihnen vor, eine Deputation nach Versailles zu senden. Dies geschah und die Geschütze schwiegen. Thiers ließ die Deputation zwar vor, zeigte aber keine Neigung, auf ihr Ersuchen einzugehen. Die Beschießung des Forts Jffy wird verdoppelt. Die Geschosse wühlen den Park auf. Nachts I l Uh: stellen die Versailler das Feuer ein und besetzen in aller Sülle die verlassenen Laufgräben. gaben weiter Zeugniß, wie er die Tapferkeit seiner Soldaten zu belohnen mußte. Nun kommen 4 Jahre des Friedens, in welchen eS sein ifrigstes Bestreben war, die Tüchtigkeit der >ächs. Armee der Preußischen gleichzustellen, und daß ihm dies vollkommen gelungen war, sehen wir in Deutschlands Befreiungskriege 1870/71, wo sich Kronprinz Albert und mit ihm die sächsische Armee besonders in den Schlachten bei St. Privat, und vor Sedan unvergänglich Lorbeeren errungen haben. Große Begeisterung unter den Ver sammelten rief der Vortrag zweier Gedichte „St. Privat" und „Vor Sedan" hervor, und man merkte es rinem Jeden an, daß er im Geiste mit theilnahm an den Schlachten. Aber nicht nur als Heerführer, sondern auch als LandeSvater ist König Albert groß. Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe blühen unter seiner Regierung und bringt er ihnen stets ein war neS Interesse entgegen. Und gewiß war es allen ver sammelten Turnern von Herzen gesprochen, als Redner den Wunsch aussprach, daß uns unser geliebter König Alb rt noch recht lange erhalten bleiben möge, zum Segen deS sächsischen wie des gesammten deutschen Vaterlandes. Stehend wurde hierauf die National hymne gesungen, und mit einem begeistert aufge nommenen „Gut Heil" auf unfern alloerehrren Landes vater die Versammlung geschloffen. — Das Schauspiel „Der Hüttenbesttzer" ist ein beliebtes Volksstück geworden und ging am Freitage auch hier vor gut besuchtem Hause in Scene. Die Darsteller bemühten sich sichtlich, ihren, diesmal also meist ernsten Rollen in der Ausführung gerecht zu werden. Und gewiß nicht ohne Erfolg. Aber es ist doch bedeutend etwas anderes um ein leicht dahin fließendes Lustspiel als um ein ernstes Schauspiel. Der Spieler ist in letzterer ungleich mehr an seine Rolle gebunden, während ihm in ersterem freiere Be wegung gestattet ist. Das deshalb schwierigere Zu sammenspiel war nun auch am Freitage ja ein recht gutes, aber die so wohllhuende Sicherheit und Prä zession, wie wir sie in den gegebenen Lustspielen ge noffen, kam diesmal dem Publikum nicht in der ge wohnten Höhe zu gute. Auch Kleinigkeiten wirken in ernsten Stücken viel störender. Wenn z. B. in einem Dialoge der Angeredete mit den Augen nach der Kouliffe hinaus zwinkert und unter Kopsbewegungen einige Worte hinausflüstert, um eine Unregelmäßig keit zu beseitigen, so stört das für den Augenblick die Illusion vollständig, während eS im Lustspiele vielleicht kaum bemerkt wird. Bon eingehender Besprechung der einzelnen Rollen absehend, seien nur die Haupt partie Clair erwähnt, m welcher Frau Schleichardt durch vortreffliches Spiel auf der Höhe der Situation stand, und die Rolle des Oktave, welche vom jüngsten männlichen Mitglieds, Herrn Friebel, versucht wurde. Herr Friebel ist, wie gesagt, noch sehr jung und wird an den erstrebenSwerthen Vorbildern, unter denen er hier arbeitet, stch gewiß auch zum tüchtigen Spieler heranbilden. JohnSbach. Den 2. Preis bei der am 2l. d. M. in Dippoldiswalde stattgefundenen Fohlenschau erhielt nicht, wie irrthümlich tn Nr. 45 d. B. angegeben, Herr Zimmermann tn Obersraundorf, sondern der Züchter de« Fohlen», Herr Gutsbesitzer Christlieb Büttner in JohnSbach. Der Käufer, Herr Zimmermann, hatte das Fohlen nur auf Veranlassung des Züchters ausgestellt. 20 Pfg. Inserate, welch« bei da bedeutenden Luflag« de« BlattZ eiüs, sA» Aich werden mit IS PßA Hi« Spaltenzeile oder MW Raum berechnet. -- Lg- bellarische und compkictrte Inserate mit entsprechen« »u drri- Dienstag, Donners- t« . und Sonnabend. »«iS merteljShrlich 1 M. Ai Pfg-, zweimonatlich St Pfg-, «inmonatlich 42 Ma. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsölatt für die Königliche Urnlshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehnc in Dippoldiswalde. Mit achtsritigem „Jllustrirten UnterhattungSblatt". Mit land- und ha«»»vikthfchaftlich«r MouatSbeilage. Nr. 47. Dienstag, den 28. April 1896. 62. Jahrgang. . I si'1> Abonnements auf die „Weißeriß-Zeitung" für die Monate Mai und Juni nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahrnestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Poffendorf. Als am vergangenen Sonnabend Vormittag der hier wohnende Musikus K. F. Belke aus einem hiesigen Kaufmannsgeschäft trat, brach er am Rittergute plötzlich zusammen. Ein Herzschlag hatte das Leben des 65 Jahre alten Mannes beendet. Betke war langjährige» treues Mitglied deS Musik« choreS zur goldnen Höhe. — Die diesjährigen Früh« gotteSdienste nehmen Sonntag, den 3. Mai, wieder ihren Anfang und werden während der Monate Mai Juni, Juli und August jeden Sonntag früh 7 Uhr abgehalten. Hänichen. An Stelle des nach Leipzig-Land ver setzten Lehrers Herrn Frühauf ist der Sä ulamtSkan« didat Herr Malke als Hilfslehrer an hiesiger Schule getreten. Dresden. Kaiser Wilhelm reiste am 24. April, Vormittag» 9 Uhr, von der Haltestelle Strehlen au» nach der Wartburg zurück. Bon König Albert bi» an den Zug begleitet, verabschiedeten sich die beiden Monarchen aus das herzlichste von einander. — Ueber den Saaten stand im Königreich Sachsen Mitte April berichtet die „Sächs. Landw. Zeitschr.": Wie seit einer Reihe von Jahren gestaltete stch der Witterungscharakter des Winters 1895/96 in seiner ersten, kleineren Hälfte bis Ende Dezember ziemlich milde. Der zumeist als nebelig und naßkalt bekannte Monat November z-ichnete sich ganz be sonders durch schöne und milde Temperatur au». Erst in der zweiten Hälfte deS Winters (Monate Januar, Februar und halber März) stellten sich Frost und Schnee ein, ersterer nicht allzu streng und i» kurzen Perioden auftretend, letzterer in nicht allzugroßen Massen. Mitte März machten sich bereits einige recht sommerliche Tage bemerkbar, denen aber bis Mitte April zumeist recht kühle und nasse Witterung folgte, verbunden mit Schneefall und Nachtfrösten auf den Gebirgskämmen. Dieser im großen und ganzen gün stigen Witterung entsprechend, haben die Wintersaaten weiche durch die schöne Herbstwitterung gekräftigt in den Winter gingen, denselben gut überstanden. Ver einzelt kommen kahle Stellen, besonders in den zeitigen Roggensaaten, vor, verursacht durch den Mäusefraß im Herbst und die Kahlfröste im Februar und Anfang März. Raps hat durch Kahlfröste und die jetzige naßkalte Witterung in vielen Bezirken ziemlich Schade» genommen. Umackerung der Wintersaaten wird nur vereinzelt und in geringem Umfange sich nothwendig machen, ganz läßt sich der diesbezügliche Schaden in folge der ungünstigen Witterung der letzten Wochen noch gar nicht übersehen. Wenig günstig ist in zahl reichen Bezirken der vorjährige Kleebestand, der sich von der Mäuseplage nicht erholen konnte und von dem, soweit eS stch zur Zeit übersehe» läßt, große Flächen, sehr ost bis zu 50, ja vereinzelt bis zu 75 «/» der Anbaufläche umgepflügt werden müssen. Während die sommerlichen Tage deS 16. bi» 26. März zu den Frühjahrsbestellarbeiten mächtig anregten und in manchen Bezirken der Ebene nahezu die Hälfte der Einsaat beendet werden konnte, ruhen dieselben seit 3 Wochen fast vollständig, da es fast täglich regnet oder aus den Höhenlagen schneit, ja vereinzelt sich Nachtfröste eingestellt haben. Für das weitere Wachs« thum der Wintersaaten und oie Fertigstellung der noch sehr im Rückstände sich befindlichen Frühjahrs bestellung ist dringend trockene und warme Witterung nothwendig. Die Obstbäume sind fast noch ganz kahl, und der Blätter- und Blüthenschmuck entwickelt sich sehr langsam; die ganze Vegetation ist normalen Jahren gegenüber um ziemlich 3 Wochen zurück. — Die Sächsische Staatseisenbahn beabsichtigt auch in diesem Sommer im Verein mit den Preußischen EtaatSbahnen und der Oesterteichischen Nordwestbahu am Mittwoch, den 15. Juli, einen Sonderzug mit außerordentlich ermäßigten Fahrpreisen von Berlin, Leipzig unk Dresoen nach Wien über Tetschen-Jgla« verkehren zu lassen. Ferner wird zu Beginn der