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Mchmtz-Ieitilnz Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Die „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2S Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Jnserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blatte« «ine sehr wirk sam« Ber drei tuns finden, werden mit tO Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirta Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Fmtsökatt für die Königliche Urnlshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den SLadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhne in Dippoldiswalde. Mil achtsettigem »Lllustrirtei» Urtterhaltrmgilblatt". Mit land- mrd hauSwirlhschaftlicher Manatlbellage. Nr. 35. Sonnabmd, dm 28. März 1896. 62. Jahrgang. SSiWSS»—— - >! ! >!!>> Ueber die Erde zieht ein Brausen, Frühling naht mit lustigem Sausen, Weiße Glöckchen läuten ihn ein; Grün wird « wieder auf Feld und Auen, Und vom Himmelsbvgen, dem.blauen, Leuchtet Heller der Sonnenschein. Zu der Kirchen festlichen Hallen LenzeSfreudig, in Andacht wallen Junge Christen von nah und fern, Jauchzen am lieblichen Tage der Palmen Immer aus« neu' Hofiannapsalmen Ihm, der da kommt im Namen des Herrn. Palmsonntag. Ja, er naht, der König der Liebe, Um ihn sprossen die Blüthentriebe, Segen begleitet seinen Schritt; Unsichtbar schweben Engel nieder, Und sie tragen auf lichtem Gefieder Eine freudige Botschaft mit. Streuet ihm Palmen unter die Füße, Zollt ihm des Willkomms festliche Grüße, Machet die Thore und Herzen weit! Licht und Frieden will er uns bringen, Will versöhnen der Menschheit Ringen Und vom Wahne befreien die Zeit. Oeffnet die Augen dem ewigen Lichte, Das alle Dunkelheit macht zunichte, Das der Berblendung gebietet, zu flieh'»! Nimmer folge dem Jubelgruße Eine That, die mit Judasküsse Giebt an s Kreuz den Gesalbten hin! Predigt die Liebe, ihr echten Priester, Bannet de» Haß, der die Menschheit düster Wie ein drohend' Gespenst umschleicht! Eure herrlichste, schönste Sendung Ist des ewigen Wortes Vollendung Von der Liebe, die nimmer weicht. Daß sie in jedem Menschenkinde Himmlischen Vaters Abbild finde, Prägt eS der jungen Seele ein! Nur mit der Liebe wird auch der Frieden Unsern erregten Tagen beschieden, Wird es in Wahrheit Palmsonntag sein. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die hiesige Handelsschule, die mit dem IS. April einen neuen Unterrichtskursus -beginnt, wird vielfach und gern auch von auswärtigen Schülern besucht, die eine weitergehende Bildung suchen, als sie die obligatorische Fortbildungsschule bieten kann. So besuchten im abgelaufenen Schuljahre 2 Schüler aus Schmiedeberg und je einer aus Obercarsdorf und Ulberndorf diese Schulanstalt. Der Stundenplan nimmt thunlichst Rücksicht auf auswärtige Schüler. Da der Unterricht, der sich auf Deutsch, Geschichte, Korrespon denz, kaufmännisches Rechnen, Französisch, Handels lehre und Handelsgeographie erstreckt, sich eng an die .Forderungen des praktischen Lebens anschließt, so wird diese Schule nicht nur vonHandlungsbesliffenen, sondern auch von Gewerbslehrlingen und jungen Oekonome srequentirt. Es sei auf diese Schulanstalt, der schon so mancher junge Mann ein gutes Fortkommen im Berufsleben verdankt, beim bevorstehenden Beginn eines neuen Schuljahres empfehlend hingewiesen. An meldungen nehmen Herr Kaufmann R. Lincke und Herr Schuldirektor Rasche entgegen. Die Ausnahme der neu eiutretenven Schüler findet Montag, den 13. April, Vormittags 8 Uhr, in der Stadtschule statt. — Am Montag Nachmittag 2 Uhr begannen in unserer Stadtschule die Oster Prüfung en und endeten am DoimerStog, Mittag 12 Uhr, indem diesmal zu erst die Mädchen und darauf die Knaben von der 7. -zur l. Klasse aufsteigend in verschiedenen Fächern -examinirt wurden, und die frische, fröhliche und sichere Art und Weise, in der die Kinder Antwort gaben, machte den Eindruck, daß in sämmtlichen Klassen mit einem förmlichen Wetteifer gearbeitet worden ist, wie -auch die Sauberkeit und Reichhaltigkeit der ausgestellten Hefte den betheiligten Klaffen ausnahmslos das gün stigste Zeugntß ausstellten. Besondere Ausmerksamkeit erregten die Zeichnungen, bei denen der Gebrauch der Farben in Geschmack bildender Weise hcrvortrat. War in der Knabenabtheilung die Perspektive betont, so zielten viele Zeichnungen der Mädchen auf die Ver wendung als Muster zu Nadelarbeiten hin, von denen auch einige Proben auslagen. Die Ausstellung der Handarbeiten gab den vollen Beweis, daß auch unter Frl. Schäfers sachkundiger, umsichtiger Leitung der Handarbeitsunterricht »egenSreichen Fortgang nimmt, sowie auch Herr Hilfslehrer Mehnert in seinem 1. Schul xamen mit seinen Klaffen zeigte, daß er die ihm unterstellten Kinder mit Geschicklichkeit zu fördern weiß. — Der Besuch von Setten der Eltern war besonders in den Unter- und Oberklaffen ein zahl reicher, während bei den Mittelklaffen der Zuhörer raum oft bedenkliche Lücken zeigte, und doch sollten sich die Angehörigen auch in den Zwischenstufen von der geistigen Regsamkeit der Kinder überzeugen, sie könnten dann auch die Versetzungsfähigkeit bester be- urtheilen. Die meisten Zuschauer sanden wiederum die Turnexamen, und wer sollte nicht seine Freude haben, wenn unter der Leitung der Herren Turnlehrer Schröter und Eidner die Mädchen mit geschmeidigen, graziösen Bewegungen ihre Tanzreigen nach dem Takte der Musik aufführen, und die Knaben nach schwedischer Art handfeste Stützen zu Reckübungen ihrer Mitschüler bilden? — Am Mittwoch Nachmittag zeigte sich im Examen der Fortbildungsschule recht deutlich, daß seit der Theilung der 3. Klaffe in Parallelklaffen viel mehr auf die einzelnen Schüler eingewirkt werden kann. Die Ausstellung der Fachzeichnungen für Bau handwerker, Schneider und Schuhmacher bot ebenfalls einen Fortschritt sowohl nach der praktischen Seite hin, als auch in der sauberen Ausführung. Am Schluffe der Prüfungen entließ Herr Schuldirektor Rasche 32 Fortbildungsschüler mit dem Mahnwo te: „Sei getreu bis in den Tod!" — Am Freitag Vor mittag 10 Uhr sand die feierliche Entlassung der Konfirmanden (37 Knaben und 35 Mädchen) in der Turnhalle statt, wobei Herr Lehrer Buckel auf Grund des 2. Br. an die Corrinther, Cap. 12., V. 9 die Abgehenden zur Demuth unv zum Gottoertrauen er mahnte und Herr Sup. Meier ein herzliches Gebet sprach. — Für diejenigen Thiere und Gegenstände, welche auf der vom 3. bis 7. April in Berlin ftattfindenden Kaninchen-Ausstellung ausgestellt werden und un verkauft oder unverloost bleiben, wird frachtfreie Rück beförderung auf den sächsischen Staatsbahnlinien unter den üblichen Bedingungen gewährt. — Ein Verfahren zum Wasserdichtmachen von Leder für Schuhwerk ist Herrn Wilhelm Gluche in Breslau patentirt worden. Wie wir durch das Intern. Patentbureau von Heimann L Co. in Oppeln erfahren, weicht man das Leder zuerst längere Zeit in einer stark verdünnten wässrigen Alkaliseifenlüsung ein. Nach dem zweiten oder dritten Tage nimmt man das Leder aus der Seisenlösung heraus, macht es halb trocken und walkt dann heißen Talg in dieses präparirte Leder. Hierbei soll sich das im Leder auf gesaugte Alkalihydrat mit dem Talg innig verbinden und so alle Poren des Leders ausfüllen. Glashütte. Der verflossene milde Winter brachte an exponirten Stellen nur bis 13« R. als größte Kälte; dieser und der überaus warme März haben es bewirkt, daß es jetzt überall mit Macht grünt, sogar der Nuß baum und der wilde Wein zeigt schon sehr stark ent wickelte Knospen, wie sonst erst im Mai. Veilchen und Buschwindröschen blühen schon überall. Die letzten warmen Tage brachten uns aber auch die ersten Ge witter, so war am 23. Nachm. nach 8. zu Donner zu hören und am 24. Mittags nach 8^., während man am Abend deS 25. nach 80. schwaches Wetterleuchten beobachten konnte. Auch am 26. witterte es stark nach AO. zu. Hoffentlich bringt uns der 29. bez. 30. März, ein Falbscher kritischer Tag allererster Ordnung, nicht den gefürchteten Witterungsumschlag. Poffendorf. Vor einigen Tagen kam zu einem Uhrmacher hier ein anständig gekleideter Knabe, der im Auftrage eines dem Uhrmacher bekannten Herrn eine silberne Taschenuhr zur Ansicht verlangte. Trotz dem der Uhrmacher den Knaben, welcher sicher austrat, nicht kannte, gab er ihm 3 Uhren, mußte aber bald die unangenehme Erfahrung machen, daß er beschwin delt worden sei. Nach längeren Bemühungen ist eS der Polizei gelungen, den jugendlichen Schwindler in einem lljährtgeuf Knaben aus Hänichen zu ermitteln. E ine empfindliche körperliche Züchtigung wird dem Knaben hoffentlich die Lust zu weiteren solchen Streichen nehmen. — Am Montag und Dienstag fanden an hiesiger öklassigen Volksschule die diesjährigen öffentlichen Oster- prüfungen statt und erfreuten sich in allen Klaffen eine guten Besuches. Den Schluß bildete die Prüfung der Fortbildungsschüler. Fürstenwalde. Am Mittwoch, den 25. ds. Mts., des Mittags in der zweiten Stunde, brannte das dem Gutsbesitzer Friedrich Wilhelm Nisser gehörige Wohn haus mit Stall und Scheune bis auf die Umfassungs mauern nieder. Das Feuer ist auf dem Bodenräume zum Ausbruch gekommen; eS ist besten Entstehungs ursache bis jetzt aber noch nicht zu ermitteln gewesen. Der Genannte hat sein Mobiliar beim Feuerschäden- Privat UnterstützungSverein an der oberen Müglitz in Liebenau versichert. Dresden. In der Sitzung der Ersten Kammer am 25. März berichtete vor Eintritt in die Tages ordnung Generalkonsul Thieme über das Vereinigung« - verfahren hinsichtlich des Königl. Dekrets Nr. 20, den Neubau eines Ständehauses betreffend. Der von den Deputationen beider Kammern beschlossene Kompromiß vorschlag wurde angenommen, ebenso trat die Kammer einem weiteren Kompromißoorschlage bei welcher bei dem Vereinigungsoersahren hinsichtlich des Berichtes über die Landesbrandoersicherungsanstalt (Förderung der Blitzableitungen betreffend) erzielt worden ist. Zunächst bewilligte die Kammer die Kapitel 59 bis 62 und 64 bis 69a des Staatshaushalts, das Departe ment des Innern betreffend, und Kapitel 63 deS ordentlichen Staatshaushalts, Beiträge für einige in anderen Kapiteln nicht aufgeführte Anstalten, welche allgemeinen Landeszwecken dienen, und einige andere Unterstützungen im öffentlichen Interesse betreffend, erklärte die Petition des Vereins der evangelisch lutherischen Diakonissenanstalt zu Dresden für erledigt, ließ die Petition des Kuratoriums deS homöopathischen Krankenhauses zu Leipzig auf sich beruhen, und über wies die Petition des Verbandes für kirchliche Ge meindepflege zu Leipzig der Staatsregierung zur Kenntnißnahme, die Petition des Direktoriums deS Albertoereins aber zur Erwägung.