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„Wei-eritz-Seitmig" «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- slalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« bei der bedelltenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile »0 Pfg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche "Amtsgericht und dm Sladtralh zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtteiligem »Hllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- «nd hanSwlrthschaftlicher Monat-beilage. Nr. 25. Dienstag, dm 3. März 1896. 62. Jahrgang. -Lokales «nd Sächstsches. Dippoldiswalde. Der diesjährige erste Bub tag fällt auf den 4. März und dürfen an genanntem Tage keine geräufchvollen Vergnügungen und Concerte, noch Versammlungen oder dergl. stattfinden. Der Handel, soweit er überhaupt zugelassen wird, ist nur gestaltet für Materialwaaren, Viktualien, Fleischwaaren, Backwaaren und für Handlungen mit Heizungs- und Beleuchtungsgegenständen. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate Februar 757 Einzahlungen im Betrage von 44100 M. 27 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 401 Rückzahlungen im Betrage von 40104 M. 86 Pfg. — Auf den morgen Abend im Gewerbeverein «stattfindenden Rizilationsabend wollen wir noch be sonders Hinweisen; dieselben haben sich stets eines regen Besuchs erfreut. — Nach Eröffnung des Elektrizitätswerkes machte es sich im Feuerlöschwesen auch nöthig, eine besondere Sektion zu gründen, die die Leitung nn und in der Nähe deS Brandplatzes in Obacht zu nehmen, die Leitung zu unterbrechen und verschiedene nndere Obliegenheiten zu übernehmen hat. Der Brand direktor Herr O. Müller hat zu diesem Zwecke eine solche Sektion in der Pflichtseuerwehr eingerichtet und die Instruktion für dieselbe dem Stadtrathe unter breitet. Daß die Mannschaften dieser Abtheilung aus Fachleuten bestehen muß, ist selbstverständlich. Es haben deshalb die Führung und die stellvertretende Führung die Herren Stadlrath Mende, Vorsitzender des Werkes, und Stadtverordneter Schnabel über nommen. Zu den Mannschaften zählen die Herren Assistent Grasmeier, Klempner Philipp junior und Maschinist Klotz. Außerdem werden einige Mann der Leitersektion zu der neuen Sektion abkommandirt. Dresden. Die Zweite Kammer ließ am Ä8. Febr. die Beschwerden des vr. Braun in Beucha wegen Rechtsverweigerung und des Gutsbesitzers Do- berenz in Wenigossa wegen Verpflichtung zu baulichen Herstellungen, schließlich die Petition des Gutsbesitzers Mittag in Gaschütz um Ausdehnung des Wegebau- gesetzeS ohne Debatte auf sich beruhen. — Der Bericht der Gesetzgebungsdeputation der Zweiten Kammer über den neuen Wahlgesetzentwurs ist erschienen und wird von der Minorität derselben, Mbgg. vr. Minckwitz und Preibisch) die Ablehnung beantragt, während die Majorität die Annahme mit verschiedenen Aenderungen und Zusätzen empfiehlt. — In einer Beilage sind im Berichte die thatsächlichen Verhältnisse aufgesührt, wie sich die Eintheilung der Wahlberechtigten in die verschiedenen Abtheilungen ge stalten wird. Von Orten der Amtshauplmannschaft Dippoldiswalde finden wir dabei Kreischa mit 1708 Bewohnern und 215 Wahlberechtigten und 4704 M. gezahlten Steuern aufgesührt. Der ersten Abtheilung mit 1788 M. Steuersumme werden 5 Wahlberechtigte oder 2,3«z> angehören und wird der Schlußsteuersatz 87 M. betragen, der zweiten Abtheilung gehören 35 Wahlberechtigte oder 16,3«/» mit 1468 M. Steuer summe und einem Schlußsteuersatze von 22 M. an, während 175 Wahlberechtigte oder 81,4°/, mit einer Steuersumme von 1448 M. die dritte Abtheilung bilden. — Die Feier de» 50jährigen Milttärdtenst- jubtläum» de» Prinzen Georg am 8. März beginnt früh mit einer Morgenmusik im Palais Zinzendorf- straße. Hierauf erfolgt der Empfang von Beglück wünschungsdeputationen, bestehend aus Vertretern der Armee und solchen Offizieren rc., welche in be sonderen dienstlichen Beziehungen zum Prinzen stehen bezw. gestanden haben. Mittags 1 Uhr wird Parole auf dem Theaterplatze abgehalten, an welcher auch die Offiziere des JnaktivitätS- und de« BeurlaubtenstandeS theilnehmeu können. Abends '/>6 Uhr findet Tafel im König!. Residenzschlosse statt. Den Festtag schließt eine Abends >/,9 Uhr beginnende Vereinigung auf der Terrasse, zu welcher der Kriegsminister Einladungen ergehen läßt. Zu dieser Vereinigung hat auch der König sein Erscheinen zugesagt. — Die Verwaltung der königl. sächs. Staatseisen bahnen hat bekanntlich beschlossen, anläßlich der bevor stehenden Gewerbeausstellung in Berlin jedwede Ver günstigung in der Personen- rc. Beförderung rund weg abzulehnen. Personen, welche nach und von der Ausstellung verkehren, genießen also auf den Strecken des sächsischen Staatseisenbahnnetzes keine Fahrpreis ermäßigungen, entgegen der Gepflogenheiten, wie sie bei derartigen Veranlassungen in erfreulicher Weise immer gehandhabt wurden. Diese bedauerlichen Maß nahmen sind zurückzusühren auf die Nachtheile, die unserm sächsischen Eisenbahnverkehr durch die Rück sichtslosigkeit der preußischen Konkurrenz erwachsen sind. Die preußischen Eisenbahnverwaltungen haben es nach und nach fertig gebracht, daß der Strom der Durchgangsreisenden von bezw. nach Nord, Ost, Süd und West Berlin berühren muß und zwar dergestalt, daß die Reisenden ausschließlich preußische Strecken befahren, zu Ungunsten derjenigen deutschen Eisen bahnverwaltungen, deren Strecken in geographischer Beziehung für den Durchgangsverkehr wie geschaffen sind, und dazu gehört in allererster Linie Sachsen. Wenn jetzt die königl. sächsische Staatseisenbahnver waltung einmal entschieden Front macht, so ist das nur mit Freuden zu begrüßen. Bedauerlich bleibt uur, daß unter den Konkurrenzmanövern der Eisen bahnverwaltungen das Publikum leiden muß und daß dies nicht ohne Nachtheil für Handel und Industrie bleiben wird. Eine bedenkliche Gefahr droht im Weiteren auch den Sächsischen Ausstellungen durch solche Maßnahmen insofern, als die preußische Staats eisenbahnverwaltung Gleiches mit Gleichem vergelten wird. Hierdurch würde der Besuch und die Be- schickung der sächsischen Ausstellungen in diesem und im nächsten Jahre ganz bedenklich leiden und dies ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Aus stellungsunternehmungen Sachsens. Wie sich die An gelegenheit weiter entwickeln wird, darauf kann man sehr gespannt sein. Döbeln. Auf Anordnung des königlichen Be zirksarztes wurde am 29. v. M. wegen einer großen Anzahl von Masernerkrankungen der Unterricht in Knabenklaffe 7 und 8 der I. Bürgerschule auf 14 Tage geschloffen. Beide Klassen werden in einem und demselben Klassenzimmer unterrichtet; dasselbe muß einer gründlichen Desinfektion unterworfen werden. Wurzen. Auf dem Domplatze wird gegenwärtig das alte Mädchenschulgebäudeabgebrochen. Ehe eS zu Schulzwecken benutzt wurde, beherbergte es ver schiedene Familien, und Ende der achtziger Jahre war eS mit einer Jägerkompagnie belegt. Nach dem Ab bruche wird aus diesem Platze das dritte geistliche Ge bäude errichtet werden. Leipzig. Die Landesversammlung der Sozialdemokraten Sachsens, auf der über die Mandats- Niederlegung seitens dec sozialdemokratischen Landtags abgeordneten für den Fall der Annahme des Wahl- gesetzentwurseS verhandelt werden soll, wird auf Beschluß der sozialdemokratischen LandtagSsraktion am 7. und 8. April in Dresden abgehalten werden. — Das hiesige Gewerkschaftskartell beschäftige sich in seiner letzten Sitzung eingehend mit der diesjährigen Maifeier. Die Ansichten über die Bedeutung dieser Feier gingen weit auseinander und eS wurde aus gesprochen, daß, solange Arbeirer am 1. Mat für den Achtstundentag „demonstriren", an den nächsten Tagen aber 10 bi» 14 Stunden arbeiten und Ueberstunden machen, die ganze Feier doch recht harmlos wäre. Die Versammelten nahmen schließlich eine Resolution an, in welcher der Wunsch nach folgender Begehung des Tages auSgedrückt wurde. Vormittags sollen fünf öffentliche Versammlungen in den verschiedenen Be zirken Leipzigs statlfinden. Mittags würde sich eine große Versammlung in der Festhalle zu Stötteritz mit der Tagesordnung: „Die Bedeutung des Achtstunden tages" «»schließen. Alsdann soll die Wahl einer Sr- beilerdeputation vorgenommen werden, die sich zum Rath zu begeben hat, um diesen zu ersuchen, in den städtischen Betrieben die achtstündige Arbeitszeit ein- zusühren und so den privaten Unternehmern mit gutem Beispiel voranzugehen. Callnberg. Der am 12. Januar hier verstorbene Fleischermeister Karl Heinrich Thum hat in hochherziger Weise unserer Stadt zwei Legate ausgesetzt, nämlich 6000 Mk. mit der Bestimmung, daß die Zinsen jede» Jahr an seinem Geburtstage an arme alte Kranke vertheilt werden sollen, und 3000 Mk. zu Schulfest» zwecken. Taucha. Am 27. Febr. feierte die hiesige Schuh» macherinnung das Jubiliäum ihres 300jährig«n Be» stehens im „Ringsaale" durch ein Festessen und Commer». Annaberg. Das 400jährige Jubiläum nuferer Stadt soll in den Tagen deS 20., 21. und 22. Sep tember d. I. gefeiert werden. In Aussicht genommen ist für den 20. September Festgeläute, Festzug nach dem Gottesdienst, Festoorstellung im Theater, Illu mination, Höhenfeuer und Concert auf dem Markte, für den 21. September ist früh von 6—7 Uhr Blasen vom Kirchthurm und ein historisches Fest in Aussicht genommen. Dem Feste soll die Idee: Einzug de» Herzogs Georg in die moderne Stadt Annaberg zu Grunde liegen. Während dieses Festes, das in einem Volksfeste seinen Ausklang finden soll, ist auch ein öffentlicher Aktus aus dem Markte beabsichtigt. Abend» folgt sodann abermals Festvorstellung und Illu mination. Am 22. September soll die Feier mit Musik, Kinderfest und nochmaliger Festvorstellung, welche am ersten und dritten Tag mit freiem Eintritt und am zweiten Tag gegen Bezahlung staltfindet, ihren Abschluß finden. Zur Bestreitung der Unkosten ist vorläufig ein Berechnungsgeld von 7500 Mk. au» Stadtmitleln in Vorschlag gekommen. Oelöuitz i. V. Im Walde bei Thonbrunn an der böhmischen Grenze hat man am Donnerstag den 59 Jahre alten Schmiedemeister Dietz au» HartmannS- grün, dessen Verschwinden wir am Sonnabend meldeten, erfroren aufgesunden. Ec scheint vom Wege ab gekommen zu sein und kauerte in einem Gebüsch. Ueber den Verbleib der Summe, welche Dietz zwecks Bezahlung einer Kuh bei sich trug (300 Mk.) ist noch keine Klarheit geschaffen; bei der Leiche sand man nur noch etwa vier Mark vor. Dietz hinterläßt Gattin und zwölf Kinder, von denen neun noch unmündig sind. Brambach. Am 28. Februar, früh '/,4 sowie 6 Uhr, wurden hier zwei Erdstöße von ziemlicher Heftigkeit wahrgenommen. Die Richtung der an scheinend wellenförmigen Bewegung ging von Eüdost nach Nordwest. Der letztere Erdstoß wurde auch noch an vielen anderen Orten des VogtlandeS wahrge nommen. Nach Angabe eines Beobachters ist der erste der stärkste Stoß gewesen. Verschiedene Leute wollen auch gegen >/i8 Uhr morgens noch eine derartige Erd bewegung wahrgenommen haben. Plaue» t. V. Zur Entschädigung des Land» diakonus zu Plauen für das Halten de» sogenannten Pfaffen pserdes, das diesem Geistlichen früher zu seinen Ritten nach den Tochterkirchen Jößnitz und Straßberg dienen mußte, sind noch heute von der in städtischer Verwaltung stehenden Deutschhauskaffe jähr lich 360 Mk. zu entrichten. Dieser Betrag fließt je- doch gegenwärtig nicht mehr dem Landdiakonu» selbst zu, sondern wird an die FixattonSkaffe entrichtet, au» welcher die festen Gehälter der Geistlichen in n-nerer Zeit bestritten werden.