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Mchmtz-IeitW 62. Jahrgang Nr. 4 — Seilen deS Gemeinderaths zu Reichenau, der landwirthschastlichen Vereine zu Reichenau und Hart- mannSdors mir Kleinbobritzsch und deS Gutsbes. Ernst Hoffmann in Pretzschendorf und Genoffen sind bei der Beschwerde- und Petitions-Deputation der Zweiten Kammer Petitionen um Erbauung der Effenbahnl me Klingenberg-Frauenstein abgegeben werden. Cunnersdorf. Beim hiesige Gutsbesitzer Her mann Göbel ist wegen SeuchenverdachtS eine Kuh ge- tödtet worden, welche nach bezirkSthierärztllchem Gut achten mit Milzbrand b-haftet gewesen ist. Der Kadaver mußte daher vorschrislSgemäß vergraben wer den und sind gegen Weiteroerbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Gobel besitzt noch 25 Rinder, welche bei vorgenommener Untersuchung durchgängig gesund erschienen. -s- Fraueustein, l2. Januar. Bei der hiesigen Naturaloerpflegungsstation erhielten im Jahre 1895 in Summa 972 Mann Nacht- und 156 Mann Tages verpflegung. Für Erstere machte sich eine Ausgabe von 243 Mk., für Letztere eine Ausgabe von 30 Mk. 20 Ps., in Summa 273 Mk. 20 Pf. nöthig. Im Ganzen besuchten 1128 Handwerksburschen die Natural verpflegungsstation in hiesiger Stadt. Im Vergleich zum Jahre 1894 waren im verflossenen Jahre 1895 465 Handwerksburschen weniger auSzustatten. Es wurden dadurch 105 Mk. 20 Pf. im Jahre 1895 erspart. — Gestern fand die Einweisung und Verpflichtung der neu-, beziehentlich wiedergewählten Stadtver ordneten und deren Stellvertreter im hies. Nach hause statt und zwar waren neugewählt: Herr Ober förster Rein (dessen Stellvertreter Herr Weißgerber meister Bruno Pirnbaum). Wiedergewählt waren: Herr Kistenfabcikant Kummer und Herr Sattlermeister Gahmig (deren Stellvertreter Herr Buchdruckereibes. Geißler und Herr Buchbiadermeister Hänig). Herr Bürgermeister Göhler begrüßte mit herzlichen Worten die Erschienenen und erinnerte dieselben an ihren früher geleisteten Bürgrreid, nach welchem sie Treue dem Könige und Gehorsam den Landesgesetzen gelobt haben und verpflichtete sie vurch Handschlag, nach bestem Wissen und Gewissen für das Wohl unserer Stadt, die Gott auch in Zukunft in seinen gnädigen Schutz nehmen möge, mit sorgen zu helfen. Dresden. Beide Kammern der Etändever- sammlung hielten am 10. Januar Sitzungen ab. Der einzige Gegenstand der Sitzung der Ersten Kammer war der Bericht der ersten Depu'ation auf das künigl. Dekret Nr. 6, den Entwurf eines Gesetzes, Abänderung des § 1 des Gesetzes über Gewährung von Entschädigung für in Folge von Milzbrand ge fallene oder getövtele Rinder vom 17. März 1886 betreffend. Die Deputation beantragte die Zustimmung zu dem Entwurf mit einigen redaktionellen Aenderungen. Nachdem Herr Rittergutsbesitzer Wecke Wiesa der Re gierung für die Vorlage gedankt und seiner Befriedi gung darüber Ausdruck gegeben hatte, daß noch diesem Landtage eine Gesetzvorlage, betreffend obligatorische Viehversicherung und Fleischbeschau, zugehen werde, bemerkte Staatsminister v. Metzsch berichtigend, daß die Regierung zwar eine Vorlage dieser Art in Aus sicht gestellt habe, indessen nicht für die gegenwärtige Session der Ständekammern. Ferner rechtfertigte der Minister den Standpunkt der Staatsregierung gegen- üder einer die Ueberschrist des Gesetzes betreffenden Bemerkung des Deputationsberichtes. Dr. v. Frege- Weltzien ersuchte die kgl. Staatsregierung, im BundeS- rathe daraus hinzuwirken, daß in den Ländern (namentlich den NiederungSländern) auS welchem die sächsischen Landwirthe Zuchtvieh bezögen, ebenso um fassende veterinärpolizeiliche Vorkehrungen getroffen würden, wie in Sachsen. Der Deputattonsantrag wurde einstimmig angenommen. Die Zweite Kammer ließ ohne Debatte die Petition des H. F. Berner in Dresden und des Her -LoLaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die vom hiesigen Reformverein einberufene und unter dem Vorsitze seines Führers am gestrigen Sonntag statlgesundene öffentliche Ver sammlung war schwach, nur non einigen sechzig Personen, besucht. Herr Schriftführer Welker au« Dresden sprach über die von der Mehrheit der jetzigen Abgeordnetenkammer geplante Abänderung des bis herigen Wahlrechtes bei den Wahlen zum Landtage. Bekanntlich geht die geplante Abänderung auS dem Bestreben hervor, das Anwachsen der Sozialdemokratie dadurch mit aufzuhalten, und Redner suchte nun zu nächst, ebenso, wie es uns aus den Aqilationsreden zu den letzten Reichs- und Landtagswahlen noch frisch in der Erinnerung steht, die Gefahr, die dem Staate von der Umsturzpartei droht, als gar nicht vorhanden zu schildern. Die vierzehn soziald. Abgeordneten seien verschwindend und auch fernerhin würde dieser Partei eine Machtentfaltung im Landtage unmöglich sein, und da auch kein einziger Sozialdemokrat durch das neue Wahlgesetz bekehrt werden würde, sei es über flüssig. Da aber das neue Wahlgesetz, wie Redner versicherte, dem preußischen Dreiklaffenwahlsysteme ent sprechen soll, sei es auch schlecht. Schon der preußische Minister Herfurth habe dieses System als nicht gut bezeichnet und Fürst Bismarck habe es das erbärm lichste aller Systeme genannt. In ost leidenschaftlich erregtem Tone erörtert Herr Welker die von ihm ins Treffen geführten Schwächen und Fehler dieses Drei klaffensystems, das dem Staatsbürger einen politischen Vormund zuweise. Den konservativen Abgeordneten wurde dabei vorgeworfen, daß sie die Aenderung nur anstrebten, um dre öffentliche Kritik ihrer Wirksamkeit aus alle Zeiten loszuwerden. Aber auch der, von der Resormpartei so gern als ihr zugehörig bezeichnete, Mittelstand wurde scharf gegeißelt, da derselbe immer noch in seiner Mehrheit sich nicht dazu ausraffen könne, für politische Sachen sich zu interessieren und über seine politischen Rechte zu wachen. Nach Schluß des Vortrages verlas der Vorsitzende, Herr Th. Müller, einen längeren Protest gegen die Einführung des geplanten Wahlgesetzes, welchem sich die Versammelten angeschloffen. Der zum Schluß aus der Versammlung geäußerte Wunsch, den Protest mit den Namens unterschriften zu versehen, wird, wie Herr Welker versicherte, insofern erfüllt werden, als schon im Laufe der Woche ein Protest überhaupt zur Unterschrift in Umlauf gesetzt werden soll. — Für unseren Schlittschuhsahroerein „EiS- Elub" ist das laufende Winterhalbjahr von nicht geringer Bedeutung, indem sich für denselben der sünsundzwanzigste Jahrestag seiner Gründung erfüllt. Um nun diesen Zeitabschnitt würdig begehen zu können, hat der Verein beschlossen, sein alljährliches Stiftungs fest in einer etwas abweichenden Form als seither zu feiern und zwar ist ein Kostümfest auf dem Eise mit idaraussolgendem geselligen Beisammenseins, wobei auch für eventl. Tanzlustige gesorgt sein soll, im Hotel zum güldenen Stern in Aussicht genommen. Der Verein erhofft eine rege Betheiligung von Fahrern und Fahrerinnen, Mitgliedern wie Gästen. — In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag wird bekanntlich von HatnSberg nach Kipsdorf ein Theaterextrazug abgelaflen werden. — Im Alt städter Hoftheater wird am Donnerstag „Genoveva" und im Neustädter „DaS Urbild des Tartüffe" gegeben werden. — Eden-Theater und CircuS Schumann und Viktoriasalon werden wohl auch viel Besucher anziehen, so daß eS an Vergnügungen nicht fehlen wird. — Zur Berichtigung der Angaben in der letzten Nr. diese» Blatte» sei bemerkt, daß für Oelsengrund nicht Herr Häbig al» Semeindevorstand und Herr Ebert als Gemeindeältester, sondern der Erstere als Ge- meiudeältester und der Letztere al« Semeindevorstand gewählt und verpflichtet worden sind. Die „«eiSerth. Zeitung" erscheint «üchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. mann SrieShammer in Dresden den Anträgen der Petitionsdeputation entsprechend auf sich beruhen. — Mitglieder der Ersten Kammer de« Landtages haben bei dieser beantragt, die königl. EtaatSregierung zu ersuchen, bei Staatsbauten betreffs der architektonischen unv künstlerischen Ausschmückung, sowie der nicht nutz bringenden Verschönerung in Zukunft möglichste Ein- schränkung und Sparsamkeit eintreten zu lassen und einer größeren Einfachheit Raum zu geben,, ohne daß selbstverständlich an der soliden Ausführung der Bauten dadurch gerüttelt werde und auch die Zweite Kammer um Beitritt zu diesem Beschlüsse zu ersuchen. Bei der groben Anzahl von Bauten, welche die nächsten Jahre noch bevorstehen, sagen sie zur Begründung ihre» Antrages, kann dadurch ein finanzieller Nutzen erzielt werden, wenn diesem hier gekennzeichneten künstlerischen Luxus gesteuert wird, ganz abgesehen davon, daß die königl. Staatsregierung im Allgemeinen ein weitgehenderes Vorbild geben würde zu einer wenig verschwenderischen, die allgemeinen Verhältnisse hinaufschraubende Bauweise. — Im Einverständnisse mit den in LvlMßöUow beauftragten Herren Staatsministern hat das evange lisch-lutherische LandeSkonfistorium auf Antrag deS RatheS der Stadt Dresden die Abhaltung einer kirch lichen Fei-r am 18. Januar 1896, als des 25jähr. JubiläumStageS der Errichtung des deutschen Reiches, in einigen Hauptkirchen Dresdens genehmigt. Da nun anzunehmen ist, daß auch anderweitS der Wunsch gehegt wird, dem bevorstehenden Ehrentage durch eine kirchliche Feier eine besondere Wethe zu geben, so steht das Landeskonsistorium nicht an, den Kirchen vorständen der Landeskirche, welche den genannten Er innerungstag .durch einen besonderen Festgottesdienst auszuzetchnen beschließen sollten, zur Veranstaltung einer solchen Feier Ermächtigung zu ertheilen. — Am JahreSschluß 1895 betrug die Länge der Sächsischen Staatsbahnen (tnkl. der gepachteten und exkl. der verpachteten Strecken) 2813,66 km, d. i. ein Zuwachs gegen das Vorjahr von 57,98 Lui. Von diesen 2813,66 km dienten 2764,46 km dem Pertonen- und Güterverkehrs und 49,20 km nur dem Güterverkehr; vollspurig sind 2486,24 km, davon 1734,56 km Haupt- und 701,68 km Nebenbahnen; schmalspurig sind 327,42 km. Von den im Staats betriebe befindlichen Prioatbahnen dienen 4 (Altenburg- Zeitz, Zittau-Reichenberg, Zittau-Oybin, BertSdorf- JonSdorf) dem Personen- und Güterverkehr, die übrigen nur dem Güterverkehr. Bon diesen sämmtlich eingleisigen Prioatbahnen sind 111,64 km vollspurig, 14,45 km schmalspurig. Die Gesammtlänge der unter sächs. Staats verwaltung stehenden Bahnen beträgt 2939,75 km, hiervon sind 2597,88 km vollspurig, 341,87 km schmalspurig. — Nach dem Stande vom l. Januar, mit dem die soeben «erschienene sächsische Rangliste für das Jahr 1896 abschließt, weist dieselbe, bei einem Zuwachse von 120 Offizieren gegen das Vorjahr, einen Gesammt- bestand von 2838 Offizieren, 22 Z ug- und Feuer werks- und 691 Sanitätsoffizieren auf, wonach auch der Stand der letzteren eine Zunahme um 53 Köpfe erfahren hat. Hiernächst führt dieselbe auf 9 Audi teure, 72 Zahlmeister, 1 Korpsapolheker, 1 KorpS- roßarzt, 10 Oberroßärzte, 17 Roßärzte, 44 ObermMär- beamte, 67 in «tatSmäßigen Stellen verwendete Offi ziere deS JnaklivstandeS, 6 Offiziere k In suits der Armee, 10 Offiziere k la suit« Er. Majestät deS Königs bezw. der Truppentheile, denen sie während deS Feldzuges 1870/71 angehörten, und 78 Portepee fähnriche. Dem Aktivstande gehören an: 1 General- feldmarschall, 7 Generallieutenants, 10 Generalmajore (ferner 1 Generaloberst und 2 Generale der Infanterie bezw. Kavallerie in außeretatSmäßigen Stellungen), 25 Oberste, 30 OberstlteutenantS, 95 Majore, 197 Hauptleute der Infanterie, 15 Hanptlrute der Jäger, 40 Rittmeister, 41 Hauptleute der Feld-Artillerie, Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Ymtshauplinannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Mdtiath zu Dippoldiswalde. V-r«nm°Mch« P-«l Ich"- «.EUNV. Mit achtsettlgem .Hllrrstrirten UnterhaltungSblatt". ' ' Dienstag, dm 14. Januar 1896