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Schwindeftieu 7 Monate Sesängniß und 8 Jahre Ehrverlust. — Der neue Leipziger Thierschützporchz hat tz» hie Gastwfich« da« Ersuchen gerichtet» m ihm« AHkütztzi- gungen das Wart .Schlachlsest" HeßzulchGMj d<W>e sei geeignet, da« MitlridSgefüht d« Kchküb SD», stumpfen, denn dieses Schlachten dir Thier« sei doch kein Fest, vielleicht setzt der Thtttschutzverein auch eine Kommission ein, die sich mit Auffindung einer neuen Bezeichnung für Wellfleisch und frische Wurst beschäftigt. — Sm 84. November, kur» vor 18 Uhr, stürme die Rordfront eines an der Charlottenstraße in Reudnitz neuerbauten, noch nicht ganz sertiggestellten, vier stöckigen Haukes ein. Hierbei wurden 9 Arbeiter ver schüttet; davon wurden 8 schwerverletzt unter den Trümmern hervorgezogen und nach dem Krankenhaus gebracht; einer ist todt und befindet sich nach unter dem Schutt. Di« Feuerwehr muh die Wegraumungs- arbeiten mit größter Vorsicht besorgen, da man auch noch den Einsturz der Westfront befürchtet. Auerbach. Den Erstickungstod erlitt di« be jahrte Mutter des Schlossers Lindner in Morgenröthe. ES war auf noch unerMittelte Weise im Lindnerschen Haus« ein Stukenbrand au-gebrochen. Die aus dem Schlafe aufgeschreckten Bewohner retteten sich durch das Fenster, di« alte kranke Frau aber wurde, nach dem der unbedeutende Brano gedämpft war, erstickt in ihrem Bette vorgefunden. Kirchberg. Der vor einigen Tagen in hiesiger Stadt verstorbene Privatier Schenk hat in seinem Testamente der sreiw. Feuerwehr, sowie der Armenkaffe je 1000 Mk. vermacht. Hohnstein bei Stolpen. Di« durch Beamte der Königl. StaatSeisenbahnbureauverwaltnng im Juli d.J. begonnenen speciellen Vorarbeiten für die von Station Kohlmühle der Linie Schandau-Niederneukirch abzwei gende Nebenbahn nach Hohnstein sind bereits soweit gefördert worden, daß man hofft, im zeitigen Frühjahr mit den EnteignungSverhandlungen über den Erwerb des zur Bahnlinie und den Haltestellen erforderlichen Grund und Bodens beginnen zu können. Bor einigen Lagen fand «ine ministerielle Besichtigung der abge steckten Bahnrichtung, besonders auch der für die Stadt Hohnstein in Aussicht genommenen BahnhosSanlage statt, wobei der Stadtvertretung von Hohnstein eine thunlichste Erwägung aller für die Anlage des Bahn hofes daselbst ins Gewicht fallenden Umstände »»gesagt wurde. Bereits haben di« hierfür Nöthigen Ausnahmen und Vermessungen begonnen; gleichzeitig wird im Schwarzbachthal, in der Nähe des „Raubschloß"felsenS, der, wie man hört, untertunnelt werden soll, eifrig vermessen, um thunlichst noch vor Eintritt deS Winter» die nöthigen Feldarbeiten beendet zu haben. Entlang der di« Axe der Bahn darstellenden Absteckungspfähle vermag man von Station Kohlmühle ab, das höchst idyllische, an Naturschönheiten reiche Schwarzbachthal durchwandernd und über Lohsdorf, Nieder- und Ober- Ehrenberg gehend, die immer in der Sohle des oft steil ansteigenden und an engen Windungen reichen Thale» sich hinziehende Bahnrichtung, die nach Passirung deS Vorwerkes und Rittergutes Hohnstein den End bahnhof in der »Tiefen Grund-Straße" angesichts der Stadt erreicht, zu verfolgen und sich bereit» jetzt ein Bild dieser sicher einen neuen Anziehungspunkt unserer Sächsischen Schweiz bildenden Touristenbahn zu ver schaffen. Vom Endpunkt« der Bahn erreicht man den „Brand" nach kaum halbstündiger Wanderung auf herrlichen Waldwegen und gelangt, die Stufen nach der „Frinzthalmühle" herabgehend, binnen Kurzem wieder zur Haltestelle Porschdorf oder in da» reizende Polenzthal. Mylau. In der jetzt abgehattrnen zweiten dies jährigen ordentlichen Generalversammlung der Orts krankenkasse für Mylau und Umgegend ist u. A. auch die Anstellung eines weiblichenKrankencontroleur- beschloffen worden. (Fortsetzung de» Sächsischen in de« Beilage.) -agesgefchichte. Berlin. Neuerdings wird bestätigt, daß dem Reichstag nur die Umsturzvorlage zugeht. Der Etat wird erst später, gleichzeitig mit dem Gesetz entwurf, betreffend di« Täbakfabrikatsteuek, eingebracht werden. — Die Feier bei der Schlußsteinlegung im neuen Reichstagsgebäude soll sich im Kuppelbau« der großen Wandelhalle abspielen. Bon der Galerie herab, die zum Theil für ein geladene» Publikum eingeräumt wird, wird auch der KoSlrcksch« Bläserchor bei dem festlichen Akte mitwirken, indem er mit Posaunen» saufaren den Kaiser begrüßt und einige Musikstücke zur Aufführung bringt, für die bereit» die Probe veran» stattet ist. Erst nach dem Einweihungsakte findet im alte« RetchStagSgebäude um 4 Uhr Nachmittag» die erste PltUarsitzung statt, an deren Schluß dann in feierlicher Weise von dem Saale Abschied genommen ! werden soll, he» nahe,« ein Uertekjahrhundert de« »eßtzSGst beherbergt hat. — AckSM England «W Deutschland w«ßt ge«gwä«ft Sine etnräs schärft Wir, ttläßttch ft mMcher Wvrßiftge auf »lonftlM Gebiete. E» fteftu imMr Mhr »Wichen herWr, da- in ftu letftudch, Kreisen Deutschlands keine Neigung mehr herrscht, mit der so oft bewiesenen Nachgiebigkeit und Schwäch« gegen alle überseeischen Ansprüche Englands fortzu fahren, daß Deutschland seine kolonialen Interessen fernerhin schärfet zu wahren entschloßen ist. Darüber ist man in England erstaunt und verstimmt: «4 wird aber nicht» helfen. Finstere Mienen der Engländer mache« in der ganzen Welt nur noch «inen schwachen Eindruck, weil längst di« Kräfte diese» Reichs mit seinen Ansprüchen nicht mehr im Einklang stehen. Ladei ist keine andere Macht so vereinzelt und har sich so sehr allgemeine Abneigung zugezogen, wie England. Wir Deutschen haben am allerwenigsten Ursache, ein Gefühl dir Dankbarkeit an diese» Land zu hegen. In den harten Kämpfen um die Errichtung unsen» nationalen Reich» haben wir dort stet» Miß gunst und Uebelwollen gesunden und würden, wenn die Kräfte au-gereicht hätten, vielleicht auch offene Feindseligkeiten zu erfahren gehabt haben. Und auch neuerdings hat England unsere kolonialen Bestrebungen durchkreuzt und erschwert, wo e» nur immer konnte. — Die Einnahmen de» Reich» au» den Zöllen, Steuern und Verkehrsanstalten haben in der ersten Hälfte de» Etatsjahte» gegenüber dem gleichen Zeit raum de» Vorjahre» eine erfreuliche Zunahme gezeigt und dürften sich auch im Monat October nicht ungünstig gestaltet haben. Wenn hieraus «nd au» den beson deren Umständen, welche aus den nächstjährigen ReichS- haushaltsetat günstig einwirken, wie der hohe Ueber- schuß au» 1893/94 und der Minderbedars für di« Naturalverpflegung des Heere», der Schluß gezogen werden soll, daß e» eine Vermehrung der eigenen Ein nahmen de» R-iche» nicht bedürfe, so wird übersehen, daß e» sich dabei nicht um die Verhältnisse eine» Jahres handelt, sodern darum, ein dauernd befriedigen des Verhältniß zwischen den Finanzen des Reich» und der Bundesstaaten herzustellen. In dieser Hinsicht kommt nicht nur der Umstand in Betracht, daß trotz aller vorübergehenden günstigen Momente der nächstjäh rige Etat einen Mehrbedarf an Matrikularumlagen über die Ueberweisungen von 16 Millionen Mark hinan» in Aussicht nehmen muß, sondern auch die ganz ungemeine Verschlechterung, welche darüber hinaus da» finanzielle Verhältniß der Bundesstaaten zum Reiche erfahren hat. Selbst wen« man von dem Lustrum 1889 bi» 1892/93 absieht, in welchem die Bundes staaten durchschnittlich nicht viel weniger als 80 Mill. Mark vom Reiche erhielten, überstiegen die Ueberwei sungen die Matrikularumlagen im Durchschnitt der Jahre 1884/8S bis 1886/87 um rund 84 Millionen Mark, so daß im Vergleiche mit jenem Zeiträume selbst das ausnahmsweise günstige nächste Jahr eine Ver schlechterung um 40 Millionen Mark aufweist. Wenn zur wenigstens theilweisen Deckung diese» Ausfalles die Erhöhung einer kein nothwendige» Lebensmittel, sondern ein reine» Senußmittel treffenden Steuer um etwa 35 Millionen in Aussicht genommen wird, so wird ferner nicht außer Betracht bleiben dürfen, daß dis Verschlechterung de» Verhältnisse» zwischen den Reich«- und Landesfinanzen nicht ausschlteßltch von einer Vermehrung der Matrikularumlagen, sondern seit 1891/92 auch von einer Verminderung von Ueber weisungen herrührt, und daß diese auf etwa 40 Mill, im Jahr sich stellende Verminderung im wesentlichen auf einer Herabsetzung der Steuern auf nothwendige LebenSbedürfniffr, wie sie die Handelsverträge mit sich gebracht haben, beruht. — Herr v. Hammerstein-Loxten, der neue preußische LandwirthschastSMinister, hat in Hannover auf einem AbschiedSbatiket, da» ihm der EanalvereiN für Nieder sachsen und der Ausschuß zur Förderung de» Rhein- Weser-Elbe-Eanal» gab, eine Art Pcogrammrede ge halten, In derselben wie» der Minister auf die wach sende Bedeutung der Wasserstraßen in verkehrSpolttischer Hinsicht hin und knüpfte er hieran die Versicherung, daß er warm für den „ Mittelland-Eanal eintreten werde. Dann betonte er di« Nothwendigkeit eines Zu sammengehen» von Industrie und Landwtrthschaft und erinnerte an die „thörichter Weise" unternommenen Versuche vom vorigen Jahr, «ine Scheidewand zwischen beiden zu errichten. Herr ü. Hammerstein-Loxten scheint also, nach diesen seinen Erklärungen zu «rtheilen, keines wegs gesonnen zu sein, sich al» Minister lediglich zum Geschäftsführer einer «inseitigen Geschäftspolitik zu machen. — Die Vorlage über die Bekämpfung der Umsturz bestrebungen ist in der Wochenplrnarfltzung de» BundeSratheS vom 38. November den zuständigen Ausschüsse« überwiesen worden. E» steht zu erwarten, daß sich die Borberathung des wichtigen Entwürfe» in den Ausschüffen glatt und rasch abmickeln wird, so ftch der sM*r stkstfuui dis des Reichsetsenbahngätte^ de» Rechnungshofes ifttz dm Verwaltung ders Rekchseisendahnen süß 1895/96 ge nehmigt wurden. die llftr- gchtz defiWtv M Hek erwähnten Sitzung wurde« GgkchMk eine» Gesotz«» über die Be- « Lag« itte de» Hzt erwähnten esstze« über die Be nder und deg eclayenftuchck milMea, während die Gye«ftftftjs — Die Arbeiten zur Festsetzung der von der Sonntagsruhe für Industrie und Handwerk zu MffeNttett AuinahMtdestimmungen nehm«« rüstigen Fortgang. Dem BundeSroth find alle aus Grund de» Z 105 ä in Aussicht genommenen Vorschriften oorgelegt bi» aus diejenigen, welche die Nahrungsmittel- und die Saisonindustrien betreffen. Und vezüglich der letzteren beiden Kategorien ist Aussicht vorhanden, daß sie auch i« nicht allzu langer Zett zur Borlag» an den Bun- deSrath ferliggeftellt sein werde«. Dann wird der letztere da» gesammte von ihm zu erl-digeitde Material in der EonntagSruhefrage zur Beschlußfassung vor sich haben. Mit der Kurchberathung der die einzelnen Se- werbegruppen angehenden Bestimmungen wird jedoch nicht gewartet, bi» auch der Rest be» Material» ein gegangen ist, vielmehr find die diesbezügliche« Be- rathungen der zuständigen Ausschüsse schon seit längerer Zeit eingeleitet. Auch werde» die Entwürfe für di« einzelnen Gruppen nicht etwa einzeln publtzirt werde«/ sodaß der Absatz 1 de» Z lOäo der Gewerbeordnung stückweise in Kraft treten würde. E» wird vielmehr mit dem Erlaß der Kaiserlichen Verordnung, welche zur Inkraftsetzung der Sonntagsruhe für Industrie und Handwerk nöthig ist, solange gewartet werden, bi» die Bestimmungen für sämmtliche Gewerbezwetge durchberathen und sestgestellt find. Dann wird die Sonntagsruhe für alle zu einem Zeitpunkte in Kraft treten. In den Gewerbekreisen hofft man, daß in der Publikation de» BundeSratheS über die AuSnahmebe- ftimmunge» nicht bloS der Text der letzteren enthalten fein wird, wie dies in der letzten Veröffentlichung deS Reichsanzeigers über die dem BundeSroth bereit» vorgelegten Bestimmungen der Fall war, sondern daß auch die Begründungen, die für Vie Feststellung maß gebend gewesen find, zur allgemeinen Kenntniß kommen werden, weil man mit Recht der Ansicht ist, daß für die Handhabung der Sonntagsruhevorschriften seitens der Exekutivbehörden diese Begründungen nicht zu un terschätzende Fingerzeige geben werde. — Die Krondotationen deutscher Fürsten. Der König von Preußen erhielt bi- zum Jahre 1888 I3'/e Mill. Mark. In Anbetracht der TheuerungS- verhältniffe wurde die Dotation im Jahre 1888 vom Abgeordnetenhaus unter Wilhelm II. erhöht auf Mk. 15919396 Bayern hat eine Krondotaiion von „ 5647913 Sachsen „ 3333036 Württemberg „ 3038990 Braunschweig „ 835323 Sroßherzogthum Hessen „ 1230002 Großherzogthum Oldenburg „ 116000 Sachsen-KobUkg-Gotha „ 594000 Sachfen-Meiningen „ 894386 Sachsen-Weimar „ 930600 Schwarzburg-Rudolstadt „ 391800 Schwarzburg-Sondershausen „ 515034 lieber die übrigen deutschen Staaten fehlen die noth- wenvige» Angaben. Dieselben werden auf etwa 8 Millionen Mark geschätzt. Dio Krondotationen stimmt« licher deutschen Fürsten «erden auf zusammen 40 Mill. Mark »rranschlagt. Vie Frage «ach dem Privat vermögen der Fürsten läßt sich nicht einmal annähernd beantworten, weil dafür jeder Maßstab fehlt. Darmstadt. Beim hiesigen Hofe soll wieder ein selbstständige russische Gesandtschaft, wie sie unter Alexander II. bestanden, eingerichtet werde«. — Der hessische Pfarrveretn Lat zu dem nun voll zogenen Uebertritt der Prinzessin Alix von Hisse« scharf «nd freimüihig Stellung genommen. E» heißt in der Kundgebung u. A.: In allen Schichten der deutschen evangelischen Bevölkerung bis hinauf zur preußischen Generalsynode Äußert sich tiefste» Be dauern über diese zur Lhatsache geworden« Konversion unser« hessischen Kürstentochter. Da» Volk steht nicht mehr aus dem Ltandpunkie, zu glauben, daß den Großen erlaubt sei, was den «leinen durch ihr Gewissen verholen. Die Verpflichtung zi» Treue gilt nach »den wie nach unten. Der Htrmelinmamel muß ebensowohl wie der Arbeitekittel mit einem guten Gewisse« getragen werden: eine Moral verpflichtet «ns all«. Die Mahnung »r» Kassers, für Religion, Sitte und Ordnung einzustehen, er führt durch diese» Vörkommniß eine tigenthümliche Beleuchtung, und wenn solche» am grünen Hotz« geschieh», was soll am bürrrn werdens Unter solche» Umständen ist unser Kemps gegen Bo« zw,Demokratie und Anarchie»»« ein vergeblich«. MH» dulde» die Hausgesetze der russischen Kaisersaniitie keine evangelische Kaiserin qpf dem Throne: gut, dann Möge man freien MM»», tenegro pder Griechenland, aber nicht deutsche evangelische tzürsten- töchter in Bersuchung führen, oder ab« »an Inoere ote Haui- gesetz«. Wir sind« nichO dageae» cimmvenden- wenti mit deutsche» Fürsten verheirathrte russische Mnzessinnen sich chr«, Popen mitbringen, aber da» deutsche christlich« Ehrgefühl könnte wohl verlangen, daß man drüben Mil gleichem Maßt »ißt.