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59. Jahrgang, Dienstag, dm 19. Dezember 1893 - DK . „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich dxel- Verantwortlicher Redacteur: Psnl Ithne in Dippoldiswalde. > , i Mit achtseitigem ,Zllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- mid hanswirthschaftlicher Monatsbeilage. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträjhe W1 zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate m,t enswreqen- sandt, vn reoamoneW» LM, die «pMeuM, MW 84 Psg, emmonatnch 42 . Pfg. Einzelne Nummern to Pfg- — Alle Postan- palten, Postboten, sowie > -Lokales mrd Sächstsches. Dippoldiswalde, 17. Dezember. Weit über zwei hundert Mitglieder des Bundes der Landwirthe sowie Freunde desselben, hatten sich heute im Saale der RetchSkrone eingefunden, um einen Vortrag des Herrn Schmidt-Freiberg über die wichtigsten Tages- frageN anzuhören. In 1'/»stündiger freier, äußerst ansprechender und zum Herzen dringender Rede be leuchtete der Herr Vortragende die derzeitige Noth- lage der Landwirthschaft, sowie die Ursachen, welche zu derselben geführt haben. Trotzdem werde die deutsche Landwirthschaft nicht eher untergehen, bis sich dieselbe selbst aufgebe. Das sei aber vorläufig durch aus noch nicht der Fall, dieses beweise die Vereinigung des Bundes der Landwirthe. Der letztere werde aller dings von freisinniger Seite mit Äoth beworfen und als demokratisch verschrieen. Die deutschen Land wirthe Mren sich aber wohl bewußt, daß ihre Be strebungen nicht allein einseitig der Landwirthschaft, sondern ebenso dem deutschen Handwerk und der In dustrie zu Gute kämen und somit dem Wohle des ganzen deutschen Vaterlandes dienten. Wiederholt nahm Redner hierbei Gelegenheit, treffende Streiflichter auf den „alten und neuen Kurs" einzuflechten. — Der Bund der Landwirthe erstrebe wirksamen Schutz aller produktiven Klaffen und obwohl derselbe nur erst fest Kurzem gegründet und seine Entwickelung erst im Werden begriffen sei, habe dieselbe doch bereits nicht weniger als 140 Reichstagsabgeordnete der wirthschaft- lichen Vereinigung zugeführt, welche bestrebt sei, der leidigen zeitherigen Fraktionswirthschaft entgegen zu treten. Freilich sei das vorläufig nur erst die Minder zahl, bei fernerem und immer geschlossenerem Zu sammengehen der Landwirihe werde sich aber gar bald bei späteren Neuwahlen eine weit größere Zahl Ab geordnete veranlaßt sühleN, sich den Bundesmitgliedern gegenüber zum Beitritt zu verpflichten, wenn sie über haupt Aussicht zur Wiederwahl behalten wollten. In allgemeinverständlichster Weise schildert Redner hierauf die Nachthnle der verschiedenen Handelsverträge, die verdammenswerthen Manipulationen der Spekulanten und Makler an der Getreidebörse, die großen Nach- Iheile der Einführung einer einseitigen Goldwährung, welche nicht allein den Silberwerth immer mehr Her abdrücke, sondern das Geld überhaupt vertheure, so daß es heiße: Für wenig Geld viel Waare. Das aber sei ein Verlust für alle produzirenden Klaffen und nur vortheilhast sür Kapitalisten und Spekulanten. — Es würde zu weit führen, noch näher auf den viel umfassenden Inhalt des geistreichen Vortrages einzu gehen, nur sei noch erwähnt, daß die Versammlung mü einem kräftigen Hoch auf König und Vaterland, Kaiser und Reich geschlossen wurde, nachdem dieselbe einem aus ihrer Mitte hervorgegangenen Anträge ein- fiimmige begeisterte Zustimmung gespendet hatte, an den 1. Vorsitzenden des Bundes, Herrn von Plütz- Döllingen, folgende Zustimmungs-Adresse gelangen zu lassen: „Die am heutigen Tage in Dippoldiswalde versammelten mehr als 200 Landwirthe und Freunde derselben, sprechen den Herren Abgeordneten der wirth- schastlichen Vereinigung ihre Anerkennung und den wärmsten Dank sür ihr mannhaftes Eintreten für die Interessen der Landwirthschaft bei Berathung der Handelsverträge au«. — Immer weiter im ersten Ringen, e« muß uns doch gelingen, wenn wir mit warmem Herzen und kräftiger Hand eintreten sür das Vaterland!" — Wie bekannt, sind die Dippoldiswalder Töpfer die einzigen auswärtigen Verkäufer, denen gestattet ist, ihre Waare, das beliebte Kinderspielzeug, an einem Tage des Christmarktes in Dresden feilzuvielen, und erlischt dieses alte Recht sofort, falls auch nur einmal davon kein Gebrauch gemacht werden sollte. Die Schmidt'sche Töpferei ist zur Zeit noch die einzige, die sich mit Herstellung der niedlichen Sächelchen besaßt an einem Sonnabende, noch Sonntage abgehallen werden. Von den KreiShauptmannschaften kann dis- pensationSweise gestattet werden, daß geschloffene Ge sellschaften Maskenbälle an einem Sonntage abhalten. Zu öffentlichen, wie Gesellschaftsmaskenbällen ist die Genehmigung der Stadträthe bezw. der Amt-Haupt mannschaften erforderlich. Maskenbälle, welche Pri vatpersonen nur für ihre Familien und eingeladenen vatpersonen nur für ihre Familien und eiNgelädenen Gäste veranstalten, bedürfen keiner besonderen Geneh migung, sondern nur der mindestens 1 Tag vor der Abhaltung bei der betr. Ortspolizeibehörde zu erstat tenden Anzeige. Solche Maskenbälle können jederzeit, mit Ausnahme der geschloffenen Zelten, stattfinden. GroHölfa. Am vergangenen Sonnabend hielt der hiesige landw. Verein seine letzte dieSjähr. Ver sammlung ab, welche sehr zahlreich besucht Mr. I« derselben hatte der Verein die Ehre, Herrn Direktor Endler-Meißen in seiner Mitte zu haben. Der so be liebte Redner sprach über hie „Parasiten unsUer HauSthiere" und erläuterte feine so praktischen, Aus führungen durch Präperate, die das lebhaftere Inter esse wachriefen. Außerordentlicher Beifall wurde Herrn Direktor Endler am Schluffe und dies mit vollem Recht zu Theil. Zaunhaus-Rrhefeld. Hier ist vorige Woche ein Kind von 4 Jahren mit der rechten Hand in hie Häckselmaschine gerathen und find ihm dabei 2 Finger fast gänzlich durchschnitten, sodaß solche vom Arzte ent fernt werden mußten. ' Dresden. In derSitzung derZweiten Kamrtter am 15. Dez. wurde zunächst in der Echlußberathung über den Antrag zum mündlichen Bericht der Finanz deputation L über Titel 15 deS außerordentlichen Etats, Erweiterung der Station Radeberg — Bericht erstatter Abg. Philipp —, die für den Umbau des Bahnhofs Radeberg als zweite Rate geforderte Summe von 490000 Mk. als Berechnungsgeld ohne Debatte bewilligt. Sodann ließ die Kammer die Petition her vereinigten Ordnungsparteien im 37. ländlichen Wahl kreise, die Festsetzung einer einheitlichen Zeit für Ab gabe der Stimmzettel bei den Landtagswahlen be treffend, und der ledigen Auguste Fichtner in Hof um Gewährung einer Unterstützung — Berichterstatter vr. Schober — ohne Debatte auf sich beruhen. Die letzte Sitzung vor Weihnachten beschloß die Kammer nächsten Mittwoch abzuhalten. — Vor der IV. Strafkammer deS hiesigen könig lichen Landgerichts erschien am 16. Dezember der am IO. Januar 1859 in Kleincarsdorf bei Dippoldiswalde geborene, hier wohnende Bauunternehmer und Tischler Karl Robert Näcke, um sich wegen deS im § 137 deS Reichsstrafgesetzbuches erwähnten Vergehens zu ver antworten. Wer Sachen, welche durch die zuständigen Behörden oder Beamten gepfändet oder in Beschlag genommen worden sind, vorsätzlich bei Seite schafft, zerstört oder in anderer Weise der Verstrickung ganz oder theilweise entzieht, wird, nach der angezogenen Gesetzesstelle, mit Gesängniß bis zu einem Iahte be straft. Der Angeklagte ist beschuldigt, Mitte März d. I. auf einem Neubaue der Ludwig Richter-Straße über eine Balkenlage im Werlhe von 1200 Mk., die ihm durch den GerichtSvollzirhergehilfen Gruhle ab gepfändet worden war, unbefugt verfügt und hierdurch der Verstrickung entzogen zu haben. Näcke stellte nicht in Abrede, die Balkenlage weiter verwendet zu haben, bestritt jedoch, daß er die« vorsätzlich gethan habe. Da- Gericht hielt den Schuldbeweis für erbracht und verurlheilte den Angeklagten deshalb auf Grund der angezogenen GesetzeSflelle zu einer Gefängntßstrafe in der Dauer von 3 Tagen. — In dem zum Landbestellbezirk der Postagentur in Bannewitz gehörigen Ort Röth Nitz wird am 20. Dezember d. I. eine PosthülfSstelle eingerichtet. Schapdau. Der Besuch der EdmundSklamnz und wird heute ungezählten Puppenküchen »»künftiger Dresdner Hausfrauen den wichtigsten Theil ihrer Aus stattung zuführen. Auch hier an Ort und Stelle war die Nachfrage bisher schon eine recht lebhafte. — Nicht nur nächsten Sonntag', dem heiligen Abend, sondern auch Sonntag über 8 Tage, am Syl vester, dürfen die Geschäfte von Beendigung des Vor mittags-Gottesdienstes bis Abends S Uhr geöffnet bleiben, wie dies an- der Bekanntmachung des hies. Stadtrathes in heutiger Nummer hervorgeht. — Der kürzeste Tag des Jahres, dessen Dauer nur 7 Stunden 47 Minuten beträgt, rückt immer näher. Es ist dies bekanntlich der 21. Dezember, der nach dem Kalender zugleich den Anfang des Winters bezeichnet. Von da an nehmen die Tage, wenn auch vorerst kaum bemerkbar, wieder zu. — Der hiesige evangelische Jünglingsverein ge denkt an zwei auf einander folgenden Tagen, am 6. und 7. Januar eine Weihnachtsausführung zu veranstalten und zwar soll „Die heilige Nacht", ein Weihnachtsfestspiel in 4 Bildern von vr. Johannes Leh mann zur Aufführung gelangen. Wir verfehlen nicht, schon heute darauf aufmerksam zu machen. — Uebersüllung der Postschalterräume in der Weihnachtszeit ist eine alljährlich wiederkehrende Klage. Bis zu einem gewissen Grade würde daS Publikum selbst leicht Abhülfe schaffen können. DiS Einlieferung der Weihnachtspäckereien sollte nicht lediglich oder vor wiegend bis zu den Abendstunden verschoben werden; insbesondere müßte die Aufgabe von Familiensendungen thunlichst an den Vormittagen erfolgen. Selbst- frankirung der einzuliefernden Weihnachtspackete durch Postwerthzeichen sollte die Regel bilden. DaS Porto für Packeis ohne angegebenen Werth nach Orten des deutschen Reichs-Postgebiets beträgt bis zum Gewicht von 5 Kilogr.: 25 Pf. auf Entfernungen bis 75 Kilo meter (10 Meilen) und 50 Pf. auf alle weiteren Ent fernungen. Mit seinem Bedarf an Postwerthzeicyen müßte sich ein Jeder schon vor dem 19. Dezember versehen. Ebenso dürsten Zeitungsbestellungen nicht in den Tagen vom 19. bis 24. Dezember bei den Postanstalten angebracht werden. Für die am Post schalter zu leistenden Zahlungen sollte der Auflieferer das Geld abgezählt bereit halten. Die Befolgung dieser Rathschläge würde der Post und dem Publikum gleichmäßig zum Nutzen gereichen. — Die Vermuthung, daß das am vergangenen Donnerstag Abend hier beobachtete Schadenfeuer im Verwaltungsbezirk Pirna stattgrfunden habe, bestätigt sich. In Hartmannsbach ist die Scheune des Gutsbesitzers August Süße mit dem gesammten In halte an Futtermitteln und Maschinen niedergebrannt. Der Kalamitose ist um so mehr zu bedauern, als er schon vor 2 Jahren sein Gehöfte durch Brand ver lor. Zur Zeit des jetzigen Brandes war er mit einer Fuhre Christbäumen nach Dresden gefahren. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes bei dem Gutsbesitzer Lieber in Ulberndorf am 5. Novbr. d. I., hat die Kgl. Brandvers.-Kammer den Spritzen der Gemeinden Obercarsdorf und Elend Prämien nach Höhe von 30 Mk. und bez. von 15 Mk. be willigt. Ferner erhielt der Echlauchsührer der Ulbern- dorser Spritze, Stuhlbauer Pretzsch, für seine hervor ragende und erfolgreiche Tätigkeit bei dem fraglichen Brande eine Belohnung von 20 Mk. Derselbe hat sich insofern verhioMeMcht, als er zwischen dem in Brand gerathenesi^RKteNgebäude und dem Wohnhau trotz der Hitze und W- Rauche- standhaft ausgehalten, das Wohnhaus ayhglteud bespritzt und dasselbe hier durch vor AüsteKKH bewahrt hat. — Maskenbälle dürfen nur in der Zelt vom 7. Januar bi- spättstM zum FastnachtsdtenStage, dies mal also bis zum 6. Februar 1894, sonst aber weder