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Me „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und SonnaSend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., eimnonatlich 42 Pfg. Engeln« Nummern 10 Pfg. — All» Postan- stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Inserat«, welch« bei v« bedeutenden Auflage del Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden nnt 1V Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coniplicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einae« sandt, im redaktioneuim »heile, di- Spaltenzeil- 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Päul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achlseitkgem »Mustrirten Nnterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicherMonatSbeilage. Nr^144 Sonnabend, den 9. Dezember 1893. 59. Jahrgang. , . ...... .... ... ... Lokakes «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Wir wollen nicht unterlassen, auch an dieser Stelle darauf aufmerksam zu machen, daß morgen Sonnabend die ordentliche General-Ver sammlung der hiesigen Ortskrankenkasse abgehalten wird. Es ist bedauerlich, daß diese Versammlungen in letzter Zeit von den betheiligten Kreisen so unge mein schwach besucht werden, insofern, als doch hierbei die beste Gelegenheit geboten ist, sich von den Einrich tungen und Zuständen der Kasse zu überzeugen; man glaubt, mit der Entrichtung der Beträge seiner Pflicht genügt zu haben, und doch liegt es im eigenen Interesse der Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, diese gewiß nicht allzuoft stattfindenden Versammlungen zu besuchen, um auch ihrerseits zum Gedeihen der Kasse mit beizutragen und dem Vorstande dadurch die Lust zu Wetterführung der Aemter zu bewahren. — Nach der am l. d. Mts. erfolgten Zählung der Rinder und Schweine waren im hiesigen Stadtbezirke vorhanden: an Rindvieh bis 2 Jahre alt und darunter S4 Stück, an 2 Jahren allem und älterem Rindvieh l76 Stück, worunter l62 StückKühe, an Schweinen überhaupt, einschließlich der Ferkel, 163 Stück. — Am Donnerstag, den 7. Dezember, vollendete sich ein Zeitraum von 25 Jahren, daß fast über ganz Sachsen ein furchtbarer Orkan, wie er seit Menschen gedenken nicht geherrscht, wüthete. Auch bei uns richtete derselbe großen Schaden an Essenköpfen und Dächern an und war die Passage aus den Straßen wegen der herumfliegenden Trümmer lebensgefährlich. Das Steigergerüste der freiwilligen Feuerwehr wurde umgeworfen und eine Scheune des Vorwerk St. Nikolai vollständig von ihrem Standorte gerückt und demolirt. — Freunde des Sternhimmels finden gegen wärtig viel Anregung. Abends gegen 7 Uhr steht ziemlich tief am Südwesthimmel Venus in weiß strahlendem Lichte, während am Osthimmel der gelblich scheinende Jupiter schon ln beträchtlicher Höhe glänzt. Zwischen 7 und 8 Uhr geht das große Sternbild der „Orion" im Osten auf. Mit den weiter fortschreitenden Abendstunden wird der Sternenhimmel immer inter essanter; nach Mitternacht bietet derselbe nach Süden hin ein entzückendes Bild. In hohem Bogen, fast im Lenith, spannt sich die Milchstraße mit den bekannten Sternbildern; sodann fallen auf die Plejaden oder das Siebengestirn, ohnweit davon der Planet Jupiter, weiter unten nach Süden zu die Hyaden (Stier mit Aldebaran), der Orion steht jetzt am höchsten; inmitten die 3 fast gleich scheinenden Gürtelsterne, darunter rechts der Helle Stern Riegel, links oben Beteigeuze, rechts oben der Schild des Orion; links von Beteigeuze glänzt Prokyon im kleinen Hund, weiter unten in bläulichem Lichte der Helle Sirius im großen Hund (Sirius ist der hellste Fixstern); es entfallet sich jetzt, wie gesagt, der nördliche Sternhimmel in seiner ganzen Pracht; wer ein leidlich gutes Fernrohr besitzt, ent deckt noch andere Schönheiten am nächtlichen Himmels zelt, die alle geeignet sind, den Beschauer in eine weihe volle Stimmung zu versetzen. — Die kürzeste Fastenzeit, die jemals eintceten kann, werden wir im nächsten Jahre haben. Fastnacht fällt schon aus den 6. Februar. Der erste Ostertag fällt auf den 25. März, demnach mit Mariä Velklln digung zusammen. Christi Himmelfahrt fällt aus den 3. und Pfingsten auf den l3. Mai. Röthenbach. Nach bezirksthierärztlichem Gutachten hat eine, bei dem hiesigen Gutsbesitzer Traugott Bier plötzlich umgestandene Kalbe an Milzbrand gelitten. Der Kadaver ist daher vorschriftsmäßig vergraben und sind alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung weiteren Umsichgreifens der Seuche getroffen worden. Die im Besitze Bier's sonst noch befindlichen 13 Rinder erschienen bei vorgenommener Untersuchung durchgängig gesund. Altenberg. An Stelle des mit Schluß l. MtS. abgehenden Betriebsdirektors Voigt ist Bergingenieur Röhling, jetzt Hilfsarbeiter im königl. Bergamte, zum Betriebsleiter bei Vereinigt Feld im Zwitterstock zu Altenberg mit dem Titel „Bergverwalter" ernannt worden. - Poffendorf. Infolge einer sich nöthig machenden Reparatur am Glockengerüst mußten wir einige Tage das gewohnte Glockengeläuts entbehren. Am Donners tag wurde ein Verstorbener ohne Glockengeläuts zu Grabe getragen. 4 Kreischa. Das so beliebte Restaurant „Park hotel" ist durch Kauf in die Hände des Kaufmann Jeremias, früher in Lungkwitz wohnend, übergegangen. — Hier und in den Nachbarorten zirkuliren z. Z. Petitionen gegen die geplante Tabakfabrikatsteuer. Börnchen. Die am Sonntag im hiesigen Gasthose stattgesundene Theateraussührung verbunden mit Con- cert war sehr zahlreich besucht. Sämmrliche Darbie tungen wurden vorzüglich vorgetragen. Der Rein gewinn ist zur Beschaffung einer Uhr auf unserem Schulhause bestimmt. 5 Glashütte. Wenn vor Kurzem die Nachricht durch verschiedene Blätter ging, daß im Laufe der Jahre einige Zöglinge der Fachschule für Blecharbeiter in Aue i. S. auf Grund vorzüglicher Leistungen zur erleichterten Prüfung für Einjahrig-Freiwillige zuge- laffen wurden, so ist dasselbe ebenfalls schon seit Jahren mit verschiedenen Zöglingen der deutschen Uhr macher sch ule geschehen, die auf Grund ihrer hervor ragenden praktischen, wie auch künstlerischen Leistungen von der wissenschaftlichen Prüfung zum Einjährig- Freiwilligendienst befreit blieben. Wenn es der Beruf des Uhrmachers mit sich bringt, daß sich ihm auch solche mit verschiedenen körperlichen Gebrechen Be haftete widmen können, so sind es immerhin 8 Zög linge gewesen, denen von der Schulleitung in dieser Hinsicht ein günstiges Zeugniß gegeben werden konnte, während eine weit größere Anzahl das Zeugniß hätte erhalten können, wenn der Antrag hierzu vorlag. Ebenso ist verschiedenen Ausgelernten der Schule diese Vergünstigung noch nachträglich zu Theil geworden, indem denselben auf Grund ihrer praktischen Arbeiten an der Schule von Sachverständigen (Uhrmacher-Ver einen rc.) das von den Behörden geforderte Zeugniß ausgestellt werden konnte. Hierbei ist noch zu be merken, daß 20 Proz. der Schüler Ausländer, d. h. nicht Neichsangehörige sind und daß von den 15 Zög lingen, die beim Besuche der Schule das Freiwilligen- zeugniß bereits in der Tasche hatten unv die meist als Lehrlinge eintraten, fast alle auch auf Grund ihrer praktischen Leistungen das Freiwilligenjahr hätten ab dienen können. Dresden. Vor Eintritt in die Tagesordnung der Sitzung der Zweiten Kammer am 7. Dezember wurde angezeigt, daß die Wahlen der Abgg. Opitz, Ruder, Fritzsche, Goldstein, Horn-Cainsdorf, Zeidler, Theuerkorn, Uhlmann-Stollberg, Pinkau, Seydel für giltig erklärt worden sind. Der hauptsächlichste Gegen stand der Tagesordnung mar die Interpellation des Abg. I)r. Schill und 13 Genoffen: Beabsichtigt die Königl. Staatsregierung den Ständen den Entwurf eines Gesetzes über Vermaltungsgerichtsbarkeit vorzu legen? und — für den Fall der Bejahung — wann wird die Vorlegung dieses Gesetzentwurfes erfolgen? Die Interpellation wurde vom Abg. I)r. Schill besonders damit begründet, daß ein derartiges Gesetz, dessen Sachsen gegenwärtig noch entbehre, aus objektiven Gründen: „um einen Rechtsschutz auf dem Gebiet des öffentlichen Rechts zu schaffen" und in subjektiver Richtung: „um etwaigem Mißtrauen des Publikums gegen die Entscheidungen der Verwaltungsbehörden vorzubeugen" nützlich und nothwendig sei und auch im übrigen deutschen Reiche bestehe. Die Interpella tion wurde vom Staatsminister v. Metzsch ausführlich beantwortet. Der Minister versichert, daß die Schaffung eines derartigen Gesetzes fortdauernd von der Königl. Regierung in einem den Petenten geneigten Sinne im Auge behalten worden sei, daß jedoch zur Zeit wegen der zahlreichen vorhandenen Schwierigkeiten, auf die der Minister hinwtes und von denen er besonders den ' Mangel einer Kodifikation des Polizeistrafrechts her vorhob, ein fertiger Gesetzentwurf nicht vorgelegt werden könne. Hiermit war die Interpellation er ledigt. Die Kammer ließ sodann die Petition des Kaufmanns Hoffmann in Dresden um Gewährung einer Baubeihilse der LandeSbrandkaffe dem Antrag der Beschwerde- und Petitionsdeputation (Berichterstatter v. Trebra-Lindenau) entsprechend ohne Debatte ein stimmig auf sich beruhen. — Für die nächste Finanzperiode beabsichtigt die Regierung generelle Projekte für die Einbeziehung dec Städte Grünhain und Elterlein, ferner der Stadt Frauenstein und des industriereichen OrteS Schwepnitz in das Staatseisendahnnetz bearbeiten, auch näher untersuchen zu lassen, in welcher Weise dem Eisen- bahnbedürfniffe der Gegend zwischen Freiberg, Wils druff und Nossen am zweckmäßigsten entsprochen werden kann. — Nachdem die Umbauten an den westlichen und südlichen Fronten des königl. Schlosses vollendet sind und auch ein Theil der östlichen Seiten noch in diesem Jahre in Angriff genommen und ziemlich weit gefördert werden konnte, hat man den gegenüber der Hauptwache und dem prinzl. Palais am Taschenberge gelegenen, an die Schloßbauten angrenzenden Platz mit einem geschmackvollen Geländer eingezäunt. Die zwischen großen steinernen, mit Kugeln bekrönten Säulen eingesetzten Felder sind aus Schmiedeeisen her gestellt und mit schönen Arabesken der Kunstschlossersi verziert. — Durch die auf Befehl des Königs erfolgte Be zeichnung der königl. sächs. Artilleriebrigade Nr. 12 als Feldartilleriebrigade Nr. 12 ist die Trennung der Feld- und Fußartillerie, die in den preußischen Armeekorps bereits seit längerer Zeit besteht, auch für das sächs. (XII.) Armeekorps zur vollendeten Thatsache geworden. Die naturgemäße Folge davon wird sein, daß auch das Avancement in diesen beiden Artillerie gattungen ein getrenntes, die Oifizierkorps derselben als selbstständig neben einander bestehen werden, während bisher vielfach Versetzungen von der Feld artillerie zur Fußartillerie und umgekehrt stattgefunden haben. Während für das königl. sächs. Fußartillerie regiment Nr. 12 das königl. Generalkommando des XII. (königl. sächs.) Armeekorps die nächstvorgesetzte Waffeninstanz in allen Personal-Angelegenheiten bildet und dieses Regiment daneben in artilleristischer Be- zi-hnng der 4. Fußartillerieinspektion unterstellt ist, ist für die königl. sächs. Feldartillerieregimenter Nr. 12, 28 und 32 die königl. sächs. Feldartilleriebrigade Nr. l2 die nächstvorgesetzte Waffeninstauz. Durch den Umstand, daß auch das sächs. Fnßartillerieregiment am vergangenen I. Oktober eine Standeserhöhung um eine Kompagnie erfuhr, ist das Oisizierskorps dieses Regiments bezüglich des Avancements der Feldartillerie ungefähr gleichgestellt. Freiberg. Die Vorarbeiten für die im nächsten Jahre in unserer Stadt stattfinvende Gewerbe- und Industrieausstellung nehmen ihren rüstigen Fort gang. Das Unternehmen kann nunmehr als ein voll ständig gesichertes betrachtet werden, dem es am besten Erfolge sicherlich nicht fehlen wird. Von allen Seiten und aus allen Gegenden des Erzgebirges und Vogt landes wird der Ausstellung das ungetheilteste In teresse entgegengebracht und abgesehen davon, daß der