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Mchmh-MiW Nr. 139 59. Jahrgang. Dienstag, den 28. November 1893 Inserate, welch« dei >» bedeutenden Auflage de* Gelegenheit dazu geboten und sei daher bemerkt, daß der Unterricht Mittwochs Abends 8 Uhr im Gasthof zum gold. Stern stattfindet. — In der Versammlung des Vereins junger Landwirthe hielt Herr Robert Jungnickel einen recht zeitgemäßen und beherzigenswerthen Vortrag über die Stallfütterung in diesem Winter, indem derselbe ganz besonders für dies Jahr seine Berufsgenoffen auf forderte, auf Reinhaltung des Stalles, gute Pflege des VieheS und Sparsamkeit bei der Futteroerabreichung zu sehen und bei Verwendung von Kraftfuttermitteln die Versuchsstation des Kreisvereins zu befragen. So dann gab er viele bemerkenswerthe Winke über Ver wendung der verschiedensten Futtermittel. — Erfreulicher Weise wird der in letzter Nummer erwähnte Ausfall in unserm städtischen Budget hoffent lich nicht eintreten, da die zweite Kammer, besonders d«e konservative Fraktion, den Staats,uschuß an die Schulgemeinden unbedingt erhalten wissen will. Meh rere Redner wiesen schon darauf hin, daß falls die Grundsteuer diese Dotation nicht mehr hergeben kann, dieselbe auf andere Weise z. B. durch weitere Be steuerung der hohen Einkommen von etwa 30000 Mk. an, aufgebracht werden müsse. — Die dieser Tage zur Vertheilung gelangende Liste derjenigen Bürger unserer Stadt, die bei der be vorstehenden Stadtverordnetenwahl stimmberechtigt und bez. auch wählbar sind, weist überhaupt 349 Namen (gegen 356 im Vorjahre) auf, davon entfallen auf die unangeseffenen Bürger 141 (149) und auf die mit Wohnhäusern angesessenen 208 (207). Das 50jährige Stiftungsfest des Land- wirthschaftlichen Vereins Dippoldiswalde und Umgeg. wird Dienstag, den 12. Dezember, im hiesigen Nath- haussaale festlich begangen werden.. — Bestehender Vorschrift gemäß sind die Namen der als geprüfte „Hufbeschlagmeister" diplomirten, sowie der von der landständischen Kommission in der Oberlausitz prämiirten Hufschmiede am 1. Dezember öffentlich bekannt zu machen. Sollten sich daher Huf schmiede der vorgedachten Art im Laufe des letzten Jahres im amtshauptmannschaftlichen Bezirke etwa nieder gelassen haben, so wollen sich dieselben ohne Verzug unter Einsendung ihrer Prüfungszeugnisse bei der Königl. Amtshauptmannschaft melden. - Kreischa. Unser Männergesangverein veran staltet am 10. Dezember ein Wohlthätigkeits - Concert, dessen Ertrag der Kinderbewahranstalt für Kreischa und Umgegend zufließen soll. 4 Kleincarsdorf. Man hofft die Wasserleitung in dieser Woche soweit fertigzustellen, daß der in der Nähe des Gasthofes befindliche Wasserbehälter in Be nutzung genommen werden kann. Dresden. Nächsten Sonntag beginnen die kirch lichen Fürbitten für die Prinzeß Friedrich August, die einem freudigen Ereigniß entgegensieht. Im ganzen Sachsenlande wird diese Mittheilung lebhafte Freude Hervorrufen. — Zur Ausrüstung der Personenzüge mit Luft druckbremsen ist ein Postulat von 250700 M. in den außerordentlichen Etat eingesetzt. Ja der Begrün dung heißt es: Nachdem in der Finanzperiode 1892/93 die Personenzüge der Dresden-Reichenbacher und Leip- zig-Dresden-Bodenbacher Linien bereits mit Luftdruck bremsen ausgerüstet worden sind, empfiehlt es sich aus Gründen der Betriebssicherheit eines Theils und andern Theils zur Erlangung der Möglichkeit, die Fahr geschwindigkeit der Züge zu erhöhen, im Nebligen nach dem Vorgänge der übrigen anschließenden deutschen und außerdeutschen Bahnen, die Personenwagen ander- weiter Hauptlinien mit Luftdruckbremsen auszurüsten. Demgemäß sind für die Finanzperiode 1894/95 die Personenzüge der Linien Leipzig-Hof, Reichenbach-Eger und Chemnitz-Riesa zur Einrichtung mit Luftdruck bremsen in Aussicht genommen. Die Kosten dieser Herstellungen belaufen sich einschließlich jener für die Einrichtung der zugehörigen Lokomotiven und Tender mit Luftdruckbremsen auf zusammen 250700 M. — K »nkurse find in Sachsen im Oktober 78 eröffnet worden, gegen 64 bez. 56 in den beiden Vor monaten. Wir haben also wieder eine ansehnliche Steigerung zu verzeichnen. Nur die drei ersten Monate dieses Jahres haben noch mehr Konkurs anmeldungen gebracht. Wie in Sachsen, so ist auch in den meisten übrigen Staaten des deutschen Reiche- eine meist ansehnliche Zunahme der Konkurse zu be obachten gewesen. In Preußen stieg die Zahl der Konkurse von 223 auf 279 und im Reiche von 448 auf 518. — Vom sächsischen Heere beziehen Pensionen oder Pensionserhöhungen aus dem allgemeinen Pen- stonsfonds 462 gegen 418 im Vorjahr, darunter 49 (45) Generale, 202 (185) Stabsoffiziere, 181 (161) Hauptleute und Lieutenants und 30 (27) Aerzte. — Die Nachricht, laut deren für die Besetzung der von den Stadtverordneten neugeschaffenen dritten Bürgermeisterstelle in Dresden an erster Stelle der Geheime Finanzrath Beutler, früher Bürgermeister in Freiberg bez. Meerane in Aussicht genommen sein soll, bestätigt sich. Herr Beutler soll auf Befragen sich zur Annahme der Stelle bereit erklärt haben, so fern ihm bei Erledigung die zweite Bürgermeisterstelle zu Theil werde. Neben Beutler werden als Kandi daten für die genannte Stelle noch der Geh. Rath bet der Kreishauptmannschast Freiherr v. Bernewitz und der Stadtverordnete Rechtsanwalt vr. Stöckel, sämmt- lich in Dresden, genannt. Das Befinden des derzei tigen Bürgermeisters und Landtagsabgeordneten Bönisch wird als hoffnungslos geschildert. Pirna. Hier kam der Fall vor, daß ein Musik werk zum Entdecker einer Diebin wurde. Um einige Gläser einzukaufen, begab sich eine Frau vom Lande in einen hiesigen Glasladen. Nachdem sie ver schiedene Gläser betrachtet hatte, von denen ihr keines gefiel, begab sich der Inhaber des Geschäfts an das Ende des Ladens, um weitere Gläser zur Auswahl auf den Ladentisch zu stellen. AIS er zurückkam, ent gegnete die Frau, sie müsse plötzlich fort und müsse deshalb von einem Kauf absehen. Mit diesen Worten nahm sie den Tragkorb auf die Schulter und wollte sich entfernen. Jetzt konnte man aber aus dem Korbe die lieblichen Töne eines Strauß'schen Walzers ver nehmen. Die Frau hatte in Abwesenheit des Ge schäftsinhabers ein GlaS mit Musikwerk unter ein Tuch ini Korbe verschwinden lassen. Durch die Er schütterung aber, als die Frau den Korb schleunigst auf den Rücken beförderte, setzte sich das Spielwerk in Thätigkeit. WeiStropp bei Wilsdruff. Von Frau verw. Wend in der zur hiesigen Kirchfahrt gehörigen Gemeinde Niederwartha wurde der hiesigen Kirchgemeinde kürz lich eine genügende Summe Geldes zu einer Heiz einrichtung in der hiesigen Kirche mit der Erklärung übergeben, daß sie mit der schenkungsweisen Hergabe dieses Geldes den Wunsch ihrer am 2. Mai laufenden Jahres verstorbenen Tochter Bertha erfülle. Roßwein. Zur großen Freude unserer Bewohner schaft traf hier die Nachricht ein, daß der Centralaus schub des deutschen Schlosserverbandes in Berlin be schlossen hat, die deutsche Schlosserschule nächste Ostern in Roßwein zu errichten. Lorenzkirchen bei Strehla. Vor 14 Tagen hatte ein im hiesigen Orte dienender Knecht in der Nähe des Schießplatzes bei Zeithain eine Granate ge funden, dieselbe mit in das Dorf genommen und da selbst zuerst in eine Schleußt, als die Sache aber ruch bar wurde, später in ein Kaninchcnloch deS Lorenz- kirchener Holzes versteckt. Die Gendarmerie, welche werd«« mit 10 Psg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coiaplicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Ein«» sandt, nn redaktionellen Theil«, die Spaltenzefl-' 20Pfg. Verantwortlicher Redacteur: IchNk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirteu Unterhattungsblatt". Mit land- und hauswirthschastlicher Monatsbeilage. Amtsblatt für die Königliche Urntshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Siadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nachdem in der auf Sonnabend, den 25. d. Mts., anberaumten Versammlung des Ge - werbevereins der Vorsitzende, Herr Stadtrath Heinrich, den Wortlaut einer schon übergebenen Pe tition wegen Verlegung des 1. Zuges in der Richtung Hainsderg-Kipsdorf auf eine frühere Zeit verlesen und ferner die Bitte um baldige Anmeldung zur Beschickung der projektirten Gewerbeausstellung in Freiberg, bei Herrn Schuldirektor Rasche zu geschehen, ausgesprochen hatte, ertheilte er das Wort der Schriftstellerin Frl. Antonie Pieper zu ihrem Vortrage über Otto Devrient's historische Charakterbilder: Luther und Gustav Adolf. Schon lange spiele das deutsche Volk, wo es lebe, in Tirol, wie in Siebenbürgen. Neuen Aufschwung haben diese Volks-Festspiele durch die bei Gelegenheit der 400jährigen Geburtstagsfeier unseres Reformators entstandenen Lutherfestspiele erhalten. An der Hand der Devrient'schen Dichtung führte nun die Vortragende Luther vor als zu niedrigen Klosterdiensten entwürdigten Novizen, als in inneren Seelenkamps sich windenden Klosterbruder, als innerlich erstarkten und geklärten, die erkannte Wahrheit unerschrocken vertheidigenden Prediger, als tröstenden und beruhigenden Seelsorger, als zielbewußten, furchtlosen Reformator und als treu sorgenden Hausvater. Otto Devrient hat neben dem Helden mit dem Schwert des Geistes auch Gustav Adolf, den Helden mit dem Königsschwert zur Haupt person eines Volkssestspiels genommen, in dem er be sonders den Kampf des Königs mit der Zaghaftigkeit und Uneinigkeit der evangelischen Fürsten, dem Miß trauen und der Undankbarkeit Seitens mancher Deut schen, aber auch den inneren Kampf des Retters des evangel. Glaubens mit dem Verlangen nach Länder gewinn zur Darstellung bringt, aber den König inner lich geläutert aus dem Widerstreite hervorgehen läßt. Nach Aussage der Vortragenden sind in beiden Dich tungen die Hauptpersonen nach historischen Quellen wahrheitsgetreu gezeichnet. Die Zuhörerschaft, die frei lich nur gering an Zahl war, nahm die anregenden Darbietungen mit warmem Dank auf. — Der Termin zur Anmeldung für die im Juli und August nächsten Jahres geplanten Freiberger Industrie- und Gewerbeausstellung rückt immer näher und um alle einschläglichen Vorfragen eingehend zu erörtern, hat der hiesige Ausstellungs ausschuß für morgen eine Versammlung einberusen, zu welcher alle Interessenten laut Inserat «ingeladen sind. Bis jetzt sind Anmeldungen beim Ausschüsse nur spärlich eingegangen, und wenn die Betheiliguug keine stärkere wird, wird der Gewerbeverein als solcher jedwede weitere Unterstützung und Förderung dieser Angelegenheit ablehnen. Es wäre freilich sehr be dauerlich, wenn unsere heimische Industrie, die in mehreren Zweigen leistungsfähige Spezialitäten auszu weisen hat, in unsrer Nachbarstadt Freiberg nicht die entsprechende und erwünschte Vertretung finden würde. Wir mache» im Interesse dieser wichtigen Angelegen heit aus die erwähnte Versammlung alle Industriellen und Gewerbtreibenden unsrer Stadt hierdurch auf merksam. — An Stelle der mit Ende des Jahres aus dem Rathskollegium scheidenden Herren Priv. Schmidt und Kausm. Oskar Näser wurden am 24. November vom Stadtverordnetenkollegium der erstere wieder- und Herr Steinbruchbcsitzer Liebel neugewählt. — Der Aufforderung des hiesigen Gabelsberger- schen Stenographenvereins zur Theilnahme an einem Elementarkursus ist in recht erfreulicher Weise ent sprochen morden; es sind außer einer wesentlichen An zahl junger Leute auch einige ältere Herren demselben beigetreten. Da dieser Kursus erst vorige Woche be gonnen hat, so ist für Diejenigen, welche sich die so ungemein nützliche Kurzschrift aneignen wollen, noch DK „Wrißerih-Zeitung" vMint wöchentlichHrch mal: Dienstag/ Donners- t«a und Sonnaöend. ' Preis viertelsährlich 1 M. «5 Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 4L Psg, Einzelne Nmnm-rn 10 Pfg. — Alle Postan flalten, Postbote», sowie Li« Agenten nehmen Be» . stelluuzen an.