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Reinhold Karl Wundersee aus Kleinscht-Meseritz. Ihrer Angabe, sie hätten die Thal in der Betrunkenheit be gangen, schenkte der Gerichtshof keinen Glauben, viel mehr wurde ein jeder der Angeklagten zu der ver dienten Strafe von 9 Monaten Gefängniß und drei jährigem Ehrenrechtsverlust verurtheilt. EberSdorf. Vor einigen Tagen lief der sechs jährige Sohn eines hiesigen Arbeiters in den Weide plan eines Gutsbesitzers. In diesem graste ein munteres Fohlen. Der Knabe trat neckend an das Pferd heran, dieses aber schlug aus und verletzte des Knaben Gesicht schwer. Eine Kinnlade ist dem Ver nehmen nach zerschlagen worden. Zwickau. Infolge der Amnestie, welche König Albert gelegentlich seines 50 jährigen Militärdienst- Jubiläums angeordnet hat, sind u. A. aus der Straf anstalt Zwickau 29 Gefangene entlassen worden, die wegen militärischer Vergehen zu längeren Freiheits strafen und zur Entfernung aus dem Heere verurtheilt waren. Unter den Begnadigten befand sich auch ein Vogtländer der vor 22 Jahren als Vierjährig-Frei williger in die Armee eintrat und sich im letzten Dienstjahre eines Insubordinations-Vergehens gegen einen Unteroffizier schuldig gemacht hatte. NiederlungwiH. Ein bedauernswerthes Unglück hat die Familie eines hiesigen Einwohners betroffen. Die beiden Söhne des Bäckermeisters I. beschäftigten sich am Montag aus dem Hofe des Grundstücks; da bei war der eine im Begriff, durch eine hölzerne Wand einen sogenannten Centrumsbohrer zu treiben. Der andere Sohn aber lehnte so unglücklich an dieser Holzwand, daß die Spitze des Bohrers nach Durchgang durch das Holz ihm ins Auge drang, so daß der be- dauernSwerthe Knabe sofort in ärztliche Behandlung nach Zwickau übergeführt werden mußte. Lichtenstein. Bisher ist hier die Ausleihung der hiesigen Svarkassengelder auf Hausgrundstücke bis zu der Brandkasse erfolgt. Es sollen nun in Zu kunft, auf Vorschlag des SparkassenauSschuffes, bet besonders günstigen Verhältnissen unter Umständen auch '/i der Brandkaffe beliehen werden. Der Rath hat diesem Vorschlag gegenüber seine Genehmigung ausgesprochen, jedoch unter dem Vorbehalt, daß, wenn sich die Beleihung von */s auf '/i der Brandkasse in gewissen Fällen erforderlich machen sollte, vorher die Erlaubniß des StadtratheS einzuholen ist. Das Stadt verordnetenkollegium erklärt sich mit dem Rathsbeschluß einverstanden. Aus dem Bogtlande. Ein jugendlicher Brand stifter in der Person eines 13jährigen Schulknaben ist vor einigen Tagen von der Schutzmannschast in Oelsnitz ermittelt worden. Der Bursche hatte versucht, die vor zwei Jahren vom Feuer verschont gebliebene zweite Scheunenreihe an der Schützenstrabe daselbst in Brand zu stecken. Er hatte das Herumliegende Stroh zusammengerafft und angezündet; nachdem er die Flucht ergriffen, wurde zum Glück das Feuer noch rechtzeitig bemerkt und gelöscht. Eine exemplarische Strafe wird hoffentlich nicht ausbleiben. — Da die billigen Viehpreise im Vogllande und im benachbarten Bayern sich erhalten, weil das Futter nach wie vor knapp ist, so ist auch der Preis deS Rind- und Schöpsenfleisch fortgesetzt niedrig. Während das erstere in bester Qualität mit 50 Pf. pro Pfund verkauft wird, kostet das Pfund fettes bayerisches Schöpsenfleisch in Oelsnitz gegenwärtig nur 25 bis 30 Pf. Plauen. Der Höchstgehalt der hiesigen Bürger schuldirektoren beträgt gegenwärtig 4500 Mk. Ein Antrag des StadtratheS, denselben durch Aus setzung von zwei Gehaltsstaffeln von je 250 Mk. aus 5000 Mk. zu erhöhen, wurde vom Stadtgemeinderath abgelehnt. Oschatz. Am Donnerstag vergangener Woche wurde hier durch eine Explosion, vermuthlich durch Dynamit herbeigeführt, eine arge Zerstörung im Restaurationslokale des Gasthauses „Zum Roß" ange richtet. Eämmtliche Fensterscheiben des Lokals sprangen in Stücke und bedeckten das Trottoir. Eine Frau, Wittwe Schneider, welche sich am Büffetschranke be fand, trug nicht unerhebliche Brandwunden an den Armen und im Gesichte davon. Wie dieser Explosions stoff in das Büffet gekommen, ist bisher noch ein Räthsel. Zwei Fremde und der Kellner, welche sich noch im Lokale befanden, kamen mit dem Schrecke davon. Oschatz. Das Gebäude der hiesigen Kloster kirche, innerlich verfallen, ist bisher von der hiesigen Garnison zu Reitzwecken benutzt worden. Das evang.- lutherische Landeskonsistorium hat aber neuerdings diese Benutzung als unzulässig bezeichnet und der Stadtbehörde dabei eröffnet, daß das betreffende Ver- tragsverhältniß gelöst werden müsse. Um aber die Stadtgemeinde nicht plötzlich in Verlegenheit zu setzen, hat es die bisherige Benutzungswelse bis zum l. April 1895 nachzusehen erklärt. Der Rath hat darauf in — 856 — seiner letzten Sitzung (30. Oktober) beschlossen, von letzteren Tagen ab den Pacht der Klosterkirche auf zugeben und ebenso den Unterpacht der Garnison zu kündigen. Tagesgeschichle. Berlin. Der dem Bundesrath zugegangene Ge setzentwurf über die anderweite Ordnung des Reichs finanzwesens bestimmt: Die Matrikularbeiträge müssen jährlich um mindestens 40 Millionen hinter den den Bundesstaaten zustehenden Ueberweisungen zu- rückbleiben. Bei höherer Differenz verbleiben die Mehrbeträge dem Reiche, bei geringerer Differenz bleiben die entsprechenden Beiträge der Matrikularbeiträge un erhoben. Die Ueberschüffe des Reichshaushaltes dienen als besonderer Fonds zur Ausgleichung etwaiger Fehl beträge in den folgenden Jahren. Wenn der Aus gleichsfonds 40 Millionen übersteigt, so ist der Ueber- schuß zur Tilgung der Reichsanleihe anzuwenden. Bei nicht vorhandenem Ausgleichsfonds können zur Deckung des Etat-Fehlbetrages Zuschläge zu den Reichs verbrauchsabgaben erhoben werden. — Die offiziösen Blätter beginnen angesichts der herangenahten Reichstagssession erneut für die Reichs - finanzreform ins Zeug zu gehen. So schreibt u. A. die „Badische Correspondenz", daß mit bloßer Ne gation in dieser wichtigen Frage nichts gethan sei, die Verneinung der neuen Steuervorlagen würde die Fort dauer eines unleidlichen Zustandes, der Abhängigkeit der einzelstaatlichen Finanzen von der Neichsfinanz- gebahrung auf unbestimmte Zeit bedeuten. Aus einer Ablehnung der Steuervorlagen würde sich für die Einzelstaaten die Nothwendigkeit einer beträchtlichen Erhöhung der direkten Steuern ergeben und folge richtig auch eine stärkere Belastung der Volksmaffe als bei den Neichssteuerprojekten. Der Reichstag werde nicht umhin können, zur Regelung des finanziellen Verhältnisses des Reiches den Einzelstaaten die Hand zu bieten. — Diese Ausführungen des genannten Blattes sind gewiß zutreffend, wenngleich sie ja nichts Neues enthalten, und auch der Reichstag wird sich schwerlich der zwingenden Nothwendigkeit der geplanten Reform verschließen. Aber die Schwierigkeiten liegen eben in der Art und Weise, wie die Regelung der Reichsfinanzen eingeleitet werden soll und daß da die vorgeschlagenen neuen Steuergesetze durchgängig eine freundliche Würdigung im Parlamente finden sollten, erscheint schon jetzt höchst zweifelhaft. — Das Steuer bouquet, welches die verbündeten Regierungen dem Reichstage bei seinem Zusammentritte zu präsentiren gedenken, wird nach den jüngsten Mittheilungen hier über aus der Tabakfabrikatsteuer, aus einer erhöhten Börsensteuer — Verdoppelung resp. Verdreifachung der Stempelabgabe von Kauf- und sonstigen Anschaffungs geschäften — aus einer erhöhten Lotteriestempelsteuer, aus einer Frachtbriesstempelsteuer und einer Quittungs steuer bestehen. Ungewiß ist es noch, wie es mit der geplanten Reichsweinsteuer wird, aller Wahrscheinlich keit dürste schließlich aber auch diese Blüthe in dem neuen Steuersträußchen nicht fehlen. Der Ertrag aus der Tabakfabrikatsteuer wird auf 50 Millionen jährlich, derjenige aus der Reichsweinsteuer auf 10, nach an deren Schätzungen auf 14 Millionen, derjenige aus der anderweitigen Börsensteuer auf 5 Millionen über den jetzigen Ertrag der Börsensteuer und der Ertrag aus der Frachtbriefstempelsteuer auf 10—12 Millionen Mark veranschlagt. Ueber den muthmaßlicken Ertrag der erhöhten Lotteriestempelsteuer und der Quittungs steuer liegen noch keine Angaben vor. — Zur Verzinsung der Neichsschuld dürfte für 1894/95 ein Mehr im Betrage von 5.» Millionen gefordert werden. Davon würden etwa 5 Millionen auf die 3prozentige Reichsschuld entfallen. Jnsgesammt kommen von den Zinsen auf die 4prozentige Neichs schuld 18 Millionen, auf die 3>/-prozentige 26,s Mil lionen und auf die 3prozentige etwas über 25 Millionen. Die Gesammtschuld des Reichs Dürfte sich für den 1. April 1895 auf 700 Millionen 3prozentiger Anleihe, 690 Millionen 3'/, prozentiger und 450 Millionen 4prozentiger Anleihe belaufen. — Ueber die große Zahl der Meineide wird schon seit vielen Jahren geklagt. Ist nun auch er wiesen, daß die Bestrafungen wegen Meineids sich in der letzten Zeit nicht vermehrt haben, so ist die Menge der Meineidoelikte immerhin bedeutend genug, um einen Nothstand darin zu erblicken, dem abgeholfen werden muß. Außerdem aber ist es bekannt, daß viel mehr Falscheide geschworen werden, als zur Verfol gung bezw. Bestrafung gelangen. Wie der Meineids seuche abzuhelfen sei, darüber sind schon zahlreiche Er örterungen gepflogen worden, zunächst freilich ist noth- wendig, daß der wahrhaftige Christenglaube in Fami lien, Schulen und nicht zuletzt in der Literatur wieder mehr gepflegt werde. Das Vordringen unchristlicher Tendenzen geht mit der Vermehrung der Meineide Hand in Hand. Dann aber muß dafür gesorgt werden, daß vor Gericht schon durch Aeußerlichkeite» auf die Heiligkeit des Eide» eindringlich aufmerksam gemacht werde. Diese Tendenz hat denn auch ein Antrag, dec kürzlich von der brandenburgischen Prooinzialsynode mit großer Mehrheit angenommen worden ist. Danach soll das königl. Konsistorium der Provinz Brandenburg ersucht werden, dahin zu wirken, daß bei der bevor stehenden Abänderung der Strafprozeßordnung auf eine Aenderung der gesetzlichen Bestimmungen über die Eidesform in folgendem Sinne Bedacht genommen werde: 1. Der Voreid soll durch den Nacheid ersetzt, 2. dieser letztere soll thunlichst beschränkt und 3. für die Eidesleistung vor Gericht soll eine der Heiligkeit ertsprechende Form gefunden werden. Hierzu gehört ganz selbstverständlich, daß 4. jeder Christ das Recht haben muß, nur von einem christlichen Richter ver eidigt zu werden. Die Freunde der Juden erblicken in dieser letzten, ganz selbstverstänDlichen Forderung natürlich wieder eine Bethätigung des Antisemismus. Das ist eben das Beschämende, daß es Christen giebt, die christliche Forderungen schon um deswillen nicht erheben, oder, sofern sie von anderer Seite erhoben worden sind, sie bekämpfen, nur weil dadurch die Juden „verletzt" werden könnten! Als ob es etwas Verletzenderes gäbe, als der einem gläubigen Christen ouferlegte Zwang, die von einem Juden vorgesagte Eidesformel nachsprechen zu müssen! — Einer baulichen Veränderung sollen die zur' Ostseestation gehörenden, augenblicklich im Kieler Hafen weilenden Schiffe der „Sachsen"-Klaffe, „Baden", „Bayern", „Sachsen" und„Württemberg", die alsPanzer- korvetten gebaut sind, unterworfen werden. Wie inMarine- kreisen verlautet, wird im kommenden Frühjahr damit begonnen, sämmtliche Panzerschiffe der „Sachsen" - Klaffe baulich derart umzugestalten, daß das Oberdeck beseitigt und jedes Schiff mit 9—25 Centimeter- Kaliber haltenden Schnellfeuerkanonen versehen wird. Die neuen Geschütze werden dem Geschoß eine ungleich größere Geschwindigkeit geben als die alten Geschütze, die für die jetzige Kriegsführung nicht geeignet sein sollen. Die Panzer der „Sachsen"-K>affe führen jetzt vier schwere, 26 Centimeter Kaliber haltende Ring geschütze in einem mit 40 Centimeter-Panzer versehenen offenen Thurm, sowie 2 Geschütze desselben Kalibers in einem halbrunden Thurm aus dem Vorderdeck. Sobald der Umbau und die neue Armirung beendet sind, sollen die vier Panzerkorvetten außerdem neue Maschinen und Kessel erhalten. — Gegen den Spracherlaß des Oberpräsidenten von Schleswig-Holstein über die Einführung des Deutschen als der hauptsächlichen Unterrichtssprache in allen nordschleswigschen Schulen hat die orthodoxe Geistlichkeit Schleswigs im Vereine mit der dänischen Protestpartei eine mehrjährige maßlose Agitation ent faltet und die Einschränkung des Deutschen und Ver mehrung des Dänischen in der Presse und in Ver sammlungen gefordert. Jetzt liegt eine beachtenswerthe Kundgebung der Lehrer des Kreises Hadersleben vor. Letztere haben in einer Versammlung mit überwältigen der Mehrheit eine Resolution angenommen, in welcher sie der Sprachverfügung der Regierung für die Schulen im nördlichen Schleswig unter Den bisherigen Ver hältnissen ihren ungetheilten Beifall zollen, und zu gleich die Hoffnung aussprechen, daß in nicht zu ferner Zeil die deutsche Sprache als alleinige Unterrichts sprache der Volksschule im nördlichen Schleswig ein geführt werde. — Das Ergebniß der Preisvertheilung auf der Wellausstellung in Chicago stellt sich für Deutsch land als ein überaus günstiges dar. Insoweit abge schlossene Mittheilungen bereits vorliegen, ergiebt sich, daß in den wichtigeren Gruppen, in denen der deutsche Gewerbefleiß vertreten ist, demselben '/» bis >/» sämmt- licher überhaupt zur Vertheilung gekommenen Preise zugesallen ist; unter anderen haben unsere chemische Gruppe, Die Kunstmetall-Jndustcie, die schmiedeeisernen und feineren Metallwaaren, die in das Gebiet der Optik und Mechanik fallenden Ausstellungsgegenstände, sowie die Edelmetall- und Bijouteriewaaren die Aner kennung der Preisrichter in hohem Maße sich zu er ringen gewußt. Für Gold- und Silberwaaren beispiels weise sind von den 280 im Ganzen zuerkannten Preisen sogar 130, also nahezu die Hälfte, auf Deutschland entfallen. Bekanntlich war der Erfolg der Preisver theilung wegen des von den Chicagoer Ausstellungs- behörben Anfangs gewählten eigenartigen Jurysystems sehr zweifelhaft; wenn die Reichsvertretung gleichwohl sich entschloß, die deutschen Ausstellungsobjekte der Beurtheilung durch die Preisgerichte zu unterwerfen, so sinDet dieses Vorgehen gegenwärtig seine Recht fertigung durch das für die deutsche Industrie erzielte günstige Ergebniß, wie auch in dem Umstande, daß seitens der von der Preisbewerbung Mrückgetretenen (französischen, norwegischen rc.) Aussteller neuerdings mehrfach Kundgebungen des Bedauerns über daS Fernbleiben ihrer Ausstellungsgegenstände von der Preisbewerbung laut werden.