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Mcherih -ZitW Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welch« V«i d«» bedeutenden Auflage del BlatteS eins sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pf«, di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicikte Inserate mit entsprechen den! Aufschlag.— Eid« sandt, im redaktionelle« Theile, die Svaltenzeip- MPfg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., r'yeimoüatlich 84 Pfg.» eininomttlich 4» Psg. Äinzelnt Nummerst 10 Psg. Bll« Postau- p statten, Postbdten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit ^chtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 128. Dienstag, den 31. Oktober 1893. 59. Jahrgang. Z Es klopfet an des Klosters Pforte In stiller Nacht ei» Musensohn; Nur in der Zelle düst rem Orte Erhofft er Gnad' von Gottes Thron; Fromm in der Werke Thätigkeit Erwartet er Gerechtigkeit. UM Reformatiousfeste. Sein Ringen aber ist vergebens, Trost spendet ihm nur Gottes Wort; Er schmeckt in ihm daS Brod des Lebens, Beim Glauben sucht er seinen Hort; Und Gottes Friede ziehet ein, Reißt seine Seel' aus Angst und Pein. Gewaltig d rum schwingt er den Hammer In Wittenberg mit deutscher Hand: ,,Streift ab des bangen Herzens Jammer Und knüpfet sest des Glaubens Band! Nicht Roma'S leerer Heil'grnschein Soll ferner eure Richtschnur sein! ES soll nun GotteS Wort bestehen, Rein, wie es Christus einst gelehrt; Gereinigt soll es neu erstehen; Ob Menschcntrug es auch verkehrt'! Tritt ein, o Christ, zu Gottes Ruhm Treu für das Evangelium!" Abonnements auf die „Weißeriß-Zeitung" für die Monate November und Dezember nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Zum Reformationsfeste. Unsere Zeit vAgißt schnell. Jedes Jahrhundert bringt Männer hervor, deren Namen und Person ein rasch lebendes Geschlecht bald aus den Augen ver liert, und lebt doch von ihrem Werk, erbt Segen oder Fluch von jenen, und muß ernten zum Unglück oder Heil, was die Vergangenheit gesäet. Der Tag der Reformation läßt wieder den Munn vor unfern Augen erstehen, dessen mächtiger Geist dem Leben Deutsch lands sein Gepräge gegeben hat bis auf diesen Tag, den Mann so niuthig wie demüthig, so stark wie gläubig, Martin Luther. Auch die, welche sein Werk nicht verstehen, oder hassen, danken ihm für ihr Geistes leben mehr, als sie selber es ahnen. Unsere Zeit lebt von seinem Erbe. Zwei Gegner hat das Reformationswerk Luthers: diejenigen, welche im Banne der römischen Satzungen das Heil suchen, und diejenigen, die sich selbst und die eigene Willkür und Lust als höchste Autorität an sehen und von jeder andern sich emanzipiren. Luther hat uns die Freiheit von den Fesseln falscher Autorität und von der Willkür des eigenen Beliebens errungen und uns den Weg zur wahren Freiheit geführt, die nur im Gehorsam gegen den lebendigen Golt und Sein heiliges Wort gewonnen werden kann. Unter heißen Kämpfen hat er den Frieden mit Gott durch Jesum Christum gefunden und Allen, die ihrer Seelen Heil suchen, diesen Weg geöffnet. „Hier stehe ich, ich kann nicht anders," daS ist die Sprache eines Helden, der, allen irdischen Feinden trotzend, nur unter den heiligen Gott und die Stimme des Gewissens sich beugt. Wo das von Gott und seiner Offenbarung in Christo ge bundene Gewissen diese höchste Autorität preisgiebt, da öffnen sich die Schleusen der Revolution: wo diese Autorität zu ihrem Rechte gebracht wird, da hält die Reformation ihren siegreichen Einzug. Was Deutschland groß gemacht hat, ist das Erbe der Reformation. Vielfach ist es vergessen, verachtet und in den Staub getreten. Der Ernst der Zeil mahnt uns, die wir uns Evangelische nennen, den lebendigen Gott, den Viele zu den Tobten geworfen, mit aller Kraft unserer Seele wieder zu suchen und Seinen Dienst als die Aufgabe und das Ziel unseres Lebens zu erkennen. Heute ruft alle Welt nach Freiheit, aber es giebt keine Freiheit ohne den Glauben an Christum, in welchem der Mönch von Wittenberg sein Reforma- lionswerk ausgerichtet hat. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. In der am 28. Oktober ab gehaltenen Versammlung des hies. landwirthschaft- lichen Vereins hielt, nach Erledigung der zahlreichen Eingänge und nachdem der stellvertretende Vorsitzende, Herr Oberförster Winter, seiner Befriedigung darüber Ausdruck gegeben, daß der VereinSoorsitzenve, Herr Gutsbesitzer Sleyer, wiederum zum Amte eines Land tagsabgeordneten gewählt worden sei, welche Kund gebung ungetheilte Zustimmung fand, Herr Direktor vr. Kohlschmidt aus Freiberg einen interessanten Vor trag über „die Fütterung des Milchviehes". Die von dem Herrn Vortragenden dargelegten Ausführungen, die er durch vertheilte Tabellen noch allgemeiner ver ständlich machte, dürften dem Landwirth, zumal in der jetzigen futterarmen Zeit, Anregung zu nutzbringenden Versuchen gegeben haben. — Zum Schluß beschäftigte das im Dezember d. I. zu feiernde 50jährige Stiftungs fest die Anwesenden. Mit Erledigung der einleiten den Schritte wurde der Vorstand beauftragt, der sich durch geeignete Zuwahl verstärken kann. Für die Taselsreuden wurde jedem Mitglied ein namhafter Beitrag aus der Vereinskaffe bewilligt. — Am Freitag veranstaltete Herr Sladtmusik- direktor Jahn im Gasthof zum goldnen Stern sein Antrittsconcert, bei dem er mit seinem meist gut be setzten Chore zeigte, daß er jedem musikalischen Ge schmacks etwas Angenehmes darzubieten weiß. Kann man die Aufführung einer vollständigen Beethovenschen Sinfonie für ein kleineres Stadtorchester ein Wagniß nennen, so gilt auch für Herrn Jahn, daß der Wagende gewinnt, so daß man, den Maßstab den Verhältnissen angepaßt, vor den Leistungen der Jahn'schen Kapelle allen Respekt haben kann. Nur dem Andante in der Sinfonie hätten wir ein beschleunigteres Tempo ge wünscht, auch würden wir uns freuen, wenn Herr Jahn im Stande wäre, in künftigen größeren Con- certen die Geigen noch mehr zu verstärken. Ander seits muß man wieder die peinlich zarte Behandlung der Streichinstrumente, wie sie in einem Violinsolo und 2 Quartetten heroortrat, bewundern. Anerkennung verdient auch Herr Jahn jun. für sein Pistonsolo, das er, obgleich an dem Abende nicht zum Blasen dispo- nirt, doch meisterhaft zum Vortrag brachte. Herr Musik direktor Jahn erntete infolgedessen auch für seine Lei stungen von den Zuhörern ungetheilte Anerkennung, doch glauben wir, daß ihm ein anständiger Zuruf lieber sein wird, als ein wüstes Brüllen, wie es von einer Seite beliebt wurde. Herrn Jahn wünschen wir zu seinen Concerten und sonstigen Unternehmungen ein herzliches Glück auf! — Für die beiden in den Monaten November und Dezember verkehrenden Theaterextrazüge ist der 15. jeden Monats bestimmt worden, wie aus der bez. Bekanntmachung der kgl. Bahnverwalterei hervorgeht. — Der Sonderzug am Sonntag vor 8 Tagen war insgesammt von 273 Personen besetzt. - Zu der am Sonntag Morgen abgehaltenen Uebung der Pflicht-Feuerwehr hatten sich die Mannschaften recht zahlreich eingefunden. Nach kurzem Vorführer, der Geräthe fand die Uebung ein Ende. Dieselben zeigten sich sämmlich in gutem Stande. — Mit dem heute zu Ende gehenden Oktober blicken wir auf eine stattliche Reihe von sonnigen Herbst tagen zurück. Seit dem überraschenden Froste im September hat der lauernde Winter kein Drohzeichen wieder herausgesteckt, und' das Leben im Thier- und Pflanzenreiche war bisher noch ein reges zu nennen. Auf den Spaziergängen kann man noch einen recht bunten Feldblumenstrauß binden und die Fledermaus huscht noch in der Dämmerung umher. Dem Land wirth kommt diese schöne Zeit recht zu statten.. Die Wintersaaten sind trefflich aufgegangen, die Ernte aller Herbstfrüchte konnte bequem zu Ende geführt werden und der Ertrag war ein günstiger, bei den Kartoffeln ein überreicher. DaS Vieh kann die Weide aufs Beste ausnutzen, und die Ackerarbeit wird durch nichts unter brochen. So hat wenigstens der Spätsommer und der Herbst noch vieles gut gemacht und mit neuerwachter Zuversicht kann man dem Winter entgegensehen. — Das interessante Schauspiel des Teich fischens zog am vergangenen Sonnabend eine große Menge Schaulustiger nach der Teichmühle unterhalb Ober häslich. Einem Wallfahrtsorte fast war die sonst in stiller Ruhe liegende Mühle zu vergleichen, und über all, besonders aber bei der fliegenden Restauration, herrschte ein buntes Treiben. Da der Teich 5 Jahre lang geruht hatte, war die Ausbeute eine ergiebige, und die Waare eine ziemlich gleichmäßige, meist Vier bis Sechspfünder. Den größten Theil der Fische, 6 Zentner Karpfen und 3 Zentner Hechte erwarb ein Dresdner Fischhändler, während noch einige Zentner im Einzelnen am Teiche selbst, das Pfund zu 7S Pfennigen verkauft wurden. Krebse gab eS nur wenige. Sie haben sich von einer vor einigen Jahren herrschenden sogenannten Krebspest noch nicht wieder erholt. Auch die Spuren einer Fischotter konnte man deutlich wahr nehmen. Nassau. Durch einen 'n der Nacht vom 28. zum 29. Oktober d. I. in dem Wohngebäude des hiesigen Gutsbesitzers Ernst Eduard Schröter entstandenen Brand sind Thüren und Fenster nicht unerheblich be schädigt worden, während im Uebrigen das Gebäu.de unversehrt geblieben ist. Der Schaden ist erst später bemerkt worven und ist die Entstehungsursache des Brandes unbekannt. H Poffendorf. Das Kirchweihfest unserer Parochie fällt dieses Jahr den 5. u. 6. November. Dresden. König Albert veröffentlicht im „Dresdner Journal" folgenden königlichen Dank: „Die Feier Meines 50jährigen Militärdienst-Jubiläums hat sich durch die Kundgebungen der Treue und Anhänglichkeit, welche Mir auch aus nichtmtlitärischen Kreisen in großer Zahl und in den mannigfaltigsten Formen aus allen Theilen Meines Landes, von Gemeinden, Ver einen und Einzelnen, in Wort und Schrift, in sinnig und künstlerisch ausgestatteten Darbietungen zugegan-