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Die „Wei-eritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei- , t«g und Sonnabend. — Preis vierteljährlich L M. SS Pfg., zweinwnatljch 84 Pfg-, einnionatlkch 42 Pfa. Einzelne Nummern stallen, Postboten, sowie die Agenten nehme» Be stellungen an. Inserate, welche dei de» bedeutenden Auslage des BltMeS ein» sehr wirk» kstns Verbreitung finden^ werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder der« Nanin berechnet. — Ta bellarische und eonrplicirt« Inserate mit entsprech«* den, Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, di» Spaltmzeib- SO Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Mauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten NnterhattungSblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 122. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 15. Oktober. Nach den bedenk lichen Aussichten für die Entwickelung der Baumfrüchte in diesem Jahre war der Ausfall der heurigen, vom Obstbauveretne des amtshauptmannschasilichen Bezirks Dippoldiswalde veranstalteten Obstausstellung ein um so überraschenderer, als durch die gleichzeitig in Lauenstein stattfindende Lokalausstellung eine Anzahl Einzelaussteller und Gemeinden der Betheiligung ent zogen werden mußte. Doch wollen wir gleich hier anmerken, daß eine der Lokalaüsstellung in Lauenstein entnommene Kollektion von Früchten, darunter auch eine wohlgediehene Champignonzucht, diesen hochgele genen Theil des Bezirkes bei unserer Ausstellung in ausgezeichneter Weise vertrat. Es halten sich 252 Aussteller aus 37 Gemeinden mit 1590 Ausstellungs objekten an der Ausstellung betheiligt, und zwar 1165 Teller mit Aepfeln, 309 mit Birnen, 27 mit Pflaumen, je 3 mit Kirschen, Pfirsichen und Nüffen, 7 mit Trauben, 10 Stück Gemüse, 45 mit Obstprodukten und 18 Obst bäumen. Eine sehr instruktive Sammlung von Obst baumkrankheiten, sowie durch fehlerhaften Schnitt ent standenen Verbildungen hatte Herr Baumwärter Loßner- Dippoldiswalde ausgestellt. Herr Kantor Kühn- Höckendorf hatte seine Privatakten mit übersichtlicher Buchführung über jeden einzelnen Baum seines Obst gartens zur Belehrung für Obstzüchter vorgelegt, und es ist nur zu wünschen, daß dieselbe, wenn sie auch ein wenig Mühe verursacht, von Interessenten nachge ahmt wird, da allein durch sie eine sichere Grundlage für die Auswahl der Sorten und Berechnung des Ertrags der Arbeit gewonnen werden kann. Die meist schönen Exemplare der duftenden, appetitreizenden Früchte waren nach der Höhenlage übersichtlich aufgestellt, nur schade, daß bei einer sehr großen Anzahl auf den beigelegten Karten statt des Namens der betreffenden Frucht nur ein Fragezeichen zu sehen war; denn obschon die dem Obstbauvereine gehörige vortreffliche Kollektion künst licher Früchte zur Bestimmung jedem Züchter zur Ver fügung steht, so haben sich doch nach und nach so viele Varietäten herausgestellt, daß man sich bereits theil- wetse zur Bezeichnung des Namens der lokalen Züchter bedient, so sanden wir z. B. Wagneräpfel und Näser's Butterbirne. Mit großer Aufmerksamkeit betrachteten die Interessenten die Ausstellungsobjekte, dieselben mit den eigenen Produkten vergleichend, dabei nicht selten der Verwunderung Ausdruck gebend, wie sich diele oder jene Sorte in unserer Höhenlage entwickelt hatte. Ausfällig, aber nichtsdestoweniger unbestreitbar war unter Anderem die Größe der Casseler Reinette und des großen Fürstenapfels von der Bezirksstraße — zwischen hier und Reinholdshain. Des schwierigen, mühevollen und undankbaren Amtes der Preisrichter haben die Herren 6. om. Schwenke-Sadisdorf, Schloß- Härtner Mötz-Naundors, Kunstgärtncr Philipp-Dippol diswalde, Hosgärtner a. D. Dietrich-Dippoldiswalde mit aufopferndem Fleiß« gewaltet und dem Direktorium vorgeschlagen: 1) zur silbernen Medaille Herrn Kunst gärtner Philipp-Dippoldiswalde, welcher aber darauf verzichtete, sodaß dieselbe Herrn Baumwärter Herklotz- Reichstädt zugesprochen wurde; 2) zu broncenen Me daillen: Herrn 0. vm. Schwenke-Sadisdorf und Herrn Friedensrichter Rentier Wendler. Da die Prömiirten gleichfalls Verzicht leisteten, so wurde dieselbe den Herren Kaufm. O. Näser-DippolviSwalde, Bürgermstr. Göhler- Frauenstein, 0. Kühn-Höckendorf, Gutsbes. Weinhold- Obercarsdorf (auch für Obstwein), Echloßgärtner Krüger-Reichstädt, sowie dem Rittergut« Naundorf, welches zu Gunsten des Herrn Baumwärter Saupe- Sadisdorf für Pflege der Bäume an der Straße Sa disdorf-Naundorf verzichtete, und der Bezirksanstalt Dippoldiswalde (für Bäume) zuertheilt. Ehrendiplome erhielten: Herr Amt-straßenmeister Riedel-Geising, Herr Lehrer Fleischer-Oberfrauendorf, Herr Gelbgießer Wagner-DippoldiSwalde, Herr Mühlenbesitzer Mende- DienStag, den 17. Oktober 1893. Dippoldiswalde, Herr Bahnhofshotelier Gössel-Dippol diswalde, das Rittergut Reinhardtsgrimma, die Stadt gemeinde Dippoldiswalde (Straßenobst), die Stadtge meinde Altenberg, die Gemeinde Höckendorf) die Ge meinde Börlas, die Gemeinde Oberfrauendorf, die Ge meinde Döbra, Herr Baumwärter Loßner-Dippoldis walde außerdem noch eine Fruchlschale. Der Besuch der Ausstellung hielt sich am Freitag und Sonnabend in beschränkten Grenzen. Am Sonnabend machten auch die beiden Oberklasssn der hiesigen Stadtschule von der Erlaubniß freien Eintritts Gebrauch. Am Sonntag war in Folge des regnerischen Wetters der Besuch ebenfalls leider nur ein schwacher. — Am Nachmittage des letzteren Tages sand sodann die Ge neralversammlung deS Bezirksobstbauvereins statt, die von Herrn Bezirksafsessor v. Kiesenwetter mit Begrü ßung der Erschienenen eröffnet wurde und deren Tages ordnung sehr rasch erledigt war. Die erstattete Jahres rechnung schließt mit einer Einnahme von 1245 Mk. 87 Pf., einer Ausgabe von 449 Mk. 90 Pf., demnach mit einem Kaffenbestand von 795 Mk. 97 Pf. ab. — In den Vorstand wurden die bisherigen Herren: Be- zirksasseffor v. Kiesenwetter als Vorsteher, Bezirks steuerinspektor Kretzschmar als Stellvertreter, Friedens richter Wendler als Kassirer, Stadtgutsbesitzer Müller als Schriftführer, 0. om. Schwenke-Sadisdorf als Stellvertreter wieder- und als Beisitzer Kunstgärtner Philipp und Stadtrath O. Näser neugewählt. — Die am -Freitag Abend abgehaltene Versamm lung, in der sich der Kandidat der Resormpartei für den 13. ländlichen Wahlkreis, Herr Freigutsbesitzer Hamann-Kleinölsa, vorstellte, war von ca. 90 Herren besucht, von denen die größere Hälfte Wähler sein mochte. Nachdem Herr Weißgerbermeister Müller die selbe mit einem Hoch auf Kaiser und Reich, König und Vaterland eröffnet hatte, sprach Herr Reichstags abgeordneter Hänichen-Lockwitz in längerer gewandter Rede über die Bestrebungen der Resormpartei, haupt sächlich im Reichstage, stellte das Verlangen auf, daß die Konservativen von der Ausstellung eines eigenen Landtagskandidaten diesmal um deswillen hätten absehen müssen, da sich bei der Reichstagswahl die Ueberlegen- heit der Resormpartei ergeben hätte und sprach die Hoffnung aus, daß von Sachsen aus, von wo vor 300 Jahren in religiöser Beziehung die Reformbewe gung ausgegangen sei, jetzt in politischer Beziehung dieselbe von Neuem ausgehe. Ec empfahl schließlich die Wahl des Herrn Hamann. — Derselbe entwickelte sodann seinen Grundsatz „Mit Gott für König und Vaterland", berührte aber Gegenstände, die unser engeres Vaterland und speziell unseren Bezirk inter- essiren, dabei nicht. — Mit dem Gesänge „Deutschland über Alles", wurde die Versammlung geschloffen. — An Stelle des Herrn Hultzsch-Hirschbach, bis herigen 1. Vorsitzenden, der wegen Verheirathung aus getreten ist, leitete Herr Robert Jungnickel am Sonn tag die erste Herbstversammlung des Vereins junger Land wrrt he, in der Herr Lehrer Buckel über die Hebel im Dienste der Landwirthschast sprach und be sonders ein Modell der Dezimalwage vorzeigts. — Der hiesige König!. Sächs. Militärverein ver anstaltet zu Ehren des 50jährigen Militärdienst- Jubiläums unseres Königs unter hoffentlich reger Betheiligung der geladenen König!, und städtischen Behörden, Korperalionen und Vereine nächsten Sonn tag im Anschluß an den Vormittag-Gottesdienst eine Airchenparade. An dem in Dresden Abends statt findenden HuldigungS- und Fackelzug werden sich 20 Mitglieder mit Fahne betheiligen. Am Abende des 24. Oktober ist für hiesige Stadt ein Fackel- und Lampionzug geplant, dem sich ein Festkommers, wobei der BezirkSosfizier Herr Hauptmann Dietrich die Fest rede gütigst übernommen hat, anschließt. — Die Ortsbehörden des amtshauptmannschaft lichen Bezirke« werden wiederholt darauf aufmerksam 59. Jahrgang. gemacht, daß die Fragebogen über die angeordneten Revisionen der den M 135 bis 139 bez. der Gewerbe ordnung unterliegenden gewerblichen Anlagen bis längstens Ende Oktober d. I. an die königl. AmtS- hauptmannschast einzusenden sind. H Poffendorf. Das am vergangenen Freitag Abend vom Männergesangverein „Arion" abgehaltene 2. Stiftungsfest, bestehend in Ansprache, GesangSvor- trägen und Festball, nahm einen recht harmonischen und gemüthlichen Verlaus und wird sicher allen Theilnehmern eine angenehme Erinnerung bleiben. Dresden. An erster Stelle der soeben zur Aus gabe gelangten Nummer 6 deS Konsistocialverordnungs- blattes findet sich eine an die geistlichen Behörden der evangelisch-lutherischen Landeskirche und ev.-lutherischen Landesgeistlichkeit gerichtete Verordnung des LandeS- Konsistoriums folgenden Inhalts: Ani 22. Oktober feiert Se. Majestät der König, so Gott will, das bOjährige Jubiläum seines Waffendienstes in der königl. sächsische» Armee. Es erscheint als eine Ehrenpflicht unserer Landeskirche, dieses hohen und seltenen Festtages, zumal derselbe an einem Sonntage gefeiert wird, auch in den Gottesdiensten zu gedenken und die dankbare Miisreude unsere- Volkes an diesem Ehrentage unseres Königs und des von ihm geführten sächsischen Heeres zu bezeugen. Zu diesem Zwecke wird nicht bloß in den Predigten Gelegenheit zu nehmen sein, aus die Bedeutung deS Tages entsprechend hlnzuweisen, sondern auch im allgemeinen Kirchengebet durch Dank und Fürbitte der allgemeinen Theil- nahme des Volkes Ausdruck zu geben sein. Demgemäß werden die evangelisch-lutherischen Geistlichen deS Landes gleichzeitig mit dem obengedachten Verordnungsblatt ein Gebet erhallen, welches Sonntag, den 22. d Mts., statt des allgemeinen «irchengebets zu verlesen ist. Nach dem Gebete soll der Ambrosianische Lob gesang, oder wo dies nicht thunlich erscheint, daS Lied: „Nun danket alle Gott' angcstimmt werden. — König Albert hat das nachstehende Programm für die in Dresden anläßlich seine« fünfzigjährigen Militä.dienstjubiläums geplanten Festlichkeiten ge nehmigt: Am 22. Oktober: Morgenmustk der Kapewm der Dresdner Leibregimenter; 9 Uhr FeldgotteSdienste (evangelischer und katholischer) der Garnison auf dem Alaunplatz unter Zuziehung der hier und in der Um gebung lebenden inaktiven Offiziere, der Offiziere des Beurlaubtenstandes, sowie der Deputationen hiesiger und benachbarter Militärvereine (Paradeanzug); 11 Uhr Empfang von Deputationen im königl. Schlöffe (Paradeanzug): Reihenfolge: I. die Fürstlichkeiten, so weit dieselben schon in Dresden anwesend sind, 2. Deputationen der sächsischen Armee, 3. die Offiziere des früheren und jetzigen persönlichen Dienstes deS Königs, 4. die Staatsminister und der Minister de« königl. Hauses, 5. diejenigen Herren, welche während eines Feldzuges im Stabe des Königs sich befunden haben, 6. Deputationen der sächsischen Militärvereine, 7. Deputationen der nichtsächsischen Regimenter des Königs, 8. Deputation des Johanniterordens; 6 Uhr Galatasel (Paradeanzug); 9 Uhr Festvorstellung im königl. Hoftheater (Paradeanzug) mit anschließender Huldigung der Militäroereine und der Dresdner Bürgerschaft auf dem Theaterplatze; 11 Uhr Vereini gung auf dem königl. Belvedere der Terrasse (besondere Einladung erfolgt im Auftrage durch den KriegS- minister, Anzug beliebig). 23. Oktober Abends: An gesagter großer Hosball. — In der Uniformirung des in Dresden garni- sonirenden Grenadier-Regiments Nr. 100 wird eine Abänderung eintreten; an Stelle der gelben Knöpfe, der Treffen und Helmbeschläge rc. treten weiße. Bereits am Jubiläumstage des Königs wird sich das Regiment in der neuen Adjustirung vor seinem hohen Chef zeigen. — Die Umbauten am Königl. Schlöffe sind in diesem Sommer, begünstigt durch das schöne Wetter, wieder ein gut Stück gefördert worden und schon zeigt sich die lange südwestliche Front in ihrer ganzen Schön heit mit den Giebel- und Thurmbauten. Mit der Er neuerung der östlichen Seite iu der Schl ßstraße, welche namentlich über dem Hauptportale mit beson ders reichgestalteter ornamentaler Ausstattung vorge-