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DK „Weißeritz - Jeltung" «scheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — , Preis vierteljährlich: 4>K. h M Pfg,, zmÄnwnaüich st Wg., öininonntlich 42 Pfg. Einzelne Runlmern 10 Pfg. — Alle Postan- stalteu, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmh-MilW. Amtsblatt Inserate, welch« bet da bedeutenden Auflage deS VlatteS eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1V Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen« dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenteil? 20 Pfg. für die Königliche Kmlshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Daul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschastlicher Monatsbeilage. Nr. 117. Donnerstag, den 5. Oktober 1893. 59. Jahrgang. Nachbestellungen auf die „Weißeritz-Zeitung" für das vierte Quartal werden jederzeit noch von allen Post ämtern, Briefträgern, sowie von der Verlags expedition in Dippoldiswalde angenommen. Der Abonnementspreis beträgt nur 1 M. 25 Pf. «Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Verbesserung der Straßen unsrer Stadt wird energisch fortgesetzt. So »st nach Fertigstellung der Bahnhofsstraße nun die über den Niederthorplatz führende alte Dresdner Straße (Nieder- thorstraße) in Angriff genommen und mit der Be- schleusung begonnen worden. Wenn auch den An wohnern durch den zu leistenden Beitrag zu letzterer, sowie durch Trottoirlegung bedeutende Opfer mir auf erlegt werden, so begrüßen dieselben doch mit Freuden die langersehnte Negulirung und hegen dann nur noch den bescheidenen Wunsch, den fast verfallenen Fußweg uach der Häslicher Straße wieder hergestellt zu sehen, da an eine Fahrstraße daselbst in absehbarer Zeit doch nicht zu denken ist. — Am nächsten Sonntag, dem Kirmessonntag, dürfen Gehülfen, Lehrlinge und Arbeiter im Ganzen 10 Stunden lang beschäftigt werden und dürfen auch die offenen Verkauksgcschäfte außer der gewöhnlichen Zeit noch von 5 bis 9 Uhr Abends offen gehalten werden. — Der heutigen Gesammtauflage liegt der auf dünnes Papier gedruckte Fahrplan für das Winter halbjahr bei. — Neu geprägte Zweimarkstücke sind jetzt zur Ausgabe gelangt. Dieselben unterscheiden sich von den alten Zweimarkstücken dadurch, daß der flache Grund in Glanzprägung hergestellt ist. Durch diese Neuerung soll den Falschmünzern, auch Denen, die etwa beabsichtigen, Falsifikate aus echtem Silber her- zustcllen, das bekanntlich b-deutend billiger ist, als der Nennwerth unserer Münzen, die Ausübung ihres un sauberen Handwerkes erschwert werden. — Für die im Jahre 1894 zur Verwendung kom menden Paßkarten ist ein hellgrüner Unterdrück ge wählt worden. Dresden. Näher und näher rücken die Festtage des goldenen Militärdienst-Jubiläums des Königs. Nach dem für die Residenz Dresden aufge stellten Festprogramm findet am 22. Oktober früh Feldgottesdienst auf dem Alaunplatz, sowie Mittags im Nesidenzschloß große Cour, Nachmittags Hostafel und Abends Festvorstellung im königl. Hostheater mit anschließender Huldigung der Militär- und Kampf- genofsenvereine auf dem Theaterplatze statt. Mit dieser Huldigung ist zugleich diejenige der Bürgerschaft verbunden. Das Programm der letzteren wird von dem hierzu ntedergesetzten Ausschuß ausgearbeitet und ist ein sehr reichhaltiges. Am 23. Oktober findet in den Prunkgemächern des Residenzschlosses großer Hof ball statt. — Der Neubau eines Dienstgebäudes für die königl. Polizeidirektton wird eine der wichtigeren Vorlagen bilden, welche den demnächst zusammen tretenden Landtag beschäftigen wird. Daffelbe soll auf dem Areal des ehemaligen botanischen Gartens und einer Anzahl dortiger Gebäude errichtet werden. Selten wird ein Neubau so dringend erachtet werden können, als Vieser, denn die Diensträume in dem alten Kosel'schen Palais hinter der Frauenkirche sind nicht nur ganz unzulänglich, sonvern auch einer Stadt wie Dresden unwürdig zu nennen. Tharandt. Im Auftrage der Ministerien der Finanzen und des Innern wird auch im laufenden Jahre ein Lehrkursus für künstliche Fischzucht an der hiesigen Forstakademie durch Professor vr. Ritsche abgehalten werden. Derselbe beginnt au» Donners tag, den 16. November, Nachmittags 5 Uhr, und schließt Sonnabend, den 18. November, Nachmittags 6 Uhr. Der Kursus wird wie früher aus praktischen Hebungen und Vorlesungen bestehen und Jedermann unentgeltlich gegen einfache Einzeichnung des Namens in die ausliegende Liste zugänglich sein. Großenhain. Die Bemühungen um Verwirklichung des Bahnprojektes Radeburg-Großenhain sind neuerdings wieder kräftig ausgenommen worden. Die im Oktober 1891 an die Ständekammer eingereichte Petition war vvn dieser der Regierung zur Kenntniß- nahme übergeben worden. Neuerdings, am 15. Sept., hat nun das Komitee für den Bahnbau in Nieder ebersbach eine Sitzung abgehalten, an der außer mehreren anderen hiesigen Herren auch Bürgermeister Herrmann theilgenommen hat. Es ist beschlossen worden, erneut bei dem königlichen Finanzministerium und der Ständeversammlung zu petiren und besonders auf die seit 1891 eingetrelenen, dem Bahnbau günsti gen Veränderungen hinzuweisen. — Die Kirche unserer Stadt, in die außer der Stadt 8 ländliche Ortschaften und 3 Rittergüter mit 16000 Seele»» einbezirkt sind, wurde im Jahre 1883 mit Gasbeleuchtungseinrichtung ver ehen. Dieselbe soll nach dem Beschlüsse des Kirchenvorstandes nun mehr auch Heizungseinrichtung erhalten und hat sich letzterer für Heißwasserheizung nach dem System der Mitteldruckheizung entschieden. Zwickau. Der Vorort Pölbitz, welcher vor einigen Jahren seinen Anschluß an Zwickau anstrebte, leidet unter einer gewissen Wasserkalamität. Von 35 Brunnen des Ortes »vurden bei einer chemischen Untersuchung des Wassers nur 5 mit brauchbarem Tränkwasser vorgesunden. Die Gemeinde Pölbitz will jetzt nachzuweisen versuchen, daß der dortige Wasser mangel und das ungenügende Wasser auf unser Schleußennetz zurückzuführen sei und deshalb gegen die hiesige Gemeinde vorgehen. AuS dem Vogtlande. Am Sonntag Mittag ver brannte sich in Oelsnitz ein 18 Jahre altes Mädchen lebensgefährlich, indem dasselbe zum Ansachen des Feuers Petroleum verwendete und die explvdirende Petroleumkanne die Kleider der Unvorsichtigen in Brand setzte. Das Mädchen, Ernestine Künzel mit Namen, befand sich zur Zeit des Unglücks allein in der Woh nung und wurden die Flammen von den Haus bewohnern erst erstickt, als das Mädchen die Treppe herab stürzte und die Kleider ihm vom Leibe gebrannt waren. — Ein Braugehülse in Rohna stürzte bei seiner Arbeit in den mit kochendem Wasser gefüllten Brau kessel und verbrühte sich derart, daß wahrscheinlich beide Beine amputirt werden müssen. Bad Elster. Die diesjährige Saison ist ge schlossen worden. Nach der letzten Kurliste waren zu sammen 6697 Fremde anivesend gegen 6631 im Vor jahr oder 5147 Kurgäste gegen 4956. Es haben demnach 191 Personen mehr von den Heilquellen Ge brauch gemacht. Von den Besuchern stammten 3317 aus dem Königreiche Sachsen, 2092 aus dem König reiche Preußen, 236 aus den thüringischen Staaten, 169 aus ven sonstigen norddeutschen Ländern, 220 aus Süddeutschland, 271 aus Oesterreich-Ungarn, 299 aus Rußland, 2 aus Dänemark, 18 aus England, 14 aus den Niederlanden, 7 aus den sonstige»» west europäischen Ländern, 13 aus den sonstigen südeuro päischen Ländern, 39 aus den übrigen 4 Welttheilen. Während der Badesaison 1893 wurden verabreicht zusammen 70856 Bäder aller Art. Wurzen. Ain vergangenen Sonnabend Abend wurden in der Zentralherberge 2 Handwerksburschen festgenommen, welche die Anfertigung von falschen Legitimationspapieren professionsmäßig betrieben. Die beiden Gauner fertigten Arbeitsbücher, Verhalt scheine und andere Zeugnisse an, sie waren im Besitz eines Gemeindestempels. Schmölln, S-A. Unsere Geschäftsleute der Stein- nußkn opf fabrikation klagen seit einiger Zeit über schlechten Geschäftsgang und haben in Folge dessen schon recht viel auf Lager arbeiten lassen müssen, da sie ihren Arbeitern auch in der flauen Zeit genügende Beschäftigung geben wollen. Einzelne Fabriken haben ihre Arbeitszeit verkürzt und verschiedene Arbeiter ent lassen. Man sieht deshalb besonders jüngere Arbeiter an den Nachmittagen beschäftigungslos herumwandern. Die Ursache dieses schlechten Geschäftsganges sucht man in den ZollabsperrungSmaßregeln. Nach Rußland kann von hier aus keine Waare mehr gehend Nach Nordamerika sind eine große Menge Maaren gesandt worden, aber entweder verweigern die Besteller wegen Zahlungsstockung di« Annahme, oder die für die Maare fälligen Gelder treffen nicht pünktlich ein. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Die Vorarbeiten für daS Seuch en ge setz zur Abwehr ansteckender Krankheiten (Seuchen gesetz) sind noch ziemlich weit im Rückstände. That- sächlich sind in mehreren Hauptpunkten der früheren Vorlage erhebliche Aenderungen vorgenommen worden. Auch besteht die Absicht, ärztliche Vertrelungskörper- schaften über den Entwurf zu hören. Dennoch ist man im Augenblick noch nicht darüber schlüssig, in welchem Umfange dies geschehen soll. Jedenfalls will man die umgearbeitete Vorlage dem nächsten Reichstag vorlegen. — Dem „Reichsanz." zufolge ist durch KabiuetS- ordre vom 9. Septbr. eine neue „Schießvorschrift für die Infanterie", unter Vorbehalt von Bestimmun gei» über Ehrenpreise für hervorragende Schiebleistungen und sonstige Echießauszeichnungen, zum 1. Oktober dieses Jahres in Kraft gesetzt worden. — Einzelne Zeitungen haben die Nachricht gebracht, daß die gesetzliche Regelung der Entschädigung un schuldig Verurtheilter in nächster Zeit nicht zu erivarten fei. Dem gegenüber erfährt die „Nordd. Allg. Ztg.", daß diese Regelung gleichzeitig mit der Einführung der Berufung in Aussicht genommen ist. Der betreffende Entwurf soll sich außer auf diese beiden wichtigen Punkte noch auf zahlreiche andere Aenderun gen und Ergänzungen der Strasprowßordnung und des Gerichtsversaffungsgesetzes erstrecken. Namentlich soll, was für weite Kreise von Interesse sein dürfte, ein abgekürztes, schleuniges Verfahren gegen auf frischer That betroffene und überführte Uebelthäter eingerichtet werden, welches nach dem Vorbilde des französischen und englischen Rechtes deren sofortige Aburtheilung ermöglicht. Der Entwurf soll in» preußischen Justiz ministerium unter Betheiligung des NeichsjustizamtS ausgearbeitet und einschließlich der dazu gehörigen Organisationspläne bereits in allen Einzelheiten voll- entet sein. Die einzige, allerdings sehr wichtige Frage, über welche gegenwärtig noch verhandelt wird, dürste die sein, ob die Entscheidung über die Berufung den Oberlandesgerichten oder den Landgerichten zu über tragen ist. — Die drohende Ankündigung von CentruinS- blättern, daß ihre Partei jetzt unverzüglich und energisch eine Entscheidung über die Jesuitenfrage herbei führen und diese Entscheidung gewissermaßen zur Richt schnur ihrer Haltung bei anderen politischen Fragen, insbesondere der Neichssteuerreform nehme»» werde, hat bisher nur in der Presse der nationalliberalen Partei Erwiderungen gefunden. Und doch ist die Frage