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Wchmtz-MiW Donnerstag, den 21. September 1893 Nr. 111 59. Jahrgang FriederSdorf. Bei dem hies. Gutsbes. Fleischer mußte der Kadaver einer am 14. d. M. wegen plötz licher Erkrankung getödteten Kalbe vergraben werden, da das fragliche Thier nach bezirksthierärztlichem Gut achten an Milzbrand gelitten hatte. Zur Verhütung weiterer Gefährdung ist auch gründliche Reinigung und Desinfektion der Stallung und sämmtlicher Uten silien vorgenommen worden. Die im Besitze Fleischers sonst noch befindlichen 14 Rinder erschienen bei vor genommener Untersuchung durchgängig gesund. Dresden. Am 18. Sept, ist der erste Spatenstich zur eigentlichen Anlage des neuen Personen-Haupt» Bahnhofes in Dresden-Altstadt erfolgt, und zwar an der zunächst für die Aufnahme des gesammten Personenverkehrs bestimmten Jnterimsanlage an der hiesigen Strehlener Straße. Der Bau der großen Empfangshalle selbst wird erst in Angriff genommen werden können, wenn der jetzt von Geleisen und Bahn steigen in Anspruch genommene Platz des alten Böh mischen Bahnhofes vom Verkehre vollständig befreit worden ist. Die jetzt begonnene Erbauung der süd lichen Hochbauhalle dient aber nicht nur der einst weiligen Ausnahme des GesammipersonenverkehreS des Böhmischen Bahnhofes bis zur Vollendung des Ge- sammtbaues, sondern auch der Abwickelung eines wes entlichen The'les des Durchgangsverkehres in späterer Zeit. Der Verkehr des Böhmischen Bahnhofes bleibt nach den bestehenden Baudispositionen auch während der Umbauzeit voraussichtlich bis Mitte Mai des Jahres 1895 in der bisherigen Weise erhalten. Die gesammte Südseite des Bahnhofes, aus 4 Hochgeleisen und einigen Tiefgeleisen bestehend, welche am Montag in Angriff genommen wurde und die außerhalb deS Bereiches der jetzigen Personenverkehrsanlage steht, wird bis zu jener Zeit vollendet und zum Interims- Personenbahnhöfe in der Weise eingerichtet, daß der Abgang und die Ankunft der Züge auf den Hochlie genden Geleisen entlang der Strehlener Straße statt findet, während die Warteräume, Gepäck- und Fahr kartenschalter rc. einstweilen unter diesen Hochgeleisen, ähnlich wie bei den Berliner Stadtbahnhöfen, errichtet werden, bis nach Vollendung des großen definitiven Bahnhofes deren Verlegung i» die neuen Räume er folgen kann. Der Eingang zu der interimistischen Personenbahnhossanlage wird auf die Dauer des Interimistikums ungefähr an der Einmündung der Winkelmann-Straße in die Strehlener Straße stattfinden. Geräumige Wartesäle, eine große Ein- trittshalle, bequem gelegene Fahrkarten- und Ge päckräume werden auch während der Dauer des unvermeidlichen Jnterimszustandes zur- Verfügung stehen und deshalb die Abwickelung des manchmal recht großen Verkehres in keiner Hinsicht erschweren. Nach der Vollendung bezw. Jntriebnahme der südlichen Hochbaugeleise und des neuen Dienstgebäudes, welches für die Generaldirektion der Staatsbahnen an der Wiener Straße errichtet wird, kann der Abbruch des alten Böhmischen Bahnhofes erfolgen und damit der Bauplatz für die große neue Bahnhofshalle freigemacht werden. Aus dem Erzgebirge. Die Kartoffelernte dürste Heuer sehr reichlich werden, da sich herausgestellt hat, daß die Kartoffeln nach Ende der großen Dürre infolge des -darauf eingetretcnen Regenwetters von neuem Frucht angesetzt haben, die auch noch bis zur Zeit der Ernte reift. Annaberg. Auf einem hiesigen Jagdrevier, in der Nähe von Frohnau, wurde am Freitag ein weißes Rebhuhn (korckix oiuorou) erlegt. Obgleich noch ein junges Thier, ist es doch größer als alle übrigen erbeuteten Hühner. Chemnitz. Am Sonntag früh erwachten die Be wohner eines Hauses der Jägerstraße durch lautes Geschrei aus der Nachtruhe und kamen noch dazu, wie eine Mitbewohnerin mit ihrer am ganzen Körper Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am 19. d. M. sand im hiesigen Rathhaussaale die amtliche Hauptkonferenz der Lehrerschaft des Dippoldiswalder Schulinspektionsbezirks statt, woran auch die Herren Amtshauptmann v. Ein siedel, Superintendent Meier, Bezirksarzt vr. Flinzer, Brandoersicherungsinspektor Treitschke, Hauptmann Dittrich und einige Herren Pastoren und Schulvor stände theilnahmen. Nach einem Choralgesange und einem Gebet, gesprochen von Herrn Lehrer Junge, deutete Herr Bezirksschulinspektor Richter in einer An sprache auf den jederzeit und allseitig anerkannten Leitstern für die Schulaufgabe, die sittlich-religiöse Er ziehung, hin, zu der auch die Pflege der Vaterlands liebe gehöre, wie sie die verschiedensten Unterrichts fächer, sowie die Gesangs- und Turnübungen ermög lichten, ohne jedoch Verachtung fremder Nationen zu schüren. Auch müsse durch Unterricht und Zucht die Achtung vor Autoritäten gehoben werden. Nach dieser Ansprache erhielt Herr Schuldirektor vr. Göhl in Glas hütte das Wort zu seinem Vortrage: „Der Geschichts unterricht in der Volksschule mit besonderer Hervor hebung dessen, was er zur sittlichen Bildung der Jugend beitragen kann." Angabe des Zieles, genü gende Vorbereitung zum Verständniß der Geschichte, lebendige Erzählung und Veranschaulichung durch Quellenstücke, Gedichte und Bilder, sowie Wieder erzählen durch die Kinder, Beurtheilung der Charaktere und Verknüpfung unter sich und mit anderen Unter richtsfächern waren die Hauptforderungen des Herrn Vortragenden. In der über beregten Gegenstand ge pflogenen Aussprache warnte namentlich Herr Schul direktor Nasche in Anbetracht dec kurzbemessenen Zeit ;ür diesen Unterricht vor zu großer Breite und Weit schweifigkeit. Infolge eines Antrages auf Reiseent schädigung zu diesen Hauptkonserenzen äußerte sich der Herr Bezirksschulinspektor dahin, daß wie in Frauen stein auch anderorts Bestimmungen darüber in die Ortsschulstatuten ausgenommen werden könnten. Von den Mittheilungen des Herrn Bezirksschulinspektor wollen wir als sür die Allgemeinheit wichtig erwähnen, daß vorzeitige Entlassungen der Fortbildungsschüler nur zu Ostern stattfinden können und daß damit sehr sparsam verfahren werden möchte. Ferner könnten Volksbibliotheken nur dann auf staatliche Unterstützung rechnen, wenn auch die Besitzer derselben schon einen Aufwand auf das betreffende Jahr ausweisen könnten. Ferner wies der Herr Bezirksschulinspektor auf eine von Herrn Lehrer Fleischer in Frauendorf zusammen gestellte Versäumniß- und Zensurtabelle für die Fort bildungsschulen hin. Nach dem Schlußgesang traten -die Mitglieder der Unterstützungskaffe zu einer Gene ralversammlung zusammen und wurden die aus dem Ausschüsse scheidenden Herren Buckel und Ranft wieder gewählt. Man beschloß, den Zweck der Kaffe, die über ein Kapital von über 2000 Mk. verfügt, dahin fest zusetzen, daß mehr eine Unterstützung der Lehrerwittwen in's Auge zu fassen sei, worüber der nächsten Ver sammlung eine Vorlage zugeheu soll. — Welch' hohes Vertrauen Herr Müllerschuldir. Cron und die ihm unterstellte Schule bei dem Ver bände der deutschen Müller genießen, beweist wiederum, daß von diesem Vereine zu der schon erwähnten Stu dienreise nach Berlin rc. 200-Mk. Unterstützung an die theilnehmenden Schüler gewährt worden sind. Ge wiß wird diese kräftige Förderung dieser Anstalt zur Hebung derselben und zur Heranziehung von Schülern bestens beitragen. Im Schuljahre 1892—1893 wurde die Müllerschule von 104 Schülern besucht, von denen 52 aus Preußen, 18 aus Oesterreich-Ungarn, 8 aus Sachsen, 4 aus Rußland, 3 aus Bayern, 3 aus der Schweiz, 1 aus Rumänien und die übrigen aus anderen deutschen Staaten gebürtig waren. — Am Freitag feierte der Verein „Glück zu" sein Abschiedskränzchen, ver schönt durch Theater, Concert und einen sehr launigen Ball. — Trotz mehrfacher, den hies. Gebirgsverein betreffenden Mittheilungen, die in der „Weißeritz-Zei- tung", zuletzt am 2. Sept., gebracht worden, scheinen doch noch gewisse Unklarheiten bezüglich dieses Vereins zu bestehen. Es sei deshalb hiermit Folgendes wieder holt: Schon seit Jahren war man in den Kreisen der Mitglieder des Erzgebirgsvereins zu der Ueberzeugung gelangt, daß die seinerzeit durch den Anschluß an den Gesammtverein für das sächsische Erzgebirge erwarteten materiellen und ideellen Vortheile eigentlich in keinem rechten Verhältnisse stünden zu dem, was der Zweig verein an den Hauptverein leiste. Wie leicht verständ lich, erstreckte sich die Wirksamkeit des Hauptvereins zunächst mehr auf den centralen Theil des Gebirges, in dem auch der Gesammtoorstand seinen Sitz hat. Unser Vereinsgebiet dagegen, als an der äußersten östlichen Ecke liegend, konnte dabei weniger Berück sichtigung finden. Uebrigens sind auf den Versamm lungen des Hauptvereins auch von anderer Seite Klagen über Vernachlässigung von Zweigvereinsinter essen laut geworden. So fand denn der Vorschlag, die Eigenschaft als Zweigverein sür den hies. Gebirgs verein auszugeben, immer mehr Freunde unter den Mitgliedern und in einer satzungsgemäß berufenen Hauptversammlung wurde einstimmig dahin beschlossen, den hies. Gebirgsverein vom Gesammtverein für das Erzgebirge loszulösen, ihn aber als Gebirgsverein für Dippoldiswalde und Umgebung weiter bestehen zu lassen. Der Verein hat sich als solcher das Ziel ge steckt, mehr noch als bisher, zum Theil in Wiederauf nahme der Bestrebungen des früheren Verschönerungs vereins, die Stadt Dippoldiswalde in seinen Wir kungsbereich einzubeziehen, durch Wegebezeichnung, durch Gangbarmachung neuer Wege, Herausgabe von Reisevorschlägen rc. den Strom der Reiselustigen in unsere Thäler und nach unseren Höhen, nach Stadt und Dorf zu führen. Um diesen Zwecken, die auch der weiteren Umgebung zu gute kommen sollen, besser ge nügen zu können, wird der Verein sich vor Allem oe- streben, mit Nachbarvereinsn gleicher Tendenz sich in freundschaftliches Einvernehmen zu setzen. — Zu besetzen: Die Kirchschulstelle in Ditters bach bei Frauenstein. Kollator: Das kgl. Ministerium des Kultus und öffentl. Unterrichts. Einkommen außer freier Wohnung mit Gartengenuß, 1000 Mk. vom Schul- und 526,36 Mk. vom Kirchendienste, 36 Mk. antheiliges Honorar sür den Fortbildungsunterricht und event. 60 Mk. an die Frau des Lehrers für Er- theilung des Handarbeitsunterrichts. Gesuche sind bis zum 12. Oktober bei dem königl. Bezirksschul inspektor Richter in Dippoldiswalde einzureichen. L Glashütte. In der Mittagsstunde des September fand im Hause des Mechanikers Wirthschaftsbesitzers H., in der oberen Stadl, Essenbrand statt. Man ließ die Esse ruhig 19. und ein ....... _ , „ aus brennen, da dem neugebauten Hause keine Gefahr drohte, ebensowenig den massiven Nachbarhäusern. — Die diesjährige Bezirksversammlung des Unterbezirks Altenberg-Glashütte wurde am vergange nen Sonntag in Altenberg abgehalten. Herr Bezirks- Vorsteher Neumerkel eröffnete die Versammlung Nach mittags v«4 Uhr und schloß seine Begrüßungsrede mit einem Hoch auf den hohen Protektor, auf Se. Maj. König Albert. Die verschiedenen Punkte der Tagesordnung wurden glatt erledigt. Anwesend waren außer Dittersdorf sämmtliche Vereine des Unterbezirks. Kurz vor 6 Uhr wurde die Versammlung geschloffen. Altenberg. Das diesjährige Bergfest der Knapp schaft der Zwitterstocksgewerkschaft wird nächsten Sonn abend abgehalten werden. Der Berggottesdienst, bei dem Herr Diak. Haucke die Predigt hält, findet Vor mittags 9 Uhr statt. Amtsblatt für die Königliche WntshauptmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: PiUlt Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ,Muskaten llnkrhaltungsblatt". » Mit humoristischer llvschenlieilage „Seifenblasen", rfi Mit land- und hauowirthschastlicher Lonatsdeilage. Die „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei- inal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2K Pfg., zweimonatlich -4 Pfg', einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Posta», stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bet bet bedeutenden Auflage del Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder oeren Slaum berechnet. — Ta bellarische und coinplicirtr Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelu« Theile, die Spaltenzeile SO Pfg.