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Wchmh-Mmz Nr. 110. Dienstag, den 19. September 1893 59. Jahrgang Verantwortlicher Redacteur: Prml Ikhnc in Dippoldiswalde. Lit achtseitigem „Zllustrirten tlnterhsltuagsblatt". * Mit humoristischer Mocheadeilage „Seifenblase»". H Mit land- und hauswirthschastlicher Äanstsdeilage. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthr zu Dippoldiswalde und Irauenstein rne „Weißerttz. Zeitung- «"scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners» t,a und Sonnabend. — Preis vierteljührlich 1 M. A Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einnionatlich 42 Psq. Einzelne Nunimern 10 Pfg- — Alle Postan stalten, Postboten, sowie -je Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« Sei de» bedeutenden Auflage des BlatteS eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eiirge- sandt, un redaktionellen Theile, die Spaltenzeil- 20Psg. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die diesjährige Hauptkon ferenz der Dippoldiswalder Diöcesangeijtlichkeit findet Mittwoch, den 20. September, Vormittags 10 Uhr, in der Saalstube des hiesigen Nathhauses statt. — In Erledigung der amtshauptmannschaftlichen Bekanntmachungen vom 19. und vom 28. Juni d. I. sind die ausgesüllten Formulare zur Ermittelung der landwirthschastlichen Bodenbenutzung im Jahre 1893, sowie betreffs der Zusatzerhebung über die Forsten, von den Ortsbehörden des amtshauptmannschastlichen Be zirkes, insoweit solches bis jetzt noch nicht geschehen ist, schleunigst an die Königliche Amtshauptmannschaft einzusenden. -s- Frauenstekn, 17. September. Heute sand in Unserem Gotteshause nach der Predigt eine erhebende kirchliche Feierlichkeit statt. Es wurde nämlich der 13 V-jähr. Schulknabe Bernhard Friese aus Reichenau, welcher nach Brasilien auswandern will, feierlich konfirmirt. Nach beendetem Gottesdienste empfing der konsirmirte Bernhard Friese in Gemeinschaft mit seiner Mutter und seiner Schwester das heilige Abend mahl. — Wir wünschen dem auswandernden Friese Gottes Schutz und Segen auf seine ferneren Lebens wege ! — Herr Kaufmann W. Ed. Richter von hier, dem es vergönnt ist, seit Bestehen der Kirchenvorstands ordnung volle 25 Jahre das Vertrauen der hiesigen Kirchgemeinde zu genießen, wurde in Gegenwart aller Kirchenvorstandsmitgliedcr herzlich begrüßt und ihm im Auftrage des hohen Landeskonsistoriums das für diese Jubilars besonders gedruckte „Erinnerungsblatt" feier- lichst überreicht. Der Herr Jubilar bankte hierauf bewegten Herzens. — Bei der heute gesammelten Kollekte für den Kirchenbau in Schirgiswalde sind in hiesiger Parochie 23 Mk. 14 Pf. eingekommen. — An hiesiger Stadtschule beginnen die Her bst - ferien in allen Klaffen Montag, den 25. September und endigen den 7. Oktober. — Nächsten Sonntag, den 24. September, wird in hiesiger Kirchfahrt das Erntedankfest gefeiert werden. Es wird von diesem Tage an der Gottes dienst bis zu Ostern früh 9 Uhr seinen Anfang nehmen. 4 Wilmsdorf. Wieder einmal ist das von unserer Schuljugend mit Sehnsucht erwartete Schulfest am vergangenen Sonnabend höchst erfreulich und völlig befriedigend verlaufen. Mittags 12 Uhr hatten sich die Kinder und Kindersreunde vor der Schule ver sammelt, von wo sich der Zug unter den Klängen der Musik durch das prächtig geschmückte Dorf auf die Festwiese am Gasthofe bewegte. Es war ein wahr haft herzerquickender Anblick, die strahlenden Gesichter der festlich gekleideten Kinder, mit Kränzen, bunten Bändern und Blumen geschmückt, zu betrachten. An Zuschauern fehlte es nicht. Viele Erwachsene und Kinder aus benachbarten Ortschaften waren gekommen, um sich an der Freude unserer Kinder milzusreuen. Nachdem Herr Lehrer Rothe einige Worte an die Kinder gerichtet hatte, wurden sie dann klaffenweise mit Kaffee und Kuchen reichlich bewirthet. Nun be gann ein reges, buntes Treiben. Während die grö ßeren Knaben nach einem Vogel mit gutem Erfolge schaffen, ließen die Mädchen den Siechvogel nach Sternen schießen, Andere schossen nach einem Figuren bilde, kletterten mit Geschick Stange, vergnügte» sich am Rundlaufe und waS dergleichen Belustigungen waren. An Prämien und „Lotterie ohne Nieten" war kein Mangel, und von allen Seiten bemühten sich die Herren Lehrer und Helfer, den Kindern den Tag so heiter als möglich zu gestalten. In Summa: es war schön, und Groh« und Kleine fühlten sich befriedigt. V»8 Uhr wurde zum Rückmarsch angetreten, nachdem noch ein allgemeines Abendlied und „Deutschland, Deutschland über Alles" von der Äinderschaar ange stimmt worden war. Der von vielen bunten Lam pions begleitete Einzug gestaltete sich prächtig; auch die bunten Leuchtfeuer und die illuminirten Häuser verfehlten dabei ihre Wirkung nicht und erweckten in den Kindern einen ganz besonderen Festjubel. Am Schulhause, welches ebenfalls herrlich illuminirt war, angelangt, wurde ein Kreis geschlossen, und Herr Lehrer Rothe forderte mit begeisterten Worten die Kinder zur Dankbarkeit für die Liebe der guten Men schen, die ihnen diesen schönen Tag bereitet, vor Allem aber zum Danke gegen den auf, von dem alle gute Gabe herabkommt. Nach einem von Herrn Gemeinde vorstand Rüger ausgebrachten Hoch auf die Herren Lehrer und die Festjungsrauen und dem allgemeinen Gesänge „Nun danket Alle Gott" löste sich der Zug aus. 4 Hänichen. Am vergangenen Freitag — zum Lohntage — wurden auf dem Schachtboden des hies. Beckerschachtes mehrere daselbst aufgestellte Kästen, welche Eigenthum der Bergleute sind und zum Auf bewahren ihrer Sachen dienen, mit Gewalt zertrümmert und aus einem derselben ausbewahrter Lohn entwendet. Die bereits eingeleitete gerichtliche Untersuchung wird das Nähere ergeben. Dresden. Di? Weihe der neuen Fahnenmasten am Eingänge der Hauptstraße hat am 15. September bei herrlichstem Wetter stattgesunden. Der König, das diplomatische Korps, die Minister, die Generalität und die Spitzen der Behörden wohnten der Feier bei. Die Festrede hielt Oberbürgermeister vr. Stübel. Nach der Enthüllung wurden die Masten eingehend von König Albert besichtigt. — Zu dem 50jährigen Militärdienstjubiläum König Alberts am 24. Oktober werden außer Kaiser Wilhelm mehrere deutsche Fürsten in Dresden erwartet. — Wie der „Germania" aus Nom geschrieben wird, hat Prinz Max von Sachsen vor etwa einem Monat in einem lateinischen Briefe dem Papst seinen Entschluß angekündigt, in den geistlichen Stand zu treten, und um den Segen Sr. Heiligkeit gebeten. Leo XIII. hat hierauf in einem eigenhändig unter zeichneten Antwortschreiben dem Prinzen seine Freude über den gefaßten Entschluß ausgedrückt und ihm seine besten Glück- und Segenswünsche gesandt. In einem abermaligen Briefe dankte alsdann der Prinz dem heiligen Vater für seine Hulv. — In der Woche, in welcher die Markthalle auf dem Antonsplatze dem Betriebe übergeben wurde, mar ein anderes, nicht minder wichtiges Werk städtischer seits sertiggestellt worden: das neue Weißeritzbett. Von einer Weihe desselben, von einer Markirung des Momentes der Ueberlassung an den Fluß mußte da mals Abstand genommen werden, da bei der herrschen den Trockenheit Wasser in dem alten Flußlaufe nicht vorhanden war und demgemäß ein Ueberleiten desselben in den neuen Flußlaus nicht stattfinden konnte. In dieser Woche ist aber das Wasser im Weißeritzmühl- graben aus Anlaß der alljährlich vorzunehmenden Nei- nigungs- und Besserungsarbeiten abgeschlagen worden und seit Sonntag nimmt es seinen Weg nach der Elbe durch das neue Weißeritzbett. Erst jetzt tritt die Größe drs Baues, welcher sammt allen Ein- und Ueberbauten durch das Tiesbauamt in d-w erstaunlich kurzen Zeit von 17 Monaten fix und fertig hergestellt worden ist, vor die Augen. Bei rund 3000 in Länge wurden dem neuen Flußbetts 300000 obm Massen entnommen, 35000 qm Böschungsfläche waren durch Steinpflaste rung zu befestigen und 15 000 obm Stampfbeton in die 3 Ueberfallwehre und die 8 Wölbbrücken, welche den Fluß durch- bestehentlich übersetzen, zu verbauen. Von der Gesammtlänge der verlegten Strecke sind allein über 130 m durch Brücken überwölbt; außer dem aber übersetzen dieselbe noch mehrfach eiserne Gleisträger. Die Mündung in die Elbe erfolgt gegen früher um 4,5 km weiter stromabwärts in unmittel barer Nähe der Schusterhäuser. Entlang dem zwischen Löbtau und Cotta gelegenen Theile sind rechts und links stattliche Straßen geplant, von welchen die links- usrige zum größten Theile gleichfalls fertiggestellt und dem Betriebe überlassen worden ist. Der am Flusse hinführende Promenadenweg ist mit 2 Reihen Bäume bepflanzt und mit stattlichem Brüstungsgeländer auS Stein und Eisen versehen. Ec bildet trefflichen Ersatz für den durch die Bahnbauten in Wegfall gekommenen alten Nöhrsteig und eine kurze und angenehme Ver bindung zwischen Cotta und Dresden. Von dem alten Weißeritzbett sind nach nur wenig Wochen der Außer betriebsetzung stellenweise kaum noch Spuren vorhanden. Die Stistsbrücke und die sogenannte Nullbrücke sind bereits verschwunden und neue, bequeme und geräu mige Straßenverbindungen werden bald an deren Stelle den Verkehr zwischen Altstadt und Friedrichstadt vermitteln. Ein großer Theil des alten Flußbettes fällt dem städtischen Straßenbauhofe zu, ein anderer Theil wird für die Anlegung der Haltestelle „Wettiner straße", sowie für die Gleisanlagen der neuen, bereits im Bau befindlichen Zentralmarkthalle in Anspruch genommen. Auf den hinter dem Siechenhause gelegene» Strecken werden voraussichtlich bald andere, den städti schen Zwecken gleichfalls dienende Anlagen entstehen, für welche die unmittelbare Nähe der Etaatsbahn und die Möglichkeit des Gleisanschlusses von Bedeutung sind. — Die am 2. September in Dresden orts anwesende Bevölkerung belief sich einschließlich der Militär-Personen auf 308930 Personen. Dohna. Behufs Abstellung der durch das bisher hier kattgefundene willkürliche Ankleben von Plaka ten an Häusern, Verplankungen, Mauern rc. wahr genommenen Unzuträglichkeiten sind von der Stadt gemeindeverwaltung Anschlagtafeln angeschafft worden. Mit Zustimmung des Stadtgemeinderathes darf künftig das Ankleben von Plakaten aller Art nur an den hierfür bestimmten städtisch?» Anschlagtafeln und unter Benutzung der hierüber bei dem Bürgermeisteramte be- stehenven Einrichtung erfolgen. Für Benutzung der städtischen Anschlagtafeln ist aus Grund des hierüber bestehenden Tarifs eine mäßige Gebühr im Bürger meisteramte zu bezahlen. Das Ankleben der Plakate darf künftig nur nach vorheriger Abstempelung der selben im Bürgermeisteramte und nur durch den mit dem Ankleben beauftragten Beamten erfolgen. Dem Bürgermeister bleibt vorbehalten, von den getroffenen Bestimmungen in geeigneten Fällen Ausnahmen zu gestatten. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmun gen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. geahndet. Pirna. Am Sonntag Nachmittag entgleiste an der unteren Einfahrt des hies. Bahnhofes ein Güter - zug, wodurch viele Wagen zu einem großen Haufen übereinandergeschichtet und ein Gleis für längere Zeit gesperrt wurde. Der Oberschaffner wurde später ver wundet nach Dresden geschafft, lieber die näheren Umstände, insbesondere ob noch mehr Menschen ver unglückt waren, war am Sonntag Abend Näheres noch nicht zu erfahren. Gohrisch b. Königstein. Gelegentlich einer Hühner jagd wurde von Rentier Äittler ein großer Stein adler geschossen, der eine Spannweite von 3,»r Meter hatte. Bautzen. Ein kurioses Ansinnen hat kürzlich die Bautzner Buchbinder-Innung an die Gewerbekammer zu Zittau gestellt. Dieselbe bat nämlich die Kammer, dafür einzutreten, daß es den Verlegern im Wege des Gesetzes verboten werden sollte, Schulbücher gebunden zu verkaufen, denn dadurch werde den Buchbindern dis Arbeit entzogen. Ueberdies sei die fabrikmäßige Herstellung des Einbandes, wie der Verleger sie be wirken lasse, unsolid; insbesondere sei der Drahtein band von geringer Haltbarkeit und außerdem gefährlich