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DK „Wci-eritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, DonüßÄ- 1«g und Sonnabend. Preis vierteljährlich 1 M. A8 Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Numm«n Iv Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmh-MW. Amtsblatt Inserate, welche bet de» bedeutenden Auflage de» wttden mit 10 Psg. dl« Spaltenzeile oder Rau», lkrechnet. Ta bellarische und cvmplicjrt« Inserate mit entsprech!»* dem Aufschlag. — Einge sandt, un redaktionell« Theile, die Spaltenzeüe rroPfg. für die Königliche UmtshauptmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redactmr: Däut Jehnk in Dippoldiswalde. Mit -chtskitigem .Mllstrirtrn Ilntkrhsltungsbistt". * Kit^m-riftischt^w-chenbrikge^Seisenblasta". » Mit lsud- und hnurwirthschnstlichtk Lnukitkililgt. Nr. 104. Dimstag, den 5. September 1893. 59. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat August 731 Einzahlungen im Be trage von 55989 Mk. 80 Pf. gemacht, dagegen er folgten 273 Rückzahlungen im Betrage von 56037 Mk. 78 Pf. Sparmarken ä 5 Pf. sind verkauft worden: 50 Stück. B — Je Weiler sich die Zeit von den großen Ereig nissen der Jahre 1870 und 71 entfernt, desto nöthiger macht es sich, daß das jetzige Geschlecht und noch mehr die gegenwärtige Jugend an jene Tage unvergleich licher Begeisterung und Erhebung, gekrönt von den schönsten Erfolgen, erinnert wird. Darum feiern Deutschlands Schulen auch das Sedan fest. In unserer Stadtschule begann der FestaktuS am 2. September '/»w Uhr mit dem Absingen einiger Gesang- buchsverse, worauf Herr Lehrer Schmidt in seiner Fest rede ein Lebens- und Charakterbild Moltkes entwarft Nach der Nationalhymne „Deutschland, Deutschland über alles" trugen ein Mädchen und ein Knabe je ein patriotisches Gedicht vor, worauf die kräftigen Akkorde des alten Torgauer Marsches mit untergelegtem Texte aus der Sammlung von Lieblingsmärschen Sr. Maj. des Kaisers den Schluß bildeten. — Am Morgen war der Schützenzug des Militärvereins zur Neveille auf gezogen, und ist dabei die Gedenktafel an die Gefallenen geschmückt worden. — Bei dem am gestrigen Sonntag abgehaltenen Reiterschießen der hiesigen Schützengesellschaft, das erfreulicherweise vom Welter recht begünstigt war, und bei dem auch all' die Kinderbelustigungen nachgeholt wurden, welche beim Vogelschießen unterbleiben muß ten, schoß sich Herr Gasthossbesitzer Haubold zum König und Herr Oberlehrer Kantor Hellriegel zum Marschall. — Mehrfachen an uns gerichteten Wünschen ent sprechend, therlen wir folgende gesetzliche Bestimmungen über die Ergänzungswahlen für die II. Kammer des sächsischen Landtages mit: Zur Stimmberechtigung ist der Besitz der sächsischen Staatsangehörigkeit und die Erfüllung des 25. Lebensjahres erforderlich. Das Stimmrecht kann nur in Person ausgeübt werden. Es steht allen nach dem Gesetze dazu befähigten Orts einwohnern zu, welche entweder u) Eigenthümer an einem mit Wohnsitz versehenen Grundstücke im Orte sind oder b) an Grundsteuer von ihnen eigenthümlich gehörigen Grundstücken oder an direkten Personal landesabgaben oder an beiden zusammen mindestens jährlich 3 Mark entrichten. Personen, welche in den Wahllisten nicht eingetragen sind, können an der Wahl nicht theilnehmen. — Der die Amtshauptmannschaften Dippoldiswalde und Pirna umfassende 3. Wahlkreis des Landes verbandes hatte sich Heuer der Wahl eines Mitgliedes in den Landes-Ausschuß sächsischer Feuerwehren zu unterziehen, bei welcher Wahl Herr Stadtrath Reichel als Wahlkommissar fungirte. Bei der vorgenommenen Auszählung der rechtzeitig eingegangenen 43 Stimm zettel ergab sich, daß der bisherige Vertreter im Landes- Ausschub, Herr Redakteur Simon-Cölln, mit 27 Stimmen wiedergewählt wurde, während Herr Jäger- Pirna nur 16 Stimmen erhielt. — Ein Stimmzettel war zu spät eingegangen, konnte demnach bei der Aus zählung nicht berücksichtigt werden. Altenberg. Unter reger Betheiliqung der ganzen Stadt feierte am 2., 3. und 4. September der hiesige Männergesangverein sein 50jähriges Jubiläum. Am Sonnabend vereinigten sich die Mitglieder dessel ben in „Stadt Teplitz" zu einem fröhlichen Konimers, an d>m auch schon einige auswärtige Vereine theil- nahmen. Löblich und nachahmenswerth erscheint es uns, daß ins Programm auch ein Kirchenzug aus genommen r»ar. Begleitet von den übrigen Vereinen Altenbergs zog der Jubtlarverein am Sonntag Morgen zur Kirche und sang ein Lied zu Gottes Lob, auch nahm Herr DiakonuS Haucke in der Predigt auf das Fest Bezug, indem er das Bibelwort: „Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten deine Gelübde" auf den Gesangverein anwandte. Am Nachmittage bewegte sich ein langer Festzug durch die reichgeschmückte Stadt nach dem Schützenhause, wo mit Masten und Fichten der Festplatz abgegrenzt war. Lustig flatterten die zahlreichen Wimpel ringsum im Winde. Hier wurden die Gäste, gestellt von 12 Brudervereinen, von Herrn Bürgermeister Weise im Namen der Stadt Altenberg begrübt, worauf sich der Jubilarverein mit harmonischem Begrüßungsgesang anschloß. Sodann ergriff Herr Rektor Förster das Wort zu einer Festrede, die jede Sängerbrust erwärmte, und in der er die Macht des Ge sanges an den Menschen von der Wiege bis zum Grabe in begeisternder Weise feierte, öfters seine Rede mit leichtem Humor würzend. Mit besonderer Freude wies er auf die anwesenden älteren Mitglieder, die Herren Bäckermeister Weigand-Geising und Briefträger Gössel-Zehista, sowie aus den wegen hohen Alters nicht erschienenen Herrn Bürgermeister a. D. Grumpelt- Gersing, einem Mitbegründer, hin, dieselben im Auf trag des Vereins zu Ehrenmitgliedern ernennend. Nachdem dieser Verein noch einen Jubelgesang vor getragen, überreichten unter herzlichen Glückwünschen Herr Lehrer Hantsch-Glashütte ein Gruppenbild der Mitglieder seines Vereins, Herr Finanzsekretär Richter- Dresden, ein geborener Altenberger, einen goldenen Pokal und Herr Bezirkssekretär Ludwig für den Ge sangverein Dippoldiswalde ein Bild, den Gesang dar stellend. Hierauf begann das Concert, bestehend aus Massen- und Einzelgesängen, vorgetragen von den Vereinen Graupen, Eichwald, Klostergrab, Zuckmantel, Bärenstein, Dippoldiswalde, Frauenstein, Glashütte, Johnsbach, Liebstadt, Schmiedeberg und Altenberg. Nach dem Einzuge durch die illpminirte Stadt ver einigten sich die Sänger in „Stadt Teplitz", um durch rege Betheiligung am Ball den zahlreichen netten, reizenden Festjungfrauen für Verschönerung des Festes Anerkennung zu zollen. Für den Montag sind Aus flüge auf die Berge, Festtafel und Ball geplant. Dem Jubelverein ein kräftiges „Glück aus!" für seine fer nere Thätigkeit. - Kreischa. Diese Woche ist für unfern Ort die „große Woche", denn Mittwoch und Donnerstag wird der in der ganzen Gegend so beliebte Jahrmarkt ab gehalten. Seit 8 Tagen schon arbeiten fleißige Hände an der Erbauung der auch dieses Jahr zahlreichen Zelte und Buden. 4 Poffendorf. Im Monat August hat der Tod in unserer Parochie eine reiche Ernte gehalten, es starben 36 Personen, meistens Erwachsene. Mancher mußte die Wahrheit des Spruches erfahren: Nasch tritt der Ton den Menschen an! — Bei hiesiger Tagesverpflegung für arme Reisende wurden im August 114 Marken zu 20 Ps. von der Verwaltung ausgegeben. — Das Erntedankfest in hiesiger Parochie soll Sonntag, den 10. d. M., gefeiert werden. Der Fest- goltesdienst beginnt Nachmittag 2 Uhr. Vergangenes Jahr fiel die Feier des Erntefestes auf den 27. Sept. 4 Hänichen. Anläßlich der Feier des Sedansestes hatten hier einige Bewohner die Häuser beflaggt, auch gedachte man des großen Tages durch früh und Mit tags abgegebene Böllerschüsse von den Kohlenschächten aus. Dresden. Bei dem großartigen Schloß» m bau soll nunmehr nächste Woche am Taschenberg die be engende Brettwand fallen, da die Südseite der Neu bauten im Rohbau fertig ist und ihrer Gerüste ent kleidet werden kann. An der westlichen Oeffnung des Taschenberg-Tractes gelangt in der Folge wieder ein Schloß-Vorgarten zur Einrichtung, während an der breitesten Etraßenstelle, etwa gleichweit von der Sophienstraßen-Mitte, dem Prinzenpalais und dem neuen Schloßgarten, der von den Stadtvertretern be schlossene Wettin-Obelisk zur Aufstellung gelangen soll. Derselbe wird aus Granit, getriebenem Kupfer und den in Bronceguß ausgeführten Statuen der „Ver gangenheit" und „Gegenwart" bestehen und eine herr liche Zierde unserer Stadt bilden. Der etwa 12 m hohe Obelisk ist auf etwa 100 000 Mk. veranschlagt und wird größtentheils aus Mitteln des BerschönerungS- Fonds der Güntz-Stiftung bestritten werden. Gegen wärtig ist das Portalhaus des Schlosses an der Schloß straße berüstet und erhält dem Schloßneubau an gepaßte Ziergiebel-Decoration. Wahrscheinlich wird auch noch in diesem Jahre derFahrbahn-VerbreiterungS- Bau am Georgenthor in Angriff genommen. Pro- jektirt sind doppelte Fahrbahnen, zusammen 6 va breit, sowie doppelte Fußbahnen. Das historische Georgen thor bleibt erhalten; nur die Durchfahrten werden erhöht, und die an der nur ca. 13 w breiten Schloß straßenfront stehenden Säulen bez. Schäfte beseitigt, um durch zierlichere ersetzt zu werden. DaS gesammte ca. 480 m im Umkreis haltende königl. Refidenzschlüß erhält ringsum bis 1895 Erneuerung und bet der katholischen Hoskirche auch «inen steinernen Uebergüng. Schandau. Ueber den bereits erwähnten Plan einer Straßenbahn Schandau-Wasserfall ist noch mitzutheilen, daß bereits seit einem halben Jahre die Konzessionsabtretung an ein Komitee erfolgt ist und daß, sobald das Ministerium Genehmigung ertheilt, zum Betriebe dieser Strecke mittels patentirter Lührig- scher Gasmotoren, der sofortige Bau dieser Strecke noch diesen Herbst beginnen soll. Von der Anlage einer elektrischen Straßenbahn, ebenso wie von einer Konzessionsbewerbung kann also keine Rede sein. Sayda. Wie verlautet, soll Dienstag, den 5. September, der hiesige große Berg werkst eich gefischt werden, der zum letzten Male am 30. August 1888 gefischt wurde. Das Ablassen wird diesmal nicht viel Umstünde machen, da de: Teich infolge des Wasser mangels ohnehin schon ziemlich leer ist. Chemnitz. Zu den Bausehenswürdigkeiten unseres engeren Vaterlandes gehört in neuester Zeit das 1^/, Stunde von hier gelegene Wasserstauwerk, die Thal sperre von Einsiedel, durch das alles Wasser des waldreichen Thales gestaut, gesammelt, gereinigt und geklärt und sodann durch einen unterirdischen Kanal der Stadt Chemnitz zugesührt werden soll. Eine ähn liche, in ebenso großartiger Weise ausgeführte Thal sperre ist bis jetzt nur noch in Deutschland in der Nähe der durch ihre Eisen- und Stahlindustrie rühm lichst bekannten rheinländischen, im Regierungsbezirke Düsseldorf gelegenen Stadt Remscheid zu finden. Das genannte, etwa 10 Minuten Wegs von Einsiedel ent fernte wasserreiche Thal, das mit noch zwei anderen kleinen Seitenthälern in Verbindung steht, wird durch eine gewaltige, staunenerregende Mauer gesperrt, die eine Höhe von über 20 Meter hat, sich oben bis zu der außerordentlichen Länge von 185 Meiern ausdehnt, unten am Fuße eine Stärke von 22 Metern besitzt und oben an der Krönung immer noch 4 Meter stark ist. Welche Massen von Bruchsteinen der festesten und umfangreichsten Art dieses nach Cyklopenbauart aufgesührte massive Mauerwerk gekostet hat, geht daraus hervor, daß nach erlangter Mittheilung der kubische Inhalt desselben 22000 Kubikmeter umfaßt. Die größte Wasserfläche des Staugebietes soll 40 000 Quadrat meter enthalten und der gesammte Wasierinhalt vom Grundlauf bis zum Ueberlauswehr in einer Höhe von 18 Meter 320000 Kubikmeter betragen. DaS durch die Sperre sich ansammelnde Wasser darf nämlich nicht bis an die Brüstung oder Krönung der Riesenmouer steigen und überlaufen, sondern bekommt, wie schon bemerkt, in der Höhe von 18 Metern ein in das stei nige Gebirge eingebautes „Ueberlauswehr", durch welches das bei außergewöhnlichen Wasseransammlungen