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für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und zu Dippoldiswalde und Irauenstein „Weißeritz-Seitung-- «rsch-ini wüchsntkch drei mal: WenStag, Donners- i«a und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sk Psg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pf«. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- stellnnzen an. Jnferate, welch« bei v«» bedeutenden Auflage d«^ Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. di« Svaltemeil« oder- deren Naum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprech«« den, Ausschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen Theil«, die Spaltenzei» 20 Psg. die Stadträthr Verantwortlicher Redacteur: Paul IkhNk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Nustrirtrn UnterhsUungsblatt". * Mit humoristischer Wgchenbrilage „Stiftublasea". * Mit isud- imü hsuswirihschufttichrr «i«,trbkilage.^ Nr. 103. Sonnabend, den 2. September 1893. 59. Jahrgang. —- . . . —"7^^711777 77^7"- ... "— " . Köonnements auf die „Weißeriß-Zeitung" für den Monat September nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. üs ' 's Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Sedan. Wir dürfen nicht den Sedantag feiern, ohne neben dem obersten Kriegsherrn, unserem in Gott ruhenden Kaiser Wilhelm I., der großen Männer zu gedenken, die bei Wiederausrichtung des Deutschen Reiches ihm mit Rath und Thal zur Seite standen. Es ist und bleibt ein Zeichen der Wundersührung, mit welcher Gottes Hand die Geschicke und die Geschichte unseres Volkes leitete, daß er dem unvergeßlichen Kaiser einen Staatsmann wie Otto von Bismarck und einen Feldherrn wie Helmuth von Moltke zur Seite ge stellt hat: Helden, deren Namen in der Geschichte alle zeit als Sterne leuchten werden, und die heute, am 2. September, von uns mit Bewunderung und Dank barkeit genannt werden müssen. Vor uns liegt der dritte Band der „Gesammelten Schriften und Denkwürdigkeiten des General-Feld marschalles Grafen Helmuth von Moltke", welcher die Geschichte des deutsch-französischen Kriegs von 1870 bis 187 l enthält. Man kann ihn nicht lesen, ohne von dem furchtbaren Ernst der weltgeschichtlichen Er eignisse, die damals in wenigen Monaten sich abspielten, überwältigt zu werden und vor dem großen Feldherrn, der an dem Gange dieser Ereignisse aufs Unmittelbarste betheiligt war und sie am Abend seines Lebens in klassischer Einfachheit dargestellt hat, sich bewundernd zu beugen. Wir können es uns nicht versagen, aus seinem Berichte über die Tage von Sedan einige Sätze hier wiederzugeben. Graf von Moltke schreibt nach Dar stellung der blutigen Kämpfe vom 1. September: „Auf der Höhe südlich Frönoir, von wo König Wilhelm am 1. September seit dem frühen Morgen den Gang der Schlacht beobachtet hatte, erschien Ge neral Reille mit einem eigenhändigen Schreiben Napoleons, dessen Anwesenheit in Sedan bisher nicht bekannt gewesen war. Derselbe legte seinen Degen in die Hand des Königs. Aber da er sich hierdurch nur persönlich als Gefangener erklärte, wurde in der Beantwortung gefordert, daß ein bevollmächtigter Offizier abgesandt werde, um mit dem General von Moltke über die Kapitulation der französischen Armee zu ver handeln. Dieser schmerzliche Auftrag wurde dem General von Wimpffen zu Theil. Die Verhandlungen fanden in der Nacht zum 2. September in Donchery statt. Auf deutscher Seite mußte man sich sagen, daß man einem mächtigen Feinde wie Frankreich gegenüber die gewonnenen Vor theile nicht aus der Hand geben dürfe. Hatten die Franzosen schon den Sieg deutscher Waffen über Nicht franzosen als Beleidigung empfunden, so hätte keine unzeitige Großmulh sie die eigene Niederlage vergessen machen. Es blieb nur übrig, auf die Waffenstreckung und Gefangennahme der ganzen Armee zu bestehen, doch wurde Entlassung der Offiziere auf Ehrenwort nachgegeben. General von Wimpffen erklärte, daß er so hark Bedingungen nicht annehmen könne, die Verhandlungen wurden abgebrochen, und die französischen Offiziere kehrten um 1 Uhr nach Sedan zurück, wobei ihnen jedoch erklärt wurde, daß, falls das Abkommen nicht bis Morgens 9 Uhr abgeschlossen sei, die Artillerie das Feuer "wieder eröffnen werde. So wurde denn auch die Kapitulation bei der offenbaren Unmöglichkeit ferneren Widerstandes vom General v. Wimpffen am Vormittag des 2. September unterzeichnet. Der glänzende Sieg des 1. September hatte den deutschen Armeen 460 Offiziere, 8500 Mann gekostet. Der Verlust der Franzosen betrug 17000 Mann und 104000 Gefangene. An Kriegsbeute wurden erobert: 3 Fahnen, 419 Feld- und 139 Festungsgeschütze, 66 000 Gewehre, über 1000 Fahrzeuge und 6000 noch brauchbare Pferde. Mit der völligen Vernichtung dieses Heeres brach das Kaiserthum in Frankreich zusammen." Und die Frucht dieser Opfer und Siege sollten wir uns wieder nehmen lassen? Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Trotz des Regenwetters am vergangenen Sonntag hat doch das veranstaltete Som merfest im Steinbruch einen Reingewinn von ca. 22 Mark ergeben, der dem Gebirgsvereins und dem Komitee für den König Johann-Thurm überwiesen worden ist. — Der Gebirgsverein hat bekanntlich in letzter Zeit seine Verbindung mit dem Hauptverein gelöst und hat beschlossen, seine Thätigkeit mehr als bisher der Stadt Dippoldiswalde und deren Umgebung zuzuwenden. Er darf deshalb wohl hoffen, daß die Zahl seiner Mitglieder namentlich in Dippoldiswalde steigen wird, umsomehr, als eine nur geringe Steuer derselben in Aussicht ge nommen ist. Erne demnächst einzuberufende Versamm lung wird sich mit den noch nöthigen Formalitäten zu beschäftigen haben. — Der Vorstand des Gebirgs- vereinS besteht zur Zeit aus folgenden Herren, welche jederzeit Anmeldungen zur Mitgliedschaft annehmen: Or. Kirbach, Vorsitzender; Stadtralh Mende, dessen Stellvertreter; Stadtrath Reichel, Kassirer; Buchdr.- Besitzer Jehne, Schriftführer; Sekr. Ludwig, dessen Stellvertreter; Schuldir. Rasche und Kaufm. Lincke, Beisitzer. — Es herbstest; am heutigen Freitag früh war die Temperatur bis auf 4« 0. gesunken. — Am Mittwoch sprach in einer Versammlung der Resormpartei Herr vr. Limann, bis vor Kurzem Verfasser der Leitartikel in den Dresdner Nachrichten, über die Nothwendigkeit einer Tageszeitung, welche die politischen Anschauungen und Grundsätze obiger Partei vertritt und verbreitet. Nach ihm brachte HerrPciebs aus Dresden Aufklärung über Mittel und Wege zur Gründung dieser Zeitung, sowie über die schon zu verzeichnenden Erfolge der Bemühungen. Schließlich forderte er zur Zeichnung von Actien d, 200 Mk. und zu sonstiger Unterstützung des Unternehmens auf. Im Verlaufs der Reden und der Debatte wurde auch unsere Zeitung erwähnt, und sehen wir uns in Folge dessen zu der Erklärung veranlaßt, daß eS uns noch nie eingefallen ist, unser Blatt zu einer politischen Zeitung zu stempeln, denn ein Lokalblatt, und mehr will die Weißeritz-Zeitnng nicht sein, dessen Leserkreis doch schon nach seinem Zwecke mehr oder weniger auf einen immerhin kleinen Bezirk beschränkt bleibt, und das eine ausgeprägte einseitig-politische Richtung ver folgen wollte, würde schwerlich existenzfähig bleiben. Wir haben vielmehr den Zweck im Auge, unsere Leser so schnell als möglich von den neuesten Ereignissen Kenntniß zu verschaffen, die Bekanntmachungen der Behörden zu veröffentlichen uud der Geschäftswelt ein bequemes und billiges Mittel zu Anpreisungen zu geben. Nach den Parteiverhältniffen unseres Bezirkes ist es wohl natürlich, daß unsere Zeitung die konser vative Partei unterstützt. Würden wir uns nicht ge rechten Vorwürfen aussetzen, wenn wir beim ersten Auftauchen einer neuen Partei, mit der einer Wind fahne eigenen Geschwindigkeit die bisher hauptsächlich innegehaltene Richtung unserer Zeitung schwenkten? Im Uebrigen waren und sind dir Spalten unserer Zeitung jederzeit allen politischen Anschauungen mit Ausnahme der sozialdemokratischen geöffnet, wie wir auch z. B. bei der letzten Reichstagswahl über die Reden der Kandidaten beider Ordnungsparteie» be richtet haben. Freilich müssen wir unS die eigne, selbstständige Entscheidung über Ausnahme und Nicht aufnahme von Artikeln in den redaktionellen Theil immerhin Vorbehalten, denn wer die Verantwortung trägt, muß auch selbst darüber bestimmen könen, was er verantworten soll. — Wie aus einer Bekanntmachung des Direktorium des hiesigen Bezirksobstbauvereins in heutiger Nummer zu ersehen, beabsichtigt der letztere, im Herbste dieses Jahres nach längerer Pause wieder einmal eine all gemeine Obstausstellung des ganzen Bezirks in hiesiger Stadt abznhalten. Obwohl die bevorstehende Obsternte in ihren Ergebnissen nur einen mittleren Ertrag ergeben wird, da die so reiche Blüthe des Frühjahres keineswegs durchgängig die auf dieselbe gesetzten großen Hoffnungen zu erfüllen vermochte, so verspricht die Ausstellung gerade dadurch eine um so interessantere zu werden, als das möglicherweise in derselben zu Tage tretende vorzugsweise Auftreten ge wisser Sorten, dieselben dann abermals als für unsere Lagen und Klima besonders geeignete auszeichnen, und dadurch dem aufmerksamen Züchter beachtens- werthe weitere Winke und Ausschlüsse geben wird. Zudem kommt, daß durch die nun langjährigen Be mühungen des Bezirks- und mehrerer Lokalvereine, der königl. Straßeninspektion, vieler Gemeindevertre tungen und Privater unverkennbar die Anpflanzung und Umveredelung besonders beim Kernobst« «ine viel sorgfältigere und zielbewußtere als früher geworden ist, welche in dieser Ausstellung, der wir im Voraus ein recht allseitiges Gelingen wünschen, sicher nunmehr schon in höchst interessanter Weise zu Tage zu treten verspricht. — Gesuche um Entlassung von Soldaten vom Militär nach zweijähriger Dienstzeit im Interesse häus licher Verhältnisse müssen jetzt schleunigst bei den Orts behörden angebracht werden, wenn dieselben noch in diesem Jahre Berücksichtigung finden sollen. Die Re servisten und Dispositionsurlauber werden nämlich gleich nach Beendigung der Manöver, etwa Mitte September entlassen. — Am Sonntag, den 3. September, feiert der Männergesangverein in Altenberg sein 50jähr. Stiftungsfest, und haben sich zu demselben, bez. zu Einzelgesängen 6 sächsische und 5 böhmische Bruder vereine angemeldet. Hennersdorf. Den Herren Kirchenvorstehern Karl Friedrich Lieber, Gutsauszügler und Kirch kaffenrechnungsführer hier und Karl Friedrich Walter, Gutsbesitzer und Gemeindevorstano in Schönfeld, wurden zum Andenken an ihre 25jährige ununter brochene Mitgliedschaft im hiesigen Kirchenoorstande ehrenvolle Erinnerungsblätter in der Kirche vor ver sammelter Gemeinde durch den OrtSpsarrer im Auf trage des evangel.-luther. LandeSkonsistoriumS und der königl. Kircheninspektion in feierlicher Weise über reicht und zwar mit innigen Dankesworten undSegenS- wünschen für alle ihre Bemühungen im Dienste und