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„Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nunnnern 1<i Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchech-MW. Amtsblatt Inserate, welch« bei de» bedeutenden Auflage Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oereu Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile 2V Pfg. für die Königliche UmtshaupLmarmschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul IcyNt in Dippoldiswalde. Mit «chtstitigem „Zllustrirten llutkrhaltungsbistt". H Mit humsristischrr wschknbeitsge „Stisenblasea". Mit Is«d- und heurwirthschrstlicher ÄimtrbMge. Nr. 102. Donnerstag, den 31. August 1893. 59. Jahrgang. Abonnements auf die „Weißeritz-Zeitung" für den Monat September nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die (Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Gedenktag der Schlacht von Sedan wird bei uns nicht durch besondere Ver anstaltungen gefeiert werden. Am Vormittag findet «in Schulaktus statt, zu dem alle Freunde der Schule Zutritt haben und am Sonntag veranstaltet der Mili- lärverein eine Nachfeier. — Die Tage werden merklich wieder kürzer, und die früh hereinbrechende Dunkelheit mahut daran, die Lampe wieder hervorzusuchen. Zuweilen brennen die Petroleumlampen recht schlecht. Es ist dies der Fall, wenn man das alle Petroleum im Ballon läßt, welches den ganzen Sommer gestanden hat. Deshalb schütte man das alte Oel weg, man beugt damit über haupt gleichzeitig einer Explosionsgefahr vor. Ebenso brennt die Lampe schlecht, wenn der Docht nicht ge rade geschnitten ist, wenn der Cylinder nicht paßt oder wenn der Docht zu alt ist. Zum Geradeschneiden des Dochtes ist jedenfalls eine scharfe Scheere erforderlich. Uebrigens braucht man den Docht nur einmal in der Woche zu schneiden, an den übrigen Tagen genügt das Darüberwischen mit einem Putzläppchen, wenn man den Docht etwa ein Millimeter über den Rand des Brenners hinaufgeschraubt hat. Die Röhre des Brenners muß dabei jedes Mal gereinigt werden. Jeder Cylinder ist untauglich, wenn er eine zu hohe Kappe besitzt, d. h. bei dem die Einschnürung zu hoch angebracht ist. Bei derartigen Cylindern giebt auch die beste Lampe ein trübes Licht. Die Einschnürung darf nur zwei Centimeter über dem Rande des Brenners stehen. Cylinder mit zu hoher Kappe tausche man um oder laste sie vom Glaser abschneiden. Bester etwas zu niedrig als wie zu hoch, weil man bei Eylindern mit niedriger Kappe durch Hinauf- oder Hmabschi-ben in der Hülse des Trägers die Flamme nach Belieben reguliren kann. Eine Petroleumflamme niedrig drehen, um Oel zu sparen, ist eine ganz ver fehlte Spekulation. Eine niedrige Flamme verbraucht ebenso viel Petroleum wie eine normal brennende; bei ersterer verdunstet, wie der Geruch lehrt, ein Theil des Oeles. Was den Docht selbst betrifft, so empfiehlt es sich, ihm mindestens alle drei Monate zu erneuern, weil er nach dieser Zeit wegen des eingedrungenen Schmutzes nicht mehr saugt. — In früheren Jahren trat regelmäßig nach dem Verlauf der Getreideernte selbst bei einem guten Er- gebniß eine Steigerung der Brotpreise ein. Heuer ist dies anders, die bisherigen Preise behalten nicht bloß ihren Stand, sondern es kündigen jetzt die In haber der groben Mühlen des Plauenschen Grundes, die Dresden in der Hauptsache mit Brot versorgen, eine Ermäßigung der Brotpreise an. — Nach Entscheid des Reichsgerichts ist di» un reelle schwindelhafte Reklame als Betrug zu betrachten. All' die schwindelhaften Anpreisungen: „Ausverkauf wegen Geschäftsaufgabe", oder „wegen Ladenänderung", „wegen Abreise", „zum Selbstkosten preise" „zu herabgesetzten Schleuderpreisen" und wie diese zum Gimpelfang gebräuchlichen Aushängeschilder alle heißen, fallen, wenn der Zweck nur der ist, das Publikum irre zu führen und die Wahrheit der An preisungen nicht erbracht ist, unter den Begriff der ab sichtlichen Täuschung und sind, weil ihr Effekt als Betrug gilt, strafbar. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatze und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 21. Juli d. I. bei dem Haus- und Feldbesitzer Vogler in Johnsbach infolge Blitzschlages entstandenen Brandes hat die kgl. Brandverstcherungskammer der Gemeinde spritze von Falkenhain, sowie der Spritze der freiw. Feuerwehr zu Glashütte Prämien nach Höhe von 30 Mk. und bez. von 25 Mk. bewilligt. Reichstädt. Da ein Kind des Herrn Kirchschul lehrers Brückner an Scharlach erkrankt ist, hat die hiesige Kirchschule auf behördliche Anordnung bis auf Weiteres geschloffen werden wüsten. Schmiedeberg. Die Vertretung der hiesigen Sparkaffe hat das erledigt gewesene Kassireramt Herrn Kaufmann Oswald Thiele hier übertragen und ist derselbe von der königlichen Amtshauptmannschaft zu Dippoldiswalde bereits bestätigt worden. H Wilmsdorf. Am Sonntag Nachmittag brach im Garderobezimmer des hies. Gasthofes Feuer aus, wobei eine Bettstelle nebst Federbett verbrannte. Glück licherweise wurde der Brand gleich bemerkt und sofort gedämpft. Man glaubt, daß der Brand durch Unvor sichtigkeit fremder Personen, welche im Gasthofe vorher übernachteten, entstanden sei. Dresden. König Albert wird am 2. Septbr. nach Metz reisen, um vereint mit Kaiser Wilhelm den Manöver» des 16. gegen das 8. Armeekorps bei zuwohnen. — Das Ministerium des Innern erläßt folgende Verordnung: Zufolge 8 115 der Verfastungsuikunde vom 4. September 1831 in Verbindung mit Punkt III des zu Abänderung derselben erlassenen Gesetzes vom 3. September 1868 sind im laufenden Jahre die Stände des Landes zu einem ordentlichen Landtage einzu berufen und deshalb die erforderlichen Ergän zungswahlen für die II. Kammer, und zwar in fol genden Wahlkreisen vorzunehmen: Im 5. Wahlkreise der Stadt Dresden, im 3. Wahlkreise der Stadt Leipzig, im l. und 2. Wahlkreise der Stadt Chemnitz, in dem die Stadt Zwickau umfastenden Wahlkreise, im 1., 4., 6., 7., 8., 10., 14., 17., 18., 22. und 24. städtischen Wahlkreise, sowie im 3., 8., 13., 17., 22., 23., 25., 26., 28., 34., 37., 38., 39., 43. und 45. Wahlkreise des platten Landes. Die Abgabe der Stimmen in allen diesen Wahlkreisen hat am nächsten 19. Oktober zu erfolgen. — Nach dem Großenhainer Blatte und anderen Zeitungen sollen jetzt verschiedene Städte unseres Sachsenlandes durch die Errichtung von sogenannten „Generalanzeigern" beglückt werden. Diese Gründun gen sollen alle von einer jüdischen Kapitalstelle aus gehen, von welcher neben dem Geschäft in der Haupt sache bezweckt wird, der sich in Sachsen immer mehr und schärfer ausprägenden antisemitischen Strömung entgegen zu arbeiten. So ist Meißen bereits seit wenigen Wochen in Besitz eines solchen Blattes, und in Großenhain, Grimma, Döbeln rc. soll man bereits auch die einleitenden Schritte gethan haben. Die Agenten des „Dresdner Generalanzeigers" bereisen jetzt, nach obigem Blatte, alle Städte Sachsens, um zu sondiren und die Einführung vorzubereiten. Dohna. Nachdem die letzten JahreSrechnungS- abschlüffe der hiesigen Stadtverwaltung fortgesetzt eine ungewöhnlich große Zahl von Steuerrestanten nachwiesen, hat der Stadtgemeinderath ein Regulativ errichtet, nach welchem den böswilligen Steuerrestanten der Besuch der Schank- und Tanzstätten verboten word-n ist. Durch diese Maßnahme ist zeither hier ein außerordentlich guter Erfolg erzielt worden, denn es haben im Laufe des letzten Vierteljahres eine ziem liche Anzahl solcher Personen, von denen bisher auch im Wege der Zwangsvollstreckung Steuern nicht zu erlangen waren, ihrer Steuerpflicht genügt, sodaß deren Namen von den in den Schankstätten auShäa- genden Restantenverzeichniffen gestrichen werden konnten. Unter den Steuerrestanten befinden sich aber auch eine Anzahl Reichsausländer, welche seit Jahren mit der Bezahlung der Steuern im Rückstände verblieben waren. Da dieselben aber trotz des Verbots des Besuchs der Schank- und Tanzstätten zur Bezahlung der Gemeinde steuern nicht zu bewegen waren, so sind sie nunmehr auf Antrag des StadtgemeinderatheS von der königl. Amtshauptmannschaft aus dem Königreiche Sachsen ausgewiesen worden. Sebnitz. In wenigen Wochen wird mit den Auf führungen des Herrig'schen LutherfestspielS be gonnen werden. Sie werden voraussichtlich Sonntag, den 10. September, im hiesigen Schützenhaus«Saale ihren Anfang nehmen. Es sollen im Ganzen 10 Vor stellungen in der Zeit bis zum 25. September ab gehalten werden. Die einzelnen Aussührungstage sind der 10., 11., 13., 15., 17., 18., 20., 22., 24. und 25. September. An der Ausführung selbst werdet sich außer 60 Sängern (Damen und Herren) über 100 Einwohner betheiligen. Der etwaige Reinertrag wird wohlthätigen Zwecken gewidmet werden, und zwar dem Parochialverein, dem Frauenverein, dem Asylfonds, der Kinderbewahranstalt, sowie schließlich zu einem Ge schenk für die Kirche zur Erinnerung an das Luther- sestspiel. Schandau. Eine nicht ungefährliche Hirschjagd spielte sich dieser Tage am Fuße der Postelwitzer Sand steinbrüche ab. Vom Reinhardsdorfer Jagdrevier war ein stattlicher Hirsch (Zwölfender) stark verwundet von Hunden ins Elbthal getrieben worden. Das sehr stark schweißende Thier suchte Schutz im Elbstcom, wo einige Schiffer aus Schmilka mittelst Schaluppe auf ihn Jagd machten. Es gelang ihnen auch, das Geweih des Thieres mit einer Schiffsleine zu um schlingen, worauf sie ihren Gefangenen nach dem rechten Elbufer nöthigten, der Hirsch ließ sich aber das nicht ruhig gefallen und bald wäre es dahin gekommen, daß der Zwölfender die Schiffer sammt Schaluppe mit sortgesührt hätte. Der königl. Revierverwalter endete das Leben des Thieres mit einem Schüsse. Neustädte!. Der Nachbarort Zschorlau beabsich tigt, an Stelle der bisherigen drei Schulhäuser, von denen zwei sehr alt sind und schon lange nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, ein Zen tra lschulge bä u de in der Mitte des Dorfes zu er bauen. Die zu vergebenden Bauarbeiten sind nach langen Erörterungen und Verhandlungen zur Aus schreibung gelangt. Die sich stetig vermehrende Zahl der Schulkinder Zschorlau's wird gegenwärtig von 4 Lehrern unterrichtet. Lichtenstein. Den durch Pilzvergiftung ver storbenen Gliedern der Familie Pampel ist in der Nacht zum Freitag auch noch die Mutter in den Tod gefolgt. Es sind demnach der Ehemann, die Ehefrau und drei Kinder verstorben, nur ein Kind dieser Familie lebt noch, dasselbe ist aber ebenfalls schwer krank. Kaum waren die Unglücklichen zur ewigen Ruhe gebettet, als schon wieder die Stadt das Gerücht durcheilte, daß die aus 5 Köpfen bestehende Familie ves Fuhrwerksbesitzers Zickmann der Pilzverwechslung zum Opfer gefallen ist. Beide Familien genoffen, wi^