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Wchmtz-Mmg Jnjerate, welche i«i der bedeutenden Auflage det Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finde», werden mit IO Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einae- sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil^ MPfg. Die „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lk> Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 ' Pfg. Einzeln« Stummer« 10 Pfg. — All- Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche AmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. Kit schtseitigem .^llustrirteu llntrrhaltllngeblrtt". Mit humoristischer vlocheubeikge „Seiseabtusrn". rsr Mit lsud- uuü huuomirthschsstlicher Äouotrbeilozr. Nr. 100. Sonnabend, den 26. August 1893. 59. Jahrgang. Abonnements ans die „Weißerih-Zeitung" für den Monat September nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Die Neuwahlen zur französischen Deputirtenkammer. Am vergangenen Sonntag sind in der französischen Republik die allgemeinen Neuwahlen zur Deputirten kammer vorgenommen worden, nachdem die Thätigkeit der bisherigen, durch die Panama-Affaire so bedenklich kompromittirten Kammer im Juli ihr natürliches Ende gefunden hatte. Nicht nur in Frankreich selbst, sondern auch im Auslande sah man dem Ausfälle dieser Wahlen insofern mit besonderem Interesse entgegen, als sie jedenfalls zeigen mußten, ob der unerhörte Panamaskandal wirklich nicht vermocht hat, das An sehen und den Einfluß der Republik bei der großen Mehrzahl der französischen Bevölkerung zu Gunsten des monarchischen Gedankens bedenklich zu erschüttern und herabzusetzen. Das zur Stunde fast vollständig vorliegende Resultat der Wahlen vom 20. August läßt nun erkennen, daß der Panamaskandal trotz des trüben Lichtes, welches er aufdie republikanischen Einrichtungen, wie auf die politische und bürgerliche Moralität her vorragender republikanischer Führer und Parlamentarier warf, in der Thal nicht im Stande gewesen ist, das Vertrauen der großen Mehrheit des französischen Volkes in die Lebenskraft und Zukunft der Republik zu erschüttern, denn die Volksabstimmung vom 20. August bekundet einen glänzenden Sieg des Nepublikanismus über die Vertheibiger der Monarchie in Frankreich. Von den 581 im Ganzen vorzunehmenden Wahlen waren bis zum Nachmittag des 24. August 578 offi ziell bekannt, die sich folgendermaßen vertheilen: 315 Republikaner, 30 sozialistische Radikale oder „reine" -Sozialisten, 13 „Rallitrte", nämlich Monarchisten, die ihren Frieden mit dem bestehenden Regime gemacht haben, 56 Konservative der bonapartistischen wie der royalistischen Richtung und 164 Stichwahlen. Da die letzteren, wie dies schon jetzt feststeht, ebenfalls weit überwiegend zu Gunsten der republikanischen Kandi daten ausfallen werden, so gehen demnach die Repu blikaner gestärkt, die Monarchisten dagegen erheblich geschwächt aus dem jüngsten französischen Wahlkampfe hervor, welches allgemeine Ergebniß allerdings von Kennern der Volksstimmung in Frankreich bereits vorauSgesagt wurde. Die Niederlage, welche der Aus gang der Wahlschlacht vom 20. August vor Allem für die monarchistischen Parteien Frankreichs bedeutet, er- giebt sich schlagend aus einer Vergleichung der oben mitgetheilten Ziffern mit der Zusammensetzung der früheren französischen Volksvertretung. Letztere zählte 105 Royalisten, 59 Bonapartisten, 238 gemäßigte Republikaner, 119 radikale Republikaner, 47 Boulangisten und 8 Sozialisten, die beiden monarchistischen Rich tungen verfügten also zusammen über 164 Mann. Diese immerhin stattliche Zahl ist nun jetzt beim ersten Wahlgange auf ein Drittel herabgemindert worden, und wenn auch anzunehmen ist, daß die Monarchisten bei den Stichwahlen noch eine Anzahl Mandate retten werden, so dürften sie doch in die neue Kammer in einer Stärke von höchstens 80 bis 85 Köpfen ein ziehen. Bei einer derartigen Reduktion ihrer parla mentarischen Stärke sehen sich aber die Monarchisten in der künftigen Kammer nahezu zur Ohnmacht ver- urtheilt und nur in der unnatürlichen Verbindung mit den Radikalen vom Schlage ClemenceauS und den noch weiter links stehenden Elementen können sie viel leicht bei günstiger Gelegenheit noch einigermaßen Bedeutung erlangen. Keineswegs glänzende Geschäfte haben auch die zur Republik neigenden Konservativen, die sogenannten Ralliirten, gemacht, von denen es hieb, daß sie unter Umständen 70 und wohl auch noch mehr Sitze gewinnen würden, bis jetzt sind aber nur 13 „Ralliirte" gewählt worden. Auch die äußerste Linke der französischen Kammer braucht auf ihre Wahlerfolge nicht weiter stolz zu sein, sie träumte von mindestens 60 Mandaten, die sie erhalten würde, statt dessen spricht der Telegraph vorläufig nur von 30 Mitgliedern der äußersten Linken, und von ihnen dürsten kaum 10 wirkliche Sozialisten sein. Wie sich die 312 Repu blikaner auf die beiden republikanischen Hauptgruppen, auf die Gemäßigten und auf die Radikalen, vertheilen, geht zwar aus der betreffenden Meldung des offiziösen Pariser Telegraphen nicht hervor, indessen lassen pri vate Mittheilungen keinen Zweifel, daß hiervon die starke Mehrzahl zu den gemäßigten Gruppen gezählt werden muß. Falls die letzteren auch bei den Stich wahlen entsprechende Erfolge davontragen, so eröffnete sich alsdann in Frankreich zum ersten Male seit langer Zeit wieder die Aussicht aus die Bildung einer festen gemäßigt-republikanischen Kammermehrheit, mit welcher eine zuverlässige Bürgschaft für eine ruhig fortschreitende Entwickelung des republikanischen Gedankens in diesem Lande gegeben wäre. Jedenfalls kann das jetzige Ministerium Dupuy-Develle, welches doch im Wesentlichen aus dem Standpunkte der Opportunisten, der Haupt vertreter des gemäßigten Nepublikanismus, steht, bereits jetzt mit Genugthuung auf den Ausgang deS von ihm geleiteten Wahlfeldzuges blicken, dessen einstweiligen Ergebnisse eine bemerkenSwerthe Stärkung der Stel lung des Kabinets bedeuten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nachdem unsere Stadt zwei mal die flinken, aber nur im guten Sinne leichtfüßigen Schützen und Jäger beherbergt, traf gestern Donners tag die dritte und für jetzt letzte Einquartierung, eine Batterie vom Feldartillerieregimente Nr. 28 ein, welche heute früh wieder abrückte. Derselben folgten noch einige andere Batterien dieses Regiments, welche die Stadt passirten. — Der bei seinem Einrücken ins hiesige Quartier am Dienstag erkrankte Jäger ist am Mittwoch Mittag im hiesigen Krankenhause gestorben. Der schwergeprüfte Vater, ein Gärtnereibesitzer in Chemnitz, holte gestern die sterblichen Ueberreste in die Heimath. — Das seit gestern Donnerstag umgeschlagene Wetter wird sich hoffentlich im Lause des morgenden Tages wieder wärmer gestalten, woraus bereits meh rere Zeichen deuten, so daß es möglich sein wird, das für nächsten Sonntag projektirte Sommerfest des Gebirgsvereins im Eteinbruchrestaurant in seinem ganzen Umfange feiern zu können. Seitens des Komitees ist alles geschehen, um das Programm des Festes zu einem recht abwechslungsvollen zu gestalten. Die Betheiligung aus der Umgegend wird sicher eine recht zahlreiche werden. 4 Poffendorf. Sicherem Vernehmen nach soll das diesjährige Erntedankfest hiesiger Parochic Sonntag, den 10. September, gefeiert werden. Das Kreischaer Erntefest ist auf Sonntag, den 3. Septbr., festgesetzt worden. SeiferSdorf. Das Erntedankfest unserer Parochie findet nächsten Sonntag, den 27. v. M., statt und wird der Gottesdienst üblicher Weise Nachmittag- 2 Uhr seinen Anfang nehmen. — Die Mitglieder des DippoldiSwalder Landlehrer- Vereins werden sich morgen Sonnabend Nachmittags 2 Uhr in hiesiger Schule zu einer Wanderkonferenz zusammenfinden, wobei in Kl. III je eine Lektion an der Bibi. Geschichte und Heimathskunde gehalten wird. — Bezüglich der Geschenke unserer neuen Militär vereinsfahne sei nachträglich noch bemerkt, daß ihr auch ein prächtiger Fahnenring gespendet wurde. — Aus der in diesem Monate stattgefundenen Wanderversammlung deutscher, österreichischer und un garischer Bienenzüchter in Heidelberg ist den Bienen züchtern Herm. Fischer hier und Ernst Köhler in Paulsdorf der erste bez. dritte Geldpreis für Erzeug nisse der Bienen zuerkannt worden. Dresden. Der Aufenthalt der Königin Karola in Moritzburg, wohin sich dieselbe bald nach der Rück kehr aus Reheseld begeben wird, wird sich auf mehrere Wochen ausdehnen. — Durch den Tod des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha verliert das königl. sächs. XII. Armeekorps seinen ältesten General der Kavallerie und seinen ältesten Komthur des Militär-St.-HeinrichS- ordens. Der Herzog diente vor Antritt der Regierung seines Landes 1838 zu Dresden im Gardereiter-Re- giment als Rittmeister und avancirte im folgenden Jahre zum Major und Oberst, 1842 aber zum Ge neralmajor. Im Jahre 1849 erhielt Herzog Ernst II., welcher am 29. Januar 1844 zur Regierung gelangt war, den Rang eines sächsischen Generallieutenants und zugleich das Komthurkreuz I. Klaffe vom sächsischen Kriegs- (Militär-St.-Heinrichs-)Orden, und zwar ge schah dies anläßlich der Vernichtung des dänischen Geschwaders unter Paludan am 5. April in der Bucht zu Eckernförde. Der Herzog führte ein selbstständiges Kommando und ließ durch die dortigen Strandbatterien, vor Allem die Nordbatterie, in welcher Hauptmann Jungmann kommandirte, das mit 84 Kanonen aus gerüstete dänische Linienschiff „Christian VIII." in Brand schieben; er erbeutete die Fregatte „Gefion". Zum sächsischen General dec Kavallerie ernannte König Albert den Herzog unter dem 22. November 1888. — Seit vorigem Montag feiern ungefähr 700 Steinmetzen in Dresden. Ueber die Ursache des Streiks ist bereits wiederholt kurz berichtet worden: Die Arbeiter lagen mit zwei Arbeitgebern in Lohndif- serenzen und hatten bei denselben die Arbeit nieder gelegt. Die Meister, welche jetzt gut organisirt sind, erklärten, daß sie sämmtlich ihre Werkplätze schließen würden, wenn diese partiellen Streiks nicht bi» Sonn abend, den 19. d. M., beendet wären. Die Gehilfen gaben nicht nach, und so wird seit Montag auf den meisten und größten Wcrkplätzen (darunter Bahnhofs bau, der Neubau des Finanzministeriums, der Trini tatiskirche, der 4. Brücke auf Neustädter Seite rc.) nicht mehr gearbeitet. Dieses Mal ist also den Ge hilfen der Stuhl vor die Thüre gesetzt worden. Die Letzteren haben nicht geglaubt, daß die Meister ihre Drohung wahr machen würden, und sind von dem Streik überrascht worden. Sie bieten nun Alles auf, um den Sieg zu erringen. Sie haben ein Streik komitee gewählt und ein Streikbureau ins Leben ge rufen. Wer abreist, bekommt 6 Mark Unterstützung, doch darf der Betreffende nicht nach Pirna gehen. Die Pirnaer Meister gehören nämlich der Dresdner Meisterorganisation an und viele der in Dresden zur Verwendung kommenden Stücke werden in Pirna ge fertigt. Für Pirna und Umgegend ist seitens der Gehilfen gleichfalls ein Generalstreit ins Auge gefaßt.