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Wchmh -Jeitmz Amtsblatt für die Königliche WntshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Umisgerichie und die Stadträlhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserat«, welche bei d«» bedeutenden Auflage Blatte« eine sehr Ek» sauic Berbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Nanin berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen» dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile «U Pfg. Die ' „Wekßeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag nnd Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Pänl Ikhnc in Dippoldiswalde. Mit schtseitizem „ZUustrirtkn lintkrhsllungrblstt". * Mit humoristischer Ivochenbriloge „Seifenblasen". * Mit lsnb- und hauswirthschastlicher Äourtsdeilige. Nr. 99. Donnerstag, den 24. August 1893. 59. Jahrgang. Zum deutsch russischen Zollstreit. Der seit dem 1. August entbrannte wirthschaftliche Kampf zwischen Deutschland und Rußland zieht sich von einer Woche in die andere hinüber, ohne daß eine baldige Verständigung zwischen den beiden streitenden Theilen in Aussicht stünde. Im Gegentheil, der Zoll krieg wird von beiden Seiten zunächst mit voller Kraft noch weiter geführt, wie seine neueste Wendung be kundet. Denn nachdem Rußland mit der Erhöhung des finnischen Zolltarifs gegen deutsche Maaren einen neuen zollpolitischcn Vorstoß gegen Deutschland unter nommen hatte, ist jetzt deutscherseits die entsprechende Repressivmaßnahme nachgesolgt, da der Bundesrath in seiner am 17. August abgehaltenen außerordentlichen Sitzung der kaiserlichen Verordnung, betr. die Erhebung eines Zollzuschlages für aus Finnland kommende Maaren, zugestimmt hat. Aber auch hierbei erscheint Deutschland lediglich als in der Defensive befindlich, was in Hinblick auf die russischen Bemühungen, die deutsche Negierung als den schuldigen Theil bei dem Zollstreite hinzustellen, betont werden muß. Wie der deutsche Zollzuschlag von SO Prozent aus die aus Rußland kommenden Maaren erst durch die Einführung des russischen Maximalzolltariss gegen Deutschland veranlaßt worden war, so bildet auch der Zollzuschlag auf die aus dem Großfürstenthum Finnland stammenden Maaren lediglich die Antwort Deutschlands auf das russische Vorgehen in Sachen des finnischen Zolltarifs. Wenn dem gegenüber es russischerseits erst jüngst wieder durch die bekannte Denkschrift des Finanzministers Witte über den deutsch-russischen Zollkrieg und dessen Vorgeschichte unternommen worden ist, Deutschland die Schuld für das einstweilige Scheitern der Handels vertragsoerhandlungen und den hierdurch veranlaßten Zollkampf in die Schuhe zu schieben, so richtet sich ein solches Gebühren durch die feststehenden Thatsachen von selbst. Jedenfalls steht aber jetzt die Sache so, daß zwischen den beiden großen Nachbarreichen jeder Handelsverkehr eigentlich so gut wie abgeschniiten ist, sieht man von dem bedenklich emporblühenden ungesetz lichen Schmuggelwesen ab. Die Wirkungen eines sol chen unnatürlichen Zustandes beginnen sich denn auch für beide Theile mehr und mehr fühlbar zu machen. In Deutschland sind es namentlich die Textilgewerbe, die Maschinen- und Eisenindustrie und die chemische Industrie, welche allmählich die Absperrung des russi schen Absatzmarktes für ihre Erzeugnisse zu spüren be ginnen. Weiter empfindet der große Produktenhandel in den Handels- und Hafenstädten des preußischen Ostens, der sich zum großen Theile auf den Verkehr mit Rußland angewiesen sieht, immer schwerer das vollständige Unterbinden des letzteren und endlich wer den aus noch anderen kommerziellen und industriellen Kreisen Deutschlands Klagen über die Schädigungen, die ihnen durch den Zollstreit mit Rußland erwachsen, laut. Andererseits lastet, was Rußland anbelangt, der-Zollkrieg mit dem deutschen Reiche schon jetzt überaus schwer auf der dortigen Landmirthschast und letztere empfindet die Ausschließung ihres Getreide exportes vom deutschen Markte um so gewichtiger, als gerade in diesem Jahre die Getreideernte in den meisten Gegenden Rußlands sehr gut ausgefallen ist. Deutsch land bildete bislang das bei Weitem wichtigste Absatz gebiet für die russische Getreideausfuhr, dessen Ersatz unmöglich erscheint, obschon man sich in den leitenden Petersburger Kreisen diese wirthschaftliche Wahrheit noch immer nicht eingestehen will. Der von Woche, zu Woche mehr hervortretenden Nothlage der einheimischen Lankwtrthschast sucht man von Petersburg durch ver schiedene Maßnahmen allerdings entgegcnzuwirken, wozu u. A. die vom russischen Kriegsministerium ge planten großen Getreideankäuse im eigenen Lande für die Armee gehören; daß indessen solche künstliche Mittel nicht im Stande sein werden, der geldbedürftigen rus sischen Landwirthschaft wirklich wieder aufzuhelfen, das ist gewiß. Vielleicht wird man an der Newa erst dann zur Erkenntniß der schweren Nachtheile, welche der Zollkampf auch für das Zarenreich im Gefolge hat, kommen, wenn sich dieselben an den russischen Staats finanzen bemerklich machen. Einstweilen freilich sitzt Herr Witte, der offenbar der eigentlicheLeiter des zollpolitischen Kampfes Rußlands gegen Deutschland ist, noch auf dem hohen Pferde, er glaubt noch immer, daß die deutsche Industrie den russische» Absatzmarkt und Deutsch lands Brodversorgung die russische Getreidezufuhr doch nicht entbehren können. Es dürfte sich dies als eine arge Selbsttäuschung des jetzt anscheinend einflußreichsten Berathers des Zaren erweisen, von der nur zu be dauern bleibt, daß durch sie der Volkswohlstand Deutsch lands wie Rußlands so empfindliche Schädigungen er leiden muß. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Zum zweiten Male in diesem Jahre erhielten wir am Dienstag Einquartierung. Gegen 10 Uhr Vormittags rückte das Dresdner Jägerbotaillon hier ein und am Mittwoch früh wieder ab ins Manöoerfeld. Am Abend des Dienstag ver anstaltete die Kapelle des Bataillons ein leider nur schwach besuchtes Concert im illuminirten Schießhaus garten. Die einzelnen Nummern des Programms er freuten sich reichen Applauses. — Ein als Radfahrer kommandirter Jäger erkrankte nach seinem Eintreffen in seinem Quartiere so bedenklich, daß er nicht ins Lazareth seiner Garnison zurückgebracht werden konnte, sondern Abends ins hiesige Hospital überführt werden mußte. — Auf der Rückreise von Bad Einsiedel nach Dresden begriffen, kam am Sonnabend Se. Exzellenz Kriegsminister Edler v. d. Planitz in unserer Stadt an, übernachtete im Gasthos zum „Hirsch" und setzte am nächsten Tage zu Pferde die Reise fort. Der Mi nister war von seiner Ordonnanz begleitet. — Mit der Verbreiterung, Planirung und Trottoir legung des Schulgäßchens ist nun der Schlußstein ge legt worden in der Umgestaltung des alten Pforten berges, und gar mancher der vorher den Kopf schüttelte und besonders die neue Straße mißbilligte, wird nun mehr, will er sonst nur ehrlich sein, bekennen müssen, daß doch wirklich etwas sehr Schönes und Nützliches für die Stadt geschaffen wurde, daß die Opfer, die der Bau auferlegte, nicht umsonst gebracht worden sind. Die Bedenken der ängstlichen Anwohner sind zerronnen, die gefürchteten Nachtheile haben sich nicht eingestellt. Denn die Häuser vor der neuen Post, sie stecken nicht im Schmutze, sondern präsentiren sich durch den freien Platz ungleich bester als früher. Und sogar Hart manns, d. h. Haus und Laden, sind ebenfalls nicht verschwunden und unsichtbar geworden, wie die Schwarz seher vorher bestimmt behaupteten. Im Gegentheil hat auch dieses Grundstück durch die schmucke Umgebung nur gewonnen. Der Platz oben unter der Linde wird sich ebenfalls noch zu seinem Vortheile verändern und die unscheinbare Pforte am Amtsgericht ist durch ein festungsartiges Eingangsthor ersetzt worden. Auch der Lutherplatz wird im nächsten Jahre wieder den Paffan ten ange nehm ins Auge fallen. Vielleicht erleben wir es gar noch, einst auf demselben ein neues Heim der obersten Regierungsbehörde in unserer Stadt bewundern zu können. — Reinigt die Petroleumlampen. Es naht die Zeit, wo die Petroleumlampe auf dem Abendtische wieder zu ihrem Rechte kommt. Sind die Ballons dieser Lampen vor ihrer Außerdienststellung bei Beginn des Sommers nicht gereinigt worden, so ist es dringend zu empfehlen, den etwa im Ballon befindlichen Oelrest jetzt wegzugießen und eine Neusüllung vorzunehmen, da sonst die Gefahr einer Explosion naheliegt. — Mehrfach ist die irrthümliche Meinung ver breitet, daß die Vereinsthaler österreichischen Ge präges in Deutschland nicht mehr zum vollen Nenn- werthe umlaufssähig wären. Wir theilen daher ntit, daß die Frist für Einlösung dieser Thaler bis zum 1. April 1894 erstreckt worden ist, bis dahin werden sie noch von allen öffentlichen Kaffen angenommen. — Die 3. Klasse der 124. königl. sächs. LandeS- lotterie wird am 4. und S. September gezogen werden. Die Erneuerung der Loose hat bis zum 26. August zu erfolgen. Kipsdorf. Nr. 4 der hiesigen Fremden- und Kurliste, welche bis zum 14. August reicht, führt insgesammt 386 Parteien mit 768 Personen auf. SeiferSdorf. Begünstigt vom echten Kaiserwetter fand vorigen Sonntag in wirklich schöner Weise die Weihe der neugeschafften Vcreinsfahne unserS Militärvereins statt. Eingeleitet wurde das Fest durch Zapfenstreich am Vorabende und durch Weckruf am frühen Morgen des Festtages selbst. Nachdem von 11—^2 Uhr Empfang der geladenen Ehrengäste und Brudervereine stattgefunden, bewegte sich um 2 Uhr der stattliche Festzug (20 fremde Vereine mit 14 Fahnen), dem sich die Festjungsrauen und Frauen der Mitglieder des hiesigen Vereins, der löbliche Gemeinderath, der Gesang- und Turnverein angeschlossen hatten, unter frischen Klängen der Musik nach dem Weideplätze. Nach einer harmonischen Begrüßung Seitens des Ge sangvereins begrüßte Herr Gem.-Borst. Menzer die ganze Festversammlung im Namen unserer Gemeinde, woraus Herr Lehrer Seyfert die Ehrengäste und Kameraden im Auftrage des Festvereins herzlich will kommen hieß und feine Begrüßungsworte mit einem begeisterten Hoch auf Se. Maj. unfern König Albert schloß. Die unterdessen von den Festjungfräuen ent hüllte neue Fahne, welche auf dem weißen Felde das rothe sächsische Mantelwappen mit der Umschrift: „Mit Gott für König und Vaterland" und auf dem grünen Felde die Aufschrift: „Königl. Sächs. Militär- Verein Seisersdorf und Umgegend" trägt, wurde nun vom Herrn P. Köhler in wahrhaft würdiger Weise geweiht. In trefflichen Worten mahnte der geschätzte Festredner alle Kameraden auf Grund der Fahnen aufschrift an ihre Pflichten gegen Gott, König und Vaterland. Nachdem nun der Gesangverein das „Fahnenlied" gesungen und der Fahnenträger, Kamerad Gutsbesitzer Lempe, vom Bezirksvorsteher zu seinem Ehrenamte verpflichtet worden war, überreichten die geladenen Ehrengäste und Brudervereine in dankenS- werther Weise und unter sinnigen Wünschen und Sprüchen herrliche Fahnengeschenke. Außer dem königl. Fahnengeschenke, bestehend in Schleife und Nagel, hat unsere neue Fahne 2 Schleifen und 25 Nägel als Weihegeschenke erhalten. Nach beendeter Weihe feierlichkeit bewegte sich der ganze Festzug durch unsern überaus reichlich mit Flaggen und Ehrenpforten ge schmückten Oct. Möge dieser schöne Festtag, insbesondere aber die sinnige Weiherede einem jeden Kameraden lange in frischer Erinnerung bleiben. Als Nachfeier dieses Festes fand am Montag Nachmittag in der Bahnrestauration des Herrn Berger ein kleines Som- mersest statt, während sich am Abend desselben TageS die Mitglieder des Festvereins noch beim fröhlichen Tanze im Gasthof des Herrn Lieber belustigte». K Glashütte. Als der MirthschaftSbesitzer Bobe aus Johnsbach am vergangenen Sonntag Nachmittag an einem Fletschladen hier vorbeifahren wollte, scheute das vor den Wagen gespannte Pferd, wahrscheinlich vor dem aus dem Laden dringenden Fleischgeruch, und kehrte so kurz und schnell den Wagen um, daß nicht nur die Deichsel brach, sondern daß auch die Insassen hcrausgeschleudert wurden. Hierbei fiel der eben erst eingestiegene Kaufmann H. Henke von hier so unglücklich, daß er eine Thürfüllung herausstieß