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LU „Wrißtritz.Zeitung" «lhcheint wöchentKch dr-l- mal: DimStag, Domisrs- i«g uno Sonnabend. —- Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg", einmonatlich 42 Lfq. Einzelne Nummern 10 Pfg- — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. WkWtz-MllH. Amtsblatt Anlerate, welche bei de» bedeutenden Auslage des Mattes eine sHv wirk same Lerbrcttnnä findert, werden mit 10 Pfg- di« Vpaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Lheile, die Spaktenzeil> 20 Pfg. für die Königliche KmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Umlsgerichte und die Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnk in Dippoldiswalde. Mit «chtsritigkm ^lillstrirten llntrrhrltuugrblatt". Mit humoristischer lvochendeiloge „Stisendlssell". » Mit laud- und hsurwirthschsstlicher M-uotsbeiloge. Nr. 95. Dienstag, den 15. August 1893. 59. Jahrgang. Nusfisches und französisches Ränke- spiel gegen den Dreibund. Daß der Dreibund und die hervorragende Macht stellung des deutschen Reiches den Franzosen und Russen ein Dorn im Auge sind, und daß sie deshalb keine Gelegenheit versäumen, um den Dreibund zu er schüttern, das ist ein offenes politisches Geheimniß und vor Schlüssel zu der eigenthümlichen Lage Europas. Es ist daher nur natürlich, daß die Russen wie Fran zosen theils versteckt, theils offen jede Gelegenheit er greifen, um die Festigkeit des Dreibundes zu unter graben und Oesterreich-Ungarn von Deutschlands Seite abzudrängen. Ganz besonders günstig für diese Pläne erscheint nun offenbar den Russen die jetzige Zeit, wo der deutsch-russische Zollkrieg entbrannt ist und viel fach eine Verschlimmerung der deutsch-russischen Be ziehungen befürchtet wird. In dieser kritischen Situa tion hat es Rußland auf einmal für gut befunden, Oesterreich-Ungarn gegenüber ein sehr freundliches Ge- sich zu zeigen und den Oesterreichern und Ungarn einen sehr vortheilhaften Handelsvertrag auf Grund der Meistbegünstigung anzubieten. Gleichzeitig kommt aber auch aus Petersburg die Nachricht, daß die russische Negierung sich entschlossen habe, im, Mittelmeere ein ständiges Geschwader von Kriegsschiffen zu unterhalten. Dieses russische Geschwader soll nun offenbar eine Unterstützung Frankreichs in seiner Mittelmeerstellung und eine Demonstration gegen Italien bedeuten. Da müßte es wohl sonderbar zugehen, wenn die Franzosen aus einer solchen Lage nicht die schadenfrohe Hoffnung ziehen würden, daß die Tage des jetzigen Dreibundes gezählt seien und daß demnächst ein anderer Bund ans Licht treten werde, womit natürlich gesagt sein soll, daß Oesterreich-Ungarn im Begriff stehe, in das russisch-französische Lager überzugehen. Selbst ein sehr ernstes französisches Blatt, der „Temps", hält den Augenblick für gekommen, wo mit Erfolg Mißtrauen zwischen den Dreibundmächten gesäet werden könnte. Dieser Gedanke ist nicht neu, und gewiß ist es die Pflicht der deutschen Regierung, in dieser Hinsicht die Augen offen zu haben, aber der „Temps" urtheilt doch vorschnell, wenn er meint, in Deutschland sei bereits allgemein die Empfindung verbreitet, daß der Zollkrieg, in welchen man sich begeben, die nothwendige Einlei tung zum gänzlichen Verfall der deutsch-russischen Be ziehungen und der letztere nur noch eine Frage der Zeit sei. Man erwartet in Deutschland vielmehr von dem aufgezwungenen Zollkriege eine gerade entgegen gesetzte Wirkung, denn auch Rußland wird die Schäden des Zollkrieges empfinden. Was aber die politischen Beziehungen anbelangt, so glauben wir nicht, daß Oesterreich-Ungarn dann denkt, auf Bosnien und Her zegowina zu verzichten, und nicht Deutschland ist es, welches dort an seine Stelle zu treten wünscht, sondern Rußland will Oesterreich von der unteren Donau ver drängen. Aus den russischen Leim wird daher wohl Oesterrich-Ungarn nicht gehen, auch wenn dieser Leim mit Honig bestrichen ist. Zudem ist es aller Welt be kannt, daß der Dreibund nicht nur ein machtvolles Deutschland, sondern auch ein machtvolles Oesterreich und Italien garantirt. Welche Rollen aber Oesterreich und Italien einem übermächtigen Rußland und Frank reich gegenüber spielen würden, das lehrt wohl die Weltgeschichte unseres Jahrhundert- noch deutlich ge nug. Auch ist an der Vertragstreue Oesterreichs und ^Italiens nicht im Geringsten zu zweifeln, und man wird in kurzer Zeit sehen, daß das russische und fran zösische Ränkespiel vergeblich war. Jeder Staat hat natürliche Interessen, die er keinem anderen Staate opfern kann, und dies dürften die Franzosen in erster Linie zu ihrem Nachtheile von Rußland und Oester reich ersahren, denn den Franzosen zu Liebe wird cs weder Rußland noch Oesterreich einsallen, irgend ein staatliches Interesse preiSzugeben. Dor allen Dingen muß man auch in der gegenwärtigen Lage zwischen Aktionen und Demonstrationen scharf unterscheiden, und darf es als wahrscheinlich gelten, daß Rußland es besonders aus gegen Deutschland gerichtete Demon strationen abgesehen hat. «Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie umgewandelt ist das innere Leben eines Städtchens, wenn militärische Einquar tierung eingerückt ist. Seitdem am Sonnabend Mittag das 2. Bataillon des Schützenregiments Nr. 108 mit den bekannten Klängen des Schützenmarsches in unsre Straßen einmarschiert war, sah man auf denselben fast nichts als Soldaten. Schon am Sonnabend Nach mittag, wie auch am Sonntag I I Uhr fand auf dem Markte Fceiconcert statt, eine Kompagnie war zur Kirchenparade kommandirt, und es traf sich zufälliger- und glücklicherweise, daß Frl. Jenny Koch aus Dres den mit ihrer reinen, angenehmen Stimme die Arie: „Sei getreu" aus Paulus in hiesiger Kirche sang. Leider verhinderte ein leichter Sprühregen die Abhal tung des Militärconcerts im Schießhausgarten, sodaß dasselbe im Saale staltftnden mußte, der sich denn auch sehr bald bis zum letzten Platze angesüllt hatte, war doch bei der anerkannten Tüchtigkeit der Schützen kapelle vorauSzusehen, daß das Programm, welches hochkünstlerische Nummern, als auch liebliche Weisen enthielt, in vollendeter Schönheit ausgeführt wurde und darum auch stürmische Anerkennung fand. — Schon früh um 4 Uhr des nächsten Tages rückten die Schützen unter dem Klange des Schützenmarsches aus Dippoldiswalde, um in und bei der Stadt Sayda bis zum 18. d. M. Quartier zu nehmen, wo Hebun gen im Gefechtsschießen mit scharfen Patronen statt finden. — Ein starker Trupp Zigeuner mit neun Wagen beglückte am Sonnabend unsre Stadt mit ihrem Besuche. Die Aue, wo sich die braunen Ge stalten alsbald häuslich eingerichtet, zeigte nun das uns schon ost gebotene belebte Bild, belebt besonders noch insofern, als sich sofort ein lebhafter Pferdehandel entwickelte, wobei mehrere Thiere verhandelt, resp. vertauscht wurden. Zum großen Leidwesen der frem den Gäste wurde ihnen aber von der Polizei ein längerer Aufenthalt untersagt, so daß sie schon gegen Abend wieder ihr Lager schreiend und schimpfend ab brechen mußten bis auf einen Wagen, der nach Re parierung eines Achsenbruches erst in später Abend stunde nachfahren konnte. » — Ein LOjähriger Schuhmacher aus Dippoldis walde wurde dieser Tage wegen verschiedener Betrü gereien in Leipzig verhaftet. Da der Schwindler übrigens auch noch von dem Amtsgericht Dippoldis walde wegen Betrugs steckbrieflich verfolgt wird, dürfte ihm eine längere Freiheitsstrafe in Aussicht stehen. — Das bei der Subhastation wieder in den Besitz des Herrn Lieutenant Jaenisch übergegangene Ritter gut Bärenklause ist nunmehr von demselben mit allem lobten und lebenden Inventar an Herrn Lieu tenant Röhrs aus Hannover für den Preis von 700000 Mk. verkauft worden. — Vom Schützenregiment 108 werden vom 14. bis 18. August noch Einquartierung erhalten: Ulberndorf 4 Offiziere, 115 Unteroffiziere und Mann schaften und 3 Pferde, Sadisdorf 4 Offiziere, 115 Unteroffiziere und Mannschaften, sowie 3 Pferde, Obercarsdorf 8 Offiziere, 125 Unteroffiziere und Mann schaften, sowie 8 Pferde, Naundorf 2 Offiziere, 45 Unteroffiziere und Mannschaften, sowie 2 Pferde und Schmiedeberg 2 Offiziere, 70 Unteroffiziere und Mann schaften und 1 Pferd. Am 14. sind Mannschaften vom 3. Bataillon und Tags darauf in gleicher Stärke Mannschaften vom 1. Bataillon in den gedachten Ort schaften mit Marschverpflegung zu verquartieren. Die Quartiermacher treffen schon Tags zuvor in den Ort schaften ein. — Man hat sich bemüht, bestimmte Merkmale für die Unterscheidung der genießbaren und giftigen Pilze aufzustellen. Leider sind dieselben aber vielfach nicht stichhaltig, so daß es sich unbedingt empfiehlt, alle Pilze, als verdächtig, nicht zu genießen, welche jauchig erscheinen oder im Alter in eine schwarze Jauche zerfließen, welche beim Durchschneiden schnell ihre Farbe verändern, namentlich blau anlaufen, beim Zerbrechen einen milchigen Saft aussickern lassen, un angenehm riechen, scharf oder widerlich schmecken, grelle, namentlich blaugrüne, schwarze, dunkelblutrothe Farbe oder eine klebrige Oberhaut haben und die von In sektenlarven und Würmern durchbohrt find. Um aper vollständige Sicherheit über die Unschädlichkeit der Pilzspeisen zu erlangen, macht es sich nothwendig, eine Entgiftungsmethode in Anwendung zu bringen. Die selbe besteht darin, daß man die Pilze vor ihrer Zu bereitung zerkleinert, die zähen Theile des StrunkeS entfernt, sie mit einer Mischung von Wasser, Wein essig und Salz heißt abbrüht und dann mit kaltem Wasser abwäscht. Nach einer anderen Methode über gießt man die Pilze mit Weinessig, etwa 2—3 Eßlöffel auf ein Pfund, läßt sie darin 2 Stunden stehen, wäscht sie alsdann sorgfältig ab, übergießt sie mit kaltem Wasser, läßt sie mit diesem V» Stunde lang sieden, wäscht sie abermals gehörig ab und schreitet erst dann zu deren gewöhnlichen Küchenzubereitung. Dies Ver fahren entzieht den Pilzen den Giftstoff, ohne auf deren Nahrungsbestandtheil irgend nachtheilig einzu wirken. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 10. Juli dieses Jahres bei dem Gutsbesitzer Klemm in SeiferS- dorf entstandenen Brandes hat die königl. Brand- verficherungs-Kammer den Spritzen der Gemeinden Spechtritz und Großölsa Prämien nach Höhe von 30 Mk. und beziehentlich von 25 Mk. bewilligt. Rabenau. Der Aussichlsrath der Sächs. Holz- industriegesellschast zu Rabenau hat beschlossen, für das verflossene Geschäftsjahr eine Dividende von 7°/o (gegen 9°/a im Vorjahre) in Vorschlag zu bringen. Dresden. Bei der Vermehrung der Militär ärzte in Folge der Heeresvermehrung entfallen auf Sachsen 1 Oberstabsarzt und 13 Assistenzärzte. — Der Fleisch verbrauch im Königreich Sachsen stellte sich im Jahre 1892 wie folgt: Es wurden ver braucht insgesammt 48607 209 KZ Rindfleisch und 75 266047 lcx- Schweinefleisch. Daraus ergiebt sich bei einer mittleren Jahresbevölkerung von 3 586 600 Einwohnern ein Gesammtverbrauch von 13,s kA Rind- und 21 lc^ Schweinefleisch für den Kopf der Bevölke rung pro Jahr. Weinböhla. In unserem von Jahr zu Jahr mehr an Ausdehnung gewinnenden Orte ist man jetzt mit dem Abbruch des alten Gotteshauses be schäftigt, welches schon geraume Zeit als zu klein für die Gemeinde sich erwies. Die vom Bauunternehmer Knoche geleiteten Abbruchsarbeiten sind so weit vor geschritten, daß man nunmehr daran denken kann, den alten, starken Thurm durch Sprengung niederzureißen. Diese Sprengung dürfte durch eine Pionierabtheilung in den nächsten Tagen stattsinden, da bereits zwei Offiziere am Orte weilten, um die Verhältnisse zu prüfen. Dittersbach a. d. E. In der Konkursangelegen heit des Mühlenbes. Richter steht demnächst die Schluß- vertheilung bevor. Es sind darnach vorhanden 19488 Mk., während sich die Summe der zu berück sichtigenden Forderungen auf 904168 Mk. beziffert. Station Schöna. Im benachbarten böhmischen Niedergrund erblickte ein k. k. Finanzwachkommiffar in dem Garten des Herrn Butterhändler Stolle eine recht