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576 wett zuführten, einer allmählichen Verminderung ihrer Fruchtbarkeit entgegen gehen sollten. Auf die oben angegebene oder auch auf eine andere ähnliche Weise werden aber die Landwirthe sich noch rechtzeitig zu helfen suchen. Frankeuberg. In der hiesigen Badeanstalt er eignete sich am Sonntag Nachmittag ein bedauerlicher Anglücksfall. Der am Freitag hier zugereiste 22 Jahre alte Klempnergeselle Franz Emil Hösel aus Bernsdorf bei Chemnitz, welcher wahrscheinlich hier Arbeit suchen wollte und einstweilen in der „Herberge zur Heimath" hier Unterkommen gefunden hatte, stieß, nachdem er kaum vom Sprungbrett der Badeanstalt, außerhalb der für die gewöhnlichen Badegäste abgegrenzten Strecke, in die freie, nur fertigen Schwimmern gestattete Zschopau abgesprungen war, plötzlich Hülferufe aus und ver sank dann in den Fluthen. Obwohl sofort mehrere anwesende Schwimmer dem Versinkenden zu Hülfe eilte«, gelang es doch nicht, denselben zu retten. Schleunigst wurden einige Kähne und ein Floß bereit gestellt, um den Leichnam des Verunglückten zu bergen, aber bis in die späten Abendstunden hatte man den selben nicht gefunden. Werdau. Am Freitag Vormittag verunglückte ein junger Mensch in einer hiesigen Fabrik, als er im Hofe damit beschäftigt war, Kisten anzuhängen, welche mittels Auszuges nach den oberen Lokalitäten befördert werden sollten. Der junge Mann blieb nämlich mit den Kleidern hängen und wurde vier Stock hoch mit der Kiste in die Höhe gezogen. Dort haben die Kleider nachgegeben und der junge Mensch ist herunter in den Hof auf einen dort stehenden Wagen gestürzt, wodurch der Bedauernswerthe zwei Schenkelbrüche erlitten hat. AuS dem Vogtlande. Die Perlenfischerei im Vogtlands wird seit Anfang des 17. Jahrhunderts betrieben und ist die an der Elster gelegene Stadt OelSnitz gewissermaßen Anfang und Mittelpunkt dieses eigenartigen Erwerbszweiges gewesen und noch heute. Im Juli 1621 wurde durch ein Reskript des Kur fürsten Johann Georg I. ein gewisser Schmirler in OelSnitz als erster Perlensucher in Amt und Pflicht genommen. Die Perlenkultur in der Elster und deren Nebenflüssen breitete sich bald derart aus, daß die An stellung von drei verpflichteten Perlenfischern sich er forderlich machte. Aus dieser Zeit sind zahlreiche tadellos reine und deswegen kostbare Perlen bis heute im Grünen Gewölbe in Dresden ausbewahrt worden. In den letzten Jahren ist die Perlenfischerei allerdings sehr zurückgegangen und im Jahre 1892 belief sich die Gesammtausbeute nach dem soeben erschienenen Be richte der Handels- und Gewerbekammer zu Plauen auf 68 Stück Perlen (1890 nur 27 Stück) und 22 Muscheln mit angewachsenen Perlen. Dagegen sind unreife Perlen in großer Anzahl aufgefunden worden, und wenn man einige Jahre schonend verfährt, darf für später wieder auf lohnenden Ertrag gerechnet werden, wenn auch kaum anzunehmen ist, daß jemals wieder Perlen „so groß als eine ziemliche Musketen kugel" (wie der ehemalige Oelsnitzer Superintendent Lk. Meyer in seinen „Memoiren" schreibt) gefunden werden. — Verwandt mit der Perlenfischerei ist die Erzeugung von Muschel- und Perlmutterwaaren, die in Adorf ihren Sitz hat. Allerdings kann die Elster den Bedarf an Rohstoff keineswegs decken, derselbe wird vielmehr aus dem Auslande mit herbeigeschafft; die Adorser Fabrikate aber sind im In- und Auslande wegen ihrer Sauberkeit und Billigkeit geschätzt und die Muschelwaarenindustrie hat sich in den letzten Jahren bedeutend gehoben und ausgebreitet. Plauen i. V. Am 24. August d. I. sind gerade 200 Jahre verflossen, seitdem der Grundstein zur jetzigen Lutherkirche gelegt wurde. Der Kirchenvorstand der neuen Luthergemeinde hat beschlossen, das Jubiläum seines Gotteshauses entsprechend zu feiern. Auch soll unter den Gliedern der Gemeinde eine Sammlung veranstaltet werden, welche zur Beschaffung eines würdigen Kirchenschmuckes als Jubiläumsgabe be stimmt ist. Johanngeorgenstadt. Es ist nunmehr begrün dete Aussicht auf Verwirklichung der Eisenbahn verbindung Karls bad-Lichtenstadt-Johanngeorgen- stadt vorhanden. In kürzester Zeit finden beim kaiserl. künigl. österreichischen Handelsministerium die end gültigen Konzessionsverhandlungen statt. Die bezeich nete Linie entspricht vor Allem auch den Wünschen der Interessenten in Sachsen. Waldheim. In der Stadtverordnetensitzung vom 18. d. M. wurde die Einführung einer Biersteuer in Waldheim einstimmig beschlossen. Seit Stellung deS Antrages auf Einführung einer solchen Steuer in der Sitzung vom 7. Februar d. I. waren in dieser Angelegenheit Material gesammelt und auch verschiedene gutachtliche Auslassungen von anderen Städten ein gesammelt worden. Die Einführung der Biersteuer wird vom 1. Januar 1894 ad erfolgen; daS Hekto liter einfachen Bieres wird mit 24, jede der verschie denen anderen Sotten, alS: Lager, Bayrisch, Pilsener rc. mit 60 Pf. Steuer belegt werden. Der jetzt zur Er hebung kommende Schankkanon dagegen soll, so lange die Biersteuer erhoben wird, in Wegfall kommen. Meißen. Der Fremdenverkehr in hiesiger Stadt läßt leider während der diesmaligen Ferienzeit zu wünschen übrig. Der Besuch von Schulen ist zwar ein ziemlich starker, es fehlen aber die übrigen Touristen. Eine gleiche Klage vernimmt man aus der Sächsischen Schweiz und dem Erzgebirge. Ursache sind zum Theil die geschäftlich gedrückten Zeiten, anderntheils aber auch die billigen Extrazüge nach dem Ausland. Die Sucht, in die Ferne zu schweifen, ist gerade in Sachsen immer größer geworden und oft kennt man dabei noch nicht einmal richtig sein herrliches Vaterland. Döbeln. Je mehr der Schlußtermin der Aus stellung heranrückt, desto reger wird der Besuch, bestand derselbe doch am letzten Sonntag in 16,000 Personen. Aus allen Gauen Sachsens waren Leute gekommen, um die durch Schönheit der Anlage und Reichhaltigkeit der Ausstellungsgegenstände für sich selbst sprechende Ausstellung zu besuchen. Besonders erfreu lich ist die Thatsache, daß viele Gewerbe- und andere Vereine tagtäglich in Gemeinschaft nach Döbeln zwecks der Ausstellung kommen. Es sollte Niemand die Ge legenheit vorübergehen lassen, dem großartigen Werke einer Mittelstadt einen Besuch zu widmen. Der un widerrufliche Schluß der Ausstellung ist der 31. Juli; man denkt nicht daran, die Ausstellung, wie einige Zeitungen schon gemeldet haben, auch nur um einen Tag zu verlängern. Riesa. Am vergangenen Freitag Nachmittags kamen hier der 12 jähr. Knabe Ruf und der lOjähr. Knabe Hübner wegen einer Birne in Streit, wobei der letztere dem Ruf mit einem derben Stocke einen solchen Schlag in. das Genick versetzte, daß dieser an den Folgen am nächsten Morgen verstorben ist. Wie verlautet, liegt hier noch ein tieferer Grund vor. Ruf soll den Hübner wegen einer Ungezogenheit angezeigt haben und dieser darauf bestraft worden sein. Es erscheint sonach die Thal des Hübner als ein Akt der Rache. Der jugendliche Todtschläger wurde in das Amtsgericht eingeliefert. Leipzig. Die Stätte des Universitätsbaues im Paulinum bildet ein interessantes Bild der alten Klosteranlage, dessen Hauptgebäude mit den Wohnungen des Priors und der Mönche hier stand, und mit dem auch die vielgenannten Wandgemälde im Kreuzgange zu Grunde gegangen sind. Bemerkenswerth sind die gewaltigen Steinwacke», welche beim Abbruch des Gebäudes im Grunde aufgefunden wurden. Dieselben dürften ursprünglich dem Schloßbau angehört haben, welchen Markgraf Dietrich um 1215, mit noch zwei anderen Trotzburgen gegen die rebellischen Bürger und den mit ihnen verbündeten Landadel anlegeü ließ. Bald nachher wurde das Schloß am Grimmaischen Thore belagert und erstürmt und die Stätte den Dominikanern zur Errichtung eines Klosters überlassen. Leipzig. Die 2. Klaffe der 124. königl. sächs. Landeslotterie wird am 7. und 8. August gezogen werden. Die Erneuerung der Loose hat bis zum 29. Juli zu geschehen. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichle. Berlin. Der Handelsminister macht bekannt, nach einer Mittheilung der russischen Regierung trete der russische Maximaltarif am 1. August d. I. Deutsch land gegenüber in Kraft. Die „Kreuz-Ztg." bemerkt hierzu, daß diese vornehmlich gegen Deutschland ge richtete Maßregel als Fehdehandschuh gilt, der von Deutschland mit aller Entschiedenheit ausgenommen werden muß. Deutschland habe keine Ursache, mit der Eröffnung des Handelskrieges gegen Rußland zu zögern. — Der Entwurf einer Novelle zum Jnvaliditäts- und Altersversorgungs-Gesetz ist in Vorbereitung. Es handelt sich dabei um keine prinzipiellen Aenderungen, sondern um die Vereinfachung formaler Vorschriften nach Maßgabe der gemachten Erfahrungen. Für eine Revision deS Gesetzes im großen Styl hält man die Zeit noch nicht für gekommen. — In Regierungskreisen wird der „Kreuzztg." zufolge eine bedeutsame Aenderung der Schulsprache in Nordschleswig erörtert. Die Erlheilung deS Re ligionsunterrichts in deutscher und dänischer Sprache, wie sie durch die Verfügung von 1888 vorgeschrieben ist, hat zu vielen Mißständen geführt, so daß jetzt beabsichtigt wird, den Religionsunterricht nur in einer, und zwar in deutscher Sprache ertheilen zu lassen. — Probeweise ist der diesjährigen Manöverflotte ein Naphtakutter beigegeben, der zur besonderen V-rsügung des Geschwaderchefs, VIceadmiralS Schröder, steht, um seine Verwendung als Beiboot von Kriegs schiffen seftzustellen. Wie verlautet, hat der Kutter sich bis jetzt bei jedem Wetter und Seegang bestens bewährt, so daß es nicht ausgeschlossen erscheint, daß diese neue Heizungsvorrichtung im gröberen Maßstabe auch bei den bisherigen Dampfpinaffen und Dampf barkassen zur Einführung gelangen wird. Ebenso lauten die Berichte über die Fähigkeit des der dies jährigen TorpedobootSflolille zum ersten Male bei gegebenen Avisos „Wacht", sich an der Spitze der fahrenden Torpedobootsdivtsionen zu halten, überaus günstig, obgleich dieser Aviso bei einem Deplacement von 1250 t nur eine Maschinenstärke von 4000 Pferde kräften hat. Die neuesten Avisos der Kriegsmarine, der „Meteor" und „Komet", indiciren bei einem De placement von nur 946 t 4500 und sogar 5000 Pfer dekräfte und würden sich somit als Flotillenfahrzeuge in noch weit höherem Grade eignen, da die erste zu erfüllende Bedingung derartiger Funktionsschiffe in ihrer großen Fahrgeschwindigkeit liegen muß. — Der „Neichsanzeiger" schreibt: In Rücksicht auf den in vielen Gegenden Deutschlands herrschenden Mangel an Futter- und Streumitteln waren auf den Eisenbahnen mehrerer Bundesstaaten schon vor einiger Zeit für den Binnenverkehr Frachterleichterungen ge währt. Von der preußischen Staatsbahnverwaltung wurde in Anregung gebracht, die zunächst auf den preußischen und oldenburgischen Staatseffenbahnen, sowie den Neichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen im Binnen - und Wechselverkehr eingeführten weil ermäßigten Ausnahmetarise sür Futter- und Streumiitel auf alle direkten Verkehre innerhalb Deutschlands auszudehnen. Dieser vom Reichseisenbahnamt unterstützte, namentlich auch zur Erleichterung des Austausches zwischen den verschiedenen Bezirke» geeignete Vorschlag hat bei sämmt- lichen deutschen Staatsbahnverwaltungen wie auch mit verschwindenden Ausnahmen bei den Privateisenbahnen Annahme gefunden, sodaß jene Ausnahmetarife sich nunmehr über das ganze Gebiet des Reichs erstrecken. Damit sind auch die bezüglichen, im Reichstage ge äußerten Wünsche erfüllt. — Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 22. Juli dem Entwürfe eines zweiten Nachtrages zu der Vereinbarung erleichternder Vorschriften sür den Eisenbahnverkehr zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn zugestimmt. — Die „Oberlausitzer Zeitung" theilt aus einem ihr zur Verfügung gestellten Briefe, welcher vom 8. Juni d. I. aus Bagamoyo datirt ist, folgende Stelle mit: „Nach neuesten Nachrichten lebt Emin Pascha noch, aber total erblindet unter befreundeten Arabern und wartet nur auf Mittel und Gelegenheit, um die sechs Monate lange Reise nach der Küste anzutreten." Schreiberin dieses, Frl. Lies Bader, ist bisher beim deutschen Hospital zu Bagamoyo thätig gewesen; sie wird demnächst mit der 9jährigen Tochter Emins, Ferida, nach Deutschland kommen. Der Dampfer „Kaiser" mit der Tochter Emins und ihrer Begleiterin ist, wie aus dem Schreiben hervorgeht, am 6. Juli in Sansibar abgegangen und trifft am 26. d. M. in Neapel ein. — Das bekannte Reichstagshandbuch „Der kleine Kürschner", ist unter der Presse und wird nächster Tage zum Preise von 50 Pf. in den Buchhandlungen zu haben sein. Das Büchelchen bringt u. A. eine tabellarische Zusammenstellung Ober die Berussarten der Volksvertreter, und nach dieser ergiebt sich, daß „Gutsbesitzer und Landwirthe" mit 145 an der Zahl überwiegen; 48 davon sind deutschkonservatio, 25 ge hören dem Centrum an, 18 den Nationalliberalen, 15 der Reichspartei und 12 den Polen. Die übrigen Landleute vertheilen sich auf die anderen Fraktionen, wobei freilich die Dänen, die Elsässer und Sozial demokraten leer ausgehen. Nächst den Landwirthen sind die „Juristen" am stärksten vertreten: 110, darunter 36 Centrumsleute, 19 Deutschkonservative und 17 Nationalliberale. Hannover. Einer der beiden Westthürme der im Bau begriffenen hiesigen Garnisonskirche ist am 25. Juli Morgens in sich zusammengestürzt. DaS Mauerwerk des Thurmes mochte bis 40 Meter Höhe gediehen sein. Der Einsturz erfolgte am 25. Juli Morgens kurz vok Aufnahme der Arbeit, so daß ange nommen wird, daß Menschen nicht zu Schaden gekommen sind. Der Bauplatz ist jetzt in weitem Umfange poli zeilich abgesperrt. Elsaßöothringen. Infolge der Heeresverstärkung sind folgende Orte des Reichslandes al» neue Gar nisonen in Aussicht genommen: Saarunion, Mols heim, Barr und Markirch. Wer sich die Mühe nehmen will, die vier Orte auf der Karte aufzufuchen, wird aus ihrer Lage sofort erkennen, weshalb sie gewählt worden sind. Die ersten drei Orte decken von deutscher Seite her die berühmte Zaberner Steige, den Haupt übergang über die Vogesen. „Alles Unheil, da» aus Wälschland kommt, muß über die Zaberner Steige", sagen die mittelalterlichen Chroniken, und zwar ganz mit Recht. Auch ln unseren Tagen ist ost auf das Bedrohliche dieses auf deutscher Sttte nur durch ein