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Wkihmh-Zcitmz Amtsblatt für die Königliche KnüshaupLrnannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche del de» bedeutenden Auflage de» Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finde«, werden mit 1l> Psg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta- bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Ginge sandt, im redaktionell»» »heile, die Spaltens 20 Pfg. Die „Wcißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 .Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern I» Pfg. — Alle Poslan- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen am Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Äit achtskitigem „Austrirteil llnierhsitungsblstt". » Mit humoristischer Mochenbeilage „Seisenblssen". * Mit l««d- uns hsuswirthschasUicher Äsnrtsdeilngt. Nr. 87. Donnerstag, den 27. Juli 1893. 59. Jahrgang. -Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Während Industrie und Land- wirthschast jetzt schwer zu ringen haben um ihre Existenz, scheint das Schankgewerbe noch nichts an seiner Er giebigkeit eingebüßt zu haben, wie die hohen Kauf summen für derartige Grundstücke beweisen. So ging dieser Tage der Gasthof zu Obercarsdorf, welchen der derzeitige Besitzer vor noch nicht 2 Jahren kür 9000 Thaler kaufte, um den Preis von 16,000 Thaler in andere Hände über. Allerdings waren in genannter Zeit ca. 2000 Thaler für Baulichkeiten in dem Grund stücke aufgewendet worden. — Den Besuch mehrerer Mitglieder der Rabenauer Schützengilde zum hiesigen Königschieben erwiderte die hiesige Schutzengesellschast durch Absendung einer Depu tation von ö Mann am Montage zum zweite» Fest tage des Nabenauer Schießens. — Da die nähere und weitere Umgebung unserer Stadt den Nachfragen nach Sommerwohnungen zur Zeit nicht völlig genügen kann, machen wir darauf aufmerksam, daß der hiesige Gebirgsverein eine Aus- kunflsstelle für solche in Dippoldiswalde bei Herrn Kaufmann H. A. Lincke errichtet hat. Auch solche, die Wohnungen vermielhen wollen, werden gut thun, beim genannten Herrn ihre Adressen niederzulegen. Frauenstein. Einem Mitglieds des Militär oereins, welches sich bei der Agitation für den Kan didaten der Sozialdemokraten bei der vor Kurzem ge schehenen Neichstagswahl besonders hervorthat, ist der Nath ertheilt worden, freiwillig aus dem Militärverein auszuscheiden, widrigenfalls er von demselben aus geschloffen werden würde. Das bekannte Mitglied hat m Folge dessen seinen Austritt vom Militärverein erklärt. » Großölsa. Bei uns haben sich diesen Sommer bedeutend mehr Sommergäste eingesunden, als andere Jahre und immer noch gelangen Anfragen nach paffen den Wohnungen hier an. Im Büttner'schen Gasthofe hat eine Ferienkolonie schwächlicher Mädchen aus Dresden unter Führung einer Lehrerin ihr Quartier aufgeschlagen und findet daselbst vortreffliche Pflege und Adwärtung. ,L Glashütte. Den zweiten Tag unseres Vogel schießens leitete wieder Weckruf und Böllerschießen ein. Nach den verschiedenen üblichen Ständchen sand ein Frühschoppen-Konzert im Garten von „Stadt Hxesden" statt, das allerdings weniger zahlreich be sucht war, als das vom vorigen Tage. Der Festzug stellte diesmal um 3 Uhr auf dem Marktplatz und kürz nach 4 Uhr begann das Schießen nach dem Vogel. Noch kein Jahr wurde so auffallend flott geschaffen, wie diesmal, was wohl in dem schnellen Laden der neu eingeführten Mausergewehre seinen Grund hatte, so daß der Königsschub bereits Abends Uhr er ¬ folgte. Herr Uhrmacher Beruh. Richter hatte sich zum König geschaffen. — Wenn am ersten Tag des Vogel schießens in der Regel hauptsächlich Fremde das Fest besuchen, die diesmal äußerst zahlreich vertreten waren, so daß man manchmal kaum durchkommen konnte, so wird das Schießen am zweiten Tage besonders vom Orte und der näheren Umgebung frequentirt, so daß auch an diesem Tage die Wiese und die Zelte voll besetzt waren. Der Wirth vom Hotel „Zur Post", Herr Daenzer, welcher das Schützenzelt übernommen hatte, hatte eine Sängergesellschast engagirt, die das Zelt immer gefüllt hielt, während das von Herrn Kube (Restauration Bahnhotel) bewirthschaftete Turner zelt, wie auch das Bierzelt des Herrn Oelschlägel sich ebenfalls eines recht regen Besuchs erfreuten, was auch von dem Bratwurstzelt des Herrn Zwahr zu sagen ist; nicht wenig mögen hierzu die durchgängig guten Bierverhältniffe beigetragen haben. Aus dem Trubel retteten sich viel« in den ganz nahe und schön gelege nen Obstweingarten des Herrn Müller, von wo au» man das Schießen sehr bequem beobachten konnte. Außer den vielen Würfel-, Glücks-, Fisch-, Cigarren- und Kuchenbuden hatten sich noch eingefunden: ein mechanisches Theater, 1 Schießbude, das nie fehlende Caroussel, 1 Schaukel und 1 Rutschbahn, die alle gute Geschäfte gemacht haben. — Abends 9 Uhr vollzog sich unter Fackelbegleitung der Einzug in die reich illuminirte Stavt (brannten doch, schätzungsweise, ge gen 6000 Flammen), an dem sich eine zahlreiche Menschenmenge betheiligte, die'durch eine große Menge Vuntfeuer beleuchtet, einen phantastischen Anblick ge währte. — Während sich der erste Tag durch eine drückende Hitze und Abends durch empfindliche Frische auszeichnete, herrschte während des ganzen zweiten Tages eine recht angenehme Temperatur, die auch bis spät in die Nacht hinein ein zahlreiches Publikum auf dem Schiebplan festhielt. Zu bemerken wäre noch, daß die in allen Tanzsälen stattfindende Tanzmusik den betreffenden Musikern eine reichliche Einnahme brachte. — Am 3. Vogelschießtage sand das gegen 11 Uhr beginnende und sehr gut, auch von Damen besuchte Schützensrühstück statt, bei dem es auch dies mal an ernsten und heiteren Toasten nicht mangelte. Nachmittags 3 Uhr fand sich eine Zigeunerbande mit verschiedenen Pferden ein, die sich wie echte Zigeuner eines frechen, aber recht fröhlichen Benehmens be fleißigte und einen Hauplulk verübte. — Durch einen kurz nach 5 Uhr auftretenden Gewitterregen wurden die verschiedenen Kinderbelustigungen, wie Sackhüpfen, Stangenklettern u. s. w. wohl etwas unangenehm, aber nur kurze Zeit gestört. Einen würdigen Abschluß wird das Volksfest durch das heute Abend von unserm Feuerwerker „Traugott II." eingerichtete Feuerwerk finden. Die Schützengesellschast kann auch diesmal mit Stolz aus das in allen seinen Theilen wohlge lungene und durch keinen Mißton getrübte Fest zurück blicken. Dresden. Das königliche Ministerium des Innern erläßt soeben eine Verordnung, Maßregeln gegen die Cholera betreffend. Bei der zunehmenden Aus breitung der Cholera in Frankreich und deren Fort dauer in Rußland, heißt es im Eingänge derselben, ist die Gefahr nicht ausgeschloffen, daß die Seuche im laufenden Jahre wieder nach Deutschland eingeschleppt wird. Es erscheint deshalb geboten, bereits jetzt alle Vorbereitungen zu treffen, um erforderlichen Falles ohne Verzug und mit Nachdruck de» Kampf gegen die Krankheit wieder ausnehmen zu können. Die unter dem 2. September vor. I. angeordneten Maßnahmen haben sich im allgemeinen bewährt; nachdem dieselben aber auf Grund der seitdem gemachten Erfahrungen und im Hinblick auf die Bestimmungen der Dresdner Sanitätskonvention einer Revision durch die Cholera kommission unterzogen worden sind, hat das Mini sterium sowohl allgemeine Maßnahmen seitens der Be hörden, als auch besondere Maßregeln, welche an den einzelnen von Cholera bedrohten oder angegriffenen Orten zu treffen sind, angeordnet. Im Hinblicke auf die vielfach übertriebenen, Handel und Verkehr un- nöthigerweise schädigenden Maßnahmen, wie sie von einzelnen Lokalbehörden im vorigen Jahre getroffen worden sind, werden jedoch die unteren und höheren Verwaltungsbehörden noch besonders dahin mit An weisung versehen, daß über die in der Verordnung auf geführten Beschränkungen des Personen- und Waaren- verkehrs bei der Abwehr und Bekämpfung der Cholera in keinem Falle htnausgegangen werden darf. — Das künigl. Landgericht Dresden verhandelte am 24. Juli gegen den 1864 zu Fürstenwalde bei Lauenstein geborenen Steinbruchsarbeiter Eduard Jul. Schaffer wegen fahrlässiger Brandstiftung. Als Schaffer am ersten Osters eiertag durch die zum Ritter gute Rottwerndorf gehörige Waldung ging, brannte er sich daselbst eine Cigarre an und warf das noch glimmende Zündhölzchen auf den Waldboden. Kurz darauf kamen dem Angeklagten mehrere Frauen nach theilten ihm mit, daß durch das weggeworsene Zünd hölzchen Laub angebrannt und starker Rauch entstanden sei. Schaffer wollte sich schleunigst entfernen, er wurde jedoch von dem Steinbrecher Seidel angehalten und veranlaßt, mit zurückzukommen. Der Angeklagte hat dann mit Hilfe mehrerer Leute den Brand gelöscht. Im Hinblick darauf, daß Schaffer sich einer groben Fahrlässigkeit schuldig gemacht, da jedoch aber auch nur ein geringer Schaden verursacht worden ist, er achtete man eine dreitägige Gesängnißstrafe als ent sprechende Sühne. — In derselben Sitzung gelangte eine Strafsache gegen den 4S Jahre alten Handarbeiter Heinrich Julius Richter aus Nassau bei Frauenstein wegen Urkundenfälschung zur Verhandlung. Der bereits zweimal wegen Diebstahls, sowie außerdem wegen Raubes mit 6 Jahren Zuchthaus vorbestrafte Angeklagte erhielt eine Woche Gesängniß. — Vor und während der Vogelwiesenzeit wird sich im Zoologischen Garten eine ostafrikanische Truppe, bestehend aus Männern, Frauen und Kindern produ- ziren. Es sind die durch den Ueberfall deS Lieutenant» v. Zelewsky am 17. August 1891 traurig berühmt gewordenen Wahehes, ein wildes, kriegerisches Volk. Alles Weitere, wie Vorführungszeiten, besagen s. Z. Annoncen und Plakate, und werden wir auf diese Ausstellung später zurückkommen. OrlSnitz i. E. Ein beträchtlicher Schaden wurde einem hiesigen Gutsbesitzer durch einen Hausmarder zugefügk Er tödtete in einer Nacht 37 Stück junge Truthühner. Glücklicherweise konnte man des Mörders habhaft werden, sowie sein Nest mit 3 Jungen auS- nehmen. Aus dem Erzgebirge. Die alljährlich steigende Zahl der Holzstoff fabriken in einigen Thälern deS Erzgebirges giebt den letzteren allmählich ein ver ändertes Aussehen. Die bedeutendste Veränderung hat das Flußbett vieler Gewässer erfahren. Es ist auf weiten Strecken fast immer wafferleer, weil das Wasser bald rechts, bald links in Gräben oder mäch tigen Röhren den Holzstofffabriken zugeleitet wird. Das einst so klare Wasser, in welchem noch vor wenigen Jahren die muntere Forelle spielte, ist durch die un gewohnte Fabrikarbeit so schmutzig geworden, daß eS das ganze Flußbett, auf dessen Grunde einst die Hellen Kieselsteine glitzerten, mit einer schlammigen Masse überzogen hat. Alle Gegenstände des Flußbettes scheinen mit schmutziggrauem Papier umhüllt zu sein. Der Pflanzen- und Thierwelt brachten die schlammigen Fluthen den Untergang; nur die flinke Forelle flüchtete in die waldfrischen Seitenbäche. Ein gleiches Geschick droht aber auch dem schwellenden Grün der Grund wissen, wenn sich bei der Bewässerung fortgesetzt die papiergetränkten Fluthen darüber ergießen. Eine Holz stoffschicht überzieht die jungen Wiesenpflanzen, raubt ihnen Lust und Licht und hält sie in der Entwickelung so lange zurück, bis sie die erstickende Decke durch brochen haben. Am deutlichsten steht man bei Beginn der Heuernte, wo die Bewässerung mit dem Wasser des Flusses oder eines einmündenden Baches erfolgt. Der Schreiber dieser Zeilen hat den Landwirthen ge- rathen, in dem Hauptgraben, der da» Wasser auf die Wiese führt, den Holzstoff durch geeignete Mittel zurück zuhalten. Es genügt schon die Errichtung einiger Wände aus Birkeureisigbündeln. Der sich ansetzende Holzstoff ist zeitweise zu beseitigen. Vollkommener wird der Holzstoff durch eine weitere Wand aus groß löcherigem Koks, der auch zuweilen gereinigt werden muß, zurückgehalten. Die angeschwemmten Holzstoff massen, sowie auch die übrigen brauchbaren Stoffe im Flußbett« ließen sich überdies mit leichter Müht für die Komposthaufen verwenden. Es wäre wirklich schade, wenn die Grundwiesen, denen die Gewässer seit Jahr tausenden reichlich Stoffe (Feldspath, Danimerde dec steilen Abhänge) zu üppigem Gedeihen der Pflanzen-