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Mchmtz-MiW Nr. 81. Donnerstag, den 13. Juli 1893. 59. Jahrgang. S)lt „Wrißeritz-Zeitung" erscheint luüchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweiinonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- staltcn, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« bei ve» bedeutenden Auflage bet Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- di« Spaltenzeile oder deren Nanin berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenzeile »0 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Kmtsgerichie und die Stadlräihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Nedacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Lit »chtseitizkm „ZUustrirtrn llnlrrhsitungsblstt". » Mt hnmeristischer wicheudeilsge ^eifenblesell". fir Mit lsad- und huuuwirthschustlichrr Liuikbeiluge. .Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Endlich nach monatelanger, schrecklicher Trockenheit umzog sich am Montag Abend nach Westen und Norden zu der Himmel mit schweren Gewitterwolken und gegen 9 Uhr fiel unter heftigen elektrischen Entladungen ein sanfter Regen herab, der den schmachtenden Fluren Erquickung brachte, leider in unserer Gegend nur nicht lange genug anhielt. In Seifersdorf, wo ein Schadenfeuer ausgebrochen war (s. u.), hat es erfreulicher Weise mehr geregnet und in Ruppendorf, Beerwalde rc. hat es sogar stark ge- schloßt. — Auch am Dienstag fiel noch einiger Regen. — Wie wir vernehmen, sind die Sommerferien an der deutschen Müllerschule vom 16. bis 27. d. M. und wird während derselben der Leiter und der Assistent der Anstalt eine Studienreise nach Oesterreich-Ungarn unternehmen. Hochinteressant sollen die neueingerich teten Mühlen von Buda-Pest, des Hauptplatzes der europäischen Mühlen-Jndustrie, sein und werden dort frühere Schüler der hiesigen Müllerschule die Führung übernehmen. — Die Anmeldungen von Kram- und Schau buden zum Königschieben sind recht zahlreich einge laufen. Als Neuheit wird eine Drahtseilbahn, von Hase aufgestellt, viel Anziehungskraft ausüben. Einem der Geschäftsleute, Morgenstern mit dem beliebten Glücksrade, ist es auch vergönnt, ein Jubiläum zu feiern, da sich Heuer 25 Jahr erfüllen, daß derselbe die hiesige Vogelwiese besucht. — Wohl nicht mit Unrecht mehren sich aus Lehrer kreisen neuerdings die Proteste gegen die neue Ortho graphie. Denn 10 Jahre sind seit der gesetzlichen Einführung derselben nunmehr ins Land gegangen, ohne das weder Contor noch Presse, noch die Behörde sich nach ihr richteten. Ja, sogar die Beamten des Cultusministeriums selbst kehren sich in ihrem schriftlichen Verkehre nicht um die neue Schreibweise. Giebt es nun wohl etwas Ungeheuerlicheres, als daß in der Schule etwas gelehrt wiro, was im praktischen Leben keine Anwendung findet? — Es soll auch in diesem Jahre darauf hinge wiesen werden, daß jetzt die günstigste Zeit zum Ein käufe der Steinkohlen, speziell der Hausbrand kohlen ist. Die Preise sind am niedrigsten und der Ausführung der Aufträge kann sowohl Seitens der Werke, als auch der Händler größere Sorgfalt zuge wendet werden, als dies zu Zeiten gröberer Nachfrage möglich ist, zumal dieselbe säst regelmäßig in die Wagenmangelperiode zu fallen pflegt. Nach unseren Erfahrungen dürfte übrigens in diesem Jahre eine Preissteigerung früher als in den letzten Jahren er folgen, da weder auf den Werken in Luguu-Oelsnitz und Zwickau, noch bei den Depositeuren in de« Städten größere Lager aufgestapelt sind, obgleich in den Revieren die Produktionsverhältnisse günstiger ge staltet werden konnten, als in ven Vorjahren. Auch für böhmische Kohlen dürfte ein Ausschlag nicht mehr fern liegen. — Den Landwirthen dürfte es angesichts der be vorstehenden Getreideernte erwünscht sein, zu wissen, daß die Militärverwaltung nach wie vor gern bereit ist, alle für die Verpflegung von Mann und Pferd erforderlichen Naturalien unmittelbar von den Produ zenten zu kaufen und hierzu mit diesen in direkten Ge schäftsverkehr zu treten. Wo dies, namentlich für kleinere Landwirthe, mit Schwierigkeiten verbunden ist, soll der Anschluß an einen landwirthschastlichen Verein und die Inanspruchnahme von Vertrauensmännern den Produzenten die gleiche Möglichkeit bieten, ihre Er- zeugnisse ohne Einbußen an die Proviantämter zu ver kaufen. ES setzt dies jedoch voraus, daß die Land wirthe die Vertrauensmänner aus ihrer eigenen Mitte bestellen, nicht aber die Obliegenheiten derselben an gewerbsmäßige Händler übertragen, bei welchen keiner lei Kontrole möglich ist, wie viel des von ihnen an die Proviantämter verhandelten Getreides sie im Auf trage einheimischer Produzenten absetzen und wieviel sie andererseits auf ihre eigene Rechnung auswärts aufgekauft haben. Die Heu- und Körnerbeschaffungen bei den Proviantämtern beginnen in der Regel mit der Ernte bezw. mit dem Ausdrusch und werden je nach dem Bedarf, sowie nach Maßgabe der vorhandenen Lagerräume ununterbrochen bis in den Monat April des nächsten Jahres fortgesetzt. Brotfrüchle werden in Sachsen in größeren Mengen nur von den Proviant ämtern Dresden und Leipzig angekauft. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes beim Gutsbesitzer Uhlemann in Hausdorf, am 23. Mai d. I., hat die königl. Brandversicherungskammcr der Spritze der freiw. Feuerwehr zu Reinhardts grimma, sowie der Gemeindcspritze von Hirschbach Prämien nach Höhe von 30 Mk. und beziehentlich von 15 Mk. bewilligt. )( SeiferSdorf. Am Montag gegen >/i>7 Uhr Abends entstand Feuerlärm, es brannte das mit Schiefer gedeckte Wohnhaus des Gutsbes. Klemm bis auf die Umfassungsmauern nieder. Seitengebäude und Scheune konnten bei der gewaltigen Trockenheit und dem herrschenden Wassermangel nur mit größter An strengung erhalten werden. Sämmtliches Vieh ist ge borgen, während der allergrößte Theil vom Mobiliar Klemm's und sämmtliche Habseligkeiten der Dienstleute von den Flammen vernichtet wurden. Klemm, der zur Stunde des Unglücks gerade verreist war, hat ver sichert. Das Feuer soll durch mit Streichhölzer spie lende, nichtschulpflichtige Kinder verursacht worden sein. Zur Hilfeleistung waren außer den beiden Orts spritzen erschienen die Spritzen der Gemeinden Specht ritz, Paulsdorf, Groß- und Kleinölsa, Malter, Pauls- Hain und Börlas, sowie die freiwilligen Feuerwehren von Rabenau und Dippoldiswalde. — Während des an demselben Abende gegen 9 Uhr über unfern Ort ziehenden heftigen Gewitters fuhr ein Blitzstrahl nahe der Scheune des Gutsbes. Fleischer in den Garten zaun. — Dienstag Nachmittags gegen °/i2 Uhr ertönte abermals das Feuersignal, es brannte in der Knechte kammer des Gutsbes. K. Schröder, Nachbar des oben genannten Kalamitosen. Der Brand wurde glücklicher Weise rechtzeitig entdeckt und gedämpft. Entstehungs ursache ist zur Stunde noch nicht genau bekannt. Lauenstein. Die Maul- und Klauenseuche greift unter den Viehbeständen der hiesigen Stadt noch weiter um sich, und hat sich neuerdings auch aus die Rinder des Wirthschaftsbesitzers Schwenke erstreckt. — Stallsperre und sonstige Schutzmaßregeln sind obrig keitlicherseits auch im vorliegenden Fall sofort ange ordnet worden. Altenberg. Herr Rittergutsbesitzer Otto auf Schloß Naundorf, Ehrenbürger der Stadt Altenberg, hat ein Kapital von 10,000 Mark mit der Bestimmung ge schenkt, daß die Zinsen dieses Kapitals alljährlich am Geburtstage des Schenkgebers — 11. November — in Beträgen nicht unter 20 Mark an alte und bedürf tige dasige Einwohner, in erster Linie an Bergleute, vertheilt werden sollen. H Oelsa. Wenn die Sonne glühend heiß auf die Erde niederbrennt, sucht der Mensch gern ein ruhiges Plätzchen und flüchtet sich zu diesem Zwecke in die Thäler und Wälder und in die einsamsten Oerter. Auch unser Ort ist dieses Jahr wieder von Sommer frischlern besucht und hoffentlich werden in Kürze, mit Beginn der Sommerferien, noch mehrere eintreffen. Tagtäglich machen die Sommergäste schon am frühesten Morgen ihre Spaziergänge in den Wald, um sich in der herrlichen ozonreichen Luft zu stärken und zu kräftigen. Mitunter erst am Abend sieht man sie Heimkehren. Auch auf einigen umliegenden Dörfern sind die Gäste eingezogen. Dresden. Der König und die Königin werden sich nächsten Sonntag zum Gebrauche des Seebades nach Scheveningen in Holland begeben. Der Aufent halt daselbst ist auf 3 bis 4 Wochen in Aussicht ge nommen. — In diesem Jahre werden seitens unserer säch sischen Kavallerie große Kavalleriemanöver statt finden. An denselben nehmen alle sechs Kavallerie regimenter Theil mit Ausnahme von zwei EskadronS Husaren, welche an den Brigadeübungen der 3. Di vision sich betheiligen. Die Uebungen finden in der Zeit vom 26. August bis 4. Sept, bei Mutzschen statt und werden vom Kommandeur der 3. Kavallerie-Bri gade Nr. 32, Generalmajor Schultze, geleitet. — Aus den im vorigen Monat vom Ministerium des Innern mit Vertretern des Landeskulturraths und der landwirthschastlichen Kreisvereine gepflogenen Ver handlungen über den gegenwärtigen Stand der land- wirthschastlichen Verhältnisse im Königreich Sachsen ist zu entnehmen gewesen, daß sich die meisten Gegenden des Landes einem Nothstande in der Landwirth- schast gegenüber befinden, welcher ein Eingreifen der Staatsregierung geboten erscheinen läßt. Die un mittelbare Unterstützung des Staates in der Form baarer Unterstützungen an die bedürftigen Viehbesttzer ist als unthunlich erschienen. Eie soll vielmehr der gestalt erfolgen, daß das Ministerium deS Innern den Bezug großer Mengen von Kraftfutter und Streu material vermittelt und diese an die Bedürftigen zum Kostenpreise entweder gegen baare Bezahlung oder da nöthig, unter Gestundung der Zahlung abgegeben werden. Die Ausführung der hierzu erforderlichen Maßnahmen ist den Bezirksverbänden übertragen worden, welche zunächst zu erörtern haben, ob und in welchem Umfange in dem Bezirke ein Nothstand herrscht. Wird ein solcher sestgestellt, so sollen durch den Bezirksaus schuß oder eine zu dem Zwecke besonders zu bildende Kommission, die der Unterstützung bedürftigen Viehbe sitzer, sowie der Bedarf derselben an Kraftfutter bezw. an Streumaterial, soweit solches aus den StaatSwal- dungen nicht ged .ckt zu werden vermag, unter Berück sichtigung der Größe ihres Viehbestandes ermittelt werden. Das Ministerium des Innern hat bereits durch Bestellung einer größeren Menge von Kraftfutter mitteln Fürsorge getroffen, daß die für den zunächst zu deckenden Bedarf erforderlichen Mengen gesichert sind. Sollten in einzelnen Bezirken die Bezirksmittel nicht zu sofortiger Bezahlung des Kaufpreises bereit liegen, so wird das Ministerium des Innern nicht ab geneigt sein, auf eine angemessene Zeit Gestundung zu ertheilen. — Der unter dem Protektorate der Königin Carola stehende Albertverein veranstaltet am 20. August im königlichen Großen Garten wiederum ein Gartenfest. Bekanntlich fiel das Fest im vorigen Jähre der Choleragefahr wegen aus. — Zufolge Verordnung Nr. 95 des Militär-Ver ordnungsblattes vom Jahre 1893 ist eine Neuorganisa tion der Unteroffizier-Schule und der Unteroffizier-Vor schule Marienberg eingetreten und können die Bestim mungen betreffs Eintritts von jungen Leuten in die vor genannten beide» Schulen, beim Pirnaer Bezirks-Kom mando, woselbst auch die Anmeldung bis spätestens Anfang August d. I. erfolgen kann, eingesehen werden. — In diesen Tagen werden die sämmtlichen Ar beiten an der neuen Loschwitz-Blasewitzer Brücke beendet sein. Die Fuß- und Fahrwege auf der Brücke sind insgesammt von Holzplatten und Holz pflaster hergestellt und zwar ist dazu imprägnirteS Eichen-, Buchen- und Kiefernholz verwendet. Die mürfelartigen Klötzer werden, das Hirn nach oben, in Asphalt eingesetzt und die Fugen mit Judenpech ausgegosien. Um die Brücke nicht unnütz zu belasten, ist zur Herstellung der Brückenstraße incl. zwei Straßen bahn-Geleisen Holzmaterial genommen worden. Dey