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„Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchnitz-MW. Amtsblatt Inserate, welch« bei de» bedeutenden Auflage del Blattes ein« sehr wirt, same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen» dem Aufschlag. — Einge sandt, ini reoaktioneuen Theile, die Spaltenzsil» 20 Pfg. für die Königliche KmtshaupLmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Dänl Ikhnk in Dippoldiswalde. Mit schtseitigem .Lllustrirten lliiterhaltuiigrdlatt". » Mit humoristischer Uiochenlieilugk „Skiseudtssen". » Mit ton-- uud hauowirthschastlicher Mourtsbeilsge. Nr. 75. Donnerstag, den 29. Juni 1893. 59. Jahrgang. Abonnements - Ginlabnng. Mit dieser Nummer schließt das zweite Quartal unserer Zeitung. Wir ersuchen daher unsere geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das dritte Quartal baldigst aufgeben zu wollen, da nach einer Verordnung der kaiserlichen Postdirektion bei Bestellungen, welche erst im Juli aufgegeben werden, der Preis sich um 10 Pfennige pro Quartal erhöht. Indem wir hoffen, zu den bisherigen Abonnenten noch viel neueintretende zu gewinnen, geben wir zugleich die Versicherung, daß wir uns auch fernerhin in bester Weise angelegen sein lassen werden, unsere Zeitung zu einem gern gelesenen Organe zu gestalten. — Noch wollen wir darauf Hinweisen, daß vom 4. Quartal an, um vielfach geäußerten Wünschen nachzukommen, die frühere so beliebte Unterhaltungs-Beilage wieder beigegeben wird. Hochachtungsvoll die Redaktion der „Weißeritz-Zeitung". «Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Wie alljährlich mehren sich um diese Zeit die Anzeichen, welche das Nahen unseres Vogelschießens verkünden. Gar wacker knallt der Stutzen beim Sonntagsschießen, denn jeder Schütze möchte sich gern noch vor dem Feste das Kleinod er obern. An den stillen Abenden rühren die Tambours fleißig ihre Trommeln und üben, um nicht beim Fest zuge zur allgemeinen Heiterkeit mit einem überflüssigen Schlage nachzuhinken. Der Pyrotechniker der Schützen gesellschaft wandert fleißig seiner einsamen Werkstätte zu, um zu arbeiten und zum Feuerwerke in gewohnter prächtiger Weise sein Licht leuchten lassen zu können. Endlich befinden sich auch Zelt und Halle für das kommende Schießen schon in festen Händen, indem Herr Nathskellerpachter Schwahn das Zelt, die Schieß halle dagegen Herr Hotelbes. Stephan durch Meist gebot sich sicherten. Gombsen. Am Montag, den 26. ds. Mts., des Nachmittags gegen ö Uhr, entstand in dem Scheunen gebäude des Gutsbesitzers Zeiske Feuer, wodurch letzteres, sowie das Seitengebäude total in Asche ge legt wurden, während das Wohnhaus gerettet werden konnte. Die zerstörten Gebäude waren über 100, bez. über ISO Jahre alt, in allen Theilen stark ab genutzt und mit Stroh gedeckt. Außer den Stroh- und Futtervorräthen sind sämmtliche Acker und Wirth- schastsgeräthe mit vernichtet worden. Der Kalamitose Zeiske, welcher schon in der 4. Stunde das Gehöft verschlossen hat und mit seinen Angehörigen auf der Wiese im Heu gewesen ist, hat seine Mobilien ver sichert. Als Entstehungsursache des Fmers wird An stiftung vermuthet und der Thal ein nach Ausbruch des Brandes beim Retten des Viehes sich mit be- theiligter junger Mann von 20 und einigen Jahren verdächtigt, welcher von kräftiger, untermittler Statur ist, etwas breite Nase hat und dem gewöhnlichen Ar beiterstande angehört. Der Unbekannte hat sich von der Brandstätte alsbald unbemerkt entfernt. 4 Poffendorf. Im Monat Mai sind bei den Standesämtern unserer Parochie — Poffendorf und Rippien - 29 Sterbefälle angemeldet worden. Im Ver gleich zu den bereits vergangenen Monaten des Jahres erscheint die Zahl der Slerbesälle im Mai als eine sehr hohe. 4 Poffrndorf. Das Fahnenweihfest des hies. Gesangvereins „Arion" am vorigen Sonntag kann als in jeder Hinsicht wohlgelungen bezeichnet werden und wird unseren Arionen noch langehin eine frohe Erinnerung bleiben. Zwischen II und I Uhr trafen 23 Gesangvereine von nah und ferne im Gasthose ein und bald entwickelte sich ein fröhliches Sängerleben. Nach eiygenommenem Mittagsmahl und stattgefundener Probe der Maflengesänge, fand die Ausstellung zum Festzuge und der Weiheakt statt. Die Weihe begann mit dem Gesänge eines vom festgebenden Verein vor getragenen feierlichen Weiheliedes, worauf dann die Festtheilnehmer im Namen des Arion herzlich begrüßt ! wurden. Hierauf wurde die prächtige Fahne enthüllt I und von Herrn Pastor Nadler nach einer inhaltsvollen Rede, in welcher er unter Bezugnahme auf den in die Fahne eingestickten Spruch: „Edles nur verkünde die Sprache der Töne" — auf die hohen und edlen Ziele des deutschen Liedes in so sinnigen Worten hinge- wiesen hatte, geweiht. Hieran reihte sich die Ueber- reichung der gestifteten Schleifen und vielen Fahnen nägel. Auch der Ausschuß des Elbgausängerbundes ließ durch den Vorstand des „Arion" ein prächtiges Fahnengeschenk überreichen. Mit dem Liede „Du Fahne unser Stolz und Hort" — und des vom Ver einsvorstand'Herrn Karl Heinz abgestatteten Dankes, schloß der Weiheakt und nun bewegte sich der statt liche durch zahlreiche Vereinsfahnen ausgeschmückte Festzug, an welchem außer den Gesangvereinen noch die Festjungfrauen, sowie Mitglieder des Gemeinde- rathes, der hiesige Militärverein und die freiwillige Feuerwehr mit theilnahmen, vom Gasthofe aus durch den im Festschmucke prangenden Ort nach dem Fest platze. Hier fand nun ein Gesangsconcert statt, an welchem sich 13 Vereine betheiligten. Die fleißig und kräftig einstudirten Gesänge wurden unter trefflicher Leitung der Herren Vereins-Dirigenten geschmack- und wirkungsvoll vorgetragen und von der zahlreichen Hörerschaft mit reichem Beifall bedacht. Nach dem Concert begann im Schumannschen Gasthofe der Fest ball. Die prächtige Fahne ist in der Fahnenfabrik von G. Hecker-Leipzig angesertigt worden und ist ein Produkt feinster Kunst- und Handstickerei. )( Seifersdorf. Wie nunmehr fest bestimmt, soll das Gustav-Adolph-Fest des Zweigvereins Dippol diswalde Sonntag, den 9. Juli, in unserer Kirche abgehallen werden, und zwar wird der Gottesdienst, bei welchem der Pfarrer aus Lichtentanne bei Zwickau die Festpredigt halten wird, Nachmittags 3 Uhr seinen Anfang nehmen. An den Gottesdienst wird sich üb licher Weise eine Nachbesprechung im Gasthofe an schließen. — Der seil dem Jahre 1888 hierorts bestehende Militär-Verein hat beschlossen, eine Fahne zu schaffen und gedenkt deren Weihe, zu welcher schon zahlreiche Einladungen ergangen sind, im August d. I. zu begehen, die Vereinsfahne wird in der Kunststickerei von Hecker-Leipzig gefertigt. Dresden. Das an der Heerstraße in der Albert stadt errichtete Mausoleum des verstorbenen Kriegs ministers Grafen von Fabrice ist seit Kurzem fertig gestellt worden. Ueber dem Eingänge befindet sich folgende in lateinischen Buchstaben ausgeführte In schrift: „Dem Kriegsminister Graf von Fabrics die sächsische Armee 1892". Darunter ist eine Grasenkrone und das Fabricesche Familienwappen angebracht. Rechts und links von dem Denkmal haben auf mächtigen viereckigen Steinsäulen riesige Urnen Platz gefunden. Das einfach schöne Bauwerk ist durch ein hohes Eisen gitter von der Straße abgeschlossen und wird hinten von grünem Buschwerk umrahmt. Die Ueberführung der Leiche soll nach den diesjährigen Manövern er folgen. — In sächsischen Militärvereinskreisen geht man mit dem Plane um, an geeigneten Orten ArbeitSuach- weisstellen für Reservisten und ehemalige Militärs zu errichten. Eine solche Institution wäre sicherlich höchst segensreich. Schon die jetzt bestehende Militär-, Lebens-, Feuer- und Hagelversicherung hat einen bedeutenden Aufschwung zu verzeichnen gehabt und manchem Ka meraden oder deren Hinterbliebenen eine wirksame Unterstützung gewähren können. Aber die in Rede stehende neue Einrichtung würde dazu berufen sein, nicht nur einen Schaden zu verhüten, sondern allen Kameraden einen Vortheil zu bieten, dessen Werth unter Umständen ein für das ganze Leben ins Gewicht fallender sein kann. Denn es ist kein Zweifel: eine Stellung erhalten ist oft der Rettung vom Untergang gleichbedeutend, eine gute Stellung ist aber werthvoll für das ganze Leben. Wehlen. Am Sonntag Abend, kurz nach 10 Uhr vernahm man hier von der Elbe her einen Schuß fallen. Man legte darauf kein Gewicht, da von dort durchpassirende» Vergnügungsdampfern oftmals Kano nenschüsse abgebrannt werden. Gestern Morgen sah man jedoch am Elbufer Männerkleider liegen und fand darauf in der Elbe den vollständig entkleideten Leichnam eines ungefähr 20jährigen Menschen auf, welcher sich erschossen hatte. Bald darauf wurde auch das benutzte Terzerol im Wasser gefunden. Ein vom Selbstmörder hinterlassener Zettel besagt, daß er der Sohn einer Wittwe M. aus Hilbersdorf bei Chemnitz sei und er unschuldiger Weise in den Tod gehe. Sebnitz. Am Vorabend des Johannistages leuch teten nach eingetretener Dunkelheit von den Bergen und Anhöhen unserer Gegend unzählige, von der Jugend veranstaltete Johannisfeuer, welche uralte Sitte sich in hiesiger Gegend bis zum heutigen Tage erhalten hat. Der imposante Anblick, welche die im Flammenschein erstrahlenden Berge gewähren, lockt dabei stets eine zahlreiche Menschenmenge auf die näher liegenden Höhen. Zittau. Das 3 Jahre alte Töchterchen des Lohnkellners Friedrich in Großschönau, eines vielfach von schwerem Mißgeschick heimgesuchlen Mannes, stürzte aus dem Fenster der elterlichen Wohnung drei Stock hoch herunter, während die Mutter, um Milch zu holen, nur eine kurze Zeit fortgegangen war. An dem Aufkommen des Mädchens wird der schweren Verletzung wegen gezweifelt. Brand. Da der Wassermangel, namentlich der Mangel an Trinkwasser, täglich zunimmt, hat die Ortsbehörde sich veranlaßt gesehen, der Bewohnerschaft zur Pflicht zu machen, den Wasserverbrauch auf das allergeringste Maß zu beschränken. Die Entnahme von Wasser aus den öffentlichen Druckständern ist Kindern unter 12 Jahren verboten, da sie ungewöhn lich viel des jetzt kostbaren Gutes verschütten und un- nüthig weglaufen lassen. Desgleichen ist das Wasser fahren in offenen Fässern, Kannen u. s. w. bei einer Ordnungsstrafe bis zu 30 Mark verboten. Flöha. In den Gärten des Fabrikbesitzers Haß mann in Plaue wird Edelweiß mit gutem Erfolg gezogen. Es sind Stöcke vorhanden, welche jetzt in der herrlichsten Blüthe stehen, darunter befinden sich Blu mensterne van über 10 «m Durchmesser. Lengenfeld. Ein außergewöhnliches Vorkommniß hat sich bei einem hiesigen Oekonom ereignet. Vor einigen Tagen erkrankte demselben eine Kuh, ohne daß man sich den Grund hierfür erklären konnte. Am Freitag bemerkte man nun bei einer Kothentlee- rung eine ca. '/» Meter lange Otter in demselben, welche noch ziemlich gut erhalten war, nur der Kopf war etwas zerquetscht. Jedenfalls ist dieselbe durch Grünfütterung in den Magen der Kuh gelangt. Ob wohl die Kuh eine bedeutende Magenanschwellung aufweist, hofft man doch, dieselbe erhalten zu können.