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„Weißerlh. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 2k> Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., eimnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nunjnern Iv Pfg. — Me Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmh-Ming. Amtsblatt Inserate, welche »ei der bedeutenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Mmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Wnisgerichie und die Siüdiräthr zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnk in Dippoldiswalde. Mit »chtseitisrm „Zllustrirten 1lntrrhsltungsbl->tt". * Äit hum-ripscher Mchrndtilsge „Stifenblrstn«. * Äit I«nd- und hnuewirthlch-stlicher Ä-uit,l>tiI«sr. Nr. 71. Dienstag, den 20. Juni 1893. 59. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach den nunmehr aus allen Wahlorten des 6. Reichstagswahlkreises vorliegenden Meldungen sind inSgekammt 29 312 Stimmen abge geben worden, von denen auf Horn (Soz.) 14250, auf Hänichen (Ref.) 10603 und auf Förster (kons.) 4459 fielen. Da keiner der Kandidaten die unbedingte Stimmenzahl erhalten hat, macht sich die Stichwahl zwischen Hänichen und Horn nolhwendig. Bei der letzten Neichstagswahl 1890 wurden in unserem Wahl kreise 27643 Stimmen abgegeben und der bisherige Vertreter Ackermann im ersten Wahlgange mit 14778 Stimmen gewählt, während der Gegenkandidat Horn 12726 Stimmen erhielt. — Die Befürchtungen auf anhaltende Trockenheit sind leider nur zu genau eingetroffen, in einem Maße, daß Jeder, in erster Linie aber der Landmann, mit berechtigter Besocgniß der Zukunft entgegensehen muß. Die Verluste, die der Bauer jetzt schon zu beklagen hat, sind ganz bedeutend. Vor allem sind es die Futterverhällnisse, mit denen es am traurigsten bestellt ist. Das Gras schwindet zusehends täglich mehr und mehr und man beeilt sich, es abzuhauen, ungeachtet der Befürchtung, daß von einen Nachwuchs nicht die Rede sein kann. Aber auch das Sommergetreide hat schon sehr gelitten und das Wintergetreide kann nicht körnern. Doch würde diesen Feldfrüchten, sowie den Kartoffeln, ein baldiger Regen noch aufhelfen. Be sonders der herrschende Wind der letzten Tage, der auch jede Gewitterwolke verscheuchte, hat vollends rapid ausgetrocknet, und der Morgenthau, mit denen die Pflanzen sich nolhdürstig noch behalfen, schwindet auch von Tag zu Tag mehr, da die Erde überhaupt der Feuchtigkeit entbehrt. Daß es in anderen Gegenden noch trauriger avssieht, als auf unseren Fluren, ist wohl kaum ein Trost zu nennen. So schrieb ein in Metz stehender Soldat dieser Tage in einem Briese an seine Eltern in hiesiger Gegend, daß man im Elsaß anfing, das Wintergetreide abzuhauen, da es nicht zum Körneransatz komme. Möchte doch eine recht baldige Wendung zur Besserung eintreten. — Kaum sind die neuen österreichisch-unga rischen Münzen in den Verkehr gekommen, so wird auch schon versucht, dieselben, da sie den deutschen Münzen in vieler Hinsicht ähnlich sind, in Deutschland auszugeben, natürlich um ein Geschäftchen damit zu machen. So hat ein Dittersbacher Gastwirt!) kürzlich ein österreichisches Kronen stück als 1-Markstück in Zah lung erhalten und ist ihm dadurch ein Verlust von 15 Pf. erwachsen. Die österreichisch-ungarischen 10- und 20-Kronenstücke in Gold (Werth 8 M. 50 Pf. bez. 17 M.) gleichen den deutschen Kronen und Doppel- krouen (10- und 20-Markstücken), die österreichisch ungarischen Kronen (Werth 85 Pf.) den deutschen 1-Markstücken. Man sei daher vorsichtig! — Eßt tüchtig Salat! Eßt Gemüse! Eßt Rettig und so weiter, Alle, die Ihr nicht nach Marienbad, Kissingen, Ems u. s. w. fahren, eine Badekur durch machen könnt! Junges Gemüse, besonders Salat, Kopf- und Feldsalat, sind nicht nur sehr nahrhaft, geben Fleischansatz und Kraft, sondern sie reinigen das Blut, ihr Genuß ersetzt eine Art Badekur. Und Ihr Hausfrauen, die Ihr das erfrischende Grün, den saftigen Salat zurecht macht und austischt, erhaltet in demselben die stärkenden Kräfte und Säfte: Zerrupft Ihr die Salatküpse, schneidet Ihr die Blätter vom Kopf ab, werft Ihr dann Blätter und Herzstückchen in den Eimer, in die Schüssel zum Waschen und Rei nigen, so ist das Beste des Salats dahin, schwimmt im Wasser und kommt auf den Hof, statt in den Leib. Die Salatköpfe müssen ganz ungerupft gewaschen und kurz vor dem Essen zerlegt und angemacht werden, damit alle Säfte in der Eßschüssel bleiben. Und dann für den Mann nicht 5 bis 6 Blättchen, sondern 2 bis 3 Köpfchen aus den Tisch, Mittags und Abends, und Ihr sollt einmal sehen, wie rosig und blühend die Wangen werden! Versucht nur einmal! Laßt Euch Abends eine Schüssel Salat und dazu die Spiegeleier machen. Ihr werdet bald sehen, wie gut es Euch bekommt; aber 6 bis 8 Wochen lang. Ein Bad nützt nichts, mehrere hinter einander aber schaffen's. Im Fleischsaft giebt v. Liebig 2,96 Prozent lösliches Albumin an; der Feldsalat hat 9,09 Prozent Stick stoffgehalt, Kopfsalat 1,41 Prozent. Stubenhocker, Arbeiter, Kinder, Kaufleute, Jsegrimme u. s. w., eßt daher Salat! — Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß, da voraussichtlich auch im laufenden Jahre nach Been digung der großen Herbstübungen von den einzelnen Truppentheilen Beurlaubungen von Mannschaften nach zweijähriger Dienstzeit zur Disposition erfolgen dürsten, jeder, der diese Vergünstigung nachsuchen will, den bezüglichen Antrag rechtzeitig einreichen muß. Als Zeitpunkt der Einreichung der Anträge ist allgemein der Monat Juni anzusehen, indessen können auch Anträge, die noch im Juli und Anfang August ein gereicht werden, Berücksichtigung finden, wenn be sondere Dringlichkeit nachgewiesen ist. Alle diese Ge suche sollen bei dem Bürgermeister der heimathlichen Gemeinde eingereicht werden. Jede direkte Dinreichung solcher Gesuche an die Truppentheile oder Hlilitär- behörden soll vermieden werden, da dadurch nur un nütz Zeit verloren geht, indem die Militärbehörden die ihnen direkt von den Bittstellern eingereichten Ge suche entweder an die Civilbehörde abgeben oder aber den Gesuchstellern zurücksenden, damit diese sie in vor schriftsmäßiger Weise durch Vermittelung ihres Bürger meisters einreichen. * Obercarsdorf. Am Sonnabend, den 17. dss. Mts., früh nach 2 Uhr, entstand in dem Nitzsche'schen Pappensabrikgebäude Feuer und brannte letzteres bis auf die Umfassungsmauern nieder. Zur Hilfeleistung erschienen die Spritzen von Ulberndorf, Obercarsdorf, Dippoldiswalde, Naundorf und Elend. Beim Brande hat sich besonders der Gutsbesitzer Karl Weinhold her- vorgethan, welcher mittels seiner Handdruckspritze das Nitzsche'sche Wohnhaus deckte und dasselbe vor An- steckung bewahrte. Verschiedene Umstände lassen auf Brandstiftung schließen. 4 Poffendorf. Zu dem am 25. d. M. hier statt findenden Fahnenweihfest des Gesangverein „Arion" haben sich nun bereits über 300 Sänger angemeldet, von denen sich gegen 200 am Gcsangsconcert, theils an den Massengesängen, theils an den Einzelvorträgen, betheiligen werden. Es ist daher rathsam, sich mit Billeten zu dem '/,5 Uhr Nachm. beginnenden Concert, welches vorzüglich zu werden scheint, rechtzeitig zu ver sehen, da bei günstiger Witterung ein zahlreicher Besuch zu erwarten sein dürste. — Am Sonnabend Nachmittag kam ein führerloses, mit Balsaltsteinen beladenes Geschirr im vollen Galopp die Poffendorser Chaussee herab. In der Nähe des Gasthofes bogen die Pferde um und die Wagendeichsel fuhr ein Stück in die offenstehende Thür des Postge bäudes hinein. Sofort waren Leute zur Stelle, welche die Pferde aus ihrer gefährlichen Lage befreiten. Wie leicht hätte ein Unglück geschehen können. — Gegenwärtig wird bei uns die Chaussee auf schüttet und ist deshalb seit einigen Tagen die Dampf straßenwalze in Thätigkeit. Dresden. Das Königspaar begab sich am Freitag Vormittag mit Sonderzug über Freiberg nach Jagd schloß Reheseld. Der Aufenthalt daselbst ist bis zum heutigen Montag Nachmittag in Aussicht genommen. — Das königl. Ministerium des Innern hat die Stichwahlen zum Reichstag auf Sonnabend, den 24. Juni, anbsraumt. — Nach den bis zum Sonnabend festgestellten Zahlen stellt sich das vorläufige Ergebniß der Reichstags - wählen im Königreiche Sachsen folgendermaßen: 1. Wahlkreis: Zittau: Wäntiq-Zittau (nat.-kib.) 7654, Buddeberg (freis.) 6078, Keller (So,.) 5661 Stimmen. — Stichwahl zwischen Wäntig und Buddeberg. 2. Wahlkreis: Löbau: Hoffmann (nat.-lib.) 1649, Zimmermann (Antisemit) 6172, Herzog (kreis.) 4598, Postelt (Soz.) 4487 Stimmen. — Stichwahl zwischen Zimmermann und Herzog. 3. Wahlkreis: Bautzen-Kamenz: Graf zur Lippe (kons.) 5706, Gräfe (Antisemit) 10 553 St. (gewählt), Höppner (Soz.) 3619, Graf Hompesch (Zentrum) 478, Schmidt-Dresden (freis.) 10 St. 4. Wahlkreis: Dresden-Neustadt: Rosenhagen (kons.) 8620, Klemm (Antisemit) 11023, Träger (freis.) 300, Kaden (Soz.) 14367 St. — Stichwahl zwischen Klemm und Kaden. 5. Wahlkreis: Dresden-Altstadt: Wetzlich (kons.) 6115, Zimmermann (Antisemit) 13791, Vollrath(freis.) 671, Gradnauer (Soz.) 15 031 Stimmen. — Stich wahl zwischen Zimmermann und Gradnauer. 6. Wahlkreis: Dresden-Land: Förster (kons.) 4459, Hänichen (Antisemit) 10603, Horn-DreSden (Soz.) 14 250 Stimmen. — Stichwahl zwischen Hänichen und Horn. 7. Wahlkreis: Meißen-Großenhain: Mehnert (kons.) 6263, Lieber (Antisemit) 7554, Träger (freis.) 101, Goldstein (Soz.) 8212. Stichwahl zwischen Lieber und Goldstein. 8. Wahlkreis: Pirna-Schandau: Hoenerbach (kons.) 1137, Lotze (Antisemit) 7733, Eysoldt (freis.) 3905, Fräßdorf (Soz.) 7957 Stimmen. — Stichwahl zwischen Lotze und Fräßdorf. 9. Wahlkreis: Freiberg: Merbach (Reichsp.) 8391, Virchow (freis.) 15, Schulze (Soz.) 7707, Schubert (Antisemit) 4920 Stimmen. — Stichwahl zwischen Merbach und Schulze. 10. Wahlkreis: Döbeln-Nossen: Sachße (kons.) 8997, Schmidt (sreis.) 1647, Grünberg (soz.) 7694, Niet hammer (nat.-lib.) 927 Stimmen. — Stichwahl zwischen Sachße und Grünberg. 11. Wahlkreis: Oschatz-Grimma: Hausse (kons.) 10996 (gewählt), Buchheim (freis. (Richters) 1096, Thiele (soz.) 6935, Bruck (freis. sRickertj) 945 Stimmen. 12. Wahlkreis: Leipzig-Stadt: Haffe (nat.-lib.) 10826, Richter (freis.) 692, Pinkau (soz.) 11784, Enke (Antis.) 7077 Stimmen. Stichwahl zwischen Haffe und Pinkau. 13. Wahlkreis: Leipzig-Land: Blum (nat.-lib.) 9122, Liebermann v. Sonnenberg (Nef.) 8873, Richter (freis.) 601, Geyer (soz.) 34159 Stimmen (gewählt). 14. Wahlkreis: Borna-Pegau: Frege (kons.) 10356 (gewählt), Langhammer (freis.) 2103, Stolle (Soz.) 5736 Stimmen. 15. Wahlkreis: Mittweida-Flöha: Ulrich (kons.) 12126, Schmidt (Soz.) 12134 Stimmen. 16. Wahlkreis: Chemnitz: Andr6 (nat.-lib.) 9320, Klemm-Raschau (Antisemit) 4953, Protze (dfr.) 735, Schippel (soz.) 23477 Stimmen (gewählt). 17. Wahlkreis: Glauchau-Meerane: Schubert (nat.- lib.) 8091, Auer (Soz.) 15 160 Stimmen (gewählt). 18. Wahlkreis: Zwickau: Münch-Ferber (kons.) 12655, Stolle (soz.) 17 795 Stimmen (gewählt). 19. Wahlkreis: Stollberg-Schneeberg: Rumpelt (kons.) 8743, Seifert (Soz.) 13641 Stimmen (gewählt). 20. Wahlkreis: ZschopauMarienberg: Herder (kons.) 10390 (gewählt), Löwenthal (freis.) 540, Colbitz (Soz.) 8145 Stimmen. 21. Wahlkreis: Annaberg - Schwarzenberg: Böhme (nak.-lib.) 6325, Krause (freis.) 2522, Liebermann (Antisemit) 3062, Grenz (Soz.) 6901 Stimme. Stichwahl zwischen Böhme und Grenz. 22. Wahlkreis: Reichenbach-Auerbach: Opitz (kons.) 11 322, Hofmann-Chemnitz (Soz.) 13229 (gewählt), Virchow (freis.) I Stimme.