Volltext Seite (XML)
UWlitz-MlW für die Königliche DU „Weißeritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Numckern 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 16 Psg. di« Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, un redaktionell«« Theile, die Spaltenzeib» 80 Pfg. Amtsblatt «mtsbauplmamschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträth« zu Dippoldiswalde und Irauensteiu Verantwortlicher Redacteur: PM Ikhne in Dippoldiswalde. Kit -chtskitizem .Mustrirtkn ünteriuiitungsblatt". » Kit humoristischer »«chenhrilage „Srisenblsskn". P Kit land und hM-wirthschsstUcher Nr^68. Dienstag, dm 13. Juni 1893. 59. Jahrgang. — '' Ilächsten Donnerstag, von früh 10 dis Itachnnttags 0 Kbe, d)oi^bstaus»oabl. Lmdidst -er vcremigtm Ordnungspsrteien ist Kerr Key. Mergratß Körper. 4. Sitzung des Bezirksausschusses der Königl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde am 3. Juni 1893. Der Bezirksausschuß beschäftigte sich zunächst mit einem aus landwirthschastlichen Kreisen gestellten An trag auf Erneuerung des Verbots des Rinderhandels im Umherziehen. Nachdem inzwischen die Maul- und Klauenseuche im hiesigen Bezirke erloschen ist, sand man in Uebereinstimmung mit dem Bezirksthierarzte keine Veranlassung belegtem Anträge zu entsprechen, event. aber sollen die gesetzlichen Vorbeugungsmaß- regeln auss Strengste durchgesührt werden. Mehrere Regulative und zwar für Stadt und Dorf Bärenstein, Reichstädt, Nassau und Altenberg, betr. das Hebammenwesen, sanden Genehmigung, während ein weiteres dergleichen wegen einer darin enthaltenen unzulässigen Bestimmung zunächst zu beanstanden war. An Stelle des von Berthelsdorf verzogenen Ge meindeältesten Ebert wurde dessen Nachfolger Gemeinde ältester Hermann als Taxator in Viehseuchensällen gewählt. Das Gesuch des Restaurateurs Mühle in Liebenau um Erlaubniß zum Beherbergen lehnte man wegen Mangels eines bezüglichen örtlichen Bedürfnisses ab. Der Frau Emilie Auguste Gamp in Dresden wurde dagegen auf ihr Ansuchen Schankkonzession für ihr im Bau begriffenes Kurhaus in Lauenstein für die Sommerzeit und zwar vom 1. April bis Ende Oktober ertheilt; ebenso wurde dem Gesuche Eduard Wuttkes in Kleinkreischa um Schankkonzession (lieber tragung) und um Erlaubniß zu Abhaltung von Sing spielen entsprochen. Die 1892er Rechnungen über das Bezirksvermögen, die Amtshauptmann von Keßinger-Stistung und die Bezirksanstalt mit Pensionskasse und Wettinstiftung beschloß man nach erfolgter Prüfung dem Bezirkstage zur Richttgsprechung zu empfehlen. Hierbei erklärte man sich damit einverstanden, daß die bei der Bezirks anstalt aus den Besitzveränderungs- und Tanzabgaben gesammelten Ueberschüffe im Betrage von 18000 Mk. der Wettinstiftung zugewiesen werden. Anlangend den Verkehr der Fahrräder aus öffent lichen Straßen, Wegen und Plätzen, so sollen die hierüber für hiesigen amtshauplmannschaftl. Bezirk bestehenden Vorschriften mit denjenigen der Amtshaupt- mannschasl Dresden-Altstadt im Wesentlichen in Ueber einstimmung gebracht werden. In dieser Beziehung ist amtliche Bekanntmachung zu erwarten. In Bezug auf das neuerliche Auftreten eines schädlichen Insektes — Zwergcicade — in verschiede nen Gegenden des Bezirkes war der Bezirksausschuß, da nach Ausspruch von Fachmännern ein sicheres Ver tilgungsmittel noch nicht bekannt ist, nicht in der Lage, irgend welche Maßnahmen zu treffen; es wird aber dem Gegenstand die nöthige Aufmerksamkeit zu gewendet und soll, sobald die sortzusetzenden Versuche ein Ergebniß liefern, das Nöthige eingeleitet werden. Das Regulativ der Gemeinde Obersrauendorf über Erhebung von Stättegeld wurde genehmigt und endlich ebenso die Veräußerung eines Grundstücks Seiten der Gemeinde Niederpübel. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde, den 12. Juni. Am vergangenen Sonnabend stellte sich im hiesigen Schützenhause der zweite Kandidat des 6. Reichstagswahlkreises, Herr Hänichen aus Lockwitz, der Kandidat der Resormpartei, vor. Trotzdem die Versammlung nicht an einem Sonn tage stattfinden konnte, waren doch über 500 Männer erschienen, die den Saal bis in seine Gänge und Neben räume füllten. Mit einem Hoch auf Kaiser und König eröffnete Herr Weißgerber Müller die Versammlung, worauf Herr Hänichen in zweistündiger Rede sein Programm darlegte. Der größte Theil seines Vor trages enthielt die Schilderung des verderblichen Ein flusses jüdischen Wesens auf unsre sämmtlichen wirth- schaftlichen Kreise und Verhältnisse bis hinauf zur Po litik. Durch Beispiele und statistische Notizen begrün dete er seine Behauptungen, immer und immer be tonend, daß es vor Allem der Handwerker- und Bauern stand sei, der durch diesen Einfluß, schon jetzt schwer geschädigt, bei weiterem Wachsthum desselben dem un bedingten Ruine enlgegengehe. Er hob weiter hervor, wie seine Partei sich aber nicht nur auf die Bekäm pfung dieses Judenthums beschränke, sondern als vor nehmste Aufgabe es betrachte, dem Mittel- und Ar beiterstande durch alle gesetzlichen Mittel, besonders durch Bekämpfung einer liberalen Gesetzgebung, über haupt wieder aufzuhelfen und vor weiterem Rückgangs zu schützen. Sodann unterwarf der Kandidat die Partei des Freisinns und der Sozialdemokratie einer vernich tenden Kritik und fanden die treffenden Ausführungen besonders gegen letztere Partei lauten Beifall, wenn auch die vom Redner zuversichtlich erwartete Zeit der Auslösung der Sozialdemokratie durch die Reformpartei wohl kaum so nahe fein dürste, als er es hofft und behauptet. Zum Schluffe waren es noch zwei Erklä rungen des Herrn Hänichen im Namen seiner Partei, die besonders beifällig ausgenommen wurden. Er ver sichert, daß er wie seine Freunde nicht gegen eine Mi litärvorlage sei, welche die Mittel zur Ausführung nicht dem Mittelstands auferlegt, sondern aus den schon bekannten Quellen (Börse rc.) schöpfe. Was nütze auch eine Vermehrung der Kräfte zur Vertheidigung der äußeren Grenzen, wenn durch Zerstörung des Mittelstandes, durch Vermehrung der Unzufriedenen der innere Feind um so mächtiger werde? Ebenso bei fällig begrüßte man die Erklärung, daß im Falle einer Stichwahl zwischen Herrn Bergrath Förster und dem Sozialdemokraten er, Redner, wie seine Freunde die erstell sein wollen, ihre Stimmen zu Gunsten Herrn Försters abzugeben. Sei ja überhaupt das Bestreben seiner Partei, die Sozialdemokratie in ihren Nestern aufzustübern und zu bekämpfen, der Grund für das Festhalten einer eigenen Kandidatur im 6. Wahlkreise. Obwohl der Vorsitzende nach Schluß d-r mit vielem Beifall aufgenommenen Rede unbeschränkte Debatte eröffnete, meldete sich doch Niemand zum Worte, wes halb Ersterer mit einem Hoch aufs deutsche Vaterland nach dem Verklingen des „deutschen Liedes", von den Anwesenden stehend gesungen, die Versammlung ^/r l l Uhr schloß. — Außer gedruckten Wahlaufrufen war in dieser Versammlung ein Gedicht verbreitet, welches für die Kandidatur des Herrn Hänichen Stimmung machen soll. Recht sonderbar und unangenehm muß es dabei berühren, daß eine Partei zu diesem „Gedicht" ihre Zuflucht nimmt, welches in früheren Wahlkämpfen von Seiten der Sozialdemokratie gegen die Kan didaten der Ordnungsparteien gerichtet morden ist. Im benachbarten 9. Wahlkreise hat man dieses „Gedicht" ebenfalls als Agitationsmittel benützt und nur des Kandidaten Namen geändert. Mit Recht sagt der „FreibergerAnzeiger" hierzu: „Hier werden dieHerren Deutschsozialen den Wählern doch wohl nicht den Bären aufbinden wollen, sie hätten den Kandidaten der ver einigten Ordnungsparteien mit diesen nichtswürdigen Verdächtigungen gar nicht gemeint. Mit solchen Mit teln also kämpfen die Herren für Thron und Altar!" — Die vornehmsten Bestrebungen unserer Innun gen in ihren jetzigen Verhältnissen bestehen unstreitig darin, durch Verbesserungen zu suchen, das Hand werk, besonders auf dem Gebiete des Lehrlings- und Gesellenwesens, immer mehr und mehr zu heben und auszubauen. Daß diese Ausgabe auch von der hiesigen Schmiedeinnung in rechter Weise so aufgefaßt wird, bewiesen mehrere Punkte der Tagesordnung der letzten Quartalssitzung, welche, von 22 Meistern be sucht, unter Vorsitz ihres Obermeisters Herrn Mende vor Kurzem hier abgehalten wurde. Sowohl die bei den Lehrlinge, welche auf Grund ihrer für gut be fundenen Gesellenstücke losgesprochen, wie die drei, welche aufzunehmen waren, erhielten in der Ansprache des Obermeisters genug recht beherzigenswerthe Winke für die Zeit ihrer Gesellen- und Lehrlingsjahre, die ihnen stets bewußt bleiben möchten. Besonders aber waren es nun die darauf gefaßten Beschlüsse, welche obiges Bestreben kennzeichnen. Man beschloß nämlich bei der Wahl eines Herbergslokales die Herberge zur Heimath hier als solche anzunehmen, sodann die Lehr linge zum Eintritt in den hiesigen Jünqlingsverein anzuhalten, die Steuern zu denselben aber aus der Jnnungskafle zu bestreiten und endlich gleichfalls aus dieser Kasse Fachzeichnungen für Schmiedelehrlinge anzukaufen und dieselben der Fortbildungsschule zu übergeben. Möchten diese Bestrebungen, den christ lichen Sinn der Ihrigen zu erhalten und die Aus bildung derselben zu fördern, der Innung zur Freude, gute Früchte tragen. — Auf Einladung des Gruppendirigenten Herrn Oberlehrer Kantor Hellriegel waren die Vorsteher und Dirigenten der Gesangvereine zu Dippoldiswalde, Ra benau, Reichstädt, Reinhardtsgrimma, Großölsa und Seifersdorf am vorigen Sonntag im Gasthof „zum Stern" zusammengekommen und beschlossen, am 30. Juli d. I. im hiesigen Schießhausgarten ein Gruppenconcert zu veranstalten. — Trotz etwas ungünstiger Witterung wurde das gestrige Anturnen unseres Turnvereins in allen seinen Theilen durchgeführt. Dem um Uhr erfolgenden Auszuge schlossen sich Turner aus Seifersdorf, Höcken dorf, Reichstädt und Schmiedeberg an. Leider fing es kurz nach Beginn der Freiübungen zu nieseln an, sodaß die meisten der zahlreich erschienenen Zuschauer sich entfernten, was insofern bedauerlich war, als ihnen dadurch nicht vergönnt wurde, die so trefflich geleiteten und exakt ausgesührten Freiübungen betrachten zu können. Dem Gerätheturnen wurde ebenfalls fleißig obgelegen und muntere Spiele bildeten den Schluß der turnerischen Thätigkeit. Abends fand im Rath haussaale ein äußerst animirter und stark besuchter Ball statt, wo die Turner Gelegenheit fanden, sich mit den geladenen Turnschwestern im fröhlichen Kreise zu drehen. — Wie s. Z. auch in unserer Zeitung berichtet wurde, war von dem König!. Landgericht Dresden Herr Architekt Paul Klotz in Lauenstein wegen Uebertretung der Vorschriften über den Verkehr mit Sprengstoffen zu der gesetzlich geringsten Strafe von 3 Mon. Gefängniß verurtheilt worden. Auf ein an Se. Maj. König Albert gerichtetes Gesuch ist diese Strafe in Anbetracht der eigenthümlichen, zur Ver- urtheilung führenden Umstände in 80 Mk. Geldstrafe umgewandelt worden. — Mit dem 9. d. M. ging die zweimonatige