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Wkritz-MiW 59. Jahrgang. Donnerstag, den 1. Juni 1893. Nr. 63. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehnc in Dippoldiswalde. Mit chtstitizem „Zltustrirteil llnterh-ltlliissbl-«". * Mit humoristischer Uochkadeilsgr .Mfendlssta". * Lit l-»d- und h«u,wirthsch»Mcher ««»trbril-p. Me „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- t«g und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psq. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- — , , Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk' same Verbreitung finde», werden mit 10 Pfg- die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil» 20 Pfg- Kvonnements auf die „Weißeriß-Zeitung" für den Monat Juni nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden angenommen und finden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Um jeder irrthümlichen Auf fassung vorzubeugen, werden wir ersucht, daraus hin- zuweisen, daß der Eintritt in die nächsten Sonntag Abend im Saale der NeichSkrone stattfindende Wahl versammlung, obwohl nur mit Eintrittskarten Ver sehenen gestattet, trotzdem ein völlig unentgelt licher ist, demnach in keiner Weise ein Eintritts geld erhoben wird. Möchten doch recht viele Wähler die Gelegenheit benützen, denjenigen Mann kennen zu lernen, welcher nach eingehendsten Erwägungen von den vereinigten Ordnungsparteien als Neichstagskan- didat für unseren 6. Wahlkreis ausgestellt worden ist. — Ueber die seit Kurzem erfolgte Jnverkehrsetzung des neuen österreichischen Kleingeldes ist man an unserer Grenze nicht gerade erfreut. Wie schon früher von uns mitgetheilt, wurde Vorsicht bei An nahme von 2-Markstücken empfohlen, da die öster reichische Doppelkrone ganz wenig kleiner, nur 1,70 Mark kostet und leicht zu verwechseln ist. Gleiches gilt von der einfachen Krone, die 85 Pfg. kostet und mit der Mark viel Aehnlichkeit besitzt. Die in Zirku lation gesetzten 20-Hellerstücke haben ganz genau die Größe und Stärke der deutschen 10-Pfennigstücke, und der Unerfahrene kommt leicht in die Verlegenheit, sie für 17 Pfg. zu nehmen und für 10 Pfg. auszugeben. Den größten Unfug werden die Heller verursachen, welche sich in Größe und Stärke so gut wie gar nicht vom deutschen Pfennig unterscheiden. Reichstädt. Die nächsten Sonntag in hiesigem Kirchenconcert mitwirkende Frau Melitta Teichert- Nitzsche hat vor Kurzem in der Dresdner Dreikönigs kirche gesungen und nach dem Urtheile des Herrn Musikreserenlen der Dresdner Nachrichten alle Zuhörer durch ihren wundervollen Gesang erfreut. Niemand sei beim Anhören ihrer Lieder ungerührt geblieben. Dieselben Lieder, welche genannte Dame in Dresden gesungen, wird sie nächsten Sonntag hier auch zum Vortrag bringen. Dresden. König Mbert wird am Donnerstag zum Frohnleichnamssest von Sibyllenort nach Dresden kommen, um den kirchlichen Feierlichkeiten beizuwohnen. Am Tage darauf, Freitag, nimmt der König Vor mittags im Residenzschlosse die Vorträge der Staats minister und Abtheilungsoorstände entgegen, um sich darauf nach Sibyllenort zurückzubegeben. Beide Maje stäten werden sodann am 8. Juni Sibyllenort endgiltig verlassen, um die Villa in Strehlen zu beziehen. Dresden. Hinsichtlich der Erbauung einer beson deren Garnisonkirche in Dresden hat das königl. Kriegsministerium einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei welchem drei Preise in Höhe von 5000, 3500 und 2000 Mk. zur Vertheilung gelangen. Bis zum 15. Oktober sind die Entwürfe einzureichen. — In wenigenMonatenwirddasneueWeißeritz- flußbett fertiggestellt sein und das alte Bett als- vann anderen Zwecken dienstbar gemacht werden. So wird schon jetzt die als verlängerte Ostraallee geplante Hasssnstraße, welche das alte Bett an der Marien- brücke kreuzt, im Gehege nach dem Hafen zu weiter gebaut und in kurzer Zeit in der ganzen Länge fertig gestellt sein, so daß dann nur der Bau der kurzen Verbinvungsstrecke von der Marienbrücke über die alte Weißeritz noch übrig bleibt. Ein Theil der schönen Lindenallee des großen Geheges ist in den letzten Tagen diesem Straßenbau zum Opfer gefallen; nur die nördliche Allee wird für spätere Zeiten in ihrer jetzigen Anlage erhalten bleiben; um so erfreulicher ist es, daß der Hafendamm mit Linden bepflanzt und, wenn möglich, auch die neue Hafenstrabe mit Bäumen besetzt wird. — Auf die übereinstimmenden Petitionen der Stadtkapelle zu Königstein und verschiedener Tanzsaal- Jnhaber in Radeberg, Pirna u. s. w. um Aufhebung der das öffentliche Tanzwesen betreffenden Ver ordnung vom 16. Febr. d. I. hat das Ministerium des Innern umterm 13. v. M. den Bescheid ertheilt, daß es zwar von diesen Eingaben Kenntniß genommen, sich aber durch dieselben nicht habe veranlaßt finden können, von der erwähnten, nach reiflicher Erwägung aller einschlagenden Verhältnisse in Uebereinstimmung mit den sämmtlichen Kreishauptmannschaften erlassenen Verordnung wieder abzugehen. — Der sächsische Gastwirthsverband sandte ver gangene Woche eine Petition an das kgl. Ministerium des Innern ab, in der um Aufhebung der ministe riellen Verordnung vom 16. Februar d. I. gebeten wird, nach welcher bestimmt wird, daß die Beaufsich tigung u. s. w. des Tanzwesens in den Städten mit revidirter Städteordnung künftig nicht mehr, wie bis her, den Polizeibehörden anheimgestelll bleiben dürfte, daß vielmehr in Zukunft die Bestimmungen gelten sollen, welche für die Landgemeinden und die mittleren und kleineren Städte hierin maßgebend sind. Freiberg. Die erste Strafkammer des königl. Landgerichts verurthcilte am 30. Mai die Polier meisters-Ehefrau Marie Eugenie Güntzel, in Rabenau wohnhaft, wegen Urkundenfälschung und Betrugs zu 8 Monaten Gefängniß. Sayda. Das hiesige Rathskollegium hat sich ein stimmig für den Bau einer Wasserleitung ausgesprochen, zu welcher das Wasser aus dem sogenannten Flecken benutzt und nach einem in der Nähe des Kirchhofes gelegenen Hochreservoir geleitet werden soll. Auch hat sich das Stadtverordnetenkollegium der Einsicht nicht verschließen können, daß die Beschaffung von aus reichendem Wasser für die Stadt die dringendste Noth- wendigkeit sei. Der Kostenanschlag beziffert sich auf ca. 70000 Mark. ColdiH. Die neuerdings strengere Handhabung des Tanzregulativs bringt in manchen Fällen berech tigte Verstimmung mit sich. So ist zu dem regel mäßig seit 44 Jahren am Trinitatisfeste abgehaltenen Schützenfeste im benachbarten Lastau, welches gleich zeitig von den umliegenden Ortschaften durch aktive Theilnahme mit begangen wird, die Abhaltung der Tanzmusik, da nicht auf einen regulativmäßigen Sonntag fallend, versagt worden. Großenhain. Ein hier beschäftigter Schreiber machte dieser Tage eine schlimme Erfahrung auf dem Gebiete des zum Bestenhabens. Derselbe spielte ein Loos in der sächs. Landeslotterie, hatte dasselbe aber — wahrscheinlich „der Noth gehorchend, nicht dem eigenen Triebe" — Anfangs voriger Woche verkauft. Am näch sten Tage wurde ihm brieflich die Miitheilung, daß ihm die launische Glücksgöttin aus sein (verkauftes) Loos 30000 Mark in den Schoß geworfen habe. Ohne weiter darüber nachzudenken, daß es mit dieser brieflichen Miitheilung einen Haken haben könnte, ge- rieth der Mann in eine ja leicht begreifliche Auf regung. Seinem gewaltigen Unmuthe, der sich schließ lich in „Thaten" Luft machte, fielen sämmtliche ihm erreichbaren Gegenstände zum Opfer und sanden, zer brochen und zerschlagen, ein vorzeitiges Ende. Natür lich war der Chef mit diesem Thatendrange seines Schreibers durchaus nicht einverstanden, sondern be förderte ihn einfach an die Luft. Daselbst angelangt, kam er trotz der herrschenden hohen Temperatur so weit zur Ernüchterung, daß er begriff, daß man sich mit ihm nur ein „Späßchen" gemacht und daß er wegen dieses Spaßes seine Stellung eingebüßt habe, AuS dem Erzgebirge. Die aus Amerika ge kommenen Käufer, die in den Strumpf- und Hand, schuhfabriken sonst große Bestellungen gemacht haben, zeigen sich diesmal ziemlich zurückhaltend, weil sie hoffen, daß die Mac-Kinley-Bill bald ausgehoben und der Zoll für die aus Europa eingehenden Maaren niedriger werden wird. So sehr sich auch die Wirk- waarenindustrie gegen die Mac-Kinley-Bill aussprechen mußte, so kann sie doch das Verhalten ihrer amerika nischen Kundschaft nicht billigen, denn der Bedarf nach Wirkwaaren wird sich drüben nicht vermindern, sondern eher erhöhen, und wenn man jetzt mit den Bestellungen zurückhaltend ist, so wird sich nach der etwaigen Aenderung der Zollgesetze dann wieder eine solche Fluth von Aufträgen zusammendrängen, daß sie nicht bewältigt werden können. Dann werden die Fabriken abermals vergrößert, neue Firmen werden gegründet, und wenn das Geschäft anfängt flau zu gehen, ist des Klagens kein Ende. Zwickau. Die freie Vereinigung sächsischer Orts krankenkassen, welcher dermalen 152 Kassen angehören, hält ihre diesjährige Hauptversammlung Montag, den 19. Juni, im Hotel „Deutscher Kaiser" Hierselbst ab. Auf der vorläufigen Tagesordnung befinden sich außer einer großen Anzahl Anträge und Anfragen hinsichtlich der Auslegung des Krankenversicherungs gesetzes, insbesondere noch folgende Gegenstände, als: 1. Bericht des Vororts der Vereinigung (Dresden) über u) Wirthschastsstatistik, d) Einführung eines ein heitlichen Quittungsbuches, o) Errichtung von gemein samen Neconvalescentenanstalten und ci) Jnvaliditäts- und Altersversicherung der Hausindustrie; 2. Antrag auf Abänderung des Z 5 des Unfallversicherungs gesetzes, Uebernahme der Krankensürsorge durch die Berufsgenosienschasten sofort nach dem Unfall, anstatt erst vom Beginn der 14. Krankheitswoche ab, betr. und 3. Erhöhung der Vergütung kür Besorgung der Geschäfte der Jnvaliditäts- und Altersversicherung. Thum. Fünf Zehntel des in die hiesige Kollektion von Friedrich gefallenen 300000 Mark-Gewinnes sind erfreulicher Weise in bedürftige Hände gelangt. Die glücklichen Gewinner sind ein verheiratheter Lehrer Hierselbst, der ein Zehntel des Looses besitzt, und, wie man hört, verschiedene unbemittelte Leute in der nächsten Umgebung von Thum. Bad Elster. Die Inhaber von Verkaufsläden würden einen schweren Stand haben, wenn sie sich den Bestimmungen der Sonntagsruhe unterwerfen müßten; dmn da gerade an Sonn- und Festtagen viele Fremde hierher kommen, die sich gern ein An denken mitnehmen, so machen die Verkäufer an diesen Tagen die besten Geschäfte. In Anbetracht dieser Ver hältnisse hat die kgl. Kreishauptmannschaft in Zwickau gestattet, daß die Läden hier von Mittags II bis Abends 7 Uhr geöffnet bleiben dürfen. Plauen i. V. Vor einigen Wochen kam zu einem hiesigen Beamten ein Fremder und ersuchte um Auf nahme für die Nacht. Das Verlangen konnte jedoch nicht gewährt werden. Der Abgewiesene erklärte aber dennoch, dazubleiben, sodaß dem Familienhaupte nichts