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Amtsvlatt Mb „Weißerttz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., eimnonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern so Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei de» bedeutenden Auslage del Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder, der«« Raum berechnet. — La* bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Lheile, die Spaltenz eil- 2V Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein * Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnk in Dippoldiswalde. Mit «chtseitigem ,Muflrirten llntrrhsltuiigrblstt«. Mit humoristischer lvschenbeilsge „Seifenblasen". -ft Mit land- und hauswirthschsstlicher M»u«t»beils§e. Nr. 59. Sonnabend, den 20. Mai 1893. 59. Jahrgang. Pfingsten, Fest der LenzeSwonne, Schönes Brautfest der Natur, Freundlich strahlet Deine Sonne Ueber der verjüngten Flur Alle Knospen find entfaltet Und zu Blüthen ausgestaltet, Duft und Licht webt nah und fern; Ueber Thäler, über Hügel Auf geheimnißvollein Flügel Schwebet still der Geist des Herrn. Pfingsten. Freundlich winkt die grüne Maie Und ihr Duft erfüllt das Haus, Wie mit sanftem Zwang in'S Freie Lockt es Jung und Alt hinaus. In den Lüften schallen Lieder, Im Gehege blüht der Flieder, Und durch Wiese, Wald und Feld, Wo das Auge hin mag gleiten, Sieht es frohe Menschen schreiten Durch die festgeschmückte Welt. Oeffnet euerS Herzens Pforte, Laßt des Festes Segen rin: Lerchenlied und Gottesworte, Blumenduft und Sonnenschein, § Daß auf der erneuten Erde Neberall es Pfingsten werde, Wo der Odem Gottes kreist, Daß der fromme, treue Glaube Wieder schaut als weiße Taube Friedensvoll den heil'gen Geist! Lieblich' Fest, nie ausgesungen Wird Dein Zauber, Deine Zier, Immer noch mit tausend Zungen Spricht der Geist des Herrn auS Dir; Und er mahnet: Fromm genießen Sollt ihr, was euch Gott läßt sprießen, Euer ist die Herrlichkeit! All' der Duft, die Blüthentriebe, Nehmt sie hin mit Dank und Liebe Ohne Groll und ohne Streit! Deutschland, unserS Glückes Wiege, Vaterland, so lieb und schön, Aller Pfingsttagsegen liege Zwiefach Dir auf Thal und Höh n. Daß das Gute und das Schöne Jeden Widerstreit versöhne. Daß vom rechten Geist erhellt Sich des Herrsche« Kraft erweise Und daß in der Völker Kreise Du vvrangehst aller Welt! Zu Pfingsten. Pfingsten, das liebliche, von den Dichtern viel besungene Fest ist wieder herbeigekommen. In fest lichem Frühlingsschmuck steht die Natur. Das neue Leben, welches zu Ostern siegreich zwar, doch noch schüchtern sich heroordrängte: es hat sich in voller Kraft und Fülle entfaltet und strahlt in der köstlichen Frische der Jugend. Freudig und hoffnungsvoll blickt der Landmann auf das leuchtende Grün der Fluren und Felder, reichen Ertrag mühevoller Arbeit erwartend. Der Städter aber enteilt der Enge der Mauern und dem Gewühl der Straßen um in der Freiheit der Gottesnatur aufzuathmen und an ihrer Pracht Herz und Auge zu weiden. Pfingsten, das Fest des Lebens und der Hoffnung, der Freude und Wonne! Wer wollte sich seiner nicht freuen? Schon von alten Zeiten her hat man Pfingsten gefeiert. Das Volk Israel beging es als Erntedankfest. Da freute man sich der glücklich vollendeten Ernte, pries Gott für de» Erntesegen und brachte freiwillige Gaben im Heiligthum zum Dankopfer dar. Man vergaß auch nicht, den Armen und Nothleidenden Gutes zu thun. Nachmals beging man zugleich P fingst:» als Ge- dächtnißfest an die Gesetzgebung am Sinai, des Gnaden bundes gedenkend, den Gott dort mit seinem Volke geschloffen. Für dis Christen aber ist es ein Freuden fest noch von reicherer und tieferer Art. Es ist das Fest der Ausgießung des heiligen Geistes, das Ge burtsfest der christlichen Kirche, mit welchem ein neuer Geistessrühling der in Sünden erstorbenen Welt ge schenkt ward. Da grünte und blühte es au dem alternden siechen Stamm des Menschengeschlechts. Da erwachte ein neues, vorher nicht gekanntes Leben des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung. Da zogen in Geisteskraft die Boten des Gekreuzigten und Auf erstandenen aus und streuten weithin in die Völker welt die Lebenssaat des Evangeliums aus; und unter dem Wehen des Geistes ging die Saat fröhlich auf und trug herrliche Frucht. Reiche Garben wurden ge sammelt in die Scheuern des Reiches Gottes, und ein großes Volk aus vielen Zungen und Sprachen diente Gott in Freiheit und Freude. Möchte ein solcher Geistesfrühling, ein solcher Erntesegen auch unter uns erstehen in diesen festlichen Tagen! Das wäre in Wahrheit ein fröhliches Pfingsten! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das trübe, zu Regen neigende Wetter der letzten Tage mag die Hoffnungen auf ein fröhliches Fest bet Manchem, der sich das Jahr über auf eine Pfingfipartie gefreut, wohl etwas herabgestimmt haben. Sorgenvolle Blicke werden in der nächsten Zeit noch genug zum Himmel gerichtet werden, welcher aber hoffentlich ein Einsehen haben, und die Erwar tungen der erholungsbedürftigen Menschen nicht stören wird. — Allen aber wünschen wir vergnügte Feiertage. — Mit Rücksicht auf die bevorstehende Reichstags wahl bringen wir in der Beilage zu dieser und näch ster Nummer die wesentlicheren Bestimmungen des Neichstagswahlgesetzes vom 31. Mai 1869 und des Reglements dazu vom 28. Mai 1870 zum Ab druck. Wir glauben, damit den Wählern und ins besondere den die Wahl vorbereitenden und leitenden Organen einen besonderen Dienst zu erweisen. — Im 6. Wahlkreis (Wilsdruff-Tharand-Dippol- diswalde) soll man von Seiten der Konservativen noch einen letzten Versuch gemacht haben, um die antisozialistischen Parteien unter einen Hut zu bringen. Man soll den Reformern in Vorschlag gebracht haben, daß man auf die bisher aufgestellten Kandidaten ver zichten und gemeinsam einen neuen Kandidaten, welchen man aus den Herren Rittergutsbesitzer Andrä-Limbach, vr. Platzmann-Saida und Gutsbesitzer Vramsch- Chemnitz auswählen sollte, ausstellen möchte. Trotz der persönlichen Sympathieen, deren sich die drei be zeichneten Herren auch in antisemitischen Kreisen er freuen, ist es dennoch zu einer Einigung nicht ge kommen, da die Reformer an der Kandidatur Hänichen unbedingt sesthalten. — Ist dies der Fall, würde es nicht möglich sein, die Stimmen aller Ordnungs parteien aus einen einzigen Kandidaten zu vereinigen, so ist die Gefahr, daß unser Wahlbezirk im nächsten Reichstage sozialdemokratisch vertreten ist, ziemlich nahe gerückt. — Theater. Es war ein guter Griff, dem Re- pertoir der wegen der Feiertagsnähe wenig günstigen Tage das Ausstattungsstück „Die sieben Naben" ein zuverleiben, denn das volle Haus lohnte den Entschluß und ein genußreicher Abend wurde dem Publikum ge boten. In erster Linie ist das Stück als Ausstattungs stück natürlich für das Auge berechnet. Zeigte doch jedes der neun Bilder eine neue schmucke Dekoration und in einzelnen Rollen wurden die Kostüme zwei und drei Mal gewechselt. Die bei einem kleinen Theater naheliegende Gefahr, bei derartigen Schau stücken wegen Unvermögens der Ausführung ins Lächerliche zu verfallen, ist bei den AusstatlungSmitteln, über welche hier die Direktion verfügt, ausgeschlossen. Auch das flotte Zusammenspiel und besonders der Raum, der den Komiker im Stücke geboten wird und welchen Herr Dietze prächtig auSnutzt, befriedigte recht sehr und so ist der Besuch der heutigen (Freitag) Wiederholung dieser Aufführung nur zu empfehlen. — Infolge der kalten Temperatur, die Anfang dieses Jahres herrschte, ist mit den Baumschädltngen, namentlich den blüthensreffenden Käfern und Raupen, stark aufgeräumt worden. Maikäfer sind bis jetzt nur spärlich bemerkt worden, während die ge fährlichen Raupen, die sonst Anfang Mai die Blüthen zerstören, bisher vollständig ausgeblieben find. — Am 7. März d. I. verurtheilte das König!. Schöffengericht in Pirna den schon oft bestraften Tage arbeiter Friedrich Besser wegen Forstdiebstahls zu 48 Tagen, sowie die Arbeiter Friedrich Oswald Braune aus Falkenhain und Karl August Vogler aus JohnS- bach bei Glashütte zu drei Wochen bez. 16 Tagen Gesängniß. Es handelte sich um Diebereien aus den Prinz Georg gehörigen Waldungen bei Seitenhein rc. Besser, ein gewerbsmäßiger Forstdieb, fügte sich dem Urtheil; Braune und Vogler legten Berufung ein und es wurde daraufhin Letzterer am 17. Mai vom König!. Landgericht Dresden freigesprochen, während man bei Braune die Strafe auf S Tage herabsetzte. Reichstädt. Mittwoch, den 17. d. M., sand hier die Prüfung und Uebergabe der von Herrn Orgel baumeister Schmelzer aus Rochlitz für die hiesige Kirche neu erbaute Orgel statt. Nachdem der vom hiesigen Kirchenvorstand dazu berufene Sachverständige, Herr Kantor Hellriegel aus Dippoldiswalde, im Lause des Vormittags die Orgel einer eingehenden Prüfung unterworfen hatte, versammelte sich Nachmittags 4 Uhr der Kirchenvorstand nebst einer Anzahl anderer Gemeinde mitglieder in der Kirche, und diesen ward nun das schöne, gelungene Werk von dem genannten Herrn in allen seinen Theilen vorgeführt. Alle Zuhörer waren erfreut und stimmten dem von genanntem Sachver ständigen abgegebenen Urtheile zu, daß die Orgel ein in allen ihre« Theilen vorzüglich gelungenes Werk sei, welches dem Erbauer nur zur Ehre gereiche und zu dessen Erwerb man der Kirchengemeinde Glück wünschen muß. — Bei einem am 4. Juni d. I. in hiesiger Kirche stattfindenden Kirchenconcert wird dis Orgel wiederum in den verschiedensten Weisen vorge führt werden. Beerwalde. Unsere Gemeinde wird bald durch eine neue Schule eine schöne Zierde erhalten. Die Ausführung dieses Schul-Neubaues, der demnächst beginnen wird, ist vom hiesigen Schulvorstande Herrn Baumeister Klotz in Dippoldiswalde übertragen morden, Niederpöbel. Bei dem hiesigen WirthschastS - besitzer Sommerschuh wurde am 16. ds. Mts. wegen Seuchenverdachts eine Kuh getüdtet, welche nach be- zirksthierärztlichcm Gutachten mit Milzbrand be haftet gewesen ist. Der Kadaver mußte daher mit