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326 gestellt, daß verschiedene Bogen des Gewölbes dem Einstürze nahe find. Die Kirche ist früher einmal ausgebrannt. Dabei sind die Mauern stellenweise seit lich gedrückt und die Gewölbebogen angerissen worden. Unsere Borfahren haben nun die gedrückten Stellen in der Mauer mit Ziegelsteinen ausgesetzt und die Brandrisse einfach überweißt; ja sogar die damals in den Wänden befindlich gewesenen Holztübel findet man unter vem Kalk noch als Kohle vor. Die unbedingt nothwendige Erneuerung des schadhaften Gewölbes wird nicht nur die Bauzeit nicht unbedeutend ver- längern,sondernauch einen nicht vorhergesehenen größeren Mehraufwand an Kosten verursachen. Mylau. Im Herbste dieses Jahres werden es 25 Jahr, daß der hiesige, vom verstorbenen Pastor Heubner gegründete Konsumverein, einer der stärksten im Königreich Sachsen, besteht. Laut Beschluß der letzten Generalversammlung des Vereins soll dieser Tag festlich begangen werden und ist der Vorstand be auftragt worden, einer späteren Generalversammlung über Art und Weise der Feier Vorschläge zu machen. Tagesgeschichte. Berlin. Wenngleich der Auflösung des Reichs - tags in Abgeordnetenkreisen als einer unvermeidlichen Konsequenz der augenblicklichen Situation entgegenge sehen wird, werden doch andererseits Stimmen laut, die eine Auslösung stark bezweifeln. Diese Zweifel stützten sich namentlich auf Bedenken, die bei den Bundesregierungen aufgetaucht sein sollen. Man ver sichert, daß Bayern, Sachsen und Baden gegen eine Auflösung Einspruch erheben werden. Nichtsdesto weniger steht in parlamentarischen Kreisen die Ueber- zeugung fest, daß eine Verständigung zur Zeit ausge schlossen und nur geringe Chancen für eine Verstän digung bei der zweiten oder dritten Lesung der Mili tärvorlage vorhanden sind. — Es wird von informirter Seite bestätigt, daß Caprivi gelegentlich des parlamentarischen Soupers am Dienstag in Sachen der Militärvorlage sich zu einem weiteren Entgegenkommen bereit gezeigt hat. — Der Nachtrags-Etat des Reiches für 1893/94 beläuft sich auf 1,466,000 Mk. Diese Summe wird durch die Gesammtheit aller Bundesstaaten mit Matri- kularbeiträgen ausgebracht. Auf Sachsen entfallen davon 104,028 Mk. — Die Einführung des in letzter Zeit vielbesprochenen kugelsicheren Stoffes in die Deutsche Armee ist, wie „Der Geschäftsfreund, Consections-Zeitung" erfährt, von der Regierung abgelehnt worden unter der Be gründung, daß zunächst die Kosten zu bedeutend wären, daß aber auch mit geringer Mühe eine Kugel herge stellt werden könne, welche das Gewebe mit Leichtig keit durchdringt. Bremen. Der Freihasenspeicher Nr. 5, welcher mit verschiedenen Maaren angesüllt war, ist in der Nacht zum 27. April durch ein Feuer zerstört worden; mehrere vor dem Speicher stehende Eisenbahnwaggons wurden gleichfalls zerstört. Die im Hasen liegenden Schiffe sind in Sicherheit gebracht worden. — Eine Kabinetsordre bestimmt, daß der Aviso „Hohenzollern" von jetzt ab die Bezeichnung Jacht und daß die Jacht „Kaiseradler" von jetzt ab die Be zeichnung als Aviso führt. Ungarn. Die ungarische Regierung hat am 26. April im Abgeordnetenhause die ersten zwei kirchenpolitischen Vorlagen eingebracht. DaS Gesetz über die Civil- standsregister verfügt die successtve Einrichtung staat licher Geburts-, Ehe- und TodeSregister bis zum Ab lauf des Jahres 1894. Die Register sollen von staat lichen oder Gemeinde-Angestellten geführt werden, welche dies als Nebenamt besorgen, und wo solche nicht vorhanden sind, von sonstigen verläßlichen Per sonen, die jedoch keine Geistlichen sein dürfen. Die Besoldung trägt der Staat, die sonstigen Kosten die Gemeinde. Die Anmeldungen sind gebührenfrei. Die Anmeldepflicht trifft alle bei dem anzumeldenden Falle anwesenden Personen. Bei Ehefällen muß bis zur Einführung der Civilehe der kirchliche Matrikelauszug bei gebracht werden. Weigert sich der Geistliche, diesen Auszug unentgeltlich auszufolgen, so nimmt die Be hörde den Auszug eventuell mit Anwendung von Ge walt vor. Die Religion der aus Mischehen entstam menden Kinder wird nach dem Gesetz vom Jahre 1868 eingetragen. Für die Vergangenheit behalten die kirchlichen Matrikeln gesetzliche Kraft. Die Geistlichen sind gehalten, Auszüge zu geben. In dem Moliven- berichte werden die dem Staate entstehenden Kosten mit 850,000 Gulden jährlich berechnet. Die Unter lassung von Anmeldungen oder die Widersetzlichkeit von Geistlichen gegen die Vorschriften dieses Gesetzes werden mit Gefängniß- und Geldstrafen bedroht. — Das Gesetz über die Rezeption der Juden besagt: Die israelitische Religion wird für gesetzlich rezipirt erklärt. Der Ueberlritt von der christlichen zu der jüdischen Religion, sowie umgekehrt ist gestaltet. Frankreich. Das französische Parlament ist am Dienstag nach Ablauf seiner österlichen Ferien pause wieder zusammengetrete». In der Kainmer trat man in die Berathung des Genoffenschastsgesetzes ein; nach Annahme einiger Paragraphen wurde die Sitzung, ohne daß sich Zwischenfälle ereignet hätten, aufgehoben. Im Senate dagegen kam es anläßlich der Interpellation des Senators Magnin über die Begnadigung des Melinit-Erfinders Turpin zu einer langen und leb haften Debatte über die bekannte Asfaire Turpin. Der frühere Kriegsminister Freycinet, welcher durch die von Turpin gemachten Aussagen über den Verkauf von Melinit nach dem Auslande unter der Freycinet'schen Verwaltung bedenklich belastet erschien, berichtete über den eigentlichen Stand dieser Angelegenheit in so ein drucksvoller Weise, daß der Senat schließlich den Zwischenfall Turpin durch Annahme einer entsprechen den Tagesordnung für erledigt erklärte. Es wird demnach auch diese jüngste Skandalaffaire der Fran zosen anscheinend ohne weitere Folgen bleiben. Frankreich. Eine offizielle Untersuchung ergab, daß die noch nicht dagewesene Dürre Vie Ernte im ganzen Lande, mit Ausnahme des Nordens, fast ver nichtet hat und daß die Landleute sich bereits gezwungen sahen, ihr Vieh zu verkaufen. Die Weinberge dagegen stehen gut. Rußland. Der Besuch, durch welchen Kaiser Franz Joses den auf der Heimreise von Italien nach Petersburg befindlichen russischen Minister von Giers in Wien auszeichnete, wird allgemein als ein erfreuliches Symptom für die allgemeine Lage be trachtet. Man nimmt an, der Kaiser habe durch diesen Besuch zeigen wollen, daß Oesterreich unverändert seine friedliche Orientpolitik beibehalte, und daß der kürzliche Empfang des Fürsten Ferdinand und des bulgarischen Ministerpräsidenten Stambuloff durch den österreichischen Herrscher keinerlei politischen Charakter getragen habe. — In Petersburg behauptet man, daß aus An laß der zehnjährigen Feier der Krönung des Zaren ein kaiserliches Manifest veröffentlicht werden wird, welches die Begnadigung des Großfürsten Michael Michajlowitsch verkündet, der vor 2 Jahren seiner Rechte und Privilegien verlustig erklärt und aus den Cadres der Armee gestrichen wurde, weil er eine Dame geheirathet hatte, die keiner souveränen Familie «nge- hörte. Infolge dieses Manifestes würde der Groß fürst in den Genuß seiner Rechte und Privilegien wieder eingesetzt, auch in die Armeecadres wieder ein- getheilt werden. Ueberdies wird seine Gemahlin den Titel einer Gräfin führen und nach Verlauf einer ge wissen Zeit auch die Ermächtigung erhalten, jenen einer Großfürstin anzunehmen. — Die russische „Freiwillige Kreuzerflotte", die jetzt ein Alter von 15 Jahren erreicht hat, zählt gegenwärtig 8 Schiffe mit zusammen 50,860 t Wasser verdrängung und mit Maschinen von 33,308 Pseroe- kräften. Die Sammlungen, aus deren Ertrage die Schiffe der Flotte beschafft worden sind, haben bisher die Summe von 4,149,642 Rubel ergeben. In den Bestand der Flotte waren im Lauf der 15 Jahre ein getreten 12 Schiffe, von denen zwei untergingen, eins dem Fürsten von Montenegro abgetreten und eins ver kauft wurde. Serbien. Den früheren Regenten Ristitsch und Belimarkovitsch ist in bestimmtester Form nahegelegt worden, Serbien zu verlassen. Zweifellos werden Beide in kurzer Frist diesem Wunsche, der sich vor Allem wohl mit Rücksicht auf das zu erwartende Ein treffen der Königin-Mutter Natalie geäußert haben mag, entsprechen. England. Die fast einen revolutionären Charakter tragende Streikbewegung dec Dockarbeiter von Hüll hat zwar in den letzten Tagen keine größeren Gewaltthätigkeiten seitens der Streikenden mehr ge zeitigt, bedrohlich bleibt die Situation noch immer. Augenscheinlich werden die Streikenden nur durch die starke militärische Machtentfaltung seitens der Negie rung daran gehindert, neue Gewaltakte zu begehen. Auch in Belfast auf Irland, wo die »monistisch ge sinnten Orangisten und die Anhänger von Home-Rule wegen der einstweiligen Annahme der irischen Home- Nule-Bill im englischen Unterhause hart aneinander gerathen sind, sieht es bedrohlich aus. Zur Verhütung weiterer Unruhen sind von den Belfaster Behörden die umfassendsten Maßnahmen getroffen worden. Norwegen. In Norwegen soll an Stelle des wegen der Konsulatsfrage zurückgetretenen radi kalen Kabinets Steen ein radikales Ministerium ge bildet werden. Das wäre freilich kaum eine glückliche Lösung der Ministerkrisis. Kirchen-Rachrichten von Dippoldiswalde. Sonntag Cantate <30. April 1893) Bvrm. 8 Uhr Beichte und heil. Abendmahl. Die Beichtrede hält Herr Diak Büchting. Vorm. 9 Uhr Prediqtgottesdienst (Text: Joh. 16, 5 bis 15). Die Predigt hält Herr Sup. Meier. Nachm. 1 Uhr hält kirchliche Unterredung mit der konfir- mirtcn männlichen Jugend Herr Diak. Büchting. Donnerstag, den 4. Mai, Borm. 9 Uhr Beichte und heil. Abendmahl tmit Gesang und Orgclspiel). Die Beichtrede hält Herr Sup. Meier. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die diesjährigen Stutenmusterungen und Fohlenschauen betreffend. Nach Mittheilung des Königlichen Landstallamtes zu Moritzburg finden die diesjährigen Stutenmusterungen und Fohlenschauen für die Zuchtgebiete Mönchenfrei am 2. Mai, Vormittags 9 Uhr, ohne Prämiirung in Großhartmannsdorf; Dippoldiswalde am ». Mai, Vormittags 9 Uhr, ohne Prämiirung auf der Aue vor dem Schießhause in Dippoldiswalde; Keffelsdorf am Mai, Vormittags 9 Uhr, mit Prämiirung in Keffelsdorf und Copitz am 1». Mai, Vormittags 9 Uhr, mit Prämiirung in Copitz statt. Die Ortsbehörden des amtshauptmannschaftlichen Bezirks werden angewiesen, nicht nur sofort hierüber in ortsüblicher Weise Bekanntmachung zu erlassen, son dern auch die Besitzer von Pferden auf fragliche Musterungen rc. noch besonders aufmerksam zu machen. Hierbei wird wiederholt darauf hingewiesen, daß vom Jahre 1885 an für alle nicht im Zuchtregister eingetragenen Stuten ein um 3 Mk. erhöhtes Deckgeld zu zahlen ist und ebenso für eingetragene Zuchtstulen, sobald ihre nachzuweiscnden Produkte im ersten oder zweiten Jahre bei den Fohlenschauen nicht vorgestellt werden. Diejenigen Züchter also, deren Stuten nicht im Zuchtregister ausgenommen sind, die sich aber fernerweit das bisherige niedrigere Deckgeld von 6 Mk. sichern wollen, müssen ihre Stuten bei der nächsten Stutenmusterung zur Eintragung in's Zuchtregister vorstellen und ihre Produkte seiner Zeit im ersten oder zweiten Jahre zur Fohlenschau bringen. Dippoldiswalde, am 13. März 1893. Königliche Amtshauptmannfchaft. v. Einsiedel. Semiq. Bekanntmachung. Gesperrt ist für den Fährverkehr vom I. bis mit 6. Mai d. I. der Pretzfchendorf- Oberbobritzscher KommunikationS-Weg wegen einer innerhalb Pretzschendorfer Flur auszusührenden Massenschüttung. Der Fährverkehr wird für gedachte Zeit auf die Wegeverbindungen über Friedersdorf, bez. Sohra und Colmnitz gewiesen. Dippoldiswalde, den 26. April 1893. Königliche Amtshauptmannfchaft. von Einsiedel. Ludwig Das Konkursverfahren über das Vermögen des Wirthschaftsbesitzers Karl Tugendreich Heinrich Fränzel in Hermsdorf wird im Mangel einer für die Kosten ausreichenden Konkursmasse hiermit eingestellt. Dippoldiswalde, am 27. April 1893. Königliches Amtsgericht. Geuder.