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»n „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie j>ie Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmh-ZkitW. Amtsblatt Inserate, welche bei d«, bedeutenden Auflage de» Blattes -ine sehr wirk' same Verbreitung finden» werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eilige« sankt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeile M Pfg- für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königtichw Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit schtseitigem „Zllustrirtrn üntkrhsltungdblstt". » Mit humoristischer Wochendeilrge „Seifendlsse»". Mit lsni- «ad hsuswirthschrstlicher Mouotrbeilrze. Nr. 46. Donnerstag, den 20. April 1893. 59. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Verein jungerLand- wirthe beschloß in seiner letzten Versammlung, bei dem Direktorium des landwirthschastlichen Kreisvereins um Anschluß an denselben nachzusuchen. Sodann sprach der Vorsitzende Herr Max Hultsch-Hirschbach zu seinen Berufsgenosien über die Licht- und Schatten seiten des landwirthschastlichen Berufs in der Gegen wart, über die Erfordernisse, die jetzt an den Land- wirth gestellt werden und über den Werth der land- wirthschaftlichen Schulen, die den jungen Landwirth befähigen sollen, den Forderungen der Neuzeit zu ge nügen. Der schwungvoll angelegte Vortrag regte zu größerer Aussprache an. — Theater. Das hier schon recht oft gesehene Volksstück „Die Lieder des Musikanten" hatte, wohl eben aus diesem Grunde, nicht vermocht, das Haus zu füllen. Trotzdem zeigten die Darsteller keine Ver stimmung und bereiteten dem Publikum einen recht genußreichen Abend, wofür dasselbe durch reichen Bei fall sich dankbar zeigte. Mit Spannung sieht man dem heute Mittwoch in Szene gehenden neuen Lust spiele „Die beiden Leonoren" entgegen, wobei hoffent lich das theilweise murmelnde Souffliren durch ein stets flüsterndes ersetzt wird, das dem Akteur ja auch viel bessere Dienste leistet als ersteres, welches recht störend wirkt. — Aus Anlaß der bevorstehenden Baumblüthe ist eine Warnung vor Beschädigung der Bäume und Sträucher durch Abbrechen von Zweigen und Aesten, sowie vor dem unbefugten Betreten der Aecker und Wiesen recht am Platze. Das Beschädigen der Bäume und Sträucher kann mit einer Geldstrafe bis zu 1000 Mark oder mit Gesängniß bis zu 2 Jahren bestraft werden. — Am Dienstag trug man den Gemeindevorstand, Gutsbesitzer und Getreidehändler Lotze aus Rein holdshain zu Grabe. Viel zu früh ist derselbe, noch in rüstigem Mannesalter stehend, aus seiner zahl reichen Familie, aus seinem weitverzweigten Berufs geschäfte und aus seinem einflußreichen Gemeindeamts geschieden. Wie aber der Verstorbene verstanden hat, sich Liebe und Anerkennung bei seinen Mitbewohnern, seinen Berufs- und Amtsgenoffen zu erwerben, be kundete die zahlreiche Trauerversammlung, die am Grabe seine trauernde Familie umstand. — Wir theilten bereits mit, daß die sächsischen Militärvereine das auf den 24. Oktober d. I. fallende fünfzigjährige Militärdienstjubiläum König Alberts durch besondere Festlichkeiten auszeichnen wer den. Nach einer weiter vorliegenden Mittheilung ist in einer am 5. Februar in Dresden stattgefundenen Besprechung zwischen dem Bundespräsidium und den Bezirksoorstehern betreffs des gedachten Jubiläums ein Schreiben des königl. Kriegsministeriums verlesen worden, in welchem namentlich die Militärvereine zur Vetheiligung aufgesordert werden und mitgetheilt wurde, daß mit Rücksicht auf die Theilnahme der Militärvereine der König den Wunsch geäußert habe, daß das Jubiläum auf Sonntag den 22. Oktober ver legt werde. Nach dem vorläufigen Programm ist in Dresden eine Ovation der Militärvereine nach dem Festtheater vorgesehen. Es wurde beschlossen, durch das Präsidium einen Fackelzug arranqiren zu lassen, gleichzeitig aber auch bestimmt, daß jeder Militär verein besondere Feierlichkeiten veranstalten möge, nur wurde gewünscht, daß in Garnisonsorten die Militär vereine die Feier mit der Garnison begehen. Ferner hin wurde der Beschluß gefaßt, zum Angedenken an das Jubiläum eine „König Albert-Stiftung" in das Leben zu rufen. f Schmtedeberg. DieseOsternsindhier 18Schüler aus der Schule entlassen und konfirmtrt worden, hin gegen 35 Neulinge eingetreten, so daß unsere Schule gegenwärtig von 228 Schülern besucht wird. Da die Kinderzahl in Klaffe IV weit über 70 betrug, mußte eine V. Klasse angefügl werden. — Am 17. d. M. früh gegen 2 Uhr brannte bei dem an der Pöbelthalstraße gelegenen Maffan'schen Hause ein Reißighaufen in helllodernden Flammen. Ein von Niederpödel Heimkehrender gewahrte das ent standene Feuer und schlug Lärm. Durch die rasch Herbeigeeilten konnte es bald wieder gelöscht werden, ohne namhaften Schaden zu verursachen. Die Ent stehung des Brandes ist zur Zeit noch nicht auf geklärt. L Glashütte. Am SonWag Abend um 7 Uhr blitzte es in der Richtung nach Vi^MV. — Durch den starken Barfrost (—7 Grad 6.) in der Nacht zum Freitag ist auch hier einiger Schaden angerichtet worden. So sind in den Gärten verschie dene Pflanzen ganz oder theilweise erfroren, ebenso wurden, mit nur wenigen Ausnahmen, die schon offenen Blüthen der Spalierbirnbäume und der Erd beersträucher vernichtet, auch die Knospen der Eschen sind erfroren. — Die der Firma A. Lange u. Söhne gehörige, Jahrhunderte alte Stadt müh le wird jetzt theilweise abgebrochen, nur die Schneidemühle und das Wohn haus bleibt. Nach jahrelangem Zaudern sind endlich die beiden an der Straße liegenden unschönen Seiten gebäude verschwunden, um 2 hübschen Wohnhäusern Platz zu machen. — Auf hiesiger Haupt-Natural-Verpflegstation wurden im Monat März 123 Marken für Nacht-, 50 für Tages- und 10 für halbe Tages-Verpflegung aus gegeben und zwar im Werthe von Mk. 40,75. Wittgenödorf. Beim hiesigen Gutsbesitzer Karl Lieber mußte der Kadaver einer nach bezirksthierärzt lichem Gutachten mit Milzbrand behaftet gewesenen Kuh vergraben werden und fand gründliche Desinfek tion der Stallung und aller Utensilien statt. Dresden. Die mehrfach erwähnte Parade zu Königs Geburtstag beginnt am Sonntag Punkt 1 Uhr auf dem Alaunplatze zu Dresden. An derselben nehmen Theil die Garnison Dresden, das Kadettenkorps, das Großenhainer Husarenregiment und das Freiberger Jägerbataillon. Kommandeur der Parade ist General lieutenant von Reyher. Das militärische Schauspiel dürste bei freundlicher Witterung gewaltige Menschen massen auf dem Alaunplatze und den Nebenstraßen und Plätzen vereinigen. Generalfeldmacschall Prinz Georg wird seinem erlauchten Bruder das Schützen regiment, dessen Kommandeur bekanntlich Prinz Friedrich August ist, wie bei der letzten Parade, wieder per sönlich vorführen. — Die 18. Dresdner Pserdeausstellung findet am 3., 4. und 5. Juni d. I. statt, und zwar noch mals in den alten Räumen der ehemaligen Gardereiter kaserne. — Die Deutsche Resormpartei im Königreich Sachsen wird im Fall der Reichstagsauslösung in fol genden acht sächsischen Kreisen eigene (antisemitische) Kandidaten aufstellen: 1. Zittau (bisher. Vertreter: Buddeberg, freis.); 2. Löbau (bisher. Vertr.: Hoff mann-Neugersdorf, nat.-lib.); 3. Bautzen-Bischofs werda (bisher. Vertr.: Hempel, kons.); 4. Dresden- Neustadt (bisher. Vertr.: Klemm, kons.); 5. Dresden- Altstadt (bisher. Vertr.: Hultzsch, kons.); 6. Dresden- Land (bisher. Vertr.: Ackermann, kauf.); 7. Meißen- Niesa-Großenhain (bisher. Vertr.: Frhr. von Friesen, kons.); 8. Pirna (bisher. Vertr.: Grumbt, Reichs partei). — Am Freitag wurde der Maurer Kl ingner, welcher s. Z. unter dem Verdacht der Ermordung und Beraubung des italienischen Maurers Leonardo Fratte gefänglich eingezogen war, nach Einstellung des Straf verfahrens auf freien Fuß gesetzt. Es scheint hiernach leider das Dunkel des Mordes dauernd unaufgehellt zu bleiben. Pirna. In drohende Gefahr kam am 18. April das an sich zwar selbstverständlich ganz massiv erbaute Pulver- und Dynamit-Magazin des Kaufmann Louis Hähnel auf dem Fe'stenberge dadurch, daß beim Abbrennen von Gestrüpp am Bergabhange durch Ar beiter des Kammergutes Sedlitz das dürre GraS auf der ganzen, das erwähnte Magazin umgebenden Wiesen fläche in Brand gerathen war. Dank der von allen Seiten herbeieilenden Hilfe gelang eS jedoch, daS Feuer von dem Magazin selbst abzuhaltcn und dann gänzlich zu löschen. Meißen. Der während der Nacht zum 13. April herrschende Frost hat vielen Schaden verursacht. So sind beispielsweise nicht nur die Frühkirschen er froren, sondern zum Theil auch die Aprikosen und Birnen. Ferner wurde bei der Räume, die jetzt in den Weinbergen stattfindet, die Beobachtung gemacht, daß durch den Frost viele Augen gelitten haben und vor einigen Wochen neuangelegte Weinstöcke ganz er froren sind. Ein Glück noch, daß der Frost bet trockener Witterung eintrat. Regen ist allerdings auch mehr als erwünscht. Die erste Hacke dürfte in den Weinbergen in 14 Tagen beziehentlich 3 Wochen statt finden. Bautzen. Hier beging am Sonnabend der Tischler meister K. Fr. Günther das Fest des 60jährigen Bürgerjubiläums. Durch eine Abordnung der städtischen Kollegien wurde der Jubilar unter Ueber« reichung eines Ehrengeschenks beglückwünscht. Wilkau bei Zwickau. Auf der Tagesordnung der 6. Gemeinderathssitzung stand die Frage über Be schaffung von Trinkwasser für unseren Ort, welche eine sehr lebhafte und allseitige Aussprache hervor brachte. Trotz des theilweisen Mangels an Wasser in bestimmten Ortstheilen konnte sich der Gemeinderath von einem allgemeinen und dringenden Bedürfnisse für den ganzen Ort nicht überzeugen und lehnte den Antrag auf Anlegung einer Wasserleitung mit 10 gegen 8 Stimmen ab. Die Anlage würde auf etwa 100,000 M. zu stehen kommen, was einem jährlichen Aufwande von etwa 8000 M. gleich käme. — In den Klassen der allgemeinen Fortbildungs schule soll der Religionsunterricht in den Lehr plan ausgenommen werden. Derselbe wird von den beiden Geistlichen des Ortes ertheilt. Die Errichtung soll nach und nach in der ganzen Diözese zur Einfüh rung gelangen. Schkllenberg. Ein schwerer Schlag hat am ver gangenen Sonntag unsere Stadt betroffen: unsere schöne, stattliche Kirche ist ein Raub der Flammen geworden. Nachdem früh V«5 Uhr der Thürmer die Heizungsanlage angefeuert hatte und sich hieraus wieder in seine unweit der Kirche gelegene Wohnung begeben hatte, wurde kurz nach 5 Uhr plötzlich bemerkt, daß sich am Kirchdach Rauch und nur wenige Minuten später auch eine Helle Flamme zeigte. Der sofort er hobene Feueralarm brachte nebst zahlreichen Menschen massen auch die hiesigen Spritzen rasch zur Stelle, denen bald auch Spritzen aus der näheren und weiteren Umgebung folgten. Das reichlich gefüllte Wasserbassin des Schlosses gestattete den Spritzen zwar eine lebhafte Thätigkeit, aber dennoch war es unmöglich, den bereits weit vorgeschrittenen Brand wirksam zu bekämpfen. Bald brach mit mächtigem Krachen das Dach ein und die gewaltige Lohe erfaßte nun auch den Thurm, welcher ebenfalls völlig ausbrannte. Die drei im Kirch thurm hängenden Glocken, welche Dienstag herab genommen werden sollten, da an Stelle des alten höl zernen, an einzelnen Stellen morschen Glockenstuhles ein neuer, in der Bierling'schen Werkstatt zu Dresden bereits fertig gestellter eiserner Glockenstuhl treten sollte, sind unter der furchtbaren Gluth geschmolzen und