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Mr „Weißerktz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei- nr il: Dienstng, Donners- 1,g und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern jv Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Uchmtz-Ieitmz. Amtsblatt Inserate, welche bei de» bedeutenden Auslage de« Blattes «ine sehr wirk, same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen den! Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenz eile 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnr in Dippoldiswalde. Mit schtskitigem „Zllustrirten lliiterhaitungrdlstt". * Mit humoristischer Mocheobkilsge „Skisenblasku". rft Mit!mld- und hsuowirthschilstlicher Äoaotrdeiloze. Nr. 43. Donnerstag, dm 13. April 1893. 59. Jahrgang. Nachbestellungen auf die „Weißeritz - Zeitung" für das zweite Quartal werden jederzeit noch von allen Post ämtern, Briefträgern, sowie von der Verlags expedition in Dippoldiswalde angenommen. Der Abonnementspreis beträgt nur 1 M. 25 Pf. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Schon heute machen wir darauf aufmerksam, daß am nächsten Sonntag Vormittag nach der Predigt in unserer Stadtkirche die vom Verein für Gemeindediakonie aus der ev.-luth. Diakonissen anstalt zu Dresden berufene Schwester Amalie feier lich in ihre Arbeit an den Kranken und Pflegebedürf tigen der Gemeinde eingewiesen werden soll. Je seltener eine derartige Feier ist und je mehr die Ar beit der Gemeindediakonie Zeugniß giebt von dem Liebesgeist lebendigen Christenthums, um so mehr ist zu wünschen, daß die Gemeinde sich an dieser kirch lichen Feier allseitig betheilige und dadurch zu er kennen gebe, daß sie Verständniß besitzt für den be deutsamen Akt, der sich damit im kirchlichen Leben unserer Parochie vollzieht. Besondere Bekanntmachung erfolgt in der nächsten Nummer dieses Blattes. Dippoldiswalde. Sie hätte es sich nicht träumen lasten, die pünktliche Ruferin, die lange Jahre daher unermüdlich die Reisenden im Bahnhof Tharandt zur Abfahrt mahnte, daß sie ihres Dienstes enthoben nun dazu berufen werden würde, unsrer Schuljugend An fang und Schluß ihrer Unterrichtsstunden, sowie die ersehnte Pause verkünden zu wüsten. Und doch kam «s so, denn aus eigner Anregung und Opferwilligkeit erwarb Herr Schulhausmann Ebert die Glocke von der E'senbahnverwaltung (bas Glockensignal auf den Bahnhöfen ist bekanntlich abgeschafft) und stiftete die selbe der hiesigen Schule an Stelle der alten mit dem schrillen Tone. Mag es dem treuen Beamten ver gönnt sein, die neue Glocke noch viele Jahre in Schwung setzen zu können. — Unsere Befürchtung, daß die trockene Witterung die Landleute wegen der Feldarbeit vom Besuch des Jahrmarktes abhalten würde, hat sich glücklicher weise nicht bewahrheitet, denn sowohl Verkäufer als auch Käufer waren in großer Menge zu Markte ge gangen. Allerdings befanden sich unter letzteren viele Kinder, die sich ihre Echulbedürfniste für das an gehende Schuljahr besorgten, jedoch sehr unzufrieden ven Markt verließen, da sie nicht einmal ein Karrouffel gesunden hatten. Ueberhaupt waren außer 2 Schnell- photographie-Anstalten, einem Elektrisirapparat, einem Lungenmesser und einer Schießhalle keine Schaubuden Vertreten. Die Erwachsenen fanden Ersatz dafür in drei Singspielgesellschasten, welche im Stern, Hirsch und Sonne ihre Weisen ertönen ließen. — Am Mittwoch, den 12. April, bildete für un sere Kleinen der Empfang der süßen Zuckerdüte den Abschied von der sorgenfreiesten Zeit, denn so schonend, rücksichtsvoll und freundlich auch der L-Hrer an die Neuausgenommenen herantritt, es muß doch für sie nun die Zeit ernster Arbeit und gewissenhafter Sorge nm dieselbe beginnen, und wahrlich, das Leben ver langt, daß schon die Kinder an dieselbe gewöhnt sind. In die Schule ausgenommen wurden 23 Knaben und Z2 Mädchen. — Unter den Landwirthen ist die Frage an die Zukunft betreffs der Witterung noch sehr beliebt, zu welcher man eine amjheiligen Abende in 12 Theile zer legte Zwiebel mit Salz bestreut benützt und beobachtet, auf welchen Theilen daS Salz zerfließt und auf welchen es trocken bleibt. Erstere Stücke sollen die mehr nassen. letztere die trockenen Monate prophezeihen. Die Probe soll auch für dieses Jahr mehr trockene Monate ver kündet haben und unser bisheriges Frühjahr bestärkt die in ihrem Glauben, die an diesem Zeichen festhalten. Wir befinden uns wieder in einer abnorm trockenen Periode und aus hochgelegenen Orten, wie von Ra benau, hört man klagen, daß schon jetzt wieder die Brunnen nicht mehr reichlich Master geben. 4 Poiscndorf. Die schon einige Wochen vor Ostern bei unseren Kindern aufgetretene Masern - krankheit ist leider noch nicht gewichen, es liegen gegenwärtig noch gegen 30 schulpflichtige Kinder krank. 4 Wilmsdorf. Am Sonntag Abend feierte der hiesige Männergesangverein „Grüner Zweig" im Saale des Gasthofes sein Stiftungsfest in Gemein schaft geladener Gäste. Die unter Leitung des Herrn Lehrer Bindhase-Börnchen vorgetragenen Gesänge legten Zeugniß ab von dem Streben des Vereins nach mög lichst vollkommenem Männergesang. Sämmtliche Vor träge wurden mit reichem Beifall belohnt. Später schloß sich ein Ball an, welcher die Anwesenden in der heitersten Stimmung zusammenhtelt. Dresden. Der Generaladjutant und General der Kavallerie z. D. v. Carlowitz wird sich im Auf trage des Königs nach Rom begeben, um zu der da selbst am 22. April stattfindenden Feier der silbernen Hochzeit des italienischen Königspaares ein Hand schreiben zu überbringen und die Glückwünsche des sächsischen Königshauses auszusprechen. — Die internationale Sanitätskonferenz hat in ihrer am 10. d. M. abgehaltenen zehnten Plenar sitzung den Bericht durchberathen, welchen die dritte Kommission über die ihr zur Prüfung vorgelegte Spezialfrage erstattet hat. Auch in dieser Hinsicht Hai sich eine höchst erfreuliche Uebereinstimmung der groben Mehrzahl der in der Konferenz vertretenen Staaten ergeben, sodaß die nunmehr materiell zum Abschluß gelangten Verhandlungen der Konferenz ein nach allen Richtungen hin befriedigendes Ergebniß erwarten lasten. — In Bezug auf die Verordnung wegen des Tanzhaltens wird weiter mitgetheilt, daß die be treffenden Kreishauptmannschasten ermächtigt sind, mit Zustimmung der Kreisausschüsse unter besonderen ört lichen Verhältnissen die Festsetzung einer größeren Zahl von Tagen, an welchen regulativmäßig öffentliche Tanzmusik stattfinden darf, wie es zeither schon für die kleineren Städte und Landgemeinden vorgesehen war, zu genehmigen. Es sind aber die Behörden durch das königl. Ministerium des Innern dahin ver ständigt worden, daß von der Ermächtigung, öffent liche Tanzmusik an anderen als den regulativmäßigen Tagen zu gestatten oder über die regulativmäßige Zeit hinaus ausdehnen zu lasten, sparsamer Gebrauch gemacht wird. Ueber alle Fälle, in welchen die Be hörden eine solche Erlaubniß ertheilen, ist alsbald nach Schluß eines jeden Kalendervierteljahres der KreiS- hauptmannschast übersichtliche Anzeige zu erstatten. Die Kreishauplmannschast hat unter Benutzung dieser Anzeigen den angeordneten sparsamen Gebrauch der ermähnten Ermächtigung zu überwachen. Für den Fall, daß von dieser Ermächtigung (Nr. 6 der bezüg lichen Verordnung vom Jahre 1876) fernerhin zu reich licher oder sonst unangemessener Gebrauch gemacht werden sollte, hat sich das königliche Ministerium die Entschließung wegen Beschränkung oder Aufhebung derselben vorbehalten. — Die Einweisung des derzeitigen Vorstandes der Amtshauptmannschast Pirna, Geh. Reg.-Rath Le Maistre als Polizeipräsident von Dresden wird am l. Mai durch Kreishauptmann Freiherrn von Hausen vollzogen worden. Freiberg. Der Verein für Volkswohl „Feier abend hat ein „Lehrlingsdaheim" eröffnet, in welchem die jungen Leute an den Sonntag-Nachmit tagen zwischen 3—7 Uhr anregende Beschäftigung und Unterhaltung unter Leitung eines Lehrers finden sollen. Der Stadtrath hat unter Zustimmung der Stadtver- verordneten ein Lokal unentgeltlich zur Verfügung ge stellt. Seiten vieler Meister und Lehrherrn wird diese wohllhätige Einrichtung mit großer Freude begrüßt. Der Eintritt ist unentgeltlich. — Vom kgl. Landgericht wurde am 10. April der Bäcker C. F. A. Kaden, zuletzt in Frauenstein, und der Tischler E. O. Bilz, zuletzt in Ruppendorf, wegen Entziehung der Militärpflicht zu je 300 Mark Geld strafe event. 8 Wochen Gefängniß verurtheilt. Olbernhau. Zur Warnung sei folgender Vor fall mitgetheilt: Ein früher vorübergehend hier auf hältlich gewesener Arbeiter hatte vor längerer Zeit gelegentlich seiner Vernehmung als Zeuge vor dem Amtsgericht in Zöblitz zum Zwecke der Erhöhung der Zeugengebühren seinen Wochenlohn auf 20 Mark angegeben. Da die angestellten Nachfragen die Ver- muthung einer falschen Angabe bestätigten, wurde der Betreffende am 10. April zu einer Haftstrafe von 1 Woche und 5 Tagen verurtheilt. Plauen i. B. Der Zuzug böhmischer Maurer und Handlanger nach Deutschland hat nach den Feier tagen, wie dies alljährlich zu beobachten gewesen ist, auch in diesem Jahre wieder einen gröberen Umfang angenommen. Es treffen mit jedem von Eger kom menden Personenzuge starke Transporte solcher Leute auf dem Oberen Bahnhofe ein, welche mit den An« schlußzügen ihre Reise nach dem Innern Norddeutsch lands fortsetzen, während andere über Adorf, Chemnitz, die vierte Wagenklaffe benutzend, ihren Weg nehmen. Meerane. Hier ist ein Konflikt zwischen dein Stadtrath und dem Landeskonsistorium ausgebrochen. Der Rath hatte die Errichtung einer 4. Geistlichenstelle für Meerane als überflüssig angesehen; das Konsistorium hat aberunter Berufung auf das Gesetzvom 10. Aug. 1892, nach welchem in ganz Sachsen auf je 3000 bis 6000 Einwohner ein Geistlicher zu kommen habe, angeordnet, daß die 4. Geistlichenstelle zu errichten sei. Für das Jahr 1893 sollen die Mittel dafür aus der Staatskaffe gewährt werden. Das Rathskollegium hat gegen nur 2 Stimmen sein Befremden über diese Entscheidung zu Protokoll erklärt, — wobei es sein Bewenden haben wird. Roßwein. In diesem Jahre herrscht hier eine besonders rege Bauthätigkeit auf industriellem Ge biete. Die bestehende Wagenachsenfabrik vergrößert ihren Betrieb, daneben wird noch eine neue Patent- achsenfabrik errichtet; eine Schuh- und Filzwaaren- sabrik, sowie eine Filzsabrik erweitern ihre Betriebs räume, eine neue Filzfabrik kommt zur Entstehung, eine große Deckenvruckerei (die einzige in Deutschland) wird gebaut. Auch sonst noch sind Verhandlungen wegen Errichtung neuer Fabrikanlagen im Gange, so daß das wegen seiner vielseitigen Industrie beneidete Roßwein getrost der Zukunft entgegensehen kann. Döbeln. Das Königl. Sächsische Ministerium des Innern hat dem Sächsischen Schuhmacher in nungsverband (Vorort Dübeln) 300 M. über wiesen. Dieselben sollen je zur Hälfte zur Prämiirung bei der Ausstellung von Schuhwerk für kranke und Krüppelfüße und bei der Ausstellung gewerblicher Fachzeichnungen der Fach- und Fortbildungsschulen Sachsens verwendet werden, welche beide anläßlich des Verbandstages am 13.—15. August in Dresden statt finden sollen. Leipzig. Die hier zu errichtende elektrische Zentralstation wird wahrscheinlich nicht auf Kosten der Stadt, sondern durch einen Privatunternehmer er richtet werden. Da die Firmen Schuckert u. Co. und Siemens u. Halske die günstigsten Anerbietungen für die Stadt gemacht haben, wird wohl eine von beiden den Zuschlag eryalten. Bis zum Frühjahr 1895 sollen