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„Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Me Postan- ltalten, Postboten, sowie die Slgenteil nehmen Be stellungen an. NWmtz-WtiW. Amtsblatt Inserat«, welche bei de» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- di« Vpaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umtshanptmannschafl Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Aadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit »chtskitigrm „Zllujtrirten llnierhaltungsblalt". » Mit humoristischer kvochenbeiliigr „Seiseiidlusen". Mit tand- und huuowirthschsftlicher Monstslieil-ige. 38. Donnerstag, den 30. März 1893. 59. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. An der Fertigstellung des neuen Postgebäudes wird auf das Emsigste gearbeitet, so daß dasselbe demnächst bezogen werden wird. Wie wir hören, wird in der Nacht zum 4. April der Um zug der Post vor sich gehen, so daß der Dienst im neuen Gebäude am dritten Osterseiertag beginnt. — Auch am diesjährigen Charfreitag veranstaltet Herr Kantor Hellriegel in der erleuchteten Stadtkirche eine der gern besuchten Aufführung eines Orator in ms, zu der er diesmal das Passionsoratorium von Schütz gewählt hat. Der Besuch wird hoffentlich zu späteren Ausführungen veranlassen. (Siehe das Inserat in heutiger Nummer.) — Am Montag Mittag 1 Uhr entstand in der Nähe der Beerwalder Mühle aus Staatsrevier ein Waldbrand, welcher sich auf ca. 2 Im 6—8jährigen Bestand erstreckt hat. In der Hauptsache ist nur das Gras vernichtet worden, die Bäumchen werden weniger Schaden erlitten haben. An der Brandstelle waren erschienen zuerst die Spritze aus Beerwalde, sodann die Pretzschendorfer, welche um 5 Uhr wieder abrücksn konnten und blieb nur eine Wache zurück. Die Ent stehungsursache ist unbekannt. — Abermals sei die leider noch immer nöthige Frühjahrs bitte ausgesprochen, die Gaben, welche in den nächsten Tagen Wald und Feld bieten, mit maßvoller Freude zu genießen und die Entnahme von Blumen und namentlich von sogenannten Kätzchen in schonender Weise zu bewirken. Ein Feldsträußchen für die Stube, wer würde das mißgönnen? Aber bei Ausschrei tungen könnten leicht auch die Bescheidenen mit den Unbe scheidenen leiden müssen. Eine weitere Mahnung richtet sich an die Raucher. Trockenes Frühjahrswetter ist doch wenig stens nicht ausgeschloffen und es ist dann Brennstoff verschiedener Art in Wald und Flur aufgehäuft. Vor sicht darum mit allen Zünd- und Nauchmaterial, noch brennenden Streichhölzchen, glimmsnden Zigarren stummeln u. dergl.! — Ostereier. Fast in allen Gauen unseres deutschen Vaterlandes herrscht noch heute die aus grauer Vorzeit stammende Sitte des Vertheilens ge färbter Eier an Kinder am Ostertage. Manche Leute lassen die Kinder sich erst darum mühen; denn sie ver stecken die Eier an die verschiedensten Orte. Um so größer ist aber dann die Freude, wenn die Suchenden ein solches Versteck ausfindig gemacht haben und ihnen die buntgesärbten Eier im Haus oder im Garten ent gegenlachen. Diese schöne Sitte hat sich auch mit den Deutschen auf den fremden Erdtheilen Amerika und Australien eingebürgert. Die allgemeinste Verbreitung in den Ländern Europas hat sie wohl in Rußland gesunden; dort werden nicht nur Kinder mit Ostereiern beschenkt, sondern auch Erwachsene erhalten welche und zwar in der verschiedensten Gestalt aus Zucker, Choko- lade rc. Unsere Altvordern betrachteten die Ostereier als Sinnbilder der Auferstehung. Sie sagten, wie aus dem stillen, regungslosen Ei in wunderbarer Weise ein lebendiger Vogel hervorgeht, so ist Christus einst in verklärter Gestalt aus dem Grabe im Garten Josephs von Arimathia auserstanden. Daran erinnerten die alten Christen einander beim Ueberreichen der Eier. Mit freudigen Worten gedachten sie der Auferstehung des Heilandes und erwähnten den großen Tag, an dem alle Gräber wie Eierschalen zerbrechen würden. — Im Allgemeinen nimmt man an, daß, wer eine Fahrkarte zu einem bestimmten Zuge gelöst hat, nun auch Recht darauf habe, mit dem betreffenden Zuge befördert zu werden. Nach der seit Neujahr in Kraft getretenen Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands besteht aber ein solches Recht thatsächlich nicht. Es heißt im ß 14 ausdrücklich, daß die Fahr karten Anspruch auf Plätze der entsprechenden Wagen klaffe nur geben, soweit solche vorhanden sind. Diese Bestimmung verdient allgemein bekannt zu werden, da sie beweist, daß die vorherrschende Ansicht über ein bestehendes Recht auf Mitfahrt irrig ist. — Unserer heutigen Gesammtauslage liegt der auf dünnes Papier gedruckte, am I. April in Kraft tretende Fahrplan nach mitteleuropäischer Zeit bei. Altenberg. Am 16. April findet in Dresden eine außerordentliche Generalversammlung der Alten berger Zwitterstocksgewerkschast statt, welche über die Ausschreibung eines Zuschusses von 100 Mark pro Kux Beschluß fassen soll. -s- Seifersdorf. Sonntag Palmarum sand in hiesiger Kirche die feierliche Konfirmation der 59 Katechumenen (37 Mädchen und 22 Knaben) unserer Parochie statt, von denen 22 von hier stammen, während die übrigen sich auf die eingepfarrten Ortschaften ver- theilen. Auf Grund des Psalmwortes: „Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten deine Gelübde" gab Herr Pastor Köhler in gewohnter herzlicher Weise den jungen Christen wohlgemeinte, freundliche Mahnungen und Rathschläge mit auf ihren ferneren, oft versuchungs reichen Lebensweg. Möge es ihnen Allen zu Herzen gegangen sein und der feierliche Eindruck dieser heiligen Handlung ihnen erhalten bleiben. — Sicherem Vernehmen nach soll in diesem Jahre das „Gustav Adolffest" des Zweigvereins Dippoldis walde hierorts abgehalten werden. - Poffendorf. Am Palmsonntag fand in unserem, von Eltern, Freunden und Gemeindemitgliedern gefüllten Gotteshause die Konfirmation der Knaben durch Herrn Diakonus Nadler und die der Mädchen durch Herrn Pastor Nadler statt. Es wurden 151 Kinder, 69 Knaben und 82 Mädchen eingesegnet. An der um Gründonnerstag stattfindenden Abendmahlsseier, bei welcher stets eine größere Anzahl Erwachsener theil- nimmt, werden sich auch die Konfirmanden unserer Parochie erstmalig betheiligen. Kreischa. Mit Schluß dieses Schuljahres scheidet der hiesige 2. ständige Lehrer, Herr Hempel, welcher 40 Jahre als Lehrer gewirkt hat, aus dem Amte, um in den wohlverdienten Ruhestand zu treten. An Stelle des Herrn Hempel tritt der schon einige Zeit hier wirkende Herr Lehrer Hilbert. Infolge dieser Ver änderungen macht sich auch die Anstellung eines Hilfs lehrers nölhig. Dresden. Die Mitglieder der internationalen Sanitälskonferenz besichtigten auf Einladung des Kriegsministers die Militär-Etablissements. Prinz Friedrich August empfing die Delegirten an der Schützen kaserne und gab die Erklärungen. In der Jäger-, Artillerie- und Grenadierkaserne führten die betreffen den Kommandeure. In letzterer gab das Offiziers korps ein Frühstück. Der türkische Bevollmächtigte von Bonikowsky Pascha brachte einen Trinkspruch aus auf das Offizierskorps, der schwedisch-norwegische Gesandte Lagerheim auf den Kriegsminister. Letzterer und Re gimentskommandeur Oberst v. Hingst erwiderten. — In dem Markthallenbau auf dem Antonsplatze in Dresden, woselbst bekanntlich am 1. April die „Feronia" ihre Jubiläums-Ausstellung abhält, herrscht seit einigen Tagen reges Leben. Bereits schmücken prächtige Palmen und Blattpflanzengruppen die oberen Galerien. Der Eindruck, den das gefällige Arrangement bietet, ist ein gewaltiger. Zittau. Zum Zwecke eines Umbaues der Restau ration auf dem Berg Oybin hatten die beiden städtischen Kollegien 15,000 Mk. bewilligt. Nachdem jene Bewilligung bereits erfolgt war, ist eine Erwei terung des Umbauprojektes angeregt und vorgeschlagen worden, daß aus den aufgesührten Anbau eine Glas veranda aufgesetzt werde, welche im gleichen Niveau wie das Erdgeschoß des Hauptgebäudes liegen soll und Aussicht sowohl nach dem Schuppen- und dem Pferde berge, als auch nach den Kirchenruinen gewähren würde. Der Zittauer Stadtrath hat nun in seiner letzten Sitzung anerkannt, daß der Umbau in dieser erweiterten Form bei Weitem zweckmäßiger und be friedigender sich gestalten würde. Deshalb wurde be schlossen, vorbehältlich der Zustimmung der Stadtver ordneten die Mehrkosten in Höhe von 4900 Mark zu bewilligen. Freiberg. In der hiesigen städtischen Sparkasse präsentirte am 27. März Vormittags ein junger Mensch ein auf den Namen einer Wittwe Scheunert in Dres den ausgestelltes Sparkassenbuch, um den einge legten Betrag zu erheben. Als der betreffende Be amte das Geld eben auszahlen wollte, brachte ihm ein Postbote ein Telegramm, welches die Worte enthielt: „Buch Scheunert Dresden gestohlen. Anhalten." Der Sparkassenbeamte übergab nun den jungen Mann so fort der Polizei, welcher kurz vorher die Meldung zu gegangen war, daß in der Nacht zum 27. d. M. bei der Wittwe Scheunert in Dresden ein schwerer Ein bruch (Einsteigen mittelst Leiter) verübt und dabei baares Geld, ein Medaillon und Sparkassenbücher mit kleineren Einlagen entwendet worden seien. In dem Festgenommenen erkannte man den Goldschläger Rö- nisch, welcher früher bei der Scheunert gewohnt hatte. Hohenfichte. Seit Freitag Nachmittag ist das 5jähr. Töchterchen Elsa des Materialwaarenhändlers Rümmler im benachbarten Dorfschellenberg ver schwunden, ohne daß man die geringste Spur von dessen Verbleib; hat. Es wird vermuthet, daß das arme Kind in die Flöha gefallen und von dem jetzt außergewöhnlich großen Wasser weit mit fortgeführt worden ist. Alle angestrengten Nachforschungen waren bis jetzt leider erfolglos. Zöblitz. Infolge Spielens von Kindern mit Streichhölzchen entstand am 26. März in dem benach barten Ansprung ein Schadenfeuer. Zwei neun jährige Kinder sanden hinter dem Hause des Strumpf wirkers Ullmann eine alte Blechlampe und zogen in dieselbe statt des Dochtes einen starken Bindfaden, um die Lampe damit zu entzünden. Da das angebrannte Schwefelhölzchen die Finger des Kindes bedrohte, so warf es dasselbe weg. Unglücklicher Weise fiel das brennende Hölzchen in das bis fast unter das Dach aufgespeicherte dürre Waldheu. Im Nu brannte das selbe über und über und entzündete auch das mit Stroh gedeckte Hinterdach. In kurzer Zeit stand das ganze Gebäude in Flammen und brannte bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Mobiliar, das aller dings beim Herausschaffen aus dem brennenden Hause sehr beschädigt wurde, und auch die Maaren sind zum allergrößten Theile gerettet und versichert. Die Brand kasse ist sehr gering und die neuerdings in und an dem Hause vorgenommenen Bauten bei derselben noch nicht angemeldst, weshalb dem Besitzer immerhin ein nicht unbedeutender Schaden erwächst. Da das Haus ziemlich isolirt stand, so waren andere Gebäude, trotz des scharfen Nordostwindes, zunächst nicht gefährdet. Dieser Fall möge wiederum die Eltern mahnen, die Zündhölzchen an einem Orte aufzubewahren, der für Kinder nicht zugänglich ist. Reichenbach i. V. Dem am 23. März 8 Uhr 44 Min. früh hier cintreffenden Leipziger Schnellzuge entstiegen 2 elegant gekleidete, gebrochen deutsch spre chende junge Männer von 26 bezw. 29 Jahren mit ausgeprägt französischem Typus, verbrachten den kurzen Aufenthalt im Wartesaal 2. Klaffe, nahmen dort einen Imbiß zu sich, bezahlten ihre Zeche mit einer Hundert-Franks-Note und fuhren in 1. Klaffe weiter über Hof nach München. Mit dem nächstfol genden Schnellzuge gleicher Richtung, 12 Uhr 21 Min., traf sodann ein modisch gekleideter Herr mit welt männischen Manieren ein, erkundigte sich nach zwei Individuen, die seiner Muthmaßung zufolge vor ihm auf dieser Linie gefahren, wobei alle näheren Um stände auf die oben bezeichneten beiden Personen völlig