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„Weißer!-. Zeitung" erscheint wöchentlich drei- mnl: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, jweinionatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-IeitilW. Amtsblatt Inserate, welche bet de» bedeutenden Auflage dB Blatte« -ine sehr wirk- saure Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- die Spalten,eile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im revaktionellen Theile, die Spaltenzeil» 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redaeteur: Daul Jehnk in Dippoldiswalde» Mit schtseitigrm „Zllustrirten Unterhaltungsblatt". q: Mit humoristischer Mocheubeiluge „Snsenblssen". » Mit liiud- und houowirthschostlichrr Mouotrbeitige. Nr. 31. Dienstag, den 14. März 1893. 59. Jahrgang. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Zwei hochachtbaren Bürgern, die sich für das Gesammtwohl unserer Stadt durch Begleitung verschiedener Ehrenämter überhaupt, durch den Dienst im Feuerlöschwesen aber insbesondere ver dient gemacht haben, den Herren Stadtgutsbesttzer Branddirektor Müller und Fabrikbesitzer Hauptmann der sreiw. Feuerwehr Reichel, wurde am Sonnabend in feierlicher Weise durch Herrn Bürgermeister Loigt die vom König gestiftete und verliehene Auszeichnung für 25 jähr. Dienst in der Feuerwehr überreicht. Auf erfolgte Einladung hin hatten sich um 11 Uhr ge nannten Tages die meisten Mitglieder der städtischen Kollegien, sowie die Führerschaft der Pflicht- und der Freiw. Feuerwehr im Rathhause eingefunden. Die würdige und dabei herzlich gehaltene Ansprache des Hrn. Bürgermeisters, welche zunächst die geleisteten Dienste der beiden Mitbürger, sodann aber die dadurch erwor benen Verdienste derselben und die Freude über die Belohnung derselben hervorhob, endete mit Ueber- reichung der erwähnten Ehrenzeichen und Diplome, worauf der Branddirektor zugleich im Namen des Hauptmanns mit bewegten Worten den Gefühlen des Dankes Ausdruck verlieh. Der Adjutant der Pflicht feuerwehr, Herr Lehrer Schröter, brachte sodann zum Schluffe den beiden dekorirten Jubilaren die herzlichsten Glückwünsche der versammelten Führerschaft entgegen mit dem Wunsche, daß es den Feuerwehren unserer Stadt noch recht lange vergönnt sein möge, unter dem bewährten Kommando dieser Herren arbeiten zu können. — Aus die heute Montag Abend stattfindende Generalversammlung des Gewerbevereins machen wir nochmals aufmerksam. — „Glück zu," Am Sonnabend hielt Hr. Stadt rath Bucher einen interessanten Vortrag über die ver schiedenen Arten der Uhren, über Kunstwerke darunter und gedachte dann einzelner berühmter Uhrmacher, u. «. Adolf Lange und Moritz Großmann in Glashütte. — Der Verein junger Landwirt he beschäf tigte sich in seiner letzten Versammlung hauptsächlich mit der Frage wegen Anschluß an den landwirthschaft- lichen Kreisverein, behielt sich aber die Beschlußfassung -bis zum nächsten Vereinstage vor, um noch über einige Punkte Aufklärung einznholen. — 13. März. Gestern Vormittag begaben sich die Vorstandsmitglieder des Geflügelzüchtervereins in die Wohnung des Herrn Bezirkssteuerinspektor Kretzsch- mar, um demselben, aus Dankbarkeit sür die dem Ver ein mehrfach bewiesene Theilnahme und Unterstützung die Ehrenmitgliedschast des Vereins durch ein Diplom zu ertheilen. — Nach den alten Wetterbüchern, deren Wetter regeln sich in diesem Jahr wieder gut bewährt haben, sind sehr schöne, trockene, heitere und warme Tage zwischen dem 8. und 15. März kein gutes Vorzeichen für das Frühjahr und haben zunächst Sturm und Schnee und oft Frost vom 20. an bis gegen Ende des Monats zur Folge. Diese alten Beobachtungen mögen uns sür die Unbilden der jetzt herrschenden Witterung trösten. — Der Verkauf der Nundreisekarten mit 30- tägiger Giltigkeit durch das Erzgebirge, sowie der Rundreisekarlen mit 35-tägiger Giltigkeit durch Nord böhmen beginnt bereits am 15. März anstatt, wie seither, am 1. Mai. Hierdurch wird namentlich auch denjenigen eine Annehmlichkeit geboten, die zu Ostern eine Rundreise nach den genannten Gegenden unter nehmen wollen. Bärenstein. Auf zeither noch unermittelte Weise entstand am Sonntag Vormittag in dem zum hiesigen Nittergute gehörigen Schlotzgebäude ein Stuben - brapd, welcher nur gertnge Schäden an Wänden, Decke und Thüren rc. veranläßte und bald gelöscht werden konnte. H Kreischa. Der Vorsteherin unseres Frauen vereins, Frau Kreishauptmann von Hausen, sind vor einigen Tagen wieder 100 Mark zum Fond für die zu gründende Kinderbewahr-Anstalt von einem wohl- thätigen Dresdner Herrn überreicht worden. Die Er richtung dieser Anstalt dürfte sich in nicht allzuferner Zeit ermöglichen lassen. -- Kreischa. Am Sonnabend hielt im landwirth- schaftlichen Verein Hierselbst Herr Professor Brümmer aus Jena einen Vortrag über Züchtung und Fütterung des Pferdes. Die Anwesenden folgten mit sichtlichem Interesse und lohnten den gewandten Redner mit reichem Beifall. — Der Männergesangverein gedenkt am 3. Osterseiertage im Etablissement Blasche einen Familien abend abzuhalten, wobei den Gästen außer ernsten und humoristischen Vorträgen auch ein Theaterstück geboten werden wird. — Der am 27. Januar im hiesigen Orte ver haftete Tischler Schaube aus Hammer in Schlesien wurde vom Landgericht Freiberg wegen Sittlichkeits verbrechen zu 8 Monaten, wegen Erregung öffentlichen Aergerniffes zu 1 Monat Gesängniß und wegen Bettelns zu 14 Tagen Hast verurtheilt. 4 Poffendorf. In Anwesenheit deS Kirchenvor standes und zahlreich versammelter Kirchengemeinde fand am Sonntage Lätare die Gastpredigt des Herrn Hilfsgeistlichen Wackwitz aus Blankenburg i. Th. um das erledigte hies. Diakonat statt. Kommenden Sonn tag Judica wird die letzte Gastpredigt vom Herrn Ephorievikar Hartung-Ruppendorf gehalten. — Am Sonntage Lätare fand die öffentliche Prüfung der männlichen Konfirmanden durch Herrn Diakonus Nadler statt; Sonntag Judica folgt die Prüfung der weiblichen Konfirmandinnen durch Herrn Pastor Nadler. Dresden. Im Ministerhotel auf der Seestraße ging am Sonnabend, Nachmittag 2 Uhr, die feierliche Eröffnung der internationalen Sanitätskonferenz vor sich. In herzlichen Worten hieß dabei Staats minister v. Metzsch in französischer Sprache die illustre Versammlung, in welcher nur vereinzelte Delegirte fehlten, im Namen des Kaisers und des Königs Albert willkommen. Der k. k. österreichisch-ungarische Gesandte v. Hengelmüller sprach alsdann den Dank der Ver sammlung aus und verbreitete sich über die Aufgaben und Ziele der Konferenz. Per Aklamation ward der königlich preußische Gesandte Graf Dönhoff zum ersten und der österreichisch-ungarische Gesandte von Hengelmüller zum Vicepräsidenten gewählt. Darauf verschütt man zur Bildung des Sekretariats. Die Leitung des Bureaus untersteht dem königl. sächsischen Geh. Legationsrath Frhrn. v. Friesen. In demselben sind vertreten Graf Arcot aus Paris, sodann je ein Sekretär vom Auswärtigen Amte in Berlin und von der französischen Botschaft in Berlin. Nach dieser Konstituirung wurden die Berathung.n der Konferenz bis Dienstag vertagt, da mehrere Delegirte noch nicht eingetroffen sind. Die Jnstallationsarbeiten sind durch das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten mit großer Sorgfalt ausgesührt worden. Die Verhandlungen selbst finden, wie schon erwähnt, unter Ausschluß der Oefsentlichkcit statt. — Das kgl. Ministerium des Innern Hal neuer dings verordnet, daß die Grundsätze, welche bisher hin sichtlich der öffentlichen Tanzmusik in den Land gemeinden galten, nunmehr auch in den Städten mit revidirter Etädteordnung einzuführen sind. — Der Kantoren- und Organistenverein der Kreishauptmannschaft Dresden hält Donnerstag, den 6. April, Vormittags 9 Uhr, im kleinen Saale des Lagenhauses zu Dresden, Ostra-Allee 15, 1. Etage, seine diesjährige Hauptversammlung ab. Auf der Tages ordnung stehen: Geschäfts- und Kassenbericht, Bericht des Rezensenten über die eingegangenen Arbeiten, Bericht über die Bibliothek, Bericht des Vorsitzenden, Professor Oskar Wermann, über die mit den übrigen Vereinen geführten ein „Normalmaß der Pedalklaviatur" betref fenden Verhandlungen, Wahl des Vorsitzenden, deS Protokollanten und eines Rezensenten, Vortrag deS Herrn I)r. pkil. und läo. tbool. Schmidt über: „Die Bedeutung der Musik im Kultus der evangelischen Kirche". Abends 7 Uhr findet eine gesellige Vereinigung mit den Angehörigen statt. — Bei der internationalen Sanitätskonferenz in Dresden sind bis jetzt folgende Staaten vertreten: Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Italien, Frankreich, Rußland, England, Spanien, Belgien, Dänemark, Griechenland, Montenegro, Portugal, Rumänien, die Schweiz- Serbien und Schweden-Norwegen. Den Vorsitz in der Konferenz wird voraussichtlich der preu ßische Gesandte Graf Dönhoff führen. Die Verhand lungen dürften etwa drei Wochen dauern. Auf der Konferenz ist auch Professor vr. Koch in seiner Eigen schaft als außerordentliches Mitglied deS kaiserlichen Gesundheitsamtes zugegen. Bischofswerda. Das hiesige Raths- und Stadt verordnetenkollegium haben beschlossen, den städtischen Beamten eine Gehaltsaufbesserung in Höhe von 10»/», vom 1. Januar 1893 an zahlbar, zu gewähren. Die Beamten erhalten daher diese Erhöhung für die bereits verflossenen Monate nachgezahlt. Waldheim. Der Bericht über die in voriger Woche im Zuchthause verübte Mordthal wird jetzt noch durch einige Einzelheiten erweitert. Dem Ver nehmen nach hatte der Mörder von einer 8jährigen Zuchthausstrafe nur noch etwa 2 Jahre zu verbüßen und sich während seiner bisherigen Strafzeit gut ge führt. Er ist 24 Jahre alt, war vorher schon in der Anstalt Bräunsdors untergebracht und kam nach kurzer Freiheit in das Zuchthaus. Sein Vater büßt gleich zeitig mit ihm eine längere Freiheitsstrafe im Zuchthause zu Waldheim ab und soll bei den Ausbruchsvorbereitungen betheiligt gewesen sein. Die Verwundungen des Auf sehers Schietzel erweisen sich glücklicherweise als nicht so schwer, wie anfänglich befürchtet wurde, eS ist zu hoffen, daß er bald wieder hörgestellt ist. Leider läßt sich von dem Zustande des Aufsehers Finsterbusch nicht das gleiche sagen. Finsterbuschs Gesicht ist in Folge der erhaltenen Wunden so stark geschwollen, daß sich noch gar nicht beurtheilen läßt, ob beide Augen zu retten sind, oder ob er eins derselben oder gar beide verlieren wird. Der Mörder selbst hat bei seinem Ausbruchsversuch verschiedene Hiebe über Kopf und Gesicht erhalten, doch ist dabei eine Verletzung der Schädeldecke nicht eingetreten. Mit welcher Wuth der Mörder auf seine Opfer zugestochen hat, dürfte daraus hervorgehen, daß der Aufseher Pausier, welcher be kanntlich bereits am Dienstag Abend an seinen Wunden verstarb, das ihm in den Nacken gestochene Messer vorn am Halse herausgekommen war. Zschopau. Wie die hiesige Stadt zu ihrem statt lichen Rath Hause gekommen ist, wird nur Wenigen bekannt sein. Sie verdankt dieses Besitzthum der Grobheit des Erbauers, Kornelius von Rüxleben, der kürsürstlicher Landjägermeister war und das nahe bei Zschopau gelegene Rittergut Crumhermersdorf besaß. Er konnte das 1565 von ihm in Zschopau errichtete „Edelhaus" nur sieben Jahre benützen. Im Jahre 1574 beging er die Unvorsichtigkeit, unehrerbietig von der Kursürstin Anna, als einer geizigen, sich unberufen in politische Dinge einmischenden Fürstin, und von ihren Söhnen als ungezogene Herrlein zu sprechen. Das nahm ihm „Mutter Anna" sehr übel. Er wurde verhaftet, nach Dresden gebracht und mußte in der Hofstube vor dem ganzen Hofstaate öffentlich Abbitte leisten, Widerruf thun und sich mit eigener Hand „auf sein lästerlich Maul schlagen". Nach geleisteter Ab bitte wurde er als Staatsgefangener nach Leipzig auf die Pleißenburg gebracht, wo er am II. November