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WHmtz-ZkitilW Nr. 21. 59. Jahrgang Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Mr „Welßerih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei- nwl: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., cinmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 1V Pfg- - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk- sanie Verbreitung findest, werden mit 10 Pfg- die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen« dem Ausschlag. — Einge» sandt, im redaktionelle» Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit schtskitigem „Zilustrirten llnterhsltungrdlatt". » Mit humoristischrr lll-chenbrilagr „Skifenblsfin". * Mit land- und hsurwirthschnsttichrr Monat,beiisge. Sonnabend, den 18. Februar 1893 Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Durch den Erlös der vom hiesigen Frauenverein am 3. Weihnachtsfeiertage ver anstalteten theatralischen Aufführung durch Kinder war es möglich, 4 Konfirmandinnen mit nützlichen Beklei dungsgegenständen zu beschenken. Die Bescheerung sand am Dienstag Abend im Stern statt, wobei Herr Oberlehrer Kantor Hellriegel eine Ansprache hielt. Für jedes Kind konnten ca. 12 Mk. aufgewendet werden. — Gestern Donnerstag Abend >/,10 Uhr war von hier aus ein Feuerschein nach Ruppendorf oder Obercunnersdorf zu wahrzunehmen. Dresden. Die Cholera-Konferenz in Dresden erhielt ihre Anregung von Oesterreich-Ungarn, worin dieses von Deutschland wirksam unterstützt ward; es waren viele Schwierigkeiten zu überwinden, beispiels weise bezüglich der für das große Ziel der Konferenz doch gewiß gleichgiltigen Frage der Wahl des Berathungs- ortes. Die Regierung einer Großmacht zeigte eine unverkennbare Abneigung, die Konferenz zu beschicken, falls sie in der Hauptstadt eines der verbündeten Kaiser reiche abgehalten würde. Diesen Bedenken wurde schließlich der Sache halber dadurch Rechnung getragen, daß man sich für die Wahl Dresdens zum BerathungS- orte entschied. Außerdem hat aber auch das Auftauchen sachlicher Einzelfragen den Gang der Vorverhandlungen verzögert. Der nun feststehende Beschluß, daß den Delegirten der einzelnen Mächte medizinische Autori täten als Beiräthe beigegeben werden sollen, bot, ob wohl man diese Lösung als die einzig richtige bezeichnen muß, Anlaß zu längerer Erörterung. Daffelbe galt von der Frage, ob die zu vereinbarenden internatio nalen Maßnahmen nur die Verhütung der Cholera- Einschleppung oder auch den Schutz gegen andere Epidemien betreffen sollten. Die Entscheidung ist nun in ersterem Sinne gefallen, und das Programm der Konferenz wird sich daher nur auf die Feststellung der Quarantäne-Maßnahmen erstrecken, welche gegen die Einschleppung der Cholera auf dem Land- und Fluß wege gemeinsam als allgemein giltig normirt werden sollen. Auf die See-Quarantäne wird sich die Tätig keit der Konferenz nicht erstrecken, da die diesbezüglichen, schon heute geltenden Bestimmungen als vollkommen ausreichend betrachtet werden müssen. Sebnitz. Eines plötzlichen Todes, merkwürdig in seiner Ursache, starb hier dieser Tage ein Fabrik arbeiter. Durch heftiges Niesen sprang ihm im Kopf eine Ader, infolgedessen er in wenigen Minuten durch innere Verblutung aus der Milte der Seinigen ge rissen wurde. Löbau. Nach einem Beschlüsse des Kirchenvor standes und des Gemeinderathes zu Eibau soll die dortige Kirche in Zukunft elektrisch beleuchtet werden; die Arbeiten sollen sofort in Angriff genommen werden. Zittau. Der von Görlitz um 9 Uhr 20 Min. Nachm. hier ankommende Personenzug der Preußischen Staatsbahn fuhr am Mittwoch mit der Maschine über die Drehscheibe hinweg mit beiden Puffern in bas Telegraphenbureau hinein, indem er die Mauern durch brach. Glücklicher Weise ist Niemand zu Schaden ge kommen. Freiberg. Für die diesjährige erste Sitzungs periode des Königlichen Schwurgerichts sind fol gende Hauptverhandlungen angesetzt worden: Diens tag, den 21. Februar, Vormittags V»10 Uhr gegen den Hausbesitzer und Maurer Johann Hermann Schreiter in Brand wegen Meineides; Mittwoch, den 22. Februar, Vormittags '/,10 Uhr gegen Anna Therese verehel. Steinbrecher Schulze geb. Hoppe in Siebenlehn wegen durch Körperverletzung verursachter Tödtung; Donnerstag, den 23. Februar, Vormittags '/»IO Uhr gegen den Fleischergesellen Emil Richard Gehlert aus Colmnitz wegen Mordes; Freitag, den 24. Februar, Vormittags '/»IO Uhr gegen den Bret- schneider Karl August Grunert aus Schlettau wegen Versuchs des schweren Raubes, Landstreichens und Bettelns; Vormittags '/ei2 Uhr gegen den vormaligen Postverwalter Robert Paul Zimmermann in Klingen berg wegen Unterschlagung im Amte und Urkunden fälschung. — Das Kgl. Landgericht verurtheilte am 14. Februar den Handelsmann Gustav Adolf Schneider, geboren am 27. Mai 1854 zu Börlas, in Dresden wohnhaft, wegen Hausfriedensbruch und Bettelns zu 10 Tagen Gesängniß und 3 Tagen Haft. Meißen. Wieder sind2MännerdurchVerschütten verunglückt und zwar die Steinbrecher Seifert und Fischer aus Zschochau, welche in dem Kalksteinbruche des Herrn Eulitz-Pulsitz am 9. d. M. damit beschäftigt waren, auf dem freiliegenden Kalkfelsen Sprenglöcher zu bohren. Während der Arbeit, wobei ein Mann saß und der andere stand, hat sich ein Stück Erdreich oberhalb des Felsens, jedenfalls durch das Thauwetter gelockert, so schnell gelöst, daß Seifert sich nicht rasch genug aus seiner sitzenden Stellung erheben und fliehen konnte und von dem Erdreich todt gedrückt wurde. Fischer rettete sich wohl durch einen kühnen Sprung nach einem tiefer gelegenen Felsenvorsprung, brach aber dabei ein Bein. Roßwein. Eine Vereinigung der bedeutendsten Ziegeleibesitzer von Roßwein und Umgegend hat beschlossen, einen einheitlichen Preis für ihre Z'egel- sabrikate einzusühren. Jeder der zur erwähnten Ver einigung gehörigen Ziegeleibesitzer ist bei hoher Geld buße verpflichtet, das Mille Mauerziegel netto gegen Kaffe ab Ziegelei I. Sorte mit 21 M. und II. Sorte mit 19 M., dagegen franko Roßwein und Nieder striegis I. Sorte mit 23 M. und II. Sorte mit 21 M. zu verkaufen. Für die Umgegend bleiben die Platz preise dieselben, nur erhöhen sich die Fuhrlöhne der Entfernung entsprechend. Für ausgesucht bessere Waare — Pflastersteine und Rohbauziegel — werden höhere Preise berechnet. AuS dem Vogtlande. Größer, als man erwartete, sind die Massen von Mutterkorn, die seit September vorigen Jahres bis jetztaus dem Vogtlands nach England und Amerika ausgeführt worden sind. So bekam z. B. ein Oelsnitzsr Droguist so bedeutende Mengen Mutter korn aus den umliegenden Dörfern zugetragen, daß er in kurzer Zeit einen Auftrag von 10 Zentnern ausführen konnte. Bei der nicht geringen Anzahl von Droguisten, die sich mit dem Einkauf dieses gewinn bringenden Arzneimittels befaßt, darf man annchmen, daß wieder Hunderte von Zentnern Absatz gefunden haben. Die Droguisten erzählen, daß seit dem vorigen Jahre die Landleute der entlegensten Ortschaften ihre Säckchen mit Mutterkorn in den Städten in Geld um setzen (eine Wirkung der volksthümlichen Aussätze im „Vogtl. Anzeiger" über diesen Gegenstand.) Da die Landleute den Ertrag aus dem Mutterkorn vielfach zur Erwerbung von Sparkassenbüchern für die Kinder, welche das Auslesen desselben besorgen, verwendeten, so gewinnt dieser brotvergiftenke Pilz volkswirthschaft- liche Bedeutung. Leider hat sich die Spekulation seit dem vorigen Monat dieses Artikels bemächtigt und läßt den Preis des Kilogramms zwischen 1.50 und 4.50 Mark beliebig steigen und fallen. Der massen hafte Auskauf von Mutterkorn hat zu der Annahme geführt, daß dieses Gift noch anderen Zwecken als bisher dient. In der Medizin wird eS als blut stillendes Mittel (bei Lungenkrankheiten) in Lösung oder in Tabletten innerlich gegeben oder zu Ein spritzungen verwendet. In Fachkreisen wird vermuthet, daß neuerdings ein narkotischer Trank daraus herge stellt wird. Aue. Seit kurzer Zeit wird in der Gädelschen Wäschesabrik in Lauter die Elektrizität nicht nur zum Betriebe von Schleuder- und Zuschneidemaschinen, sondern auch zur Heizung der Plättglocken verwendet. Statt des Plättstahles wird in die Plättglocke eine mit Platinadraht umwickelte Asbestsohle gebracht. In dem der elektrische Strom hindurchgeleitet wird, erglüht der Draht, es erwärmt sich der Asbest und die ganze Plättglocke. Die Plätterin kann jederzeit durch eine bequem zu handhabende Ausschaltung die Erwärmung abstellen. Meerane. Einen harten Kampf mit Dieben hatte in der Nacht zum vergangenen Sonnabend der Gutsbesitzer Pilling in Gosel zu bestehen. Zu Mitter nacht aus dem oberen Gasthof heimkehrend, bemerkte er verdächtiges Licht in seiner Wohnung, welches bald wieder verschwand. Als er in die Stube trat, fiel ihm in der kleinen Nebenstube ein Geräusch auf. Kaum hatte er die Thür aufgewirbelt, so sah er ein^e Personen zum Fenster hinausspringen. Entschlossen griff er nun nach seiner Flinte und eilte in den Garten, wo er im Dunkel Jemanden bemerkte. Drei- i mal rief er: „Wer da, oder ich schieße!" Plötzlich kam jedoch ein robuster Kerl auf ihn zugesprungen, und es entwickelte sich hierauf ein regelrechtes Hand gemenge, wobei Herr Pilling auf einer noch beeisten Fläche zu Fall kam und bedeutende Verwundungen im Gesicht erhielt. Die Diebe, drei an der Zahl, vermochten inzwischen das Weite zu finden. Plauen i. B. Oberbürgermstr. Kuntze hat mit dem Kriegsminister eine Besprechung in der Garnison frage für Plauen gehabt und von diesem die Mit theilung erhalten, daß bei der Art der beabsichtigten Heeresvermehrung Plauen in absehbarer Zeit eine Garnison nicht erhalten werde. In Frage könnte dies nur dann kommen, wenn neue Regimenter gebildet oder das 6. Jnsanterie-Reg. Nr. 105 von Straßburg nach Sachsen zurückoerlegt würde, was in absehbarer Zeit nicht zu erwarten sei. Oschatz. Das Thau- und Regenwetter der letzten Tage, welches dem Döllnitzbache bei Oschatz das sogen. Waldwasser zuführte, ist selbstverständlich nicht ohne steigenden Einfluß auf diesen geblieben. Die angren zenden Wiesen sind fast sämmtlich unter Wasser ge setzt, so daß das Wiesenthal einem See gleicht. Hätte die Stadt Oschatz in ihrem Gebiete nicht den Bachlauf regulirt, so hätte sich diese Ueberschwemmung schlimmer gestaltet. Auch auf die Bahn ist die Waffermenge nicht ohne Einfluß gewesen, denn die Personen, welche nach Strehla fahren wollen oder von Strehla kommen, können nicht auf dem Bahnhofe Oschatz ein- und aussteigen, sondern müssen das im Dorfe Zschöllau thun. Döbeln. In der Umgegend von Stauchitz (an der Strecke Riesa-Döbeln gelegen) „spuckt" es wieder einmal. Jeden Abend, wenn die „Geister umgehen", begeben sich Schaaren von Stauchitzer Einwohnern nach dem Bahnübergänge bei Hof hinaus, woselbst die „Gespenster" ihr Wesen treiben sollen. Zu dem tan zenden Nohrstocke hat sich nach dem „Oschatzer Tage blatt" nun auch noch eine große eiserne Kugel gesellt die in einem Gebäude daselbst Herumrasen soll. In einem Hause hat man sogar den Fußboden ausgeriffen, da unter ihm unaufhörliches Klopfen auf das Treiben der Geister schließen ließ. Als vor einiger Zeit ein alter Stallschweizer, wie es scheint, nebenbei ein mo derner „Doktor Faustus", die „Geister" beschworen hatte, herrschte eine ganze Zeit über Ruhe. Man gab dem Braven für das Vertreiben der unheimlichen Gäste freiwillig 5 Mark als Belohnung. Da diese 5 Mark aber infolge Vorstellungen seitens einiger Ver nünftiger zurückgefordert wurden, begann der Unfug, wie es der „Geisterbeschwörer" vorausgesagt halte, von Neuem. Viele Kinder und auch Erwachsene wagten sich des Abends nicht mehr auf die Straße. — Bald fand aber der Spuk ein Ende. Durch energisches Forschen des Kaufmann Schneider ist es gelungen, den „um gehenden Geis'." in der Person des 12jährigen Bahn wärtersohnes Helbig zu entdecken. Der Bursche ist