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DK „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalle», Postböten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmh-MtiiW. Amtsblatt Inserate, welche del de» bedeutenden Auflage bei Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden nut 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coniplicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eiime- sandt, un redaktionellen Theile, die Spaltenzeili 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 20. Donnerstag, den 16. Februar 1893. 59. Jahrgang. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit schtseitigkin „Zllustrirten llnterhilltinigsbliitt". ' » Mit humoristischer lllochenbeilsge „Seifrnbkseil". » Mit lsnd- und hsusunrthschastlicher Moustsbeilage. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Die warme Witterung der letzten Tage hat mit Schnee und Eis in unserer Ge gend bedeutend aufgeräumt und die Wege und Stege fast überall zu bodenlosen Morasten umgewandelt. Von den Bergen und Höhen rieseln überall Wasser adern herab und füllen Mühlgräben und Fluß bis zum Rande. Weiter hinauf im Gebirge ist von sommerlicher Wärme allerdings noch nichts zu spüren und wird es wohl noch geraume Zeit dauern, bis hier die enormen Schneemassen geschmolzen sind, die der Winter hier aufgestäpelt hat. — Am Dienstag Nachmittag wurden im Nestau- rationsgarten in Berreuth bereits 2 Staare gesehen. — Der Wetter-Professor Rudolf Falb prophezeit einen neuen Schneefall, und zwar am kommenden Donnerstag, den 16. Februar, der ein kritischer Tag erster Ordnung sein soll. An diesem hätten wir eine Zunahme der Niederschläge in Form von Schneefällen zu erwarten, die bis zum 23. Februar fortdauern werden. Dieser Tag aber soll uns wieder Thauwetter bringen. — In vielen Kreisen der Bevölkerung unseres engeren Vaterlandes Sachsen kann man sich noch immer nicht mit der obligatorischen Fortbildungsschule trotz ihres nun 18jährigen Bestehens befreunden. Es unterliegt ja keinem Zweifel, daß manchem Lehr- oder Dienstherrn dadurch, daß die bei ihm lernenden oder dienenden Knaben wöchentlich 2—4 Stunden ihrer Fortbildungsschulpflicht genügeleisten müssen, kleine Unannehmlichkeiten bereiter werden können. Es steht aber auch fest, daß der Fortbildungsschulunterricht so wohl seines praktischen, als auch seines sittlichen Werthes wegen gar nicht so uüterschätzt werden sollte, wie das leider noch häufig genug geschieht. Der für seinen Dienst- oder Lehrherrn arbeitende Knabe besitzt doch einen Geist, der vor Allem in der Fortbildungs schule weitergebildet werden soll. Die Knaben lernen da Manches, was in den Volksschulen nicht gelehrt worden ist; Manches soll da vertieft oder befestigt werden. Viele, die über die Zwecklosigkeit des Fort bildungsschulunterrichts abfällig urtheilen, haben sich noch nie die Mühe genommen, durch Beiwohnen der Prüfung der Fortbildungsschüler oder durch Einsicht nahme in die schriftlichen Arbeiten derselben die Ziele des Fortbildungsschulunterrichts überhaupt kennen zu lernen. Erfreulich ist es darum anzuerkennen, daß auch viele Handwerker und auch Landwirthe den hohen praktischen und sittlichen Werth des Fortbildungsschul unterrichtes trotz aller Widersprüche ihrer Berufs - genossen anerkannt haben. Viele Handwerkerinnungen, viele landwirthschastliche Vereine haben dies gethan. Zum größten Theil hat die Abneigung gegen den Fortbildungsschulunterricht, besonders gegen das dritte Fortbildungsschuljahr, keinen anderen Grund als Selbst sucht und Eigennutz der betreffenden Lehr- oder Dienst herren. Werden doch überall die Unterrichtsstunden der Fortbildungsschule so gelegt, daß sie der den Unterricht besuchende Knabe ohne Nachtheil seines Herrn besuchen kann. Allen kann man freilich nie gerecht werden, aber doch der Allgemeinheit. Und wenn nun auch nach dem Gesetz „ausnahmsweise" die vorzeitige Entlassung dieses oder jenes Fortbildungs schülers stattfinden kann, so soll doch diese Entlassung „Ausnahme" bleiben, nie Regel werden. Es ist un gesetzlich, wenn an manchen Orten jedes Schuljahr Schüler entlassen, oder alle Schüler nach nur zwei jährigem Schulbesuch entlassen werden. Schmiedeberg. Der hiesige Naturheilverein hält am nächsten Sonntag im Gasthose cine öffentliche Ver sammlung ab, in der Herr Ketzler aus Glauchau über das dem Bundesralhe vorliegende NeichSseuchengesetz sprechen wird. K Glashütte. Am Freitag Abend kurz nach 7 Uhr konnte man nach längere Zeit mäßiges Wetter leuchten beobachten. — Die ersten Staare wurden ver gangenen Freitag hier beobachtet. — In hiesiger Haupt-Natural-Verpfleg-Sta- tion gelangten im Monat Jan. 1S6 Marken ü 25 Pf. für Nachtverpflegung, 6 Marken ä 20 Pf. für volle und 3 Marken ä 10 Pf. für halbe Tagesverpflegung zur Ausgabe. Der Kostenaufwand hierfür betrug also insgesammt 40 M. 50 Pf. bei einer Gesammtfrequenz von 165 Mann. H Poffendorf. Gelegentlich der Lyahl unseres hochverehrten Herrn Diakonus Nadler als Pfarrer dürste es für unsere Parochianen von einigem Interesse sein, zu erfahren, daß dieser Fall, Uebergang des Pfarr amtes vom Vater auf den Sohn, unter den seit der Reformation bis heute angestellten Geistlichen in Possen dorf, der zweite ist. Im Jahre 1751 ward NaZ. Joh. Gottfried Dalichovius der Nachfolger seines Vaters im hiesigen Pfarramte. — Wohl selten ist hier eine Versammlung so stürmisch verlaufen, als die am vorigen Sonntage stattgefundene Wanderversammlung des Neformvereins für Lockwitz und Umg., in welcher an Stelle des be hinderten Reichstagsabg. Zimmermann Hr. Feyerherm- Dresden den angekündigten Vortrag über „Judenthum und Verjudung" hielt. Der Vorsitzende, Hr. Schreiber- Niedersedlitz, eröffnete die Versammlung mit einem Hoch auf Kaiser und Reich, König und Vaterland. Vor Beginn des Vortrages verlangten die zahlreich erschienenen Sozialdemokraten vom Vorsitzenden zunächst Abstimmung über unbeschränkte Redefreiheit, wurden aber mit dieser Forderung energisch abgewiesen. In folgedessen entstand ein großer, lange anhaltender Tumult, so daß es dem Vortragenden schwer wurde, sich Gehör verschaffen zu können. Erst nachdem der Vorsitzende nach langem Wortkampse mit den Führern der Sozialdemokraten denselben die Zusicherung ge geben, daß es ihnen gestattet sei, nach Schluß des Vortrages sprechen zu dürsen, legte sich der Tumult etwas, während des Vortrages jedoch immer wieder von Neuem ausbrechend. Reicher Beifall lohnte dem gewandten Redner für seine Auslegungen. Nach einer Pause, welche zur Einzeichnung in die ausgelegten Anmeldelisten zur Gründung eines Reformvereins be nutzt wurde, forderte der Vorsitzende zur Debatte auf, an welcher sich nur Sozialdemokraten belheiligten. Der Vorsitzende, Herr Schreiber-Niedersedlitz, schloß die Versammlung mit einem Hoch auf Kaiser und Reich, König und Vaterland. Nach noch einige Zeit anhaltendem Tumulte und Absingung sozialdemokra tischer Lieder verließen die Anhänger dieser Partei den Saal, während sich die Gesinnungsgenossen der antisemi tischen Partei in einem reservirten Gastzimmer ver sammelte», um einen Reformverein für Possendorf u. Umgegend zu gründen. i — Am vergangenen Sonntag feierte der hiesige Militärverein im festlich geschmückten Saale des Gasthofes sein 14. Stiftungsfest, bestehend in launigen und ernsten Vorträgen und Festball. Gegen 9 Uhr Abends wurde die Vereinsfahne abgeholt, bei welcher Gelegenheit der Vorstand des Vereins, Herr Apotheker Heim, eine packende Ansprache an die Kameraven und übrigen Festtheilnehmer hielt, welche mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Albert schloß. Sicher wird dieses so schön verlaufene Fest allen Theilnehmern eine angenehme Erinnerung bleiben. Dresden. König Albert wird sich am 5. März zu mehrtägigem Aufenthalt nach Leipzig begeben. Zu würdigem Empfang werden daselbst schon umfassende Vorkehrungen getroffen. — In seiner Wohnung auf der Lüttichaustraße in Dresden starb am 13. Februar Gen«ralmajoc a. D. Ed. Moritz Graf von Holtzendorff im hohen Alter von 99 Jahren. Der Verblichene wurde am 3. Juni 1794 zu Schloß Bärenstein geboren. 1806 besuchte er die Domschule zu Naumburg, 1812 ward er Sous lieutenant in der damaligen sächsischen Leib-Kürassier- Garde, während er 1813 bei Leipzig focht und 1849 als Oberst das Leib-Kürassier-Regiment nach Jütland führte. Am 14. September 1854 nahm der verdiente Mann seine Entlassung aus dem Militärdienste. Als er sein 80jähriges Jubiläum feierte, ward er zum Generalmajor ernannt. Das Gardereiter-Regiment defilirte in Parade vor seinem ehemaligen Oberst, welchen König Albert persönlich in seiner Wohnung aussuchte. s — Ueber den Stand des Schulwesens im König reich Sachsen liegen folgende statistische Mittheilungen vor, die allgemeinerer Beachtung Werth sind: Es be standen im Jahre 1891 im Königreich Sachsen 5 Hoch schulen mit zusammen 294 Dozenten und 4027 Studirenden; 17 Gymnasien mit 439 Lehrern und 5537 Schülern; 10 Realgymnasien mit 241 Lehrern und 3381 Schülern; 28 Realschulen mit 356 Lehrern und 6134 Schülern; 19 Seminare (einschl. 1 katholischen und 2 Lehrerinnenseminaren) mit 267 Lehrern und Lehrerinnen und 2650 Schülern; I Turnlehrerbildungs anstalt mit 5 LehrLrn, 30 kursirenden Lehrern und Lehrerinnen und 1400 Schülern verschiedener Anstalten. Die Zahl der vorhandenen Volksschulen betrug 2171 öffentliche evangelische, 39 öffentliche römisch-katholische, 17 Vereins- und Stiftsschulen, 60 Privatschulen, inS- gesammt 2287 Volksschulen. An Lehrkräften waren an diesen Schulen thätig 8797, die Echülerzahl betrug 591,084. Fortbildungsschulen gab es 1943; außerdem 208 Schulen für verschiedene militärische, gewerbliche, industrielle, landwirthschastliche und Kunstzwecke. — Ueber den Milchempfang auf den Dresdner Bahnhöfen im Jahre 1892 ist Folgendes festgestellt: Der Schlesische Bahnhof erhielt von 44 Stationen 274,480 volle Krüge mit 7,177,890 KZ Gewicht. Die Station Seitschen lieferte 27,771, Loeben 15,312, Stolpen 14,169, Neustadt bei Stolpen 13,770, Bisch heim 13,556, Bischofswerda 12,003, Kubschütz 11,098 Krüge. Der Leipziger Bahnhof erhielt 139,520 Krüge mit 3,715,240 KZ Gewicht. Obenan steht Ziegenhain mit 20,103, sodann Meißen mit 13,110, Oschatz mit 12,380, Priestewitz mit 10,654, Dippoldiswalde mir 9289 Krügen. Der Böhmische Bahnhof erhielt von 66 Stationen 308,169 Krüge,mit 7,786,900 KZ Gewicht, oder mehr von 10 Slatiönen 35,853 Krüge mit 986,990 KZ Gewicht. Der Friedrichstädter Bahn hos endlich erhielt von 3 Stationen 7438 Krüge mit 189,500 KZ, darunter Böhla mit 4954 Krügen. Auf diesen 4 Bahnhöfen wurden im Jahre 1892 eingebracht: 729,607 Krüge mit 18.869,530 KZ Gewicht gegen 695,988 Krüqe mit 17,897,240 KZ, oder mehr 33,619 Krüge mit 972,290 KZ — 5 Prozent. Täglich gingen im Durchschnitt 1999 Krüge mit 51,698 KZ Gewicht ein. — Die Arbeiten an der Loschwitz Blasewitzer Elb- brticke haben wieder begonnen; am 1. Juli wird sie dem öffentlichen Verkehr übergeben. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde am 13. Februar der Stuhlbauer Paul Robert Börner, geboren den 12. Oktober 1869 zu Rabenau und da selbst wohnhaft, wegen Urkundenfälschung und Betrugs zu 1 Jahr 6 Monaten Getängniß, wovon 3 Wochen für verbüßt zu erachten sind, sowie zu 3 Jahren Ehrenrechtsvertust verurtheilt. Ernstthal. Di.' geplante Vereinigung der Schwesterstädte Hohenstein und Ernstthal ist als ge scheitert zu betrachten. Nachdem Ernstthal am 16. und 17. Dezember o. I. der Vereinigung mit Hohen stein unter Vorbehalt zugestimmt batte, der Stadt gemeinderath in Hohenstein aber fest an seinen Be dingungen hielt, batte sich der Stadtgemeinderath zn Ernstthal vorige Woche wieder mit der Vereinigungs frage zu beschäftigen. Da die prinzipielle Gegnerschaft